„Sollte Gott gesagt haben?“ (1Mo 3,1):

Wie bibeltreu ist "bibeltreu"?

Die Chicago-Erklärung macht auf den ersten Blick einen sehr konsequenten und „heiligen“ Eindruck. Wir gestatten uns, gründlicher hinzusehen, dem Gebot des Paulus gehorsam: „Prüft ALLES“ (1Thess 5,17). Auch wenn große Teile des evangelikalen Christenheit einschließlich ihre Bibellehrer der Überzeugung sind, dass Kritik an der Chicago-Erklärung der Missachtung des inspirierten Gotteswortes gleichzusetzen sei.

Die Einleitung zur Chicago-Erklärung enthält Aussagen zur Intention, zu ihrer spirituellen Bedeutung und zu ihrem Selbstverständnis. Sie versteht sich als Bollwerk gegen die Gefährdung des Glaubens, die durch Verweigerung des uneingeschränkten Vertrauens zu allen Aussagen der Bibel gegeben sei. Wer Zweifel zulasse, und das Urteil seines Verstandes über den biblischen Wortlaut stelle, begünstige unweigerlich einen Erosionsprozess, der die Glaubwürdigkeit der Glaubensurkunde immer weiter auflöse. (Domino-Effekt) [1] In dieses Vakuum würden dann säkuläre Ideen eindringen, die Bibelworte so umdeuten und verfälschen, dass sie den eigenen Interessen dienen, anstatt ihren göttlichen Auftrag zu erfüllen. [2] Die Chicago-Erklärung versteht sich vor allem als Gegner der „liberalen theologischen Hochschulen“, die Gemeindeleiter so mangelhaft ausbilde, dass sie  ihre Gemeinden später im Glauben nicht fördern können.

Meine Einschätzung: die Vertreter der Chicago-Erklärung haben insoweit recht, als eine liberal-materialistische Theologie, die alles vom Menschen und nichts von Gott erwartet, ein „fulminantes Eigentor“ ist. Auch die Beobachtung, dass ein beklagenswerter Erosionsprozess stattfindet, der vermeidbar wäre, trifft mE zu. Auch ist es eine gute Idee, Leitgedanken des Bekennens und Verwerfens zu formulieren, die gläubige Menschen an die Gewissheiten ihres Glaubens erinnern und Verwirrung und unfruchtbaren Unfrieden infolge des unablässigen Widerstreits menschlicher Ansichten und Animositäten von der Glaubensgemeinschaft fernhalten.

Andererseits bin ich mir aber der Tatsache bewusst, dass  fragwürdige Motive, insbesondere panische Angst vor dem Verlust des Gewohnten sowie die Vergötzung religiös-emotionaler Bedürfnisse und mangelhaftes Vertrauen in die Führung durch den Heiligen Geist ein wesentliches Motiv für den Erfolg der Chicago-Erklärung sind und dass Angst nicht nur ein schlechter Ratgeber ist sondern auch blind machen kann. Blind auch für die charakterlichen Nebenwirkungen: es wirkt erbärmlich, wenn Gläubige zur Sicherung ihres „Glaubens“ an unwahren Behauptungen wider besseres Wissen festhalten, wenn sie sich gar kein Gewissen mehr machen, wenn sie gegen das göttliche Gebot ehrlicher Rechenschaft verstoßen. Selbstbetrug wird den Glauben weder stärken noch retten.

Die Frage bleibt also, ob die Chicago-Erklärung das richtige Instrument zur Glaubenssicherung ist, ob sie tatsächlich biblische Autorität optimal unterstützt und ob ihre Nebenwirkungen auch mit bedacht werden..

Gläubige sollten nicht so blind werden, dass sie eine Prüfung der Chicago-Erklärung von vornherein ablehnen. Das wirkt unglaubwürdig und komisch, wo doch Jesus selbst sogar zu einer Überprüfung seiner Person aufforderte. (Joh 8,46)

Betrachten wir nun die diskussionswürdigen Paragraphen!

Artikel Text Beurteilung
I Wir bekennen, daß die Heilige Schrift als das autoritative Wort Gottes anzunehmen ist. Wir verwerfen die Auffassung, daß die Schrift ihre Autorität von der Kirche, der Tradition oder irgendeiner anderen menschlichen Quelle erhielte. Die Gläubigen, die ca 145 n.Chr darüber entschieden, den Hebräerbrief nicht in den Kanon aufzunehmen (Kanon Muratori),  gehörten zur dritten oder vierten Generation der Christenheit. Warum sollten sie besseren Weitblick haben als wir heute, was in den Kanon hineingehört? Zeitweise glaubten sie sogar, dass die sadistische Petrus-Offenbarung in den Kanon hineingehöre, was sie später aber gottseidank korrigierten. Wir können heute auf 2000 Jahre Kirchengeschichte zurückblicken. Wir können uns deshalb ein viel klareres Bild von den Auswirkungen theologischer Konzepte machen, Das Leben wird nach vorne gelebt und erst im Blick zurück verstanden. Diese historische Erfahrung, die für ein zuverlässiges Urteil genutzt werden kann, fehlte der frühen Kirche.
II Wir bekennen, daß die Schrift die höchste schriftliche Norm ist, durch die Gott das Gewissen bindet und daß die Autorität der Kirche derjenigen der Schrift untergeordnet ist. Wir verwerfen die Auffassung, daß kirchliche Bekenntnisse, Konzilien oder Erklärungen eine höhere oder gleichrangige Autorität gegenüber der Autorität der Bibel hätten. Die Chicago-Erklärung beansprucht selbst eine der Bibel gleichrangige Autorität, da ihre Überprüfung und offene Diskussion in „bibeltreuen“ Gemeinden in der Regel nicht erlaubt ist. Gläubige, die auf Mängel und Falschinformationen hinweisen und eine genaue Untersuchung wünschen, werden als Gefahr für den „Glauben“ diffamiert und zum Schweigen gebracht.
III Wir bekennen, daß das geschriebene Wort in seiner Gesamtheit von Gott gegebene Offenbarung ist.
Wir verwerfen die Auffassung, daß die Bibel lediglich ein Zeugnis von der Offenbarung sei oder nur durch die Begegnung mit ihr Offenbarung werde oder daß sie in ihrer Gültigkeit von einer Antwort des Menschen abhängig sei.
Gehört nun der Hebräerbrief dazu oder nicht? Widerspricht er Paulus, wie Martin Luther warnte, oder nicht? Wenn er Werkgerechtigkeit begünstigen sollte, so wäre er als „anderes Evangelium“ (Gal 1,6-9) abzulehnen oder zumindest  mit warnenden Hinweisen anzubieten. Details siehe: www.hebraeerbrief.de
V Wir bekennen, daß Gottes Offenbarung in der Heiligen Schrift eine fortschreitende Offenbarung war. Wir verwerfen die Auffassung, daß eine spätere Offenbarung, die eine frühere Offenbarung erfüllen mag, diese jemals korrigiere oder ihr widerspräche. Wir verwerfen ferner die Auffassung, daß irgendeine normative Offenbarung seit dem Abschluß des neutestamentlichen Kanons gegeben
worden sei.
Wichtiges Gegenbeispiel: der Prophet Maleachi kritisiert die von Mose erlaubte Ehescheidung und stellt sie unter einen Fluch (Mal 2,13ff), obwohl Mose zugesichert hatte, dass jeder Gläubige gesegnet werden würde, der alles genauso machte, wie es das Gesetz sagte (5Mo 28,1 ff), das die Ehescheidung nicht nur duldete, sondern sogar ausdrücklich erlaubte. (5Mo 21,14)
IX Wir bekennen, daß die Inspiration zwar keine Allwissenheit verlieh, aber wahre und zuverlässige Aussagen über alle Dinge, über welche die biblischen
Autoren auf Gottes Veranlassung hin sprachen und schrieben, garantierte. Wir verwerfen die Auffassung, daß die Begrenztheit oder das Gefallensein dieser Schreiber notwendigerweise oder auf andere Weise Verzerrungen oder Fehler in Gottes Wort eingeführt habe.
Paulus mahnt in 1Kor 6,1 an, dass Gläubige ihren Rechtsstreit nicht vor einem weltlichen Gericht austragen dürften, sondern  „weise Brüder“ in der Gemeinde entscheiden lassen sollten. Das verrät nicht gerade viel Weitblick. Wohl kaum eine evangelikale Gemeinde macht diese Regelung verbindlich. Nur in Sekten wie den Zeugen Jehovas wird das praktiziert und die häufige Folge ist Rechtsbruch und Vertuschung (insbesondere bei sexuellem Missbrauch) Das Image der Glaubensgemeinschaft hat stets einen höheren Rang als die Wiedergutmachung eines angerichteten Schadens. Details siehe https://matth2323.de/verletzungen-unversorgt-lassen/ 

Bei unverständlichen Grausamkeiten wie die Abschlachtung aller kriegsgefangenen Frauen, die schon mal verheiratet waren (4.Mo 31,17-18) dient es eher dem Vertrauen in den Charakter Gottes, wenn man annehmen darf, dass solche Texte versehentlich in einer Zeit in die Heilige Schrift gelangt sind, in der das Volk sich um die Pflege des Glaubens nicht mehr gekümmert hat: . Details siehe: https://matth2323.de/wie-zuverlaessig-war-die-ueberlieferung-der-bibel/

XIV Wir bekennen die Einheit und innere Übereinstimmung der Schrift. Wir verwerfen die Auffassung, daß angebliche Fehler und Widersprüche, die bis jetzt noch nicht gelöst wurden, den Wahrheitsanspruch der Bibel hinfällig machen würden. Das Gebot, der Vergewaltiger müsse sein Opfer heiraten und dürfe es zeitlebens nicht entlassen (5.Mose 22,28-29) ist kein „angeblicher Fehler“, sondern ein schwerer Missgriff einer Kultur, die in einer frühen Phase in der Frau noch eher eine Sache als ein gleichwertiges Mitglied der Gesellschaft sah. Details siehe letztes Beispiel unter https://matth2323.de/destruktive-bibelworte-in-der-geschichte/
XV Wir bekennen, daß der Heilige Geist Zeugnis für die Schrift ablegt und den Gläubigen die Zuverlässigkeit des geschriebenen Wort Gottes versichert. Wir verwerfen die Auffassung, daß dieses Zeugnis des Heiligen Geistes von der Schrift isoliert sei oder gegen die Schrift wirke. Es gibt zwei Möglichkeiten, 2Tim 3,16 zu lesen: a) „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Erziehung in der Gerechtigkeit“ b) „Jede Schrift, die von Gott eingegeben ist, ist nützlich zur Erziehung in der Gerechtigkeit...“ (und was nachweislich schädlich wirkt, eben nicht!) Welche Lesart ist besser? Wir haben 1000 Euro Belohnung ausgelobt, für denjenigen, der für die sechs destruktivsten Aussagen in der Bibel nachweist: https://matth2323.de/1000-euro-belohnung/   dass sie doch eher nützlich als schädlich sind. Doch diese Belohnung hat sich auch nach vielen Jahren noch niemand verdient, sodass die Fehlerhaftigkeit als bewiesen gelten dürfte.
XIX Wir bekennen, daß ein Bekenntnis der völligen Autorität, Unfehlbarkeit und Irrtumslosigkeit der Schrift für ein gesundes Verständnis des ganzen christlichen Glaubens lebenswichtig ist. Wir bekennen ferner, daß solch ein Bekenntnis dazu führen sollte, daß wir dem Bild Christi immer ähnlicher werden. Wir verwerfen die Auffassung, daß ein solches Bekenntnis zum Heil notwendig sei. Wir verwerfen jedoch darüber hinaus auch die Auffassung, daß die Irrtumslosigkeit ohne schwerwiegende Konsequenzen, sowohl für den einzelnen, als auch für die Kirche, verworfen werden könne. Dieses Bekenntnis ignoriert die Feststellung Martin Luthers und vieler Betroffener, dass der Hebräerbrief mit der Androhung unumkehrbarer Verdammnis noch zu Lebzeiten für alle, die zu wenig geglaubt, die mutwillig gesündigt oder Weltliches über Geistliches gestellt haben,  ihre Heilsgewissheit, Glaubensfreude und seelische Gesundheit in Gefahr gebracht oder gar zerstört hat. Details siehe www.hebraeerbrief.de Sehr aufschlussreich  ist, dass sich Vertreter der Chicago- Erklärung sich fast immer weigern, sich über das evt Schädigungspotential dieses Briefes öffentlich auszutauschen.
II,I Wir bekennen, daß die normative Autorität der Heiligen Schrift die Autorität Gottes selbst ist und daß sie von Jesus Christus, dem Herrn der Kirche, bestätigt wird. Wir verwerfen die Berechtigung dafür, die Autorität Christi von der Autorität der Schrift zu trennen oder die eine der anderen entgegenzustellen. [3] Das ist sehr oberflächlich gesehen und hat gravierende Fehleinschätzungen zur Folge. (Siehe dazu auch den Beitrag „Zwangsbrille der Chicago-Erklärung„, Punkte 2 bis 4.) Die Autorität des buchstäblichen Sinnes wird sehr wohl bisweilen von Jesus in Frage gestellt. Jesus: „Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen.“ (Mk 2,27)  Paulus: „Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.“ (2Kor 3,6) Da diese Differenzierung in der Chicago-Erklärung kaum Bedeutung hat, werden werkgerechte Missverständnisse („giftige Theologie„) zum Dauerproblem in bibeltreuen Gemeinden.
II, XV Wir bekennen, daß es notwendig ist, die Bibel entsprechend ihres wörtlichen, also normalen Sinnes auszulegen. Der wörtliche Sinn ist der grammatischhistorische Sinn, das heißt, die Bedeutung, der der Schreiber Ausdruck verlieh. Die Auslegung entsprechend dem wörtlichen Sinn trägt Redewendungen und literarischen Formen, die sich im Text finden, Rechnung. Wir verwerfen die Berechtigung jedes Zugangs zur Schrift, der ihr Bedeutungen zuweist, die der wörtliche Sinn nicht unterstützt. Im allgemeinen ist es sinnvoll so zu denken, aber es gibt auch Beispiele, in denen der wortwörtliche Sinn keinen Sinn macht, siehe unter https://matth2323.de/gift-nr-20/  Wenn zudem Paulus warnt, dass „der Buchstabe tötet“ (2Kor 3,6b), so sagt er damit, dass der buchstäbliche Sinn destruktiv wirken kann. Entsprechend sagte Jesus, dass „der Mensch nicht um des Sabbats willen gemacht ist, sondern der Sabbat um des Menschen willen.“ (Mk 2,27) das heißt nichts anderes, dass das Gesetz bzw die Bibel barmherziger auszulegen ist als der bloße Wortsinn nahelegt. Insbesondere im Bereich der Sexualität haben auf den Buchstaben fixierte Bibellehrer  Gläubigen immer wieder erheblich geschadet. Details siehe https://matth2323.de/gift-nr-01/

Fazit: der positive Ertrag der Chicago-Erklärung ist die Erkenntnis, dass für die christliche Glaubensgemeinschaft Leitgedanken des Bekennens und Verwerfens hilfreich sind. 

Doch diese Leitgedanken müssen natürlich absolut glaubwürdig sein, was nicht der Fall ist, wenn sie durch Beispiele aus der Bibel selbst oder durch Fakten der Kanongeschichte widerlegt werden können. Diese Leitgedanken sollten nicht den Rang der Heiligen Schrift selber haben (womit wieder eine Art Anspruch auf die Position „Gottes alleiniger Stellvertreter“ entstehen würde), sondern überprüft werden dürfen. Ich habe im Beitrag „Geistliche Disziplin“ fünf solcher Leitgedanken auf der Grundlage von 2Tim 3,16 vorgestellt, die mir diskussionswürdig erschienen.

Der Chicago-Erklärung ist entgegenzuhalten, dass sie nicht nur Verunsicherung abbaut, sondern sie auch selbst in hohem Maße erzeugt. Sie verstößt insbesondere gegen den biblischen Grundsatz ehrlicher Augenzeugenschaft. (Details dazu im Artikel „Ist die Irrtumslosigkeitsdoktrin der wirksamste Schutz vor Bibelkritik ?“ Infolge taugen die „Schriftbeweise für  Irrtumslosigkeit„, die sie in der Bibel meint gefunden zu haben, sehr wenig. Das Motiv der Chicago-Erklärung ist unsauber: es geht nicht nur um Sicherung des Glaubens, sondern vor allem um Einflusssicherung der frommen Führungsschicht, die  auf dieser Grundlage den Glauben zur Ideologie machen und verantwortlich denkende Gläubige mundtot machen kann wie die Schriftgelehrtenkaste zur Zeit Jesu. Eben zur Abwehr dieser Ideologisierung gibt es „das biblische Konzept mitgelieferter Reparaturinstrumente„, das Vertretern der Chicago-Erklärung zwar bekannt gemacht wurde, aber von ihnen nicht öffentlich diskutiert wird. Da ständig – wider besseres Wissen – unterstellt wird, dass es in der Bibel nichts Destruktives oder Schädliches gibt, erscheint eine Reparatur oder Korrektur dieser Aussagen überflüssig. Eine Distanzierung von destruktiv wirkenden Bibelstellen kann folglich nicht  in angemessener Weise stattfinden. Wenn diese Aussagen nicht vergessen werden können, geistern sie weiter unverarbeitet im Denken herum bis monströse, vertrauensstörende Gottesvorstellungen entstehen. Die Befürchtungen, die sie auslösen, haben Bemühungen sich abzusichern, diesen Gott gnädiger zu stimmen zur Folge. Unter diesen Bedingungen erscheint die Vermeidung von Werkgerechtigkeit praktisch unmöglich, obwohl sie theoretisch und offiziell mit aller Entschiedenheit abgelehnt wird. Immer wieder werden gutwillige Gläubige dadurch seelisch und in ihrem Gottvertrauen geschädigt.

Wie viele die Gemeinde für immer verlassen und ihr keine Wegweisung mehr zutrauen, wie viele gar ihren Glauben aufgeben, zählt niemand. Gezählt werden immer nur die die neu angeworben Glaubensanfänger, die nicht die leiseste Ahnung haben, was evt an religiösem Missbrauch, religiöser Erpressung oder gar charakterlicher Verformung auf sie wartet. Die Vertreter der Chicago-Erklärung haben mit ihrer angstbesetzten Dressur die seelische Erkrankung Tausender Menschen durch religiösen Missbrauch zu verantworten. Wie einst Erich Honecker bei seinen Besichtigungen durch Potemkinsche Dörfer mit schönen Fassaden geführt wurde, und gar nicht merkte, wieviel Leid mit seiner Herrschaft verbunden war, so merken auch die die Chicago-Leute von dem Unheil, das sie anrichten, nichts. Sobald es nämlich zu ehrlich wird, wird sofort der Maulkorb verordnet bzw der Kontakt ganz abgebrochen. So bleibt die Illusion erhalten, dass man mit seinen Manipulationen und Lügen ein großer Segen für die Christenheit ist.

 


 

[1]  „Wir sind uns auch der großen und schwerwiegenden Verwirrung bewußt, die die Folge davon ist, wenn man aufhört, die ganze Wahrheit der Schrift festzuhalten, deren Autorität man anzuerkennen erklärt. Die Folgen dieses Schrittes sind, daß die Bibel, die Gott gab, ihre Autorität verliert und was stattdessen Autorität hat, ist eine Bibel, die in ihrem Inhalt nach den Forderungen des eigenen kritischen Denkens reduziert wurde und prinzipiell immer weiter reduziert werden kann, wenn man erst einmal damit angefangen hat.“ (ChE, S.19)

 

[2] „Seit der Renaissance und insbesondere seit der Aufklärung wurden Weltanschauungen entwickelt, die Skeptizismus gegenüber grundlegenden christlichen Wahrheiten beinhalten; so etwa der Agnostizismus, der die Erkennbarkeit Gottes leugnet, der Rationalismus, der die Unbegreiflichkeit Gottes leugnet, der Idealismus, der die Transzendenz Gottes leugnet und der Existentialismus, der jede Rationalität in Gottes Beziehung zu uns leugnet. Wenn diese un- und antibiblischen Prinzipien auf der Ebene der Denkvoraussetzungen in die Theologien von Menschen eindringen, was sie heute häufig tun, wird eine zuverlässige39 Auslegung der Heiligen Schrift unmöglich.“ (ChE, S. 17-18)

 

[3]  „Indem Christus und die Schrift sich gegenseitig ihre Autorität beglaubigen, verschmelzen sie zu einer einzigen Quelle der Autorität. Von diesem Standpunkt aus sind der biblisch interpretierte Christus und die Bibel, welche Christus in den Mittelpunkt stellt und ihn verkündigt, eins. So wie wir aus der Tatsache der Inspiration schließen, daß das, was die Schrift sagt, Gott sagt, können wir aufgrund der offenbarten Beziehungen ebenso bekennen, daß das, was die Schrift sagt, Christus sagt.“ (ChE, S.16) „Mit unserer Bekräftigung der Autorität der Schrift, die ihre völlige Wahrheit einschließt, stehen wir bewußt mit Christus und seinen Aposteln, ja mit der ganzen Bibel und dem Hauptstrom der Kirchengeschichte von der ersten Zeit bis in die jüngste Vergangenheit in Einklang.“ (ChE, S.19)

Artikel aktualisiert am 28.08.2023

2 thoughts on “ „Sollte Gott gesagt haben?“ (1Mo 3,1):

Wie bibeltreu ist "bibeltreu"?

  1. Soweit ich weiss, war Thomas Schirrmacher noch Jugendlicher als die CE in evangelikalen Kreisen herausgegeben und verbreitet wurde.

    1. Da er 1960 geboren wurde, war er da gerade mal 18 Jahre alt. Dennoch ist er der Herausgeber der Broschüre „Bibeltreue in der Offensive?! Die drei Chicagoerklärungen zur biblischen Irrtumslosigkeit, Hermeneutik und Anwendung“, das du beim scm Shop bestellen kannst. Im Vorwort der PDF-Datei (S.8 von 61) brandmarkt Schirrmacher die Kritik an der Chikagoerklärung als Sünde des „Abfalls“, womit er sie wohl als schwere unverzeihliche Sünde einordnet. Laut „Helge Stadelmann, ehemaliger Rektor der FTH Gießen, ist die Chikago-Erklärung verpflichtende Grundlage der Pastorenausbildung der FTH Gießen (Quelle: Stadelmann, Evangelikales Schriftverständnis“) Auf den Hinweis meinerseits, dass die Chikago-Erklärung an der Schrift geprüft werden müss, wurden mit einer Mail geantwortet, dass ich die FTH gefälligst in Ruhe lassen soll. Für andere Zuschriften zur Werkgerechtigkeit zB gab es nicht einmal eine Empfangsbestätigung. Zugleich hat die FTH ihre Akkreditierung durch den Staat bewilligt bekommen durch das Versprechen, dass die Chikago-Erklärung nicht als exklusive, alleingültige Wahrheit gelehrt werden wird. Deswegen gibt es auch auf der Webseite der FTH kein eindeutiges Bekenntnis zur Chikago-Erklärung mehr. Doch es gilt die stillschweigende Übereinkunft, dass die Chikago-Erklärung weiterhin inoffiziell als einzige Denkmöglichkeit in den Gemeinden zu gelten hat. Deswegen sind nach wie vor meine Erkenntnisse, die nun wirklich überprüfbar sind, weder an der FTH noch in einer Bibelschule noch in irgendeiner evangelikalen Gemeinde erwünscht.

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