Gott ist dir nah!

Eine Pfingstpredigt von Pastor Markus Rahn, Marburg (Youtube-Video / Predigt ab ca 15:35)

(eingestellt mit freundlicher Genehmigung)

Pfingsten ist das Fest der zarten und zugleich wirksamen Nähe Gottes. Wo hast du Gott schon erlebt, ihn gespürt, seine Nähe wahrgenommen und verstanden: er ist ganz nah, er sieht mich, er meint mich, er hilft mir?

Gott begegnet uns ja auf so unterschiedliche Weise. Manchmal geht es mir so, wenn ich unterwegs bin in der Natur, gerade jetzt in dieser wunderbaren Frühlingszeit die zugegebenermaßen ein bisschen kühl ist, aber trotzdem so voller Kraft, wenn man das frische Grün sieht im Wald und wenn man über die Felder geht und den Raps blühen sieht. Welche herrlichen Farben, welche Kraft die Vögel singen. Da begegnet mir immer wieder die Größe Gottes, seine Phantasie, seine Weite, dass er diese Welt geschaffen hat, die so viele Menschen ernährt , die uns trägt und beschenkt und da hinter ahne ich die Kraft des Schöpfers, eine Weise wie Gott uns begegnet.

Und dann in meinem Leben ist mir Jesus begegnet… und je näher ich ihm gekommen bin, desto mehr habe ich gemerkt: hier ist mehr als ein Mensch. Wohl auch ein Mensch, aber so viel mehr. In ihm begegnet mir eine solche Güte, ein solches Licht. Hier ist Gott Mensch geworden, der große Gott, der das ganze Universum in seiner Hand hält, ein kleiner Mensch wie du und ich, der uns so unaufdringlich und auf Augenhöhe begegnet… eine zweite Art wie Gott uns begegnet.

Und dann gibt es noch diese dritte Art und auf die richten wir unseren Blick ganz besonders am Pfingstfest, Vielleicht ist es sogar diese Art, die uns als erstes einfällt, wenn wir daran denken, wie wir Gott erfahren haben. Die Bibel nennt es die Art des Heiligen Geistes oder wenn man es sogar noch wörtlicher übersetzt: „des heiligen Windes“, des heiligen göttlichen Wehens. Man müsste eigentlich weiblich davon sprechen: die Nähe der heiligen „Ruach“, wie es hebräisch heißt. Und dieses Wehen ist keine bloße Kraft, sondern dieses Wehen ist Person. So wie auch unser menschlicher Geist nicht nur eine Person ist, sondern das Zentrum unsres Denkens, Fühlens und unseres Willens. So ist Gottes Geist er selbst, seine Gegenwart, seine persönliche Nähe, wenn wir so zurückdenken, wie wir Gott erfahren haben. Dann werden wir sicher sagen, es war niemals aufdringlich, nie so dass es uns in eigendeiner Weise gezwungen hat, sondern immer schenkend ja so zart dass man es auch in Zweifel ziehen kann, aber auch so wirksam, dass man es auch spüren kann, wenn man sich darauf einlässt, besonders wenn man die Wirkung in seinem Leben sieht.

Und davon berichtet nun uns auch die Pfingstgeschichte, dass die Menschen, die Jesus begleitet haben, erfasst wurden von Freude und begabt wurden. Auf einmal platzte es aus ihnen heraus, sie fingen an zu jubeln und zu singen in verschiedenen Sprachen und sie haben diese Energie im Raum handgreiflich gespürt. Später beschrieben wie diese Erfahrung als ein Feuer, dass da über sie kam oder wie ein Wind, der sie bewegt hat.

So haben sie Gottes Wirken erfahren und so erfahren Menschen, die sich dem Geist Gottes öffnen, es bis heute. Auch wir haben es erlebt und erleben es immer wieder, dass der Geist Gottes in unser Leben wirksam hineinarbeitet, uns beschenkt, Neues erfahren lässt und uns auf die Sprünge hilft, in uns Früchte wachsen lässt, Liebe, Freude, Frieden, Geduld , Freundlichkeit und viele andere Früchte, wenn wir uns dem Geist Gottes öffnen. Mehr noch: der heilige Geist hilft auch unseren Begabungen auf die Sprünge, kann uns ganz neue Begabungen schenken oder auch alte Begabungen zur Entfaltung bringen, die Gabe des Hoffens und Ratens, die Gabe etwas gut zu erklären, dir Gabe der Lehre, die Gabe der guten Gedanken, die Gabe der Prophetie, die Gabe des wirksamen Gebetes, die Gabe des Organisierens. Auch das ist eine Gabe des heiligen Geistes, schöne Feste vorzubereiten, von denen ich hoffe, dass wir bald wieder viele feiern werden, wenn diese verrückte Zeit zu Ende geht. Die Gabe der Leitung, viele praktische Fähigkeiten, die uns helfen in unserem Leben miteinander. Musik ist auch eine Gabe des Heiligen Geistes, dieses und vieles mehr schenkt der Geist und entfaltet es in uns. Die Gaben des Heiligen Geistes haben kein Ende.

Deshalb möchte ich noch etwas anderes nennen, was der Geist in unserem Leben wirken will, was wir täglich erleben können. Davon spricht Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Rom im 8. Kapitel: „Alle, die von Gottes Geist geleitet werden, die sind Gottes Kinder. Ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet. Wenn wir auch noch so sehr mit ihm leiden sollten, werden wir auch mit ihm zur Herrlichkeit erhoben werden.“

Welche Zartheit und Nähe Gottes finden wir in diesen Worten, der unfassbar große und mächtige Gott begegnet uns auf so zurückhaltende Weise, dass wir überhaupt nicht bedrängt werden. Paulus sagt: es gibt hier keine Knechtschaft, Unterdrückung, Forderung, nicht Befehl und Gehorsam, wie man manchmal die Religion missversteht. Gott ist nicht der Bestimmer und Richter, sondern hier gebraucht er das zarteste Wort überhaupt: ein Papa. Dies hat Paulus von Jesus gelernt, denn so hat Jesus über den göttlichen Vater gesprochen

Da ist überhaupt keine Raum für Furcht. Im 1 Johannesbrief steht: „wer sich vor Gott fürchtet, hat die Liebe nicht verstanden„. Hier ist völlige Freiheit: so stehen wir vor Gott und wir stehen vor ihm nicht als kleine Kinder. Leider haben wir im Deutschen nur ein Wort für kleine und große Kinder. Im Griechischen unterscheidet man sprachlich zwischen kleinen und erwachsenen Kindern. Dieses zweite Wort steht hier: als mündige erwachsene Kinder sieht er uns und behandelt er uns. Wie wir unsere erwachsenen Kinder nie zu etwas nötigen würden. so tut es auch Gott nicht mit uns, sondern er berät uns, er begleitet uns durch Anregungen und gute Ideen.

Für mich ist das so wie ein Rückenwind. Ich habe das Bild vom heiligen Geist wie von einem schönen warmen Rückenwind, der mich in die richtige Richtung treibt ohne mich zu zwingen, zum Beispiel auf die Weise, dass mir manchmal Menschen einfallen, Gesichter, Namen und ich dann für diese Menschen bete. Ich nehme das als Impuls, gute Energien auszusenden in diese Richtung, oder auch anzurufen und zu sagen: ich habe gerade an dich gedacht wie geht es dir, oder eine Mail zu schreiben. Manchmal spüre ich auch auf diesem Weg, dass ich besser bestimmte Dinge tun sollte oder lassen sollte, weil sie mich selbst belasten der andere Menschen… Wenn wir auf dieser Weise auf den heiligen Geist hören und das ist etwas, was wir jeden Tag tun können, auf den Rückenwind des heiligen Geistes achten, dann verändert sich unser eben auch unsere Ausstrahlung zum Positiven.

Manchmal ist es bei mi auch ein Gefühl des Unwohlseins, dass es mir mit bestimmten Dingen nicht gut geht, wenn ich zu viel will, zu viel von mir selbst verlange, mich überfordere und nicht mehr in der Balance bin oder ich einfach merke bei bestimmen Dingen, sie sind nicht gut. So sanft wirkt der heilige Geist und es ist eine wichtige Grundentscheidung an jedem Tag, ob wir auf diese hilfreichen Impulse achten und uns ihnen zuwenden. Nie drängt uns der heilige Geist, aber immer wieder redet und wirkt er, wenn wir ihn einladen und das allererste was Paulus hier sagt, was der heilige Geist hier sagt, das ist: du bist mein Sohn, eine Tochter des lebendigen Gottes.

Und das sagt Paulus nicht einfach nur… er verwendet ein stärkeres Wort: der heilige Geist „bezeugt es“, er betont es, er bekräftigt es. Es ist ganz und gar verlässlich. Du bist Gottes Herzen nah und er ist deinem Herzen nah. Er sieht dich und er liebt ich. du bist ihm kostbar und unendlich wichtig. Geh deinen Weg aufrecht. Du bist ein Sohn, eine Tochter Gottes. Richte dich auf, lass dich beschenken. Du bist ausgerüstet, um Gutes zu bewirken. Du bist ein Priester, eine Priesterin.

Ganz wörtlich heißt es bei Paulus: „mit-bezeugen“. Der heilige Geist bezeugt gemeinsam mit unsrem menschlichen Geist, dass wir Gottes erwachsene Kinder sind. Das heißt: Gottes Geist bildet mit unserem Geist ein Team. Gott ist Teamworker: gemeinsam mit uns arbeitet er mit uns zusammen freundschaftlich, kooperativ. So zurückhaltend ist Gott. Vielleicht haben wir das auch schon in einer guten Freundschaft erlebt. Ich bin sicher, dass wir manchmal, wenn wir zurückblicken, gar nicht mehr wissen, von wem eine gute Idee kam, weil wir so miteinander Dinge im Gespräch entwickeln, dass wir am Ende vergessen woher ein Gedanke kam. So verbindet sich der heiligen Geist in Freundschaft mit uns.

Und ein Letztes ist Paulus hier zu sagen wichtig. Er hat ja eine Menge in seinem Leben durchgemacht, auch als gläubiger Mensch: er wurde mehrfach misshandelt, inhaftiert, dreimal hat er den Untergang eines Schiffes erlebt und die Todesangst und überlebt und er wusste, Christsein heißt nicht keine Probleme haben. Wir sind ganz und gar Teil dieser Welt mit allem, was dazu gehört, mit Krankheit, mit Unglück und anderem Schweren. Aber der heilige Geist schenkt uns die Gewissheit, das Gott alles wenden und verwenden kann und will, um uns und andere zu segnen.

Paulus drückt es so aus: wir sind nicht nur Kinder – wir sind auch Erben. Das heißt: Gutes wartet auf uns in diesem Leben immer wieder und ganz gewiss am Ziel dieser Reise. Wunderbares warte auf uns. Auch solche Hoffnung lässt der heilige Geist in uns wachsen und vieles andere mehr. Lasst unsere Herzen ganz offen sein für die Geschenke des Geistes Gottes und auf diese sanften Impulse achten, damit wir ein Segen sind und selbst gesegnet sind.

 

 

 

 

 

 

 

 

Artikel aktualisiert am 13.08.2021

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert