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Dieser Beitrag als AUDIO-Datei (Version 26.07.2025):
Risiko Hebraeerbrief Audio-Datei
(Hinweis: In der AUDIO-Datei sind die Inhalte thematisch angeordnet [1.Gruppe: die Warnungen und Drohungen / 2.Gruppe: die QualitĂ€t der Trostworte], was viele Leser gegenĂŒber der unten stattfindenden Untersuchung in der Form einer Vers-fĂŒr-Vers-Tabelle bevorzugen werden. Im Anhang ergĂ€nzt durch den Kurzbeitrag âWar Jephta tatsĂ€chlich ein Glaubensheld (Hebr 11,32)?â
Dieser thematisch strukturierte Text ist auch als PDF-BroschĂŒre mit Verweisen auf Bibelstellen verfĂŒgbar (Titelseite farbig / inkl. einem Anhang âJephtahâ und zusĂ€tzlich zwei kommentierten Quellen zur Kanongeschichte: âKanon Muratoriâ und âOffenbarung des Petrusâ).
Dieselbe PDF-BroschĂŒre gibt es auch zum Ausdrucken ohne farbige Seiten
Und nun im folgenden der Beitrag âRisiko HebrĂ€erbriefâ incl. einer tabellarischen Kommentierung:
Warum sah sich Martin Luther gezwungen den HebrĂ€erbrief als apokryphen Text einzustufen, d.h. als eine mit MĂ€ngeln behaftete Predigt. die nicht in den Kanon der inspirierten Schriften hineingehört? Ausgerechnet Martin Luther, der doch ansonsten Kritik an Gottes Wort nicht duldete. Der Satz âDas Wort sie sollen lassen stahnâ aus dem bekannten Reformationslied âEin feste Burg ist unser Gottâ ist allgemein bekannt. Warum nun also die kompromisslose Verwerfung und Ablehnung etlicher Texte des HebrĂ€erbriefes?
Luther glaubte felsenfest an die Fehlerlosigkeit der Bibel. Heute noch lernen Kinder und junge Leute in bibeltreuen Gemeinden von Anfang an dasselbe, dass der Zweifel an der Fehlerlosigkeit der Bibel Unglaube, ja Gottlosigkeit ist, eine SĂŒnde, die Gott bestrafen muss und die zum AuĂenseiter in der Gemeinschaft macht. Ein fehlerloser HebrĂ€erbrief, dessen furchtbare Drohungen sĂ€mtlich fĂŒr unfehlbar gelten, das brachte Luther und das bringt auch heute noch Christen mit bibeltreuer PrĂ€gung in schlimmste seelische Not. Wie kann man hier helfen? Kann man ĂŒberhaupt helfen?
Die Kritik Martin Luthers ist geradezu vernichtend. In seiner Vorrede warf er dem HebrĂ€erbrief vor, dass er teilweise âwider alle Evangelien und Briefe des Paulusâ geschrieben sei. Wider alle Evangelien â das heiĂt gegen die Glaubensfreude, gegen die Heilsgewissheit, gegen die Freiheit des Christen geschrieben.
Ist das nur Luthers Privatmeinung? Eine Ăbertreibung? Es scheint zunĂ€chst so, denn in bibeltreuen Gemeinden ist diese Warnung gröĂtenteils unbekannt.
Bibeltreue GlĂ€ubige pflegen Luthers EinschĂ€tzung, falls sie ihnen doch einmal mitgeteilt wird, ohne tieferes Nachdenken als belanglos einzuschĂ€tzen. Gibt es nicht bei jeder Schrift der Bibel irgendetwas, an dem man sich stoĂen kann und das dann ĂŒblicherweise einfach nicht beachtet wird? Diesem bewĂ€hrten Verfahren steht eine auffĂ€llige Besonderheit des HebrĂ€erbriefes entgegen, von dem wir durch das Ă€lteste ĂŒberlieferte Kanonzeugnis erfahren, das schĂ€tzungsweise 145 n.Chr. verfasst wurde. [1] Dieses enthĂ€lt den HebrĂ€erbrief nicht, stattdessen aber die angebliche âOffenbarung des Petrusâ, eine sadistische Schilderung schrecklichster Höllenqualen. Gottlob wurde dieses unsĂ€gliche Machwerk spĂ€ter wieder aus dem Kanon entfernt. Doch dieser Blick in den Prozess der Kanonbildung lĂ€sst erkennen, dass a) zu dieser Zeit Fehlentscheidungen bei der Kanonbildung möglich waren, b) schon die frĂŒhe Kirche ein massives Interesse zeigte, GlĂ€ubige mit der Ăbertreibung des Höllenthemas zu erpressen. Wenn der HebrĂ€erbrief nun in diesem Verzeichnis noch gar nicht enthalten war, also erst spĂ€ter als kanonisch anerkannt wurde, wie können wir daher sicher ausschlieĂen, dass dieses morbide Interesse bei seiner Aufnahme keine Rolle spielte?
Martin Luther folgte mit seiner EinschĂ€tzung der frĂŒhen Kirche, die ebenfalls den Brief an die HebrĂ€er nicht in den Kanon inspirierter Schriften aufgenommen hatte. Erst im 3. Jahrhundert nach Chr. fiel die Entscheidung den HebrĂ€erbrief in den Kanon aufzunehmen. [2] Die Christen, die das entschieden, hatten keinen persönlichen Kontakt mehr mit den Aposteln, es waren Menschen âwie du und ichâ. Wenn sie diesen Text geprĂŒft haben, um ihre Entscheidung fĂŒr oder gegen die Aufnahme zu treffen, warum dĂŒrfen wir es dann nicht, zumal die VerheiĂung auch noch heute gilt, dass uns das VerstĂ€ndnis dafĂŒr geschenkt werden kann (1Kor 2,10ff). Ja noch mehr, denn wir können auf 2000 Jahre Kirchengeschichte zurĂŒckblicken und wissen ĂŒber die langfristigen Auswirkungen problematischer Bibeltexte viel besser Bescheid als diese GlĂ€ubigen damals. Doch die traditionelle buchstabenglĂ€ubige Theologie misst dieser VerheiĂung kein Gewicht bei. Theologen gar, die in erster Linie an ihrem Einfluss und am Verbleib ihrer Klientel in einem unmĂŒndigen Zustand interessiert sind, reservieren diese VerheiĂung nur fĂŒr sich selbst.
Etliche Christen wenden gegen eine PrĂŒfung des HebrĂ€erbriefes ein, dass die Offenbarung unter Androhung schwerer Strafen warnt, etwas âvon den Worten dieser Weissagung wegzunehmen oder hinzuzudichtenâ (Offb 22,18-19). Diese Warnung bezieht sich aber ausdrĂŒcklich nur auf das Buch der Offenbarung. Die frĂŒhe Christenheit jedenfalls hat das Verbot nicht auf den Bibelkanon bezogen, denn die Mehrheit der GlĂ€ubigen hat dem Kanon ja die schreckliche âOffenbarung des Petrusâ hinzugefĂŒgt und sich an den sadistischen Schilderungen dort nicht gestört und erst nach einiger Zeit diesen Text dann doch wieder aus dem Kanon entfernt. Vor dieser HinzufĂŒgung hatte also kaum jemand Angst. Offensichtlich ist die Warnung nicht wörtlich zu verstehen. Eine derartige Warnung enthielt bereits die Torah (5Mose 13,1) und der Prophet Maleachi hatte die Freiheit, sich nicht daran zu halten, sondern kritisierte das mosaische Scheidungsrecht (Mal 2,13-16). .AuĂerdem kritisierte er die Ehe mit einer kriegsgefangenen Frau (Mal 2, 10-12), die das mosaische Recht erlaubte (5Mo 21,10-14). Somit ist also die Angst vor einer PrĂŒfung des HebrĂ€erbriefes unbegrĂŒndet. Die Christen des 3.Jahrhunderts, die darĂŒber berieten, ob er nun in die Bibel aufgenommen werden sollte, waren GlĂ€ubige âwie du und ichâ. Die Ă€ltesten Dokumente des Neuen Testamentes sind der 1.Thessalonicherbrief (5,17: âPrĂŒfet alles!â) sowie der Galaterbrief, in dem Paulus die Gemeinde warnt, aufzupassen, damit sich nicht unmerklich ein verfĂ€lschtes, âein anderes Evangeliumâ (Gal 1,6-9) einschleicht, das die Glaubensfreude zerstört. Diese beiden Texte geben den MaĂstab vor, an dem alle spĂ€ter geschriebenen Texte des Neuen Testamentes zu messen sind,
Martin Luther, der sich mit Ă€uĂerstem Einsatz um Gehorsam bemĂŒhte, machten einige Abschnitte des HebrĂ€erbriefes selbst nach der Entdeckung der Glaubensgerechtigkeit soviel Angst, dass er ihn schlieĂlich nicht mehr als verbindlichen Teil der Bibel anerkennen konnte. Wegen dieser Wirkung kommen immer wieder GlĂ€ubige in die Seelsorge.
Bis heute wurde Martin Luthers Kritik am HebrÀerbrief NIE WIDERLEGT.
Ist das nicht Anlass genug, den HebrĂ€erbrief zu ĂŒberprĂŒfen? Wie kann man GlĂ€ubige, die ihre Glaubensfreude durch ihn verloren haben, ĂŒberzeugen, dass ihre Ăngste unbegrĂŒndet sind?
Viele GlĂ€ubige entschĂ€rfen den HebrĂ€erbrief fĂŒr sich mit der Behauptung, dass er speziell âan die HebrĂ€erâ gerichtet sei und deshalb sie als Heidenchristen von vornherein nicht betreffe. Diese Auffassung ist aber nach neueren Erkenntnissen nicht haltbar. Dass die zweifellos sehr alte Ăberschrift von Anfang an zum HebrĂ€erbrief gehört habe, ist nicht bewiesen. (s. Wuppertaler Studienbibel 1983,19) Die KlĂ€rung der Frage, ob sie nun dazu gehört oder nicht, schlieĂt zudem nicht zwingend aus, dass die bedrohlichen Inhalte nicht auch fĂŒr Heidenchristen gelten könnten. So gebraucht Paulus auf die Bestrafung der Israeliten zu Zeit der WĂŒstenwanderung als warnendes Beispiel fĂŒr Ă€hnliches Fehlverhalten der Heidenchristen zu Korinth. Auch aus jĂŒdischen Gesetzen wird eine Nutzanwendung fĂŒr nicht-jĂŒdische Christen gezogen. (1.Kor 9,9 / 1Tim 5,18).
Zwei Besorgnis erregende Beobachtungen: 1. Warum werden in gewissen auf den âBuchstabenâ fixierten Gemeinden die schlimmen Erfahrungen des Reformators Luther mit dem HebrĂ€erbrief und seine deutlichen Warnungen nicht bekanntgemacht und ĂŒberprĂŒft? 2. Warum wird immer wieder wahrheitswidrig gelehrt (John McArthur, Scofield u.a.) dass der HebrĂ€erbrief seine schrecklichen Drohungen nur an âunbekehrte Judenâ richtet, obwohl Hebr 10, 26 diese Drohungen mit dem Wort âWIRâ klar auf sĂ€mtliche EmpfĂ€nger des Briefes ausweitet (einschlieĂlich des Verfassers) und Hebr 10,34 eindeutig die Mehrheit der EmpfĂ€nger als im Glauben bewĂ€hrte Christen mit Heilsgewissheit charakterisiert? Haben Seelsorger Ă€ngstlichen GlĂ€ubigen wirklich nichts Besseres anzubieten als diese leicht zu durchschauende LĂŒge, um quĂ€lende VerdammungsĂ€ngste einzudĂ€mmen?
Beide Verhaltensweisen zeigen, dass wie ratlos und verunsichert glÀubige Bibellehrer bei diesem Thema sind. Doch wie will der Seelsorger dann Betroffenen, die aus ihrer Angst nicht herausfinden, helfen? Kann man es verantworten, auf eine sorgfÀltige Untersuchung zu verzichten?
Es wĂ€re schon viel erreicht, wenn diese Information in der christlichen Glaubensgemeinschaft bekannt wĂ€re und der HebrĂ€erbrief wenigstens als umstrittener Text diskutiert werden könnte. Damit könnte schon sehr viel seelische Not gelindert oder gar vermieden werden, wobei es dem einzelnen GlĂ€ubigen weiter ĂŒberlassen bleiben könnte, ob er nun nach AbwĂ€gung der Argumente den HebrĂ€erbrief noch als hilfreiche Predigt oder eher als schĂ€dlich betrachtet. Eine dogmatische, allseits verbindliche Entscheidung will die folgende Ausarbeitung nicht erzwingen.
Bei GlĂ€ubigen, die ihre Befugnis zu prĂŒfen an Theologen abgegeben haben, wird man sicher nicht den Mut zu Fragen finden, die sich verantwortlich denkende Seelsorger stellen mĂŒssen.
Leider ist die Angst vor ehrlichen Fragen weit verbreitet. Doch war nicht Jesus selbst bereit, sich von seinen JĂŒngern prĂŒfen zu lassen? âWer von euch kann mir eine SĂŒnde nachweisen?â (Joh 8,48) Wenn nun Jesus geprĂŒft werden durfte, warum soll man dann den HebrĂ€erbrief nicht prĂŒfen dĂŒrfen? DĂŒrfen wir es wirklich nicht? Doch zugestanden: ehrliche Rechenschaft ist etwas Ungewohntes in einem ideologisch verformten Christentum.
Wir jedenfalls wollen uns hier die MĂŒhe einer abschnittsweisen Untersuchung des HebrĂ€erbriefes machen. Ist es tatsĂ€chlich so, dass der HebrĂ€erbrief mit seinen exzessiven Drohungen im Widerspruch zur Botschaft der Paulusbriefe steht? Stimmt es, dass der HebrĂ€erbrief gutwilligen GlĂ€ubigen sinnlos Angst macht, sie mit unlösbaren quĂ€lenden Fragen allein lĂ€sst und weit entfernt davon ist, irgendeine ĂŒberzeugende Hilfe anzubieten? Stimmt es, dass der einzige âAuswegâ, den er anbietet, perfektionistische SelbstĂŒberprĂŒfung, religiöser Dauerstress und Ă€ngstliche Werkgerechtigkeit ist? Ist es tatsĂ€chlich so, dass dieser Brief das Geschenk der Erlösung aus Gnaden wieder von frommer Leistung abhĂ€ngig macht? Besteht tatsĂ€chlich die Gefahr, dass dadurch bei sorgfĂ€ltig denkenden GlĂ€ubigen Glaubensfreude und Heilsgewissheit erheblich beschĂ€digt wird? Oder lĂ€sst sich die Warnung Luthers mit verbesserter Theologie zuverlĂ€ssig entkrĂ€ften? Welchen speziellen Auftrag hat der HebrĂ€erbrief? Was ist sein spezieller Gewinn fĂŒr den GlĂ€ubigen, den andere Texte der Bibel nicht erbringen können? Ist dieser Nutzen gröĂer als eventuelle Nebenwirkungen?
Die folgende Vers-fĂŒr Vers-Ăbersicht versucht eine Antwort auf diese Frage zu finden. Als Hilfe zur Beurteilung dient uns wieder der QualitĂ€tsmaĂstab Jesu, die Gebote der âBarmherzigkeit, Gerechtigkeit, VerlĂ€sslichkeitâ (Mt 23,23), die glaubwĂŒrdige Liebe charakterisieren und fĂŒr ihn die wichtigsten waren.
Was nun ist die spezielle Besonderheit des HebrÀerbriefes?
Folgende These steht zur Diskussion und ĂberprĂŒfung:
Der HebrĂ€erbrief ist der einzige neutestamentliche Text, der glĂ€ubigen Christen (Hebr 10,34!) mit einem unumkehrbaren Verdammungsurteil noch zu Lebzeiten (!!!) droht, weil sie zu wenig geglaubt oder zu viel gesĂŒndigt haben. Ein Verdammungsurteil, das auch durch tiefste Reue nicht zu Ă€ndern ist. Ein Verdammungsurteil, das dem GlĂ€ubigen nur noch eine sichere Zukunftserwartung ĂŒbrig lĂ€sst: die Aussicht auf ewig dauernde Folter in der Hölle. Der HebrĂ€erbrief fordert die GlĂ€ubigen zu Ă€uĂerster Hingabe auf, um diese Katastrophe nicht eintreten zu lassen.
Glaubensfreude, Dankbarkeit fĂŒr die Erlösungstat Jesu und Einsicht in den Unwert des ichbezogenen Lebens sind im HebrĂ€erbrief nicht das Motiv der Nachfolge. Die Betonung liegt auf der âSĂŒndeâ, die unter allen UmstĂ€nden vermieden werden muss, um nicht bestraft zu werden. Immer wieder bezeugen gutwillige und opferbereite GlĂ€ubigen (nicht zuletzt Martin Luther), dass sich der HebrĂ€erbrief trotz manchem Guten, das er enthĂ€lt, Ă€uĂerst störend auf Glaubenszuversicht und Freude ausgewirkt, ja manche sogar in Ă€ngstliche Werkgerechtigkeit getrieben hatte.
Werkgerechtigkeit? Wie sehr hat Paulus davor einst gewarnt, vor diesem schleichenden Gift, diesem Sauerteig (Gal 5,9), der unmerklich den Glauben durchdringen kann. âAber nicht einmal wir selbst oder ein Engel aus dem Himmel darf euch irgendetwas als Evangelium verkĂŒndigen, das dem widerspricht, was wir euch gebracht haben. Wer das tut, der soll verflucht sein!â (Gal 1,8-9) Paulus hielt es offenbar fĂŒr möglich, dass sogar unter seinem Namen schĂ€dlichen Texte in Umlauf gebracht werden könnten. Und er forderte die GlĂ€ubige auf, fragwĂŒrdige Texte an den Kernaussagen des Evangeliums inhaltlich zu prĂŒfen. Es geht also nicht um leichtfertiges Zweifeln, um anmaĂende IntellektualitĂ€t, die den Glauben der GlĂ€ubigen zu erschĂŒttern sucht. Der Glaube ist ja bereits erschĂŒttert, wenn gutwillige GlĂ€ubige bezeugen, dass Glaubensfreude und Glaubenszuversicht durch einen Text massiv beschĂ€digt wird, ja zugrunde zu gehen droht.
Dass der HebrĂ€erbrief auch viel Gutes und Wahres enthĂ€lt, wird von Martin Luther bestĂ€tigt. Diese Tatsache macht aber eine ĂberprĂŒfung an den Kernaussagen des Evangeliums nicht ĂŒberflĂŒssig. Denn die Predigt der Werkgerechtigkeit ist nie nur negativ! Sie wird immer zugleich mit vielen Aussagen, die gut und wertvoll sind, zusammen angeboten. Das ist auch logisch: pure Werkgerechtigkeit wĂŒrde sofort abstoĂend wirken â wenn die Hörer das bitter schmeckende Gift schlucken sollen, dann muss es in Zuckerware eingepackt sein. Nur so entsteht der Fehlschluss, dass das Bedenkliche im Text doch zum Guten dazu gehören und deswegen irgendwie notwendig und sinnvoll sein mĂŒsse.
Erstens: Die AttraktivitĂ€t des HebrĂ€erbriefes beruht vor allem auf einer detaillierten Zusammenschau von alttestamentlichem Priester- und Opferdienst und der Erlösungstat Jesu, die auch Luther lobte. Eine Interpretation des alttestamentlichen Kultus als Hinweis auf neutestamentliche Heilstatsachen wird jedoch auch von GlĂ€ubigen heute geleistet (siehe zB BeitrĂ€ge von Zac Poonen, Roger Liebi, Georg Brinke zur Symbolik der StiftshĂŒtte), die damit ja auch keine Legitimation erwerben, in den Kanon biblischer Schriften aufgenommen zu werden.
Zweitens: AuffĂ€llig ist die herausragende Formulierungskunst des Verfassers, die an etlichen Stellen den Brief aufwertet. Doch es ist voreilig, ohne weitere Untersuchung aus der Formulierungskunst des Verfassers einen automatischen Schluss auf die Kanontauglichkeit zu ziehen. Auch die Texte anderer Autoren können wunderbar formulierte wahre Gedanken enthalten, ohne dass sie deshalb im Kanon Platz gefunden hĂ€tten (Denken wir nur an Lieder von Paul Gerhard, Martin Luther oder Christian F. Gellert aus unserem Kirchengesangbuch, sowie an die âGoldenen Worteâ zu den Themen Wahrheit, Liebe und Kirche, die glĂ€ubigen Menschen durch die Jahrhunderte der christlichen Geschichte geschenkt wurden.). Dass im HebrĂ€erbrief hĂ€ufig auf andere Bibeltexte Bezug genommen wird bzw. diese weiter ausgefĂŒhrt werden, bedeutet â wie wir sehen werden â nicht automatisch, dass die Ăberzeugungskraft dieser Texte im HebrĂ€erbrief die gleiche geblieben ist.
Besonders schĂ€dlich wirkt sich der HebrĂ€erbrief auf GlĂ€ubige aus, die viele SchicksalsschlĂ€ge hinnehmen mĂŒssen, unter schweren Krankheiten leiden und befĂŒrchten, dass sie ihre Gebete vielleicht deshalb nicht erhört werden, weil sie irgendwann ein Wort gegen den Heiligen Geist oder gegen vom Geist geleitete GlĂ€ubige gesagt haben. Manche können sich gar nicht an alle abfĂ€lligen Worte erinnern, die sie in ihrer nichtchristlichen Zeit gesagt haben, andere sind durch die Furcht vor dieser SĂŒnde innerlich so blockiert, dass eine Stresssituation eben gerade diese Beschimpfung auslösen kann, die sie unter gar keine UmstĂ€nden wollen.
Die ĂŒbliche seelsorgerliche Hilfe in solchen FĂ€llen ist der Hinweis, dass gerade die Reue ein sicheres Zeichen dafĂŒr ist, dass Gott im betreffenden Menschen noch am Wirken ist und ihn deshalb nicht aufgegeben hat. Gerade dieser Trost, der schon in grausamer Seelennot vielen geholfen hat, wird durch den HebrĂ€erbrief zunichte gemacht, der mehrfach betont, dass Gott Menschen trotz ihrer Reue verdammt und zugrunde richtet, wenn sie in irgendeiner Weise zu schwer, zu hĂ€ufig, oder âmutwillig gesĂŒndigtâ haben.
Was bleibt dann als Hilfe ĂŒbrig? Was kann der Seelsorger anderes sagen, als dass nach seiner Sicht der Betroffenen âwahrscheinlich nichtâ in die Hölle kommt. Dass das keine Hilfe ist, leuchtet unmittelbar ein. Was soll der Optimismus des Nichtbetroffenen nĂŒtzen? Wer kann denn im Ernst Gott noch vertrauen, ihn gar lieben, wenn er mit 5% Wahrscheinlichkeit in der ewigen Folter der Hölle landet? Das ist doch schon das Todesurteil fĂŒr die Seele und den persönlichen Glauben. Nichtsdestotrotz gibt es nicht wenige (geistig sehr sparsam ausgestattete) Seelsorger, die die QualitĂ€t solcher âAntwortenâ als zufriedenstellend erachten.
Zugegeben: es sind nur wenige GlĂ€ubige, die von der Angst vor unvergebbarer SĂŒnde gequĂ€lt werden. Paulus sieht die Gemeinschaft der GlĂ€ubigen als âLeib Christiâ, als ein Körper, in dem die Glieder einander brauchen und insbesondere die verletzbarsten Glieder besonders schĂŒtzen. (1.Kor 12) âWir aber, die wir stark sind, sollen die SchwĂ€chen derer tragen, die nicht stark sind, und nicht Gefallen an uns selber haben.â (Röm 15,1) Deshalb muss es eine glaubwĂŒrdige Stellungnahme zum HebrĂ€erbrief und eine verlĂ€ssliche seelsorgerliche Antwort geben.
Der Trend in der Christenheit geht leider in die andere Richtung, was ja schon das Ă€lteste ĂŒberlieferte Kanonzeugnis zeigt. Um den Zusammenhalt in einer Verfolgungszeit zu gewĂ€hrleisten, scheint jedes Mittel recht, auch seelische Erpressung und EinschĂŒchterung. Leider hat bis heute das Zeugnis der verletzbaren und sensiblen GlĂ€ubigen so wenig Gewicht, dass eine ĂberprĂŒfung des HebrĂ€erbriefes an Kernaussagen der frohen Botschaft tabu erscheint. Ist das nicht unglaubwĂŒrdig?
Offensichtlich sind bei der Mehrheit der GlÀubigen die glaubensstÀrkenden Impulse aus der Verbindung mit Christus so schwach, dass ihr Glaube ohne eine dogmatische Denksperre kraftlos in sich zusammensinkt.
Da erscheint es gerechtfertigt â quasi als âNotwehrâ â auf die Verzweiflung der wenigen, sorgfĂ€ltig lesenden Mitchristen keine RĂŒcksicht mehr zu nehmen.
Es folgt die detaillierte Vers-fĂŒr-Vers-Untersuchung in Form einer Tabelle. Indes werden viele Leser eine flĂŒssig zu lesende Darstellung bevorzugen, in der die Inhalte thematisch geordnet sind [PDF-Datei: 1.Gruppe: die Warnungen und Drohungen / 2.Gruppe: die QualitĂ€t der Trostworte].
Kommentare in der folgenden Tabelle zu bedenklich erscheinenden Aussagen sind mit roter Schrift in Fettdruck hervorgehoben.
â1. Teil
Kap., Vers | Inhalt | Beurteilung, Einordnung |
1-2 | Messianischer Auftrag und Hoheit Jesu | Wiederholung bekannter Fakten: Christus als Schöpfer (Jo1,3 / 1Kor 8,6 / Eph 3,9 / Kol 1,16), Wahres Ebenbild Gottes (2Kor 4,4 / Phil 2,6 / Kol 1,15), reinigendes SĂŒhneopfer (Mt 26,28 / Rö 5,9 / 1Kor 6,11 / 1Pe 1,19 / Offb 7,14), zur Herrschaft erhöht (Lk 22,69 / Phi 2,9 / Offb 5,12), ĂŒber den Engeln und ĂŒber Mose stehend (3,1-6) |
2,2-3 | Deshalb mĂŒssen wir im höchsten MaĂ auf das achten, was wir gehört haben, damit wir nicht am Ziel vorbeitreiben. Denn schon das Gesetz, das durch Engel verkĂŒndet wurde, war verbindlich, und wer es ĂŒbertrat oder nicht darauf hören wollte, erhielt die verdiente Strafe. Wie sollen wir da der Strafe entgehen, wenn wir eine so groĂartige Rettungsbotschaft missachten? (NeĂ) | Die Gerichtsworte, die die Engel an die Propheten weitergaben, trafen unfehlbar ein. Dasselbe gilt fĂŒr die Höllenstrafe, die der HebrĂ€erbrief mehrfach (3,10-11 / 10,26-27 / 12, ) allen GlĂ€ubigen androht. Die Grundaussage des HebrĂ€erbriefes: das Heil des GlĂ€ubigen ist durch âSĂŒndeâ verschiedenster Art stĂ€ndig aufs Höchste gefĂ€hrdet. Die wiederholten Drohungen mit unwiderruflicher Verdammung schon zu Lebzeiten sind seine eindrĂŒcklichsten Aussagen. |
2,3b | wenn WIR eine so groĂartige Rettungsbotschaft missachten? | Wer WIR ist, verrĂ€t uns Hebr 10,34: GlĂ€ubige, die sich auf den Himmel freuen, und durch Verfolgung alles verloren haben. Kann man sich treuere GlĂ€ubige vorstellen? Worin soll denn nun die âMissachtung der Rettungsbotschaftâ bestehen durch Menschen, die auf Ausgleich ihrer Leiden und Belohnung im Jenseits hoffen? Was sollen sie nun âdesto mehrâ leisten, damit sie nicht zusĂ€tzlich noch diese Hoffnung verlieren und die âverdiente Höllenstrafeâ erhalten? |
2,15 | Er hat die erlöst, die durch Furcht vor dem Tod im ganzen Leben Knechte sein mussten | Sehr schöne Formulierung einer VerheiĂung, die bereits in Luk 1,68-74 Ă€hnlich formuliert wĂŒrde: âGelobt sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat besucht und erlöst sein Volk und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils im Hause seines Dieners David â wie er vorzeiten geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten â⊠dass wir, erlöst aus der Hand der Feinde, ihm dienten ohne Furcht unser Leben langâ Eigentlich eine wertvolle VerheiĂung von hoher PrioritĂ€t. Doch wie wird sich dieses Versprechen mit dem eigentlichen Anliegen des HebrĂ€erbriefes, der Warnung Jesu vor der Hölle Nachdruck zu verleihen, vertragen? |
2,17 | Daher musste der Sohn in allem seinen BrĂŒdern gleich werden, auf dass er barmherzig wĂŒrde und ein treuer Hohepriester vor Gott, zu sĂŒhnen die SĂŒnden des Volkes. | Schöne Formulierung. ebenso wie 2,15 ein Versprechen, dass Jesus das Schuldproblem lösen wird. Doch wie wird sich dieses Versprechen mit dem eigentlichen Anliegen des HebrĂ€erbriefes, der Warnung Jesu vor der Hölle Nachdruck zu verleihen, vertragen? |
3,6 | Gottes Haus sind wir, wenn wir die Zuversicht und das RĂŒhmen der Hoffnung bis zum Ende standhaft festhalten | Hier scheint einfacher Optimismus und das Bezeugen der eigenen Errettung zu genĂŒgen, um sich des Heils gewiss fĂŒhlen zu können. So einfach ist es nun auch nicht! Jesus selbst warnte vor unangebrachtem Optimismus: âNicht alle die Herr sagen werden, kommen ins Himmelreich.â (Mt 7,21 ff ) Auch das Gleichnis von den 10 Jungfrauen warnt vor unberechtigtem Optimismus. (Mt 25,1) Der Glaube, der keine geistgewirkten Taten Gottes aufzuweisen hat, ist tot und endet mit den Teufeln in der Hölle. (Jak. 2,26 )Taten zum Zweck der Heilssicherung sind von vornherein tot und genĂŒgen nicht. (Gal 3) Geistgewirkte Taten sind durch die GeistesfrĂŒchte Liebe und Freude gekennzeichnet. GlĂ€ubige nun, die bereits unter der Angst leiden, den point of no return durch Mangel an Glauben (siehe folgende ErlĂ€uterung zu Hebr 3,7-17) oder durch âmutwillige SĂŒndeâ ĂŒberschritten zu haben, bringen ĂŒberhaupt keine Taten mehr aus Liebe und Freude zustande. Auch ist keine Zuversicht mehr da, die festgehalten werden kann. Christen, die die Bibel wenig lesen und Problemstellen verdrĂ€ngen können, â und das ist die ĂŒberwiegende Mehrzahl â werden sich durch diesen Vers in ihrem Heilsoptimismus bestĂ€tigt sehen. SorgfĂ€ltig lesende GlĂ€ubige indes erkennen, dass Optimismus nicht genĂŒgt und werden folglich ihre Angst nicht los. |
3,7-17 | Erinnerung an das Beispiel der Israeliten, denen kurz vor dem Ziel der Eintritt in das verheiĂene Land versagt wurde, âwegen ihres Unglaubensâ. â⊠wo mich eure VĂ€ter versuchten und prĂŒften und hatten doch meine Werke gesehen vierzig Jahre lang. Darum zĂŒrnte ich diesem Geschlecht und sprach: Immer irren sie im Herzen! Aber sie verstanden meine Wege nicht, sodass ich schwor in meinem Zorn: Sie sollen nicht eingehen in meine Ruhe.â (VV. 9-10 | Die Details werden in 4Mo 14,39ff berichtet. Das Volk weigerte sich, den Kampf mit den ĂŒbermĂ€chtig erscheinenden Bewohnern zu beginnen. Daraufhin wird ihm der Kampf verboten und angekĂŒndigt, dass alle fĂŒr den Rest ihres Lebens in der WĂŒste bleiben und dort sterben sollten. Nun bereuten die Israeliten ihren Kleinmut, und erklĂ€rten sich zum Kampf bereit. Mose wiederholte das Verbot und warnte, dass die HeilsverheiĂung durch wiederholte SĂŒnde nunmehr zunichte geworden und der gröĂte Einsatz aussichtslos sei. Die Israeliten begannen dennoch tollkĂŒhn den Krieg und wurden vernichtend geschlagen. Die Ăbriggebliebenen fristeten ein trostloses Leben in der WĂŒste. |
3,10-11 | So lasst uns nun bemĂŒht sein, in diese Ruhe einzugehen, damit nicht jemand zu Fall komme wie in diesem Beispiel des Ungehorsams. | Das Beispiel aus dem Mosebuch wird auf die in Hebr 10,34 beschriebenen vorbildlichen GlĂ€ubigen bezogen, die hoffen, am Ende ihres Lebens in die versprochene Heimat einziehen, wo sie Ruhe und Frieden finden. Wie soll man das Beispiel anwenden? Was sind die Gemeinsamkeiten zwischen damals und heute? Die Unterschiede sind doch sehr groĂ! Der GlĂ€ubige heute lĂ€uft nicht mehr hinter einer FeuersĂ€ule mehr, hindurch durch das geteilte rote Meer, nachdem all seine Feinde mit Plagen zugrunde gerichtet wurden. Er lebt âim Glauben und nicht im Schauenâ (2Kor 5,7). Ăhnlichkeiten zwischen damals und heute bestehen nur darin, dass der GlĂ€ubige auch heute gegen Gebote verstoĂen kann (âSĂŒndeâ, âUngehorsamâ), die â wie die Bergpredigt zeigt â ein Vielfaches schwerer und anspruchsvoller als die des alten Testamentes sind (Mt 5,48: âihr sollt vollkommen sein!â), und zB auch Unterlassungen mit einbeziehen: âWer nun weiĂ, Gutes zu tun, und tutâs nicht, dem istâs SĂŒnde.â (Jak 4,17) |
3,11b | wie in diesem Beispiel des Ungehorsams. | Inwiefern kann denn das damalige Geschehen ein âBeispielâ fĂŒr heutiges Fehlverhalten sein? Das erlĂ€uternde Beispiel aus dem Alten Testament bezieht sich eindeutig auf vorĂŒbergehendes (!) Misstrauen, denn die Israeliten, die als abschreckendes Beispiel dienen sollten, bereuten ja ihren Unglauben, ja waren sogar nachtrĂ€glich bereit, ihr Leben in dem Kampf mit den kanaanitischen âRiesenâ zu riskieren (4Mo 14,39ff) [3] Wie spĂ€ter am Beispiel Esaus ausgefĂŒhrt wird (12,16-17). kann jedoch auch Reue nichts mehr am Verdammungsurteil derer Ă€ndern, die âzurĂŒckgewichenâ (10,39) sind. Sollen wir daraus lernen, dass ein kurzfristiger (!) aber wiederholter VerstoĂ gegen das Gewissen (âUngehorsamâ) ein Ă€hnliches Ergebnis haben kann, dass Gott die Geduld endgĂŒltig verliert, die TĂŒr zum Heil unwiderruflich verschlieĂt, sodass dem GlĂ€ubigen die ewige Folter in der Hölle sicher ist? Die Warnung in Röm 14,15 scheint diese BefĂŒrchtung zu bestĂ€tigen. Wie groĂ ist diese Gefahr? Steht der GlĂ€ubige stĂ€ndig mit einem Bein in der Hölle, sodass man ihn jeden Tag ermahnen muss, um Himmels willen nicht zu âsĂŒndigenâ? |
3,12a | Seht zu, BrĂŒder und Schwestern, dass niemand unter euch ein böses, unglĂ€ubiges Herz habe und abfalle von dem lebendigen Gott | Was beinhaltet das Verb âabfallenâ? Schon die innere Distanzierung von einem Gott, dessen Forderungen unerfĂŒllbar erscheinen? Der reiche JĂŒngling konnte nicht gerettet werden, weil er sich nicht dazu entschlieĂen konnte, die Forderung Jesu, âall seine Habe den Armen zu gebenâ, zu erfĂŒllen. (Mt 19,21) Hier ist zweifellos SchwĂ€che im Spiel und keine Bösartigkeit. Auch âFreundschaft mit der Weltâ bedeutet bereits âFeindschaft mit Gottâ (Jak 4,4), obwohl diese gar nicht angestrebt werden muss. Und ein âFeind Gottesâ kann unversehens ĂŒber den point of no return hinausgelangen, wie zB Saul, dem Gott nicht mehr antwortete. (1Sam 28,16) Was als âweltlichâ, d.h. als âFeindschaft gegen Gottâ anzusehen ist, unterliegt der Deutungshoheit der Vorsteher und Bibellehrer, die nicht â wie bei Paulus (2Kor 4,2) â etwa den GlĂ€ubigen Rechenschaft fĂŒr ihr Tun schuldig sind, sondern âallein Gottâ, d.h. ihrer Vorstellung von Gott, die durchaus der eines grausamen und kleinlichen Diktators nahekommen kann. Auch solchen Bibellehrern hat der GlĂ€ubige nach Hebr 13,17 ohne Widerstreben zu gehorchen, wenn er sich nicht die Strafe Gottes zuziehen will. In buchstabenhörigen Gemeinschaften ist die Versuchung sehr groĂ, strenge Gebote weiter zu verschĂ€rfen. Das wird belohnt: der rigoristische Exzess erzeugt ein Selbstbewusstsein als âAuserwĂ€hlteâ gegenĂŒber allen, die dieses Leistungsniveau nicht erreichen, und entsprechendes Sendungsbewusstsein als âGottes Stellvertreterâ. Auch dient eine VerschĂ€rfung der Profilierung der Glaubensgemeinschaft und bindet die Hörer intensiver an die Leiter und Prediger der Gemeinschaft. DarĂŒber hinaus entsteht auch ein GefĂŒhl gröĂerer NĂ€he (âIntimitĂ€tâ) zu Gott und die Ăberzeugung, hohe Erwartungen an Gott stellen und seinen Arm bewegen zu dĂŒrfen. Langfristig aber entsteht aber auch der deprimierende Eindruck einer hohen Empfindlichkeit bzw Reizbarkeit Gottes, der die Missachtung ĂŒberzogener Normen als âFeindschaftâ gegen ihn bewertet und Glaubensfreude und Heilszuversicht nachtrĂ€glich wieder auflöst. |
3,12b | âŠ. sondern ermahnt euch selbst jeden Tag, solange es »heute« heiĂt, dass nicht jemand unter euch verstockt werde durch den Betrug der SĂŒnde. | Was genau mit âSĂŒndeâ gemeint ist, bleibt hier und auch im folgenden weitgehend unbestimmt. Nach Hebr 13,17 ist bereits die Frustration der Bibellehrer durch Unfolgsamkeit strafbare âSĂŒndeâ. Wird hier nicht der Ăberlastung des Gewissens durch ĂŒberstrenge, engherzige, das Gewissen ĂŒber die MaĂen belastende Auslegung gröĂter Raum gegeben? ZunĂ€chst richtet sich der HebrĂ€erbrief gegen das einzelne âschwarzes Schafâ, das in der Duldung von âSĂŒndeâ zu weit gegangen und âzurĂŒckgebliebenâ ist (Hebr 4,1). Doch in 5,11 wird aber wieder die ganze treue Gemeinschaft als âzurĂŒckgebliebenâ und âunreifâ gescholten und mit der Gefahr, verdammt zu werden, konfrontiert. Ăhnlich auch in 12,15 und 12,25. Ohne dass ĂŒberhaupt klar ist, welche âSĂŒndeâ konkret begangen worden ist, wird die bewĂ€hrte treue Gruppe mit Drohungen eingedeckt, als ob es sich um eine kurz vor dem Absterben befindliche LaodicĂ€a-Gemeinde handeln wĂŒrde. Dabei liegt gar kein konkretes Versagen vor. Dem Verfasser genĂŒgt fĂŒr die schulmeisternde Behandlung dieser Christen bereits die Tatsache, dass sie die geforderte Hundertprozentigkeit im Widerstand gegen âdie SĂŒndeâ noch nicht erreicht haben (Hebr 12,4) Bei einem derart harten Urteil ĂŒber bewĂ€hrte Christen sollte man es fĂŒr angemessen halten, wenn der Briefverfasser nicht anonym bleibt, sondern sich mit Namen und Auftrag legitimiert, so wie Paulus es in allen seinen Briefen getan hat. Doch die Leser erfahren nichts darĂŒber. Aus der AnonymitĂ€t heraus mĂŒssen sie sich mit den hĂ€rtesten Drohungen eindecken lassen. Ziehen wir doch einmal den Vergleich zum das Urteil des Paulus ĂŒber einen konkreten Fall, ĂŒber jemanden, der eine skandalöse Ehe geschlossen hatte und uneinsichtig war (1.Kor 5) Hier kann man sehr wohl vom hartnĂ€ckigen, verstockten Festhalten an der SĂŒnde reden, von einer fatalen Lebensentscheidung, und doch findet der Apostel auch fĂŒr diesen Menschen noch freundliche Worte und einen Weg zur Rettung. Im ganzen Brief spĂŒrt der Leser die herzliche Verbindung des Apostels zur seiner Gemeinde. In der erbarmungslosen KĂ€lte des HebrĂ€erbriefes, dessen Verfassers sich nicht zu erkennen gibt, haben GefĂŒhle der Zuneigung keinen Platz. |
3,14 | Wir haben Anteil an Christus bekommen, wenn wir die anfÀngliche Zuversicht bis zum Ende standhaft festhalten. | (Siehe ErlÀuterung zu Hebr 3,6) |
4,3 | Ich schwor in meinem Zorn: Sie sollen nicht in meine Ruhe eingehen | Wenn Gott âschwörtâ (!), dass alle, die sich âheuteâ ĂŒberfordert sehen und Angst haben und deshalb ungehorsam sind oder zweifeln, mit Sicherheit in der Hölle landen, welchen âTrostâ soll dann sein ganz anders lautender âEidâ bieten, der dem Heil noch eine Chance gibt (6,10-13)? |
4,7 | Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht | Wenn jemand gestern, vorgestern oder noch frĂŒher den Ruf zum Gehorsam gehört und ignoriert hat, welcher âEid Gottesâ gilt dann? Was sollen, dĂŒrfen, können wir glauben, wenn das âHeuteâ bereits gestern war? Dem âEidâ in Hebr 4,3, der allen, die den Ruf ignoriert haben und weiter âmutwillig gesĂŒndigtâ haben, die ewige Verdammnis zusichert , oder dem âEidâ in Hebr 6,10.12, der noch eine Chance gibt? |
4,12 | Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam. Es ist schĂ€rfer als das schĂ€rfste zweischneidige Schwert, das die Gelenke durchtrennt und das Knochenmark freilegt. Es dringt bis in unser Innerstes ein und trennt das Seelische vom Geistlichen. Es richtet und beurteilt die geheimen WĂŒnsche und Gedanken unseres Herzens. (NeĂ) | Formulierung in Analogie zu Jer 23,20: Ist mein Wort nicht wie ein Feuerâ, spricht der Herr, âund wie ein Hammer, der Felsen zerschlĂ€gt? bzw. Jes 49, 1-2:âDer HERR hat mich berufen von Mutterleibe an; er hat meines Namens gedacht, als ich noch im SchoĂ der Mutter war. 2 Er hat meinen Mund wie ein scharfes Schwert gemacht.â |
4,14-16 | Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne SĂŒnde. | Wiederholung bekannter Fakten: SĂŒndlosigkeit trotz Versuchung: Mt 4,4 / Joh 8,46 / priesterliche Verantwortung: Lk 22,32 / Jo 6,32 ff / Jo 17 (vgl Rö 15,16). Wiederum ein Versprechen in schöner Formulierung, doch im HebrĂ€erbrief ohne konkreten Inhalt. Der Begriff âMitgefĂŒhl Christiâ scheint anzudeuten, dass ein gewisses MaĂ von âZurĂŒckbleibenâ hinter den hohen Forderungen toleriert wird, doch wie groĂ ist diese Toleranz? Niemand weiĂ es. Jesus jammerte das Volk (Mt 9,36), doch die beĂ€ngstigende Perspektive, dass von den vielen Menschen nur wenige den Weg an der ewigen Höllenfolter vorbei ins Reich Gottes finden werden (Mt 7,14), steht dazu offenbar nicht in Widerspruch. Entsprechend darf der GlĂ€ubige, der Angst hat, in die Hölle zu kommen, des âMitgefĂŒhls Christiâ sicher sein, ohne dass dieses MitgefĂŒhl etwas an seinem schrecklichen Schicksal Ă€ndern kann. |
4,16 | Darum lasst uns freimĂŒtig hinzutreten zu dem Thron der Gnade, auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden und so Hilfe erfahren zur rechten Zeit. | Wie soll diese âZusageâ trösten können, wenn der Christ auf gröĂeres Versagen zurĂŒckblickt und die ârechte Zeitâ vermutlich vorgestern oder gestern war (siehe Anmerkung zu 4,7) Vergleichen wir damit einmal andere Bibelstellen. Wieviel glaubwĂŒrdigere und wirksamere Worte des Trostes finden wir im Alten Testament! Ps 30,6: âDenn sein Zorn wĂ€hret einen Augenblick und lebenslang seine Gnade. Den Abend lang wĂ€hret das Weinen, aber des Morgens ist Freudeâ oder auch Ps 103,11: âDenn so hoch der Himmel ĂŒber der Erde ist, lĂ€sst er seine Gnade walten ĂŒber denen, die ihn fĂŒrchten. So fern der Morgen ist vom Abend, lĂ€sst er unsre Ăbertretungen von uns sein. Wie sich ein Vater ĂŒber Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR ĂŒber die, die ihn fĂŒrchten.â |
â2. Teil
Kap., Vers | Inhalt | Beurteilung, Einordnung |
5,1-10 | Jesus der mitfĂŒhlende Hohenpriester, Vollbringer der Versöhnung fĂŒr die Gehorsamen. | Wiederholung der Gedanken in Hebr 2,17 / 4,14-16 / Mi 7,18 / Mt 9,36. |
5,11-14 | Tadel wegen fehlendem Fortschritt im Glauben: âUnd IHR, die ihr lĂ€ngst Lehrer sein solltet, habt es wieder nötig, dass man euch die AnfangsgrĂŒnde der göttlichen Worte lehre und dass man euch Milch gebe und nicht feste Speiseâ. | Besser formulierte Ermahnungen findet man in Kor 3,1-2 / Gal 4,1 ff / Eph 4,14, denn das Lehramt anzustreben ist fĂŒr viele GlĂ€ubige wegen der strengeren Beurteilung nicht zu empfehlen (Jak 3). Die Schelte des anonymen Verfassers ist nicht nachvollziehbar. Die EmpfĂ€nger des Briefes sind âElitechristenâ, die sich bestens bewĂ€hrt, die in der Verfolgung âden Raub ihrer GĂŒter mit Freuden (!) erduldet habenâ (Hebr 10,34) Welch eine GlaubensstĂ€rke, welche grĂŒndliches Erkennen der unsichtbaren RealitĂ€t ist dazu nötig! Hier aber werden sie von dem anonymen Verfasser wie Schulkinder gemaĂregelt, die zu faul sind, das kleine Einmaleins zu lernen. Dass man so mit GlĂ€ubigen umgeht, die bereits hohen Glaubensmut bewiesen und alles fĂŒr den Glauben geopfert haben (Hebr 10,34), versteht doch kein Mensch. |
6,1 | Darum wollen wir jetzt lassen, was am Anfang ĂŒber Christus zu lehren ist, und uns zum Vollkommenen wenden. | Ja, was ist denn das âVollkommeneâ? Es folgt ein groĂer Sermon ĂŒber die Verdammnis aller, die den Glauben zeitweilig verloren haben. |
6,1b | Wir wollen nicht abermals den Grund legen mit der Umkehr von den toten Werken und dem Glauben an Gott | Die jĂŒdischen GlĂ€ubige hofften sich vergeblich mit penibler ErfĂŒllung des Gesetzes (âtoten Werkeâ) unter den Segen Gottes bringen, obwohl sie zugleich Jesus, den von ihm gesandten Messias ablehnten. Diese Gefahr besteht bei den EmpfĂ€ngern des HebrĂ€erbriefes, die ja bewĂ€hrte Christen waren (Hebr 10,34) aber gar nicht. Indem der HebrĂ€erbrief stĂ€ndig die Gefahr beschwört, durch âSĂŒndeâ wieder verlorenzugehen und dann auch noch das Ansammeln von âWerkenâ empfiehlt, um diese Bedrohung zu kompensieren (Hebr 6,10), macht er Angst zum alles ĂŒberragenden Motiv. Wie vertrĂ€gt sich Angst mit Liebe? Sie fördert immer die Egozentrik. Und erzeugen Werke aus Angst, um sich sich selbst zu sichern, zu retten, etwa Glaubensfreude und Vertrauen? Sicherlich nicht. Sie sind schĂ€dlich fĂŒr den Glauben. Sie sind ebenfalls âtote Werkeâ. |
6,1-12 | Unwiderrufliche Verdammung aller, die den Glauben zeitweilig verloren oder verlassen haben (der âAbgefallenenâ): âFĂŒr alle, die Gott schon mit seinem hellen Licht erleuchtet hat, die an sich selbst erfahren haben, wie herrlich Gottes himmlische Gaben sind, und denen der Heilige Geist geschenkt wurde, die Gottes gute Botschaft aufnahmen und etwas von der Kraft der ewigen Welt kennen gelernt haben â fĂŒr all diese Menschen ist es unmöglich, wieder zu Gott zurĂŒckzukehren, wenn sie sich bewusst von ihm abgewendet haben und ihm untreu geworden sind.â | Auch an einer alles entscheidenden Stelle wieder verstörende Unklarheit! Was bedeutet denn âabfallenâ ? Ist ein Christ, der wiederholt weltlich gelebt hat, dadurch auch schon zum âFeind Gottesâ geworden, der auf die Seite des âWidersachersâ gehört? (Jak 4,4) Oder genĂŒgt auch schon das lĂ€ngere Verharren in Unversöhnlichkeit, um als âSchalksknechtâ das Heil zu verlieren? (Mt 18, 34-35) Doch nehmen wir an â was unbeweisbar ist â mit dem Wort âabfallenâ sei nur die endgĂŒltige Distanzierung vom Glauben gemeint. An den GrĂŒnden dafĂŒr hat der Schreiber des HebrĂ€erbriefes kein Interesse. Ihm kommen nicht einmal die einfachsten Fragen in den Sinn. Können nicht schreckliche Lebenskatastrophen an der Liebe Gottes und dem Sinn des Glaubens zweifeln lassen? Kommt es nicht immer wieder vor, dass notorische Unehrlichkeit und religiöse Erpressung in der Bibellehre ein abstoĂendes Gottesbild entstehen lassen und die Anziehungskraft des Glaubens zerstören? Ist der Gedanke so abwegig, dass Prediger und andere Vertrauenspersonen ein Verbrechen an einem GlĂ€ubigen begehen können? Wenn sich dann noch die Gemeinde auf die Seite des TĂ€ters stellt, wieviel Vertrauen in Gott bleibt dann wohl ĂŒbrig? Was geschieht mit GlĂ€ubigen, die durch Androhung von Folter und Hinrichtung erpresst wurden, sich von ihrem Glauben zu distanzieren? Werden sie fĂŒr ihr Versagen mit ewiger Höllenfolter bestraft? Auch wenn der Verfasser gelegentlich die Worte âMitgefĂŒhlâ und âTrostâ benutzt⊠wo ist hier bei ihm auch nur das geringste VerstĂ€ndnis fĂŒr solche Zwangslagen zu sehen ? FĂŒr ihn gibt es nur Anpassung oder Vernichtung! Wer das âParteibuchâ zurĂŒckgibt, ist erledigt fĂŒr alle Ewigkeit. Selber schuld! |
6,10 | Was aber euch angeht, ihr Lieben, sind wir vom Besseren ĂŒberzeugt und von dem, was Rettung bringt, auch wenn wir so reden. | Die EmpfĂ€nger der HebrĂ€erbriefes hatten bereits âall ihre Habe fĂŒr den Glauben geopfertâ und sich in der Verfolgung bewĂ€hrt (Hebr 10,34). Nur die BewĂ€hrung im MĂ€rtyrertod fehlt noch. (Hebr 12,4) DĂŒrfen nur GlĂ€ubige mit dieser Opferbereitschaft auf âBesseresâ als die Hölle hoffen? Hoffnung gibt es offenbar nur, wenn dieser hohe Standard gehalten wird. Wehe allen, die dahinter âzurĂŒckbleibenâ (Hebr 4,1 / 10,39)! Die Auswirkung des HebrĂ€erbriefes in der Geschichte: immer wieder hat er gutwillige und ĂŒberforderte GlĂ€ubige, selbst den an völlige Hingabe gewöhnten Luther, in völlig ĂŒberflĂŒssige Seelenqual gestĂŒrzt. Was bleibt da von der Zusicherung eines von Angst befreiten Lebens (Hebr 2,15) ĂŒbrig? |
6,10 | Denn Gott ist nicht ungerecht, dass er vergĂ€Ăe euer Werk und die Liebe, die ihr seinem Namen erwiesen habt, indem ihr den Heiligen dientet und noch dient. | Verdienste, fromme Werke als Gegengewicht zum allgegenwĂ€rtigen Risiko der Verdammung zu Lebzeiten ? Wieviel Werke genĂŒgen innerhalb welchen Zeitraums, damit sich der GlĂ€ubige sicher fĂŒhlen darf? Wieviel Werke genĂŒgen, um wiederholte UnterlassungssĂŒnden auszugleichen, die genauso wie TatsĂŒnden den Zorn Gottes heraufbeschwören können? âWer etwas Gutes zu tun weiĂ und tut es nicht, macht sich eines Vergehens gegen Gott schuldig.â (Jak 4,17) MĂŒssen sensible, Ă€ngstliche und sorgfĂ€ltige GlĂ€ubige mehr leisten als optimistisch und oberflĂ€chlich denkende GlĂ€ubige, um keine Angst vor der Hölle zu haben (Sorgfaltsparadox)? Wo ist die notwendige Abgrenzung von der Werkgerechtigkeit, die ja den Glauben ebenfalls völlig zerstört (Gal 5,1), zu finden? Wo doch Paulus eindringlich warnt, dass auch das kleinste bisschen Werkgerechtigkeit wie Sauerteig das ganze Leben verunreinigt! (Gal 5,9) Wenn das Motiv der guten Tat die Sorge um das eigene Heil wird, welchen Rang kann da das Motiv der Freude, MitgefĂŒhl, WertschĂ€tzung und Dankbarkeit noch haben? |
6,13-10 | Schwur Gottes als Sicherheit des Heils | abenteuerliche Konstruktion, die zudem durch den Verdammungseid in Hebr 4,3 sowie auch durch das verunsichernde Sondergut der viermaligen BekrĂ€ftigung irreparabler Verdammnis bei âmutwilliger SĂŒndeâ deutlich in Frage gestellt wird. Abraham wurde mit einem Eid die Entschlossenheit Gottes deutlich gemacht, seinen Herzenswunsch nicht zu vergessen. Diese VerheiĂung war vom Tun Abrahams unabhĂ€ngig â worauf Paulus nachdrĂŒcklich hinweist (Rö 4, 13). Bei der VerheiĂung des Heils macht hingegen solch ein âEidâ ĂŒberhaupt keinen Sinn, wenn das Heil derartig von eigenem Wohlverhalten â von der Vermeidung des zeitweiligen Unglaubens und âmutwilliger SĂŒndeâ und von Ă€uĂerster Hingabe (12,4: âbis aufs Blutâ) â abhĂ€ngig ist, wie der HebrĂ€erbrief behauptet. Wem fĂ€llt dazu nicht das Wort Jesu ein? âIch aber sage euch, dass ihr ĂŒberhaupt nicht schwören sollt, ⊠Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Es ist nicht gut, darĂŒber hinauszugehen.â (Mt 5,34 + 37) |
7,1-28 | Jesus als messianischer Priesterkönig entsprechend dem Vorbild Melchisedeks. | ErlĂ€uterung des Messiaspsalmes 110,4. Originelle BeweisfĂŒhrung: Levi in den Lenden Abrahams sitzend, musste dessen Unterwerfungsgeste, die Abgabe des Zehnten, gegenĂŒber dem Priesterkönig Melchisedek, notgedrungen mitmachen, sodass folglich levitisch-mosaische Gesetze den Gesetzen des Messias unterworfen sind. Eine etwas spitzfindige Argumentation mit dem mageren Ergebnis, dass der Messias das Recht hat, Mose zu korrigieren. Was aber auch kein glĂ€ubiger Christ bezweifelt, zumal der Prophet Maleachi bereits Mose korrigiert und zeigt, dass er in der Frage der Ehescheidung gröĂere AutoritĂ€t hat (Mal 2,13ff). Viel gewichtiger und hilfreicher fĂŒr die Praxis ist hingegen die Argumentation des Paulus, der auf die kontraproduktive Wirkung des Gesetzes hinweist, das fruchtlose SelbsterlösungsbemĂŒhungen provoziert, ohne vom Egoismus befreien zu können. (Römer- und Galaterbrief). Wie sollte auch der HebrĂ€erbrief die Gefahr der ichbezogenen Werkgerechtigkeit im Blick haben, deren glaubenszerstörende Wirkung Paulus erkannt hatte? Gerade der HebrĂ€erbrief verleitet zu den GlĂ€ubigen, sich mit Ă€uĂerster Hingabe (12,4: âbis aufs Blutâ) durch Ansammeln frommer Werke (6,10) vor dem Fall in den bodenlosen Abgrund zu schĂŒtzen. Aber so kann man eben NICHT frei und fröhlich leben, wie es der HebrĂ€erbrief anfangs zusichert (2,15). |
8 | Jesus, neuer Priester eines neuen Bundes | Die Kapitel 8 und 9 sind die wertvollsten Abschnitte des Briefes. |
9 | Die reinigende Kraft des blutigen SĂŒhneopfers Jesu | Die Kapitel 8 und 9 sind die wertvollsten Abschnitte des Briefes. |
9,22 | Ohne BlutvergieĂen keine Vergebung | prĂ€gnante Formulierung |
9.10 | Dem Menschen ist bestimmt einmal zu sterben, dann kommt das Gericht | prÀgnante Formulierung, aber nicht verallgemeinerbar nach 1Pet 3,19 |
â3.Teil
Kap., Vers | Inhalt | Beurteilung, Einordnung |
10,01-18 | Der alte Opferdienst, der nur an SĂŒnde erinnern konnte. als schattenhafte AnkĂŒndigung | Das mosaische Gesetz als schattenhaftes Abbild der zukĂŒnftigen Heilsereignisse wird bereits in Kol 1,28 erwĂ€hnt. |
10,3-6 | Vielmehr geschieht durch die Opfer alle Jahre nur eine Erinnerung an die SĂŒnden. Denn es ist unmöglich, durch das Blut von Stieren und Böcken SĂŒnden wegzunehmen. 5 Darum spricht er, wenn er in die Welt kommt (Psalm 40,7-9): »Opfer und Gaben hast du nicht gewollt; einen Leib aber hast du mir bereitet. 6 Brandopfer und SĂŒndopfer gefallen dir nicht. | Hinweis auf die VorlĂ€ufigkeit des Opferdienstes, die durch allein wirksames Jesu Opfer abgelöst wurde. Diese Tatsache ist in fast jeder Schrift des NT bezeugt. |
10, 14-17 | Denn mit einem einzigen Opfer hat er fĂŒr immer die vollendet, die geheiligt werden. 15 Das bezeugt uns aber auch der Heilige Geist. Denn nachdem er gesagt hat: 16 »Das ist der Bund, den ich mit ihnen schlieĂen will nach diesen Tagen«, spricht der Herr: »Ich will meine Gesetze in ihr Herz geben, und in ihren Sinn will ich sie schreiben, 17 und ihrer SĂŒnden und ihrer Missetaten will ich nicht mehr gedenken.« | Welche Sicherheit kann der GlĂ€ubige V.17 entnehmen, wenn weiter die Möglichkeit besteht, dass er eine nicht nĂ€her definierte âmutwillige SĂŒndeâ (Hebr 10,16) begeht, die nicht mehr vergeben wird und die folglich ewig im GedĂ€chtnis Gottes bleibt? Die mutwillige SĂŒnde ist vergebbar bis zu dem Zeitpunkt, an dem âdie Erkenntnis der Wahrheit empfangenâ wurde. Nach Kol 1,6 / 2Jo 1,1 lĂ€sst sich dieser Ausdruck am ehesten auf den Zeitpunkt der Bekehrung beziehen, durch den der GlĂ€ubige âgeheiligtâ und mit einem âneuen Sinnâ, dem âSinn Christiâ (1Kor 2,16) ausgestattet wird. So erstaunt es wenig, dass schon in der frĂŒhen Christenheit die Lehre aufkam. dass nach Bekehrung und Taufe gröbere und wiederholte VerstöĂe gegen das Gewissen als âTodsĂŒndeâ unvergebbar sein könnten. (s. 1Joh 5,16-17) Mit dem HebrĂ€erbrief, der GlĂ€ubige ab dem Zeitpunkt der Bekehrung als âvollendetâ (Hebr 11,40), quasi als nahezu âvollkommenâ (vgl. Mt 5,48) beschrieb, lieĂ sich diese Sicht unterstĂŒtzen. |
â10,19-25 | Aufruf an gutem Gewissen und Bekenntnis festzuhalten | Inhaltlich bereits vorhanden 1Tim 1,5 / 1Pet 3,16 |
10,26 | âDenn wenn WIR mutwillig sĂŒndigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, bleibt hinfort kein Opfer mehr fĂŒr die SĂŒnden, 27 sondern ein schreckliches Warten auf das Gericht und ein wĂŒtendes Feuer, das die Widersacher verzehren wird.... | Mit dem tödlichen WIR bezieht sich der Verfasser des HebrĂ€erbriefes selbst in die Risikogruppe der von ewiger Verdammnis GefĂ€hrdeten mit ein. Dieses WIR wird noch einmal bekrĂ€ftigt in Hebr 12,25. Damit ist die weit verbreitete und verharmlosende These widerlegt, es seien nur nicht-bekehrte Menschen, keinesfalls aber GlĂ€ubige so schrecklich bedroht |
10,26-29 | Unausweichliche Verdammung fĂŒr alle, die âmutwilligâ sĂŒndigen. | Die griechische Form des Verbs bezeichnet keine einmalige, sondern eine wiederholt praktizierte âSĂŒndeâ. Doch unklar bleibt, an welche Art SĂŒnde der Verfasser hier denkt. FĂ€llt auch fortgesetzte Unterlassung des eigentlich Richtigen darunter, wie es Jak 4,17 sagt? Die fortgesetzte Verweigerung der völligen Selbstaufopferung (âKreuzesnachfolgeâ), wie es Mt 16,23 oder gar Mt 19,16ff fordert? Die Verweigerung der Forderung, alles Hab und Gut bis auf das Lebensnotwendigste (1Tim 6,8) zur Linderung der Not der Ărmsten hinzugeben? Das ZurĂŒckstellen spiritueller PrioritĂ€ten zugunsten materieller GenĂŒsse (Hebr 12,16)? Die Verweigerung der Forderung zu missionieren â auch unter Lebensgefahr (1Kor 9,16 / Hes 33,8-9) ? Obwohl die Strafe grenzenlos grausam ist, weiĂ niemand genau, wo denn nun die rote Linie verlĂ€uft. Ist eine Regung des Gewissens als âStimme Gottesâ zu verstehen? Ist das fortgesetzte Handeln gegen eine Forderung des Gewissens als irreparable âVerstockungâ (Hebr 3,7) zu betrachten, die mit dem Verlust des ewigen Lebens zu bestrafen ist (vgl. Röm 14,15 + 20 + 23)? Wann darf sich der GlĂ€ubige sicher fĂŒhlen? Soll er sich auf das Urteil des Seelsorgers verlassen, der vielleicht die Gefahr herunterspielt, um sich selbst unerlaubte Erleichterung zu gönnen? Wo soll das objektive Urteil herkommen? Bezieht der HebrĂ€erbrief nun die Drohung mit der Hölle sogar auf die eifrigsten GlĂ€ubigen, sollten sie in ihrem Kampf gegen âdie SĂŒndeâ nachlĂ€ssig werden, so darf sich erst recht jeder angesprochen und bedroht sehen, der von diesem hohen Niveau noch weit entfernt ist. Wird erwartet, dass man aus Angst vor der Hölle so lebt, dass man sich ĂŒber lange Phasen keiner SĂŒnde mehr bewusst ist und eigentlich nur noch unabsichtlich, versehentlich sĂŒndigt ? Wie sollen unter dem GefĂŒhl stĂ€ndiger Bedrohung GefĂŒhle der Dankbarkeit, WertschĂ€tzung oder gar Liebe zu Gott entstehen? Ist es nicht reichlich naiv, von seelischer Erpressung einen Fortschritt in der Charakterbildung zu erwarten, wo doch die freiwillige Entscheidung fĂŒr das Gute fĂŒr den guten Charakter typisch ist? Irgendetwas davon ahnt der Verfasser des HebrĂ€erbriefes, er spricht es sogar aus, dass âdas Herz nur durch Gnade fest werdenâ kann (Hebr 13,9), doch letztlich ist ihm diese wichtige Erkenntnis doch nicht klar, sodass er immer wieder den GlĂ€ubigen mit der Androhung ewiger Vernichtung âmotivierenâ muss, womit er ĂŒbrigens auch seiner eigenen Zusicherung eines von Angst befreiten Lebens (Hebr 2,15) widerspricht. Vollends taktlos und widersinnig ist es, die Warnung vor unumkehrbarer Verdammung noch zu Lebzeiten GlĂ€ubigen einzuschĂ€rfen, die bereits alles fĂŒr den Glauben geopfert haben (Hebr 10,34). Was sollen denn die armen GlĂ€ubigen noch alles tun? Alles geopfert und noch immer wird wie besessen Druck gemacht! |
10,26-27 | Denn wenn wir mutwillig sĂŒndigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, bleibt hinfort kein Opfer mehr fĂŒr die SĂŒnden, sondern ein schreckliches Warten auf das Gericht und ein wĂŒtendes Feuer, das die Widersacher verzehren wird | Mit seinem rigorosen Exzess erzeugt der HebrĂ€erbrief eine Bedrohung, eine Unsicherheit und seelische BedrĂ€ngnis, die durch nichts mehr gesteigert werden kann. Welche grausamen Seelenqualen der HebrĂ€erbrief bei sensiblen Mitchristen anrichten kann, lĂ€sst sich auch an dem Leidensbericht des Franz Spiera ersehen, der zur Zeit Luthers lebte und binnen eines halben Jahres an seiner Angst elend zugrunde ging. |
10,29 | Eine wie viel hĂ€rtere Strafe, meint ihr, wird der verdienen, der ⊠den Geist der Gnade schmĂ€ht? | Je lĂ€nger die Erpressung mit maĂlosen Forderungen und Strafen das Gewissen belastet und verwundet, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich der GlĂ€ubige irgendwann zu negativen Bemerkungen hinreiĂen lĂ€sst. Ein dummes unĂŒberlegtes Wort ist schnell gesagt, was auch der Jakobusbrief feststellt (Jak 3). Der von vielen geschĂ€tzte Bibellehrer Adolf Schlatter vertrat die Auffassung, dass auch ein abfĂ€lliges Wort ĂŒber BrĂŒder, ĂŒber einen Bibeltext, in dem sich der Geist Gottes Ă€uĂert, ein unvergebbarer Fehltritt sein könnte. Durch die Verkettung von absichtlicher SĂŒnde und verbaler Entgleisung wird die Unsicherheit des GlĂ€ubigen, seine Fixierung auf sich selbst und seine fragwĂŒrdige Motivation, sich mit frommen Werken möglichst weit von dieser Gefahrenzone entfernt zu platzieren, noch einmal verstĂ€rkt. |
10,26 | der ⊠den Geist der Gnade schmĂ€ht? | Muss dazu der Heilige Geist explizit genannt werden, wie es in Mt 12,22ff geschieht? Die Geschichte von Ananias und Saphira zeigt, dass sich der Heilige Geist schon durch eine simple LĂŒge persönlich beleidigt sieht und mit sofortiger Vernichtung antwortet (Apg 5,2). Auch wenn die ĂŒbliche Auslegung beteuert, dass das Ehepaar nicht in die Hölle gekommen ist, so bleibt doch der Eindruck der Ă€uĂersten Reizbarkeit Gottes zurĂŒck, dem vielleicht âirgendein Wortâ (Luk 12,10) gegen irgendetwas, was mit dem Heiligen Geist in Verbindung steht, genĂŒgt. |
10,30-39 | Der Glaubensmut der HebrĂ€ergemeinde ist nur ein guter Anfang und keine Garantie fĂŒr das Heil. | auch die Ermahnung zum Durchhalten findet sich andernorts: Gal 6,9 / 1Pet 1,13 / Offb 3,11. |
10,34 | âDenn ihr habt mit den Gefangenen gelitten und DEN RAUB EURER GĂTER MIT FREUDEN ERDULDET, WEIL IHR WISST, dass ihr eine bessere und bleibende Habe besitzt.â | Es gibt einen Trend in der bibeltreuen Theologie, der die Erbarmungslosigkeit des HebrĂ€erbriefes durch die Behauptung mildern will, bei den EmpfĂ€ngern des HebrĂ€erbriefes handele es sich nicht um bekehrte GlĂ€ubige, sondern um Juden, die zwar die frohe Botschaft gehört hatten, aber mit dem Gedanken liebĂ€ugelten, wieder zum Tempeldienst zurĂŒckzukehren. Weshalb die frohe Botschaft durch exzessive Drohungen noch froher und attraktiver werden soll, ist nicht nachzuvollziehen. Wer diesen Unsinn glaubt oder gar noch meint verbreiten zu mĂŒssen, sollte Hebr 10,34 noch einmal genau lesen. Wer waren diese Leute? Im GefĂ€ngnis gelitten! Bettelarm geworden! Und dann noch mit Freuden! Weil sie an die unsichtbare Habe im Himmel glaubten, als hĂ€tten sie sie bereits. Und diese Leute, die mit Freuden ihre ganze Existenz geopfert haben (sehr wahrscheinlich in der Auseinandersetzung mit fanatischen Vertretern des alten Tempeldienstes!), sollen nun keine Gotteskinder sein? Wie können sie dann aber âwissenâ, dass im Himmel ein Erbe auf sie wartet? Gerade diese Hoffnung hat sie ja zu dem groĂen Opfer motiviert. Der Satz: âSind wir Kinder, sind wir auch Erbenâ (Rö 8,17) gilt auch umgekehrt: Sind wir Erben, dann sicher auch Gotteskinder. Auch wenn die faule (und charakterlose!) Strategie sehr verbreitet ist, beeindruckend treue GlĂ€ubige als âunbekehrteâ Juden zu diffamieren, die sich nicht zu einer âechten Bekehrungâ entschlieĂen wollen (Roger Liebi, Scofield Bibel), was ist damit gewonnen? Kann man im Ernst erwarten, dass solche leicht widerlegbaren Argumente ĂŒberzeugen? Zumindest können sie die Illusion erzeugen, dass Theologen das Thema nicht totschweigen wollen. McArthur versucht in seinem Bibelkommentar die EmpfĂ€nger in âNicht-Bekehrteâ und âBekehrteâ aufzuspalten, fĂŒr die die schweren Drohungen keinesfalls gelten sollen. Ein unglaubwĂŒrdiger Ansatz, der die Tatsache missachtet, dass der Verfasser zweimal mit dem Wort âWirâ (Hebr 10,26 / 12,25) die Drohungen mit der Hölle ausdrĂŒcklich auch auf sich selbst bezieht. Dass der Verfasser selbst ein âbekehrterâ GlĂ€ubiger ist, wird ja wohl niemand bezweifeln. Dennoch hĂ€lt man hartnĂ€ckig und verbissen weiter an dieser Falschbehauptung fest. Unfreiwillig liefern sie damit den Beweis, dass der HebrĂ€erbrief, wĂŒrde er sich an GlĂ€ubige richten, ihre Heilsgewissheit und Glaubensfreude in Frage stellt. Also kann nicht sein, was nicht sein darf. |
10,35 | Darum werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine groĂe Belohnung hat. | schöne Formulierung |
11 | Die Vorbilder im Glauben erleben Wunder und Niederlagen | Jephta stört in der Liste der Glaubensvorbilder. Er lĂ€sst seine Tochter fĂŒr ein bodenlos dummes GelĂŒbde bĂŒĂen, obwohl das Gesetz die Möglichkeit der Auslösung des Erstgeborenen mit einer Geldsumme vorsah. Wird Gott durch die penible Einhaltung destruktiver GelĂŒbde geehrt? Ist das die Botschaft: Sklavischer Gehorsam gegenĂŒber dem Buchstaben des Gesetzes ohne RĂŒcksicht auf seelische Not ist ganz im Sinne Gottes? Dass dem Verfasser des HebrĂ€erbriefs die unsĂ€gliche Geschichte als Glaubensvorbild empfehlenswert erscheint, ĂŒberrascht nach seinen vorausgegangen Worten wenig. Dabei hĂ€tte es viel bessere Möglichkeiten gegeben, Gott seine Dankbarkeit zu zeigen. Warum hat Jephta nicht den gröĂten Teil der Kriegsbeute den Armen seines Volkes zum Dank geschenkt, um deutlich zu machen, wem der Sieg zu verdanken war? Der Krieg mit den neidischen StammesbrĂŒdern (ĂŒber 40.000 Tote!) hĂ€tte so vermieden werden können. Jetzt behielt er die Beute fĂŒr sich, richtete ein grausiges Blutbad unter seinen StammesbrĂŒdern an und mit seiner Tochter geschah wer weiĂ was! Was fĂŒr ein Vorbild! Respekt! Die Jephta-Geschichte ist tatsĂ€chlich so wenig vorbildlich, ja vielmehr so peinlich, dass so gut wie niemand in den Gemeinden sie ĂŒberhaupt noch kennt. |
Hebr 11,24-27 | Durch den Glauben wollte Mose, als er groĂ geworden war, nicht mehr Sohn der Tochter Pharaos heiĂen, 25 sondern wollte viel lieber mit dem Volk Gottes zusammen misshandelt werden, als einen flĂŒchtigen Genuss der SĂŒnde zu haben, 26 und hielt die Schmach Christi fĂŒr gröĂeren Reichtum als die SchĂ€tze Ăgyptens; denn er sah auf die Belohnung. 27 Durch den Glauben verlieĂ er Ăgypten und fĂŒrchtete nicht den Zorn des Königs; denn er hielt sich an den, den er nicht sah, als sĂ€he er ihn. | Sehr gut beobachtet und schön formuliert! |
12,1-2 | Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die SĂŒnde, die uns umstrickt. Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, 2 und aufsehen zu Jesus, dem AnfĂ€nger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hĂ€tte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete | Sehr schöne Formulierung. Aber schon andernorts Inhaltlich bereits vorhanden: |
12,2-14 | Lob der Erziehung durch Leid | Es gibt viel Leid, dass keinen erzieherischen Sinn erkennen lĂ€sst. Anderseits kann Leid sehr oft zu Geduld, MitgefĂŒhl und Demut erziehen (Jak 1,2) |
12,6 | Denn wen der Herr lieb hat, den zĂŒchtigt er, und er schlĂ€gt jeden Sohn, den er annimmt | Das ist schon grotesk. Auch wenn hier wieder hohl und phrasenhaft von âSohnschaftâ geredet wird wie andernorts von âMitgefĂŒhlâ (5,2) und âTrostâ (6,18), so bleibt doch eines klar: sollte der âSohnâ seinem anspruchsvollen âVaterâ nicht mehr genĂŒgen und âzurĂŒckbleibenâ (10,39), ergeht es ihm schlimmer als jedem Tier im Schlachthaus. Der HebrĂ€erbrief lehrt keine von Liebe und Vertrauen geprĂ€gte Vater-Sohn-Beziehung zwischen Gott und dem GlĂ€ubigen, sondern de facto eine knallharte Sklave-Herr-Beziehung, in der sowohl die Forderungen wie auch die Strafen maĂlos und unendlich viel hĂ€rter sind als zu Moses Zeiten. |
12,10 | Denn jene haben uns gezĂŒchtigt wenige Tage nach ihrem GutdĂŒnken, dieser aber tut es zu unserm Besten, auf dass wir an seiner Heiligkeit Anteil erlangen. | Erziehung durch stĂ€ndige Drohung und Erpressung mit dem Ziel einer von Werkgerechtigkeit nicht mehr unterscheidbaren âHeiligkeitâ dient sicherlich dem GlĂ€ubigen nicht âzum Bestenâ, wie hier behauptet wird. Barmherzigkeit und Liebe, freiwillig geschenkt aus Einsicht in ihren Wert das wĂ€re echte Charakterbildung und ein sinnvolles Erziehungsziel, das aber den geistigen Horizont des Verfassers bei weitem ĂŒbersteigt. |
10,24 | und lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken | In einem Klima seelischer Erpressung wird man auf diese Aufforderung nur in der bekannten soziopathischen Weise reagieren: mit Kontroll- und Kritiksucht und mit pharisĂ€ischem Narzissmus (Mt 23,5 / Luk 18,11). Gerade der HebrĂ€erbrief verleitet GlĂ€ubige, ĂŒber Mitchristen, die an seinen Drohungen verzweifeln, die Nase zu rĂŒmpfen und um sie als âMiesmacher des Glaubensâ einen groĂen Bogen zu machen. |
10,25 | âwie wollen WIR entrinnenâŠ?â | Mit dem tödlichen WIR bezieht sich der Verfasser des HebrĂ€erbriefes selbst in die Risikogruppe der von ewiger Verdammnis GefĂ€hrdeten mit ein. Dieses WIR wird noch einmal bekrĂ€ftigt in Hebr 12,25. Damit ist die weit verbreitete und verharmlosende These widerlegt, es seien nur ânicht-bekehrteâ Menschen, keinesfalls aber GlĂ€ubige so schrecklich bedroht |
12,12-13 | Darum heiĂt es: »StĂ€rkt die kraftlosen HĂ€nde! Lasst die zitternden Knie wieder fest werden!« Bleibt auf dem geraden Weg, damit die Schwachen nicht fallen, sondern neuen Mut fassen und wieder gesund werden. | Ăhnlich auch in Hebr 10, 24ff: âlasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken und nicht verlassen unsre Versammlung, wie es sich einige angewöhnt haben, sondern einander ermahnen.â Was sollen diese Appelle nĂŒtzen? Tragen sie tatsĂ€chlich zum Zusammenhalt der GlĂ€ubigen und zur gegenseitigen FĂŒrsorge bei? Wie soll man neuen Mut fassen, wenn zugleich mit der grausamsten Strafe gedroht wird? Auch die Schwachen treibt der HebrĂ€erbrief mit höllischer Drohung an, nicht âzurĂŒckzubleibenâ. Bereits durch dieses plumpe pauschale Verfahren werden GlĂ€ubige mit einem empfindlichen Gewissen besonders schwer belastet. Denn gerade die sorgfĂ€ltigen, Ă€ngstlichen GlĂ€ubigen beziehen die strengen Worte der Bibel in erster Linie auf sich selbst, wĂ€hrend optimistische und oberflĂ€chliche GlĂ€ubige am ehesten denken können, dass nicht sie, sondern andere damit gemeint sind. (Sorgfaltsparadox) Diese einfache seelsorgerliche Erkenntnis ist dem Verfasser des HebrĂ€erbriefes nicht bekannt. Und wie soll man Vertrauen zu Bibellehrern fassen, die wider besseres Wissen die Drohungen des HebrĂ€erbriefes nur auf NichtglĂ€ubige beziehen? Muss sich der GlĂ€ubige, der diese Manipulationen nicht mitmacht, nicht völlig verlassen fĂŒhlen? Wie soll er sich einer Glaubensgemeinschaft zugehörig fĂŒhlen, in der alle, die oberflĂ€chlich und optimistisch denken, sich ihres Glaubens freuen können? Alle packen ihre Vergebungsgeschenke aus, danken jubelnd Gott â und er sitzt dabei und erhĂ€lt nichts! Er wird die Angst nicht los und sitzt schlieĂlich einsam in der Psychiatrie. Ist es ein Wunder, wenn er sich dann selbst als endgĂŒltig von Gott verlassen und verflucht empfindet? Welche Antwort, welchen Trost kann man ihm geben, wenn ihn die widerlegbare Behauptung, nur NichtglĂ€ubigen werde mit der Hölle gedroht, nicht ĂŒberzeugt? Wie soll er da âgesund werdenâ, wie der HebrĂ€erbrief fordert? Die Mitglieder der Gemeinde werden hinfort einen groĂen Bogen um ihn machen, da sie die Illusion, nur NichtglĂ€ubige seien bedroht, fĂŒr ihr eigenes Ăberleben brauchen und keinesfalls in Frage gestellt sehen wollen. |
12,15-29 | Warnung vor dem VersĂ€umen der Gnade Gottes, vor Verbitterung, und vor dem ZurĂŒckstellen spiritueller PrioritĂ€ten zugunsten materieller GenĂŒsse, die zum Verlust des Heils fĂŒhren kann und auch durch Reue nicht reparierbar ist. | Was ist mit dem Verkauf des Erstgeburtsrechts, der nicht mehr rĂŒckgĂ€ngig zu machen ist, gemeint? Niemand weiĂ es. Verstehen wir diesen Vers im Sinne von Hebr 6,6, so ist hier wieder der Verlust bzw. das Verlassen des Glaubens gemeint. War der Anlass dafĂŒr eine SchĂ€digung durch die Glaubensgemeinschaft (woran der Hinweis auf die âverbitterte Wurzelâ denken lĂ€sst), dann wird die GlaubwĂŒrdigkeit dieser Gemeinschaft wohl kaum durch brutale Drohungen wiederhergestellt. Andere christliche Theologen haben den Vers im Sinne von Hebr 10,26 interpretiert, dass das gewohnheitsmĂ€Ăige Dulden einer SĂŒnde einem Verzicht auf Segen zugunsten materieller Vorteile gleichkommt und zum unwiderruflichen Ausschluss vom Heil fĂŒhrt. Der HebrĂ€erbrief kann mit seinen diffusen, unklaren Drohungen, bei denen niemand wirklich weiĂ, woran er ist, das Versprechen eines von Angst befreiten Lebens (Hebr 2,15) nicht einlösen. |
12,17 | Ihr wisst ja, wie es ihm (Esau) spĂ€ter erging, als er den Segen von seinem Vater bekommen wollte: Er wurde von Gott verworfen und fand keine Möglichkeit mehr, das rĂŒckgĂ€ngig zu machen, obwohl er sich unter TrĂ€nen darum bemĂŒhte. | Manche Seelsorger versuchen die bedrohliche Wirkung dieser Worte zu mildern, indem sie den Schaden, den Esau hinnehmen musste, auf den Verlust des Segens begrenzen: also nur ein zeitlicher, materieller Verlust. Dieses Argument ist aus zwei GrĂŒnden schwach. 1. Dieser Satz ist eingebettet in einen Text mit Anspielungen auf die ewige Verdammnis. Betrachten wir dazu einige Stichworte: âaus der Gnade fallenâ (V.15), âein Hurer und Gottloser wie Esauâ (V.16), âwieviel weniger werden wir entrinnenâ (V.25), âunser Gott ist ein verzehrendes Feuerâ (V.29). Zum anderen fĂŒhrt der Prophet Maleachi aus, dass der Zorn Gottes sich nicht nur gegen Esau gerichtet hat, sondern auch noch seine Nachkommen ruiniert: âIch hasse Esau und habe sein Gebirge öde gemacht und sein Erbe den Schakalen zur WĂŒste.â⊠Werden sie bauen, so will ich abbrechen, und man wird sie nennen »Land des Frevels« und »Das Volk, ĂŒber das der HERR ewiglich zĂŒrnt« (Mal 1,3-4) Ewiger Zorn! Die Assoziationen zur ewigen Verdammnis sind wohl deutlich genug. Auch tiefste Reue Ă€ndert demnach nichts mehr am Schicksal, von Gott verworfen zu sein! Diese Aussage wurde bereits im 3. und 4. Kapitel am Beispiel der Israeliten illustriert, deren tĂ€tige Reue nicht das Geringste nĂŒtzte. Dennoch wird immer wieder von Verteidigern des HebrĂ€erbriefes behauptet, dass die Angst, verloren zu sein, ein âsicherer Beweisâ dafĂŒr sei, dass der Heilige Geist noch im GlĂ€ubigen vorhanden sei, der ja die Rettung verbĂŒrgt. (1Kor 1,22). Wie der HebrĂ€erbrief aber an anderer Stelle deutlich sagt, ist das âschreckliche Wartenâ auf die Hölle (Hebr 10,27), die Angst davor, bereits der Vorgeschmack der spĂ€teren Höllenqualen. Wie kann die Angst dann die Errettung garantieren? Auch die Teufel, die mit Sicherheit nicht in den Himmel kommen, âglauben und zitternâ (Jak 2,19). Zittern sie nun aus Angst, oder etwa, weil es ihnen zu kalt ist? Welche Bibelstellen will man diesen Fakten entgegensetzen? Und doch wird die unehrliche Antwort weiter ĂŒberall von BibelglĂ€ubigen dem Ratsuchenden als âLösungâ prĂ€sentiert. Auch der dĂŒmmste Mensch sollte eigentlich erkennen können, wie sinnlos es ist, seine Heilsgewissheit an einer widerlegbaren Behauptung festzumachen. Und doch sehen prĂ€sentieren buchstabenglĂ€ubige Bibellehrer genau diesen Unsinn als einzigen Ausweg. Vom Betroffenen wird erwartet, zu glauben, dass das Wort des Seelsorgers mehr Gewicht hat als der nachvollziehbare Sinn des biblischen Textes â was den Seelsorger unentbehrlich macht und als Heilsgarant unangemessen aufwertet. Ein anderer Grund fĂŒr die Beliebtheit dieser Antwort ist noch viel wichtiger. IrrationalitĂ€t erspart dem Bibellehrer, den Fehler in der eigenen Theologie zu suchen. Nun kann alles so bleiben wie es ist: wenn die Angst nicht wieder verschwindet, so liegt es eben nur an einer depressiven, irrationalen Veranlagung des Betroffenen, um die sich die Psychiatrie mit oder ohne Erfolg bemĂŒhen muss. Sollen die sehen, wie sie mit ihm fertig werden. |
12,25 | Denn wenn jene nicht entronnen sind, die den abwiesen, der auf Erden den Willen Gottes verkĂŒndete, wie viel weniger werden wir entrinnen, wenn wir den abweisen, der vom Himmel her redet. | âWie viel wenigerâ werden wir entrinnen? Das Evangelium des Johannes zieht den entgegengesetzten Vergleich! steht: âMose brachte nur das Gesetz, aber wirkliche Gnade und Barmherzigkeit wurde erst durch Jesus Christus geschenkt.â (Joh 1,17) Der HebrĂ€erbrief dreht diese Relation aufs neue um, und macht dadurch die neue Botschaft hundertmal schlimmer als die alte. Wieviel Sinn soll das machen, wenn im Neuen Bund nicht nur die Forderungen das Maximum erreichen (Mt 5,48), sondern auch noch die Strafen fĂŒr deren Missachtung aufs Grausamste verschĂ€rft werden? Passt nicht hier der Kontrast von 1.Kön 12,11 viel besser: âNun, Vater Mose hat auf euch ein schweres Joch gelegt, ich, Christus, aber willâs euch noch schwerer machen. Mein Vater hat euch mit Peitschen gezĂŒchtigt, ich will euch mit tödlichen Skorpionen zĂŒchtigenâ? Wieviel kann da das Versprechen von Freiheit und Sicherheit (Hebr 2, 15), das der HebrĂ€erbrief gleich zu Beginn gibt, noch bedeuten? Wie passt diese Erbarmungslosigkeit zum ehrlich gemeinten Satz des Paulus âZur Freiheit hat uns Christus befreit. Steht fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auferlegenâ (Gal 5,1)? Wie soll der GlĂ€ubige âfeststehenâ und sich der Freiheit erfreuen können, wenn der HebrĂ€erbrief vollen Einsatz âbis aufs Blutâ (Hebr 12,4) fordert und jedem, der âzurĂŒckbleibtâ, mit der Hölle droht? |
13,1-7 | Aufruf zur Liebe, Gastlichkeit, FĂŒrsorge fĂŒr Verfolgte, Warnung vor Habgier und Ehebruch | in zahlreichen Texten bereits vorhanden und anschaulicher ausgefĂŒhrt, u.a. in Luk 14,12 / Mt 25, 31 ff. (Gastfreundschaft) // Mt 19,19 / 1.Kor 7,11 / Eph 5,33 / Jak 2,11 (Eheliche Treue) // 1.Tim 6,10-11 (Geldgier) |
13,2 | Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt. | Was ist denn das fĂŒr ein Motiv, das hier mit Vorteilen fĂŒr den Gastgeber wirbt? Das Motiv des MitgefĂŒhls mit dem, der drauĂen steht und keine Bleibe hat und das GefĂŒhl der Dankbarkeit, dass man geben darf statt betteln und bitten zu mĂŒssen, dass sollten die ausschlaggebenden Motive sein. Selbstredend ist der GlĂ€ubige auch in diesem Tun Jesus besonders nah: âWas ihr dem Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan!â (Mt 25,40). Doch der Satz ist nicht ohne Nutzen, denn er fĂŒhrt den Leser weiter zur Frage: Wo ist ĂŒberhaupt irgendetwas, wo ist nur das kleinste bisschen frohe Dankbarkeit gegenĂŒber der Liebe Jesu im HebrĂ€erbrief zu spĂŒren? Der HebrĂ€erbrief hat nur ein Thema: das stĂ€ndige Herumputzen und Polieren an der eigenen âHeiligkeitâ, um Gott nicht zum Zornesausbruch zu reizen, der unversehens mit endgĂŒltiger Vernichtung reagieren könnte. |
13,8 | Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. | Sehr schöne Formulierung, inhaltlich bereits vorhanden in Mi 5,2, Jo 8,58, Phil 2, 6 ff, Offb 5,11 ff |
13,9 | es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade, | Wunderschöne Formulierung und unzweifelhaft wahr: Durch Gnade wird das Herz fest, nicht durch Antreiben mit dem Gesetz und durch stĂ€ndige Drohung mit der Hölle, wie es der HebrĂ€erbrief geradezu hemmungslos vorexerziert. Was daran âgnĂ€digâ sein soll, versteht doch kein Mensch! Der HebrĂ€erbrief lehrt eine Gottesbeziehung, die von Gottes Seite aus jederzeit unwiderruflich gekĂŒndigt werden kann, sofern der GlĂ€ubige hinter der Forderung vollkommenen Gehorsams âzurĂŒckbleibtâ. Immer wieder hat er damit gutwilligste GlĂ€ubige â wie einst auch Martin Luther â ĂŒberflĂŒssigerweise in tiefste Verzweiflung gestĂŒrzt. Wer erfahren möchte, welches Unheil der HebrĂ€erbrief im Laufe der Kirchengeschichte angerichtet hat, der kann sich in dem Essay informieren, den wir unter der Adresse âbibelwahrheit-bibelwahn.deâ zur VerfĂŒgung stellen. Warum hat diese durch Hunderte von Leidensberichten bestens bezeugte Tatsache in der bibeltreuen Theologie nicht das geringste Gewicht??? Was ist das fĂŒr eine schauerliche Perversion von âGnadeâ? Charakterliche Festigkeit und die FĂ€higkeit, andere Menschen aufzurichten, entsteht dadurch sicherlich nicht! Wo bleibt das vom HebrĂ€erbrief behauptete âMitgefĂŒhlâ (Hebr 5,2), das doch der âim GlĂ€ubigen regierende Christusâ (Gal 2,20) fĂŒr seine leidenden Kinder haben sollte? |
13,9 | Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben, âŠ, nicht durch Speisegebote, von denen keinen Nutzen haben, die danach leben | Ăhnliche Formulierung wie in Kol 2,20. Doch welcher Unterschied! Paulus demontiert die AutoritĂ€t der schĂ€dlichen Gesetzeslehrer. Die GlĂ€ubigen, die in Gefahr stehen, verfĂŒhrt zu werden, greift er nicht an, sondern appelliert an sie, sich die Freiheit in Christus nicht rauben zu lassen. (Gal 5,1 ff) Der HebrĂ€erbrief hingegen hat ĂŒberhaupt keine Vorstellung von christlicher Freiheit, er versucht christliche Höchstleistung durch massivste Drohungen zu erzwingen. Dabei ist das Gesetz Christi, das völlige Selbstverleugnung fordert, viel schwerer zu halten als mosaische Rituale. Was wĂ€re dadurch gewonnen, wenn Christen nun durch ein viel hĂ€rteres Gesetz belastet und bedroht wĂŒrden?. |
13,14 | Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukĂŒnftige suchen wir. | Sehr schöne Formulierung, s.a Joh 14,2 / Offb 21,2 |
13,15-19 | Aufruf zum Lobpreis, Gehorsam gegenĂŒber den Lehrern, Festhalten am Bekenntnis und FĂŒrbitte | in zahlreichen Briefen bereits vorhanden |
13,17 | Gehorcht euren Lehrern und folgt ihnen, denn sie wachen ĂŒber eure Seelen â und dafĂŒr mĂŒssen sie Rechenschaft geben â | Der beste Anreiz fĂŒr ein Leben zur Freude Gottes und der Menschen ist der Wunsch, eine Ă€hnliche Persönlichkeit wie das verehrte Vorbild zu erwerben. Dieses Motiv taucht im HebrĂ€erbrief gar nicht auf, der sich von der Drohung mit ewiger Verdammnis viel mehr verspricht. Auch der Gedanke, ob die Lehrer ein Vorbild liefern, dem nachzueifern lohnt, tritt hinter einer pauschalen Forderung zurĂŒck, .Bibellehrern grundsĂ€tzlich gehorsam zu sein. Paulus gestand hingegen seinen Hörern das Recht der PrĂŒfung zu. Er trat viel bescheidener auf und sprach durchaus die Möglichkeit an, dass auch von ihm einmal etwas Falsches kommen könnte: âWer euch aber einen anderen Weg zum Heil zeigen will als die rettende Botschaft, die wir euch verkĂŒndet haben, den wird Gottes Urteil treffen â auch wenn wir selbst das tun wĂŒrden oder gar ein Engel vom Himmel.â (Gal 1,8 HfA) Ihm war es wichtig seinen Hörern Rechenschaft zu geben: âWir haben uns von allen beschĂ€menden Heimlichkeiten losgesagt. Wir arbeiten weder mit Tricks noch verfĂ€lschen wir das Wort Gottes, sondern lehren die Wahrheit ganz offen. Dadurch empfehlen wir uns vor den Augen Gottes dem Gewissensurteil aller Menschen.â (2Kor 4,2) / NeĂ) Das Gewissen kann nicht zwei Herren dienen, sondern wird am ehesten einer widerspruchsfreien, ĂŒberzeugenden Ethik folgen. Im HebrĂ€erbrief, der schon soviel GlĂ€ubige geschĂ€digt und ihnen Glaubensfreude und die Möglichkeit uneigennĂŒtziger Liebe genommen hat. ist eine solche Ethik nicht zu finden âAn den FrĂŒchten werdet ihr sie erkennen!â (Mt 7,16) Ăber den anonymen Verfasser des HebrĂ€erbriefes können wir guten Gewissens sagen: man kann ihn keinesfalls als Bibellehrer empfehlen. Man muss vor ihm warnen! |
13,17b | damit sie das mit Freuden tun und nicht mit Seufzen; denn das wĂ€re nicht gut fĂŒr euch | den Bibellehrern ist Gehorsam zu leisten, damit sie keinen Anlass zur Klage haben â ungeachtet dessen, ob es richtig oder fragwĂŒrdig ist, was sie lehren. Andernfalls wird auch hier wieder dieser vorbildlichen Glaubensgemeinschaft mit Bestrafung, Unsegen (= Fluch) gedroht. |
13,20-25 | GrĂŒĂe und SegenswĂŒnsche | |
13,23 | Wisst, dass unser Bruder Timotheus wieder frei ist; mit ihm will ich euch, wenn er bald kommt, besuchen | Die ErwĂ€hnung des Timotheus soll den Anspruch des Briefes unterstĂŒtzen, vom Paulus, dem bedeutendsten Apostel der Christenheit, verfasst zu sein. Wer jedoch die EmpathieunfĂ€higkeit und die werkgerechte Engstirnigkeit des Verfassers wahrnimmt, erkennt auch den groĂen Unterschied zur Lehrweise des Apostels und fĂ€llt auf diesen Schwindel nicht herein. |
Fazit: Man gewinnt den Eindruck, dass der Verfasser weit weniger Ăberzeugungskraft zum Thema âFreiheit vom Gesetzâ aufzuweisen hat als der Apostel Paulus. Paulus umwirbt die Hörer (Gal 4,8ff) und versucht, die Vorteile der Freiheit in Christus herauszustellen. Wie eine Mutter leidet er fĂŒr sie Geburtsschmerzen (Gal 4,19), in herzlicher Weise versucht er, sie zu ĂŒberzeugen.
Dem Verfasser des HebrĂ€erbriefes dagegen liegt Empathie völlig fern. Er scheint sich jetzt schon neben den Weltenrichter gesetzt zu haben und von hoher Warte herab pauschal ĂŒber alle GlĂ€ubigen zu urteilen. Wer âzurĂŒckbleibtâ und mutlos wird (Hebr 2,39) ⊠ab in die Hölle â selber schuld! Wer an Gott zweifelt, an seine Liebe nicht mehr glauben kann, aufgrund welcher Not auch immer, ⊠ab in die Hölle â selber schuld! Konnten ihn nicht auch schlimme Erlebnisse in der Glaubensgemeinschaft dazu gebracht haben? Wen interessieren schon die GrĂŒnde? Auch wer âwiederholt sĂŒndigtâ, egal ob es groĂe oder kleine SchwĂ€chen und Bindungen sind, ist selber schuld, wenn er sich in der ewigen Höllenqual wiederfindet! Recht geschieht ihm! Dass sich ein armer Mensch mit religiöser Skrupelhaftigkeit Jahr fĂŒr Jahr zermartert, ob er die vielleicht doch die rote Linie ĂŒberschritten und eine SĂŒnde zu viel begangen hat â auch das braucht niemanden zu interessieren!
Erstaunlich, dass immer wieder von glĂ€ubigen Theologen behauptet wurde, der Apostel Paulus könnte der Schreiber des HebrĂ€erbriefes sein! Schon aus sprachlichen GrĂŒnden ist das Ă€uĂerst unwahrscheinlich. [4] Noch viel mehr aber aus inhaltlichen GrĂŒnden! Dass vorbildliche Christen wie unreife AnfĂ€nger geschulmeistert und gescholten werden, dass Christen, die auf Abwege geraten, ungeachtet ihrer Reue noch zu Lebzeiten verdammt werden können, ist ein so schockierendes Sondergut, dass mit Verwirrung, Verunsicherung und Widerspruch in den Gemeinden zu rechnen ist. Eben deshalb ist es nicht mehr nachvollziehbar, dass Paulus â wĂ€re er der Verfasser â ausgerechnet hier auf die Autorisierung durch den Hinweis auf seinen apostolischen Auftrag verzichtet, den er in allen seinen Briefen verwendet. Wenig zu Paulus passt auĂerdem der Mangel an Empathie in diesem Brief. Gewisse Theologen bemerken diesen Mangel nicht. Zum Erstaunen ist das nicht, wenn man bedenkt, wie gefĂŒhllos und rĂŒcksichtslos in buchstabenhörigen Glaubensgemeinschaften mit theologisch GeschĂ€digten umgegangen wird. Der Verfasser des HebrĂ€erbriefes und Paulus haben sich offensichtlich nicht gekannt. Denn wenn das stimmt, was der HebrĂ€erbrief androht, dann hĂ€tte Paulus sich den Brief an die Galater sparen können.
Im HebrĂ€erbrief bleibt von der freundschaftlichen Beziehung zwischen dem Meister und seinem JĂŒnger nichts ĂŒbrig. Schon gar nicht kann man von einer âLiebesbeziehungâ zwischen Braut und BrĂ€utigam (Jes 62,5 / 2Kor 11,2) reden. Jeglicher Herzton, jegliches Umwerben fehlt. Unerbittlich werden Hingabe, Opfer und SelbstĂŒberwindung gefordert, immer das Gespenst der ewigen Höllenfolter im Nacken.
Dem Verfasser des HebrĂ€erbriefes kommt nirgends, nicht ein einziges Mal der Gedanke, wie sehr seine Worte dem religiösen Missbrauch entgegenkommen, dass sie jeglichem frommen Extremismus quasi einen Blankoscheck in die Hand geben, dass sie wieder ein Ă€hnlich schĂ€dliches Schriftgelehrtentum entstehen lassen wĂŒrden wie die PharisĂ€erkaste zur Zeit Jesu, die den Buchstaben ĂŒber die Barmherzigkeit stellte.
FĂ€llt es denn wirklich nicht auf? Es gibt keinen Text zwischen den Buchdeckeln der Bibel, der religiösen Machtmenschen so wirksame Instrumente der Bedrohung, EinschĂŒchterung und Erpressung in die Hand gibt, wie der HebrĂ€erbrief. (Die Chicago-ErklĂ€rung verwendet in ihrer Einleitung den Begriff âAbfallâ bereits fĂŒr die Ablehnung des Dogmas biblischer Irrtumslosigkeit!) Es gibt keinen Text, der so sehr jegliches MitgefĂŒhl mit den durch fromme Gewalt GeschĂ€digten zu lĂ€hmen imstande ist, keinen Text, der so sehr pharisĂ€ische Ăberheblichkeit und hartherziges Verurteilen anderer fördert wie der HebrĂ€erbrief.
Dass eine gewisse Sorte Theologen den HebrĂ€erbrief unbeirrbar allein Ernstes unter der Ăberschrift âfrohe Botschaftâ meinen anbieten zu können, zeigt wie sehr durch die andressierte angebliche Pflicht zum âOpfer des Verstandesâ die FĂ€higkeit zu prĂŒfen verlorengegangen und durch strunzdummes Nachplappern ersetzt worden ist.
WĂ€re es nicht die Pflicht jedes Bibellehrers, alles zu tun, damit verletzliche GlĂ€ubige von vornherein einen groĂen Bogen um den Sog frommer Selbstzerfleischung machen können? âMache ein GelĂ€nder an deinem Dach, damit niemand herunterfĂ€llt und du nicht Blutschuld auf dich lĂ€dst.â (5Mose 22,8)
Zweifellos erwartet die fromme und bibelkundlich dilettierende Klientel ein âentschiedenes Bekenntnisâ zu allem, was durch die Tradition zwischen die biblischen Buchdeckel geraten ist. Sie erwartet, dass kein GelĂ€nder angebracht wird, weil ja dann der Eindruck entstehen könnte, dass eine Gefahr vorhanden ist. Dieser Eindruck ist unerwĂŒnscht und deshalb ist man auch froh, wenn Christen, die die Angst vor der Hölle nicht loswerden, möglichst bald aus der Gemeinde verschwinden, wo sie den Erlösungsjubel nur stören.
Das fromme, den Buchstaben hofierende Establishment hat nichts getan und und war leider bisher nicht bereit, das Nötige zu tun, nĂ€mlich die Warnung Martin Luthers in der Gemeinde bekannt zu machen. Was ist der Grund? LĂ€sst es die eigene Ehre nicht zu, dass man zugibt, sich in einem wichtigen Punkt geirrt zu haben, nĂ€mlich in Bezug auf die Irrtumslosigkeit und Inspiration des HebrĂ€erbriefes? Soviel lobende Auslegungen und Kommentare hat man zum HebrĂ€erbrief geschrieben und nun soll dieser nur den Rang einer mangelhaften Predigt haben? Man hat schlieĂlich ein Gesicht zu wahren. Die eigene AnhĂ€ngerschar soll doch gröĂer und nicht kleiner werden. (âGesetz der 50-jĂ€hrigenâ) Und doch warnt uns das inspirierte Wort des Paulus: âWer Menschen gefallen möchte, steht nicht im Dienst Christi!â (Gal 1,10) WofĂŒr erwartet eine solcher Bibellehrer dann eigentlich Lohn? (Mt 25,21)
Wer werkgerechten Einfluss â wie er durch den HebrĂ€erbrief vermittelt wird â duldet, um damit um die Anerkennung der Mehrheit zu buhlen, macht sich der VerfĂ€lschung der frohen Botschaft schuldig und ist fĂŒr die Zerstörung von Glaubensfreude und Glaubenshoffnung bei etlichen Mitchristen zur Verantwortung zu ziehen. Mich wundert es, dass Bibellehrer diese Gefahr so leicht nehmen.
In buchstabenhörigen Glaubensgemeinschaften ist die FĂ€higkeit zur kritischen Selbstreflexion gewöhnlich schwach entwickelt. Religiöse GefĂŒhlserlebnisse werden oft als Beweis fĂŒr die Richtigkeit der eigenen Sichtweise, ja sogar fĂŒr den Auftrag, sie zu verbreiten, gewertet. Mit dem Dogma, dass es âin der Bibel keine WidersprĂŒche gĂ€beâ (Art. XIV ChE), werden die Kontraste und Spannungen zwischen Bibeltexten nivelliert und zu guter Letzt gar nicht mehr wahrgenommen. Unter diesen Bedingungen kann sich Selbstgerechtigkeit und SelbstĂŒberschĂ€tzung krĂ€ftig entwickeln, die den Gedanken gar nicht aufkommen lĂ€sst, dass wichtige Informationen fehlen.
FĂŒr Jesus indes war Barmherzigkeit der entscheidende Punkt. Er hat die PharisĂ€er, die entschiedenen Super-GlĂ€ubigen, die harte Urteile ĂŒber ĂŒberforderte und schwache Menschen fĂ€llten, die den Menschen unertrĂ€gliche Lasten aufbĂŒrdeten (Mt 23,4), als âblinde Blindenleiterâ (Mt 15,14) charakterisiert. âWas ihr dem Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan!â (Mt 25,45)
Die Tatsache, dass immer wieder gutwillige Christen an diesem brutalen Text verzweifeln, gar jĂ€mmerlich an ihm zugrunde gehen, dass sie durch lebenslanges AbfĂŒllen mit Psychopharmaka verkrĂŒppelt und berufsunfĂ€hig werden, findet in der bibeltreuen Glaubensgemeinschaft, die sich viel auf ihre Einheit als Leib Christi zugute hĂ€lt, keine Beachtung. Ein betrĂŒbtes Gesicht genĂŒgt als Kommentar, wenn einige Christen geopfert werden mĂŒssen, damit die Mehrzahl der GlĂ€ubigen ihren gedankenlosen Optimismus pflegen kann.
Alles selbstverstĂ€ndlich mit bestem Gewissen! Zumal die eigene optimistische EinschĂ€tzung als âGutmenschâ, der schon auf dem rechten Wege ist, auf denkbar billigste Weise ganz automatisch durch Teilnahme an sozialen oder missionarischen Aktionen der Gemeinde entsteht.
Auch wenn der Verfasser des HebrĂ€erbriefes christliche Werte wie âFreiheitâ, âMitgefĂŒhlâ, âTrostâ, âHoffnungâ, âbrĂŒderliche Liebeâ aufs Papier geschrieben hat, so bleiben diese Begriffe doch bei ihm seltsam kraftlos und unglaubwĂŒrdig. Ist das ein Wunder? Seine wichtigsten Kategorien sind Drohung, Verdienst und Vergeltung geblieben. Was immer die Freiheit in Christus sein soll, die jetzt durch den Abschied vom Judentum gewonnen sein soll, bleibt unklar. Unterwerfung unter Christus und seine Forderungen (eine Art âChrislamâ) ist fĂŒr ihn ein viel wichtigeres Ziel. Sein gefĂŒhlloses Schreiben vermittelt den Eindruck, als ob der GlĂ€ubige durch Christus vom Regen in die Traufe gekommen ist. Will man Mose mit Christus vergleichen, so passt 1.Kö 12,11 (âich werde euch mit einer noch brutaleren Peitsche zĂŒchtigenâŠâ) viel, viel besser zum HebrĂ€erbrief als Joh 1,17 (âDenn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.â). Wenn der HebrĂ€erbrief die âfrohe Botschaftâ ist, dann ist es ertrĂ€glicher unter dem Gesetz des Mose zu bleiben.
AbschlieĂend noch ein Eindruck zu den oftmals schönen Formulierungen, die diesem Brief eine gewisse AttraktivitĂ€t verleihen. Bei den Versen 2,14-15 (âauf dass er durch den Tod die Macht nĂ€hme dem, der Gewalt ĂŒber den Tod hatte, nĂ€mlich dem Teufel, und die erlöste, die durch Furcht vor dem Tod im ganzen Leben Knechte sein musstenâ) fĂ€llt auf, dass dieses Versprechen, das gleich zu Anfang im HebrĂ€erbrief gemacht wird, zwar groĂe Erwartungen weckt, doch vom HebrĂ€erbrief selbst bitter enttĂ€uscht wird. Was bleibt von der Erlösung ĂŒbrig, wenn dem GlĂ€ubigen stĂ€ndig mit der Hölle gedroht werden muss, sollte er in seinem Streben nach Heiligkeit und Selbstverleugnung nachlassen? Viele Leidensberichte bestĂ€tigen eindrĂŒcklich, dass gerade gutwillige und harmlose Christen dadurch Glaubensfreude und Glaubensmut verloren haben. Diese Wirkung lĂ€sst bezweifeln, dass der Autor des HebrĂ€erbriefes tatsĂ€chlich der Urheber der Verse 2,14-15 ist. Auch die schöne Erkenntnis, dass âdas Herz fest wird dadurch Gnadeâ (Hebr 13,9) ĂŒbersteigt den geistigen Horizont des HebrĂ€erbriefschreibers bei weitem. Da liegt der Gedanke nahe, dass diese schönen SĂ€tze aus einem anonymen christlichen Zitatenschatz stammen könnten, aus dem sich der Verfasser des HebrĂ€erbriefes dann bedient hat, um seine ungeheuerlichen AusfĂŒhrungen aufzuwerten.
Wohl anders verhĂ€lt es sich bei dem Highlight des HebrĂ€erbriefes, der detaillierten Zusammenschau von alttestamentlichem Priester- und Opferdienst und der Erlösungstat Jesu im achten und neunten Kapitel. Es ist eine immer wieder beobachtbare Tatsache, dass manche Bibellehrer eine besondere Begabung haben, Parallelen und ZusammenhĂ€nge in der Bibel aufzuspĂŒren, d.h. ihre StĂ€rke in der theologischen Theorie und Abstraktion haben und deswegen auch gerne gehört werden. Dies aber schlieĂt nicht aus, dass sie zugleich in der Seelsorge infolge mangelnder SensibilitĂ€t und Kompetenz eine wirkliche Gefahr fĂŒr vorgeschĂ€digte Mitmenschen sein können.
Bis heute trifft man Prediger an, deren Ehrgeiz es ist, GlĂ€ubigen ein furchtbar schlechtes Gewissen ĂŒber fehlende Hundertprozentigkeit zu machen, um das Erfolgserlebnis langer Menschenschlangen vor dem Seelsorgezimmer einzufahren, und eine psychisch abhĂ€ngige Klientel einzusammeln. GlĂ€ubige, die nicht geĂŒbt sind, zu prĂŒfen, ja die noch nicht einmal wissen, dass sie das Recht dazu haben, lassen sich immer wieder dadurch tĂ€uschen, dass zugleich auch viel Gutes, Richtiges und Schönes angeboten wird.
Auch im selbstherrlichen Auftreten sehe ich eine Parallele. Obwohl der Verfasser des HebrĂ€erbriefes Jesus nicht persönlich kannte, kein Augenzeuge und auch kein Apostel war und sehr wahrscheinlich noch nicht einmal Kontakt mit Paulus hatte, tritt er â weit entfernt von der bescheidenen SelbsteinschĂ€tzung, die Paulus und Petrus auszeichnete (1Kor 4,4) â mit einem narzisstischen AutoritĂ€tsanspruch auf, als wĂ€re er der Weltenrichter selbst. Paulus hatte in Korinth mit solchen âSuperapostelnâ zu tun, und hat sich im zweiten Korintherbrief ausfĂŒhrlich dazu geĂ€uĂert.
AbschlieĂender Aufruf: Dieser Beitrag dient dem Schutz vor religiöser Erpressung, Bedrohung und Nötigung derjenigen Mitchristen, die die Bibel sorgfĂ€ltig und grĂŒndlich lesen. Die BemĂŒhungen, ihn in evangelikalen Gemeinden bekanntzumachen, haben bisher keinen Erfolg gehabt. In der Regel ist man nicht einmal bereit, ihn zu lesen. Viel höhere PrioritĂ€t als der Schutz gefĂ€hrdeter Christen hat die BefĂŒrchtung, dass denkfaule Mitglieder allergisch reagieren und abwandern könnten. Gib deshalb bitte den Link zu diesem Beitrag weiter, wenn du dich in der christlichen Glaubensgemeinschaft fĂŒr eine ehrliche, unzensierte GesprĂ€chskultur und fĂŒr Barmherzigkeit in der Bibellehre einsetzen möchtest.
[1] Der Chester-Beatty-Papyrus Nr. 2 (Pâ 46) (um 200 n. Chr.) enthĂ€lt den HebrĂ€erbrief unter neun Briefen des Paulus
[2] Zur Diskussion, die Indizien zugunsten einer frĂŒhen Datierung Ende des 2.Jhtn.Chr. aufzeigt, siehe die Dissertation von Joachim Orth âDas Muratorische Fragment und die Frage seiner Datierung, Wien 2018
[3] Dass etliche der Israeliten Mose töten wollten (4Mo 14,10), vermag die bedrohliche Wirkung des Textes nicht zu mildern, da das NT bereits das Beschimpfen eines Mitmenschen mit der Höllenstrafe bedroht. (Mt 5,22), ja sogar den Hass auf ihn wie versuchten Mord bewertet (1Joh 3,15).
[4] âLesen wir den HebrĂ€erbrief im Grundtext, so fĂ€llt uns an der Wortwahl und am Satzbau auf, dass der Verfasser ein ausnehmend gutes Griechisch schreibt, auch kennt er das griechische Alte Testament (Septuaginta) genau. Dies lĂ€sst auf eine hellenistische Bildung schlieĂen wie sie in der jĂŒdischen Diaspora in damaliger Zeit weithin gepflegt wurde. ⊠Die Art und Weise wie der HebrĂ€erbrief vom Priestertum und Opferdienst der StiftshĂŒtte berichtet (Hebr 7,27 / 9.4) und dabei die tatsĂ€chlichen Gegebenheiten seiner Zeit völlig auĂer acht lĂ€sst, berechtigt zu der Frage, ob der Verfasser den alten jerusalemitischen Tempel und seine Ordnungen ĂŒberhaupt aus eigener Anschauung gekannt hat.â (Wuppertaler Studienbibel, Laubach Fritz, Der Brief an die HebrĂ€er, 1983, S.16-17)
[ENDE]
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Betreff: Faktencheck zum HebrÀerbrief
ich habe mir erlaubt, einen Faktencheck in Bezug auf deinen HebrÀerbrief vorzunehmen. Die nachfolgenden Punkte sind besonders auffÀllig und erfordern deinerseits eine vertiefte Befassung mit der Sache.
Deine Betrachtungsweise ist zu einseitig und spiegelt nicht vollumfÀnglich die Bedeutung des HebrÀerbriefes wider, insbesondere in seiner tieferen Bedeutung.
⊠Die theologische Bedeutung des HebrÀerbriefes: Eine wissenschaftliche Widerlegung der Kritik von Christian Rahn
Der vorliegende Beitrag befasst sich mit einer kritischen Auseinandersetzung der von Christian Rahn vorgebrachten EinwÀnde gegen den HebrÀerbrief. Als Theologe, der sowohl wissenschaftlich als auch persönlich mit den herausfordernden Texten dieses neutestamentlichen Briefes gerungen hat, möchte ich eine differenzierte Analyse vorlegen, die auf theologisch-wissenschaftlichen Grundlagen basiert.
## Die Kritik an der Kritik: Eine Einordnung der Position Rahns
Christian Rahn hat in seinem Beitrag âGift im HebrĂ€erbriefâ eine bemerkenswert zugespitzte Kritik am HebrĂ€erbrief formuliert. Seine Position stĂŒtzt sich primĂ€r auf die bekannte Kritik Martin Luthers, wonach der HebrĂ€erbrief âwider alle Evangelien und Briefe des Paulusâ geschrieben sei[1]. Rahn argumentiert, der HebrĂ€erbrief sei âder einzige neutestamentliche Text, der glĂ€ubigen Christen mit einem unumkehrbaren Verdammungsurteil noch zu Lebzeiten drohtâ und löse daher âseelische Notâ bei sensiblen Lesern aus[1].
Diese Behauptung bedarf einer grundlegenden theologischen und textkritischen ĂberprĂŒfung. Denn sie verkennt sowohl die literarische Eigenart des HebrĂ€erbriefes als auch seinen theologischen Ort im neutestamentlichen Kanon.
## Luthers Kritik im historischen Kontext: Eine notwendige Differenzierung
ZunĂ€chst ist Luthers Kritik am HebrĂ€erbrief in ihrem historischen Kontext zu betrachten. Luther stand in einem existenziellen Ringen um die Rechtfertigungslehre, und seine Beurteilung neutestamentlicher Schriften war stark von diesem Anliegen geprĂ€gt. Wie Thomas von Aquin in seiner theologischen Wissenschaftslehre betont, ist die âheilige Lehreâ jedoch als ein âeinziges, zusammenhĂ€ngendes Kommunikations- und Vermittlungsgeschehen zu beschreiben, das im Dienst der Vermittlung von Gottes Weisheit stehtâ[4]. Dieses VerstĂ€ndnis verbietet eine isolierte Betrachtung einzelner Texte ohne BerĂŒcksichtigung ihres theologischen Gesamtzusammenhangs.
Es ist wissenschaftlich nicht haltbar, Luthers Urteil unbesehen zu ĂŒbernehmen, ohne die erheblichen Fortschritte in der neutestamentlichen Exegese der letzten fĂŒnf Jahrhunderte zu berĂŒcksichtigen. Die moderne Forschung hat ein wesentlich differenzierteres Bild des HebrĂ€erbriefs erarbeitet, das seine rhetorischen und theologischen Besonderheiten wĂŒrdigt.
## Die KanonizitÀt des HebrÀerbriefs: Historisch-kritische Perspektiven
Rahn verweist auf die spĂ€te Aufnahme des HebrĂ€erbriefs in den Kanon und suggeriert damit eine fragwĂŒrdige Kanonisierungsgeschichte. Dabei ĂŒbersieht er jedoch die sorgfĂ€ltige PrĂŒfung, der alle neutestamentlichen Schriften unterzogen wurden.
Die Kanongeschichte zeigt, dass der HebrĂ€erbrief gerade wegen seiner theologischen Tiefe und seiner einzigartigen christologischen Reflexion in den Kanon aufgenommen wurde, nicht etwa â wie Rahn unterstellt â aufgrund eines âmassiven Interesses, GlĂ€ubige mit der Ăbertreibung des Höllenthemas zu erpressenâ[1]. Diese Behauptung ist historisch unhaltbar und theologisch unseriös.
## Die rhetorische Funktion der Warnungen: Hermeneutische Ăberlegungen
Der HebrÀerbrief nutzt die rhetorischen Mittel seiner Zeit meisterhaft, um seine theologische Botschaft zu vermitteln. Die von Rahn kritisierten Warnungen sind Teil einer komplexen rhetorischen Strategie, die darauf abzielt, die Adressaten in ihrer Glaubenstreue zu bestÀrken.
Die âBibliographie deutschsprachiger Rhetorikforschungâ belegt das wachsende Bewusstsein fĂŒr die Bedeutung rhetorischer Analysen bei der Interpretation antiker Texte[2]. Die Warnpassagen des HebrĂ€erbriefs sind in diesem Licht als parĂ€netische Elemente zu verstehen, die der GlaubensstĂ€rkung dienen sollen, nicht der EinschĂŒchterung.
## Das christologische Zentrum: Die eigentliche Botschaft des HebrÀerbriefs
Rahn fixiert sich einseitig auf die Warnpassagen und ĂŒbersieht dabei das christologische Zentrum des HebrĂ€erbriefes. Der Brief entfaltet eine einzigartige Hohepriesterchristologie, die den Zugang zu Gott durch Christus betont.
Wie in der Studie zum Neuen Testament und seiner Umwelt hervorgehoben wird, geht es im HebrĂ€erbrief um âzwei verschiedene Wege zum Heilâ[7], wobei der Verfasser die Ăberlegenheit des Weges durch Christus herausstellt. Diese christologische Zentrierung relativiert die Warnungen und stellt sie in den gröĂeren Zusammenhang der Heilsgewissheit durch Christus.
## Die Entgrenzung als theologisches Motiv: Der HebrÀerbrief im Kontext
Der HebrĂ€erbrief steht im gröĂeren Kontext neutestamentlicher Texte, die das Christentum als âReligionsgemeinschaft der Entgrenzungâ (Vollenweider) beschreiben[3]. Analog zum Epheserbrief, der den âMauerfallâ zwischen Juden und Heiden thematisiert, entfaltet der HebrĂ€erbrief eine Theologie, die die Grenzen der alttestamentlichen Kultordnung ĂŒberwindet.
Rahn missversteht die theologische Dynamik des Briefes, wenn er ihn als angstauslösend charakterisiert. Vielmehr geht es dem Verfasser um eine Neuinterpretation des Heilshandelns Gottes in Christus, die alte Grenzen sprengt und neue Heilsgewissheit begrĂŒndet.
## Seelsorgerliche Perspektiven: Der HebrÀerbrief als Trostschrift
Entgegen Rahns Behauptung, der HebrĂ€erbrief biete âkeine ĂŒberzeugende Hilfeâ fĂŒr Ă€ngstliche GlĂ€ubige[1], ist der Brief in seiner Grundintention eine Trostschrift fĂŒr angefochtene Christen. Die Darstellung Christi als mitfĂŒhlender Hohepriester (Hebr 4,15) zielt gerade darauf ab, Vertrauen zu wecken und Ăngste zu ĂŒberwinden.
Nancy Rahn â ironischerweise eine Namensverwandte des Kritikers â beschreibt in ihrer Forschung âanschaulich, welch groĂes Potenzial in der gemeinsamen Psalmenrezeption liegen kannâ[5]. Analog dazu liegt im HebrĂ€erbrief groĂes seelsorgerliches Potenzial, wenn er in seinem theologischen Gesamtzusammenhang gelesen wird.
## Die evangelikalen MissverstÀndnisse: Ein breiterer Kontext
Die Kritik Rahns steht in einem breiteren Kontext evangelikaler MissverstĂ€ndnisse ĂŒber die Bibel. Wie in der Analyse auf aufnkaffee.net dargestellt wird, machen evangelikale Autoren oft den âFlĂŒchtigkeitsfehlerâ zu behaupten, progressive Christen hielten âdie Bibel nicht fĂŒr verlĂ€sslichâ[8]. Ăhnlich unterstellt Rahn dem HebrĂ€erbrief pauschal, er sei unvereinbar mit der Heilsbotschaft.
Diese Sichtweise verkennt, dass die âZuverlĂ€ssigkeit der Bibelâ differenzierter zu betrachten ist als mit einem simplen âDie Bibel sagtâŠâ[8]. Die theologische Wissenschaft hat lĂ€ngst erkannt, dass die verschiedenen biblischen Texte in ihren jeweiligen literarischen Gattungen und historischen Kontexten zu verstehen sind.
## Wissenschaftliche Exegese statt selektiver LektĂŒre: Methodische EinwĂ€nde
Ein grundlegendes Problem in Rahns Argumentation liegt in seiner selektiven LektĂŒre des HebrĂ€erbriefs. Er isoliert die Warnpassagen und interpretiert sie ohne BerĂŒcksichtigung ihres literarischen und theologischen Kontextes.
Die theologische Wissenschaftslehre fordert jedoch eine ganzheitliche Betrachtung. Thomas von Aquin betont, dass in der höchsten Form der Lehre die Theologie âWeisheitâ genannt wird[4]. Diese Weisheit erfordert ein differenziertes VerstĂ€ndnis der biblischen Texte, das ihre literarischen Eigenarten respektiert und ihre theologischen Anliegen wĂŒrdigt.
## Fazit: FĂŒr eine ausgewogene Bewertung des HebrĂ€erbriefs
Die von Christian Rahn vorgebrachte Kritik am HebrĂ€erbrief hĂ€lt einer wissenschaftlich-theologischen ĂberprĂŒfung nicht stand. Sie basiert auf einer selektiven LektĂŒre, historischen Vereinfachungen und theologischen MissverstĂ€ndnissen.
Der HebrĂ€erbrief ist kein âGiftâ, sondern ein theologisch tiefgrĂŒndiger Text, der die Heilsbedeutung Christi in einzigartiger Weise reflektiert. Seine Warnungen sind als Teil einer pastoralen Strategie zu verstehen, die darauf abzielt, die Adressaten in ihrer Glaubenstreue zu stĂ€rken.
Eine wissenschaftlich fundierte LektĂŒre des HebrĂ€erbriefs wird seine theologische Tiefe und seelsorgerliche Relevanz wĂŒrdigen, ohne die Herausforderungen zu leugnen, die einzelne Passagen fĂŒr moderne Leser darstellen können. Der Brief verdient seinen Platz im neutestamentlichen Kanon und kann auch heute noch wichtige Impulse fĂŒr eine Theologie geben, die christologisch zentriert ist und zur Glaubenstreue ermutigt.
Als Theologe, der sowohl wissenschaftlich als auch persönlich mit dem HebrĂ€erbrief gerungen hat, plĂ€diere ich fĂŒr eine differenzierte Betrachtung, die seine theologische Bedeutung wĂŒrdigt, ohne seine Herausforderungen zu verschweigen.
## Schlusswort: Theologie als Dialog
Im Sinne einer dialogischen Theologie lade ich Christian Rahn und alle, die seine Bedenken teilen, zu einem vertieften GesprĂ€ch ĂŒber den HebrĂ€erbrief ein. Die theologische Wahrheit erschlieĂt sich nicht in polemischer Zuspitzung, sondern im respektvollen Austausch unterschiedlicher Perspektiven.
Wie Thomas von Aquin betont, haben alle, âdie die heilige Lehre weitergegeben haben, dasselbe gelehrtâ[4] â nicht im Sinne einer uniformen Doktrin, sondern im Sinne eines gemeinsamen Ringens um das VerstĂ€ndnis der göttlichen Weisheit, die uns in den biblischen Texten begegnet.
[1] https://matth2323.de/risiko-hebraeerbrief/
[2] https://www.semanticscholar.org/paper/a07913b9f6c3f7fee62ec385e7828794acc30323
[3] https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/26266/39/Vollenweider_Entgrenzung_Zora-Extern-1.pdf
[4] https://kg-ktf.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/p_kirchengeschichte/Pruegl/Online_Publikationen_Vortraege/Heilige_Lehre__Votrag_Ringvorlesung_Universitaetsjubilaeum_2015__HP.pdf
[5] https://evang.at/wp-content/uploads/2024/12/241202_auge_2024_02_web.pdf
[6] https://matth2323.de/wp-content/uploads/2025/04/ESSAY-SW-Risiko-Hebraeerbrief-06-04-2025.pdf
[7] https://kidoks.bsz-bw.de/files/290/2004_067_118.pdf
[8] https://aufnkaffee.net/2018/09/die-evangelikalen-missverstaednisse-ueber-progressive-christen-eine-replik-auf-markus-till/
[9] https://unglueit-files.s3.amazonaws.com/ebf/d9482572410e44b19d605a335e5d89ce.pdf
[10] https://matth2323.de/tag/bibelfit/
[11] https://dokumen.pub/schriftauslegung-und-christologie-im-hebrerbrief-reprint-2011-ed-3110196972-9783110196979.html
[12] https://core.ac.uk/download/pdf/83647326.pdf
[13] https://www.degruyter.com/serial/tbt-b/html?lang=de
[14] https://kidoks.bsz-bw.de/files/1288/Dissertation_Karkowski_2018.pdf
[15] https://edition-nehemia.ch/j3/index.php/online-store/ein-unerschuetterliches-reich-kommentar-zum-hebraeerbrief.html
[16] https://www.uibk.ac.at/iup/buch_pdfs/10.15203-99106-144-1.pdf
[17] https://advent-verlag.de/buecher/theologie/bibelstudium/der-brief-an-die-hebraeer/
[18] https://www.pro-medienmagazin.de/wp-content/uploads/2021/05/pdf_pro_2015_03.pdf
[19] https://viktorjanke.de/warum-studieren-christen-ihre-bibel-nicht-teil-1/
[20] https://jochenteuffel.com/2023/10/05/von-der-theologie-die-kunst-der-guten-gottesrede-in-entsprechung-zur-gelesenen-schrift-demzufolge-ist-die-theologie-keine-theoretische-wissenschaft-sondern-eine-poietische-kunst-die-auf-gl/
[21] https://www.uni-regensburg.de/assets/theologie/fakultaet/studienkoordination/allgemeine-informationen/Leitfaden_2021_07_15.pdf
[22] https://library.oapen.org/bitstream/20.500.12657/40027/1/9783657707461.pdf
Diese âKritikâ meiner Argumentation wurde mit Hilfe kĂŒnstlicher Intelligenz erstellt â mit betrĂŒblichem Ergebnis.
Ich kann nirgends erkennen, dass auch nur ein einziger Satz meines Artikels âRisiko HebrĂ€erbriefâ widerlegt worden wĂ€re. Auch Luthers Warnung wurde nicht widerlegt.
Die Kritik stellt nur Behauptungen in den Raum: Es sei wissenschaftlich angeblich nicht haltbar, Luthers Urteil unbesehen zu ĂŒbernehmen, da die moderne Forschung ein wesentlich differenzierteres Bild des HebrĂ€erbriefs erarbeitet habe, das seine rhetorischen und theologischen Besonderheiten wĂŒrdigt. Die Warnpassagen des HebrĂ€erbriefs seien als parĂ€netische (ermahnende) Elemente zu verstehen, die der GlaubensstĂ€rkung dienen sollen, nicht der EinschĂŒchterung.â Das behauptet der mit KI erstellte Text.
Dabei ist doch deutlich zu erkennen, dass die EinschĂ€tzung des theologischen Mainstreams bzw. der theologischen Forschung fĂŒr die Bewertung eines psychischen Risikos fĂŒr Christen, die durch ĂŒberstrenge religiöse Sozialisation vorgeschĂ€digt sind, gar keine Bedeutung haben kann. Adressaten des Artikels sind NUR diejenigen GlĂ€ubigen, die â ihrer religiösen PrĂ€gung entsprechendâ die Bibel nur als wortwörtlich inspiriert ansehen können, und jede andere Betrachtungsweise als SĂŒnde, als gottloses und strafbares Verhalten ablehnen mĂŒssen. Unter dieser Voraussetzung las auch Luther zunĂ€chst die Bibel. Wenn der HebrĂ€erbrief nur so gesehen werden darf, dann kann er mit seinen durch maĂlose Drohung abgeschwĂ€chten Heilszusagen sehr destruktiv auf Heilsgewissheit und Glaubensfreude wirken. Wie durch Berichte von Seelsorgern immer wieder bezeugt, finden etliche GlĂ€ubige aus ihrer Angst gar nicht mehr heraus â wie auch auch am schrecklichen Beispiel des Francesco Spiera zu sehen, der an dieser Angst in KĂŒrze elend zugrunde gehen. Wie kann man solchen Menschen rechtzeitig helfen? Indem man ihnen das fromme Geschwurbel eines Thomas von Aquin vorliest?
Diese Frage beschĂ€ftigt den KI-Troll nicht im Geringsten, was Wunder! Denn sie hĂ€tte ja etwas mit MitgefĂŒhl zu tun.
Selbst wenn das, was progressive Christen oder Hinz und Kunz in der theologischen Wissenschaft denken können, zutreffen sollte, ist es dennoch bei dieser Aufgabenstellung weder sinnvoll noch hilfreich und wird von GlÀubigen mit enger religiöser PrÀgung nicht einmal wahrgenommen.
Es war ein GlĂŒck fĂŒr Luther, dass er sich schlussendlich doch von etlichen Teilen des HebrĂ€erbriefes distanzieren konnte. Dabei hat er durchaus den Wert der Textstellen zum Hohenpriestertum Christi anerkannt. Diese Textstellen machen aber die Tendenzen der Werkgerechtigkeit und Selbsterlösung in anderen Textteilen nicht unschĂ€dlich.
Was ist von folgendem Satz der KI-Analyse zu halten? âDie Kanongeschichte zeigt, dass der HebrĂ€erbrief gerade wegen seiner theologischen Tiefe und seiner einzigartigen christologischen Reflexion in den Kanon aufgenommen wurde, nicht etwa â wie Rahn unterstellt â aufgrund eines âmassiven Interesses, GlĂ€ubige mit der Ăbertreibung des Höllenthemas zu erpressenâ. Diese Behauptung ist historisch unhaltbar und theologisch unseriös.â Soweit das Zitat.
Eben dieses ĂŒble Motiv der seelischen Erpressung ist in der Offenbarung des Petrus unverkennbar, die ja auch deswegen nur vorĂŒbergehend in den biblischen Kanon aufgenommen wurde. Im meinem Artikel wird ganz ausfĂŒhrlich darauf eingegangen. Dieses ĂŒble Motiv hat in der Kanongeschichte also sehr wohl eine gewichtige Rolle gespielt. Unseriös und dilettantisch ist es, in einer Kritik darĂŒber stillschweigend hinwegzugehen.
Wer das fĂŒr âwissenschaftlich hĂ€lt, dem ist mein Beitrag âWissenschaftâ (matth2323.de/wissenschaftlichkeit) sehr zu empfehlen.
Doch hat es Zweck darauf hinzuweisen?
Ich habe mich mit dem HebrĂ€erbrief beschĂ€ftigt. Er ist nicht der wichtigste Teil vom NT. Er richtet sich an die damaligen Judenchristen. Die unvergebbare SĂŒnde ist fĂŒr mich, bewusst gegen Gott zu sein, obwohl man vorher fest von Gottes Worten ergriffen war. Der Schreiber hatte Bedenken, dass die Judenchristen abfallen, weil sie sich zurĂŒckgezogen haben und dadurch auf einem zu geringen Wissensstand stehen geblieben sind. Der Schreiber wollte ihnen wohl eher Angst einjagen. Es gibt aber tatsĂ€chlich eine endgĂŒltige Aussperrung (willentlich gegen Gott und Sein Wort sein und seine AuftrĂ€ge willentlich nicht ausfĂŒhren â da muss man aber genau schauen, ob der Auftrag wirklich von Gott kommt oder ob es eine eigene Idee oder die Idee von jemand anders war (also nicht durch Gott gewirkt; Ă€hnliche Erfahrungen habe ich schon gemacht und damit Schiffbruch erlitten. D.h. alles genau prĂŒfen, ob es von Gott gewirkt ist â Gott gebraucht manchmal weltliche Menschen und Dinge, um zu uns zu sprechen â .. das Gute behaltet.)
Viele Menschen, die Christen sind, machen Fehler (sĂŒndigen).Sie können auf die Gnade Gottes hoffen, wenn sie bereuen, wenn sie das wirklich wollen. Den eigenen Glauben nur am HebrĂ€erbrief festzumachen, halte ich fĂŒr falsch, weil Jesus, seine JĂŒnger und di Apostel an vielen Stellen anders reden und handeln. Das ist ein Widerspruch. Ich weiĂ nicht, was du erlebt hast, dass dich das so fertig macht. Das sind meine Gedanken dazu. Ich weiĂ nicht, ob dir das irgendwie weiterhilft. Das Evangelium soll aufbauen und nicht abbauen.
es ist freundlich, dass du dir ein paar Gedanken gemacht hast. Allerdings gehst du auf die Argumente in http://www.hebraeerbrief.de nicht ein sondern formuliert deine subjektive Sichtweise. Beweiskraft kann ich darin nicht erkennen. das eben war mein Anliegen, dass man den HebrĂ€erbrief mal genauer unter die Lupe nimmt, um festzustellen, warum er bei manchen Christen jahrelange Verzweiflung auslöst und warum Martin Luther vor ihm warnte. Diese Frage stellen sich bibeltreue Bibellehrer eben nicht. Das ist das eigentlich Böse. Auch dass ich Redeverbot bekomme, obwohl keiner der Ăltesten sich die MĂŒhe macht, die mĂŒhevoll zusammengestellten Argumente anzusehen und ehrlich zu kommentieren. Heute wurde ich von einer Schwester angerufen, die mir sagte, dass sie Ă€hnliche Ăngste wie ich hatte jahrelang. Und sie sagte auch, dass noch andere Christen BefĂŒrchtungen haben, aber dass sie lieber verdrĂ€ngen, weil sie wissen, dass sie von bibeltreuen GlĂ€ubigen keine seriöse Antwort, sondern nur subjektive Meinung bekommen.
[24.7., 22:11] Christian: Du schreibst, es gĂ€be tatsĂ€chlich eine endgĂŒltige Aussperrung, wenn man willentlich einen Auftrag von Gott nicht ausfĂŒhrtâŠ
Eben das hatte ich frĂŒher auch gedacht. Mein Gewissen forderte von mir, bettelarm zu leben und alles Geld was ich hatte, fĂŒr Hungernde in der Welt zu opfern, so wie der reiche JĂŒngling alles, was er hatte, den Armen geben sollte. âWer etwas Gutes zu tun weiss und tut es nicht, dem ist es SĂŒndeâ (Jak 4,17). Das wollte ich nicht. Somit habe ich wissentlich gegen ein Gotteswort verstoĂen. Nach deiner Logik wĂŒrde jetzt die Hölle auf mich warten. Warum denkst du, dass deine Antwort tröstlich bzw brauchbar ist?
GlĂ€ubige sitzen jahrelang in der Psychiatrie. Sie gehen kaputt. Ihre Familien gehen kaputt. Meinst du nicht, dass man sich um eine verlĂ€ssliche Antwort bemĂŒhen sollte? Leider bemĂŒhen sich bibeltreuen GlĂ€ubige um nichts. Es reicht wenn die Mehrheit mit der frommen Standardschallplatte zufrieden ist. Das ist das Schlimme, das mit Liebe und Verantwortungsbewusstsein unvereinbar ist.
wie du schreibst, hat das Gewissen von dir etwas gefordert. War das denn von Gott inspiriert durch den Heiligen Geist? Wenn es so wĂ€re, dann wĂ€ren alle Christen arm oder wĂŒrden in die Hölle kommen. Ich bin leider ĂŒberfordert mit deinem Anliegen. Du solltest ausgebildete Theologen zu diesem Thema befragen, wenn die Ăltesten und Evangelikalen dir nicht Rede und Antwort stehen wollen. Besser wĂ€re noch: direkt Gott fragen. Jeder bekommt Weisheit, wenn er Gott bittet. Ălteste und Evangelikale sind eben nur Menschen und nicht Gott. Es tut mir leid, dass ich hier nicht weiterhelfen kann. Vielleicht sollten die Geschwister, die damit Probleme habe sich zusammen tun und gemeinsam vorgehen.
Liebe Schwester, warum soll ich ausgebildete Theologen frage, wenn Gott jedem die Weisheit gibt, der ihn darum bittet â wie du sagst? Wenn er sie jedem gibt, warum bittest du ihn nicht darum? Und wenn doch, warum zeigt er dir nicht die Lösung? Ich habe ja ĂŒber diese Frage Jahrzehnte nachgedacht und eine Lösung gefunden und dir auch die Adresse hebraeerbrief.de genannt, wo sie zu finden ist. Ohne sie ĂŒberhaupt angesehen geschweige denn geprĂŒft zu haben, betrachtest du sie als nicht vorhanden oder nicht erwĂ€hnenswert und empfiehlst mir stattdessen, wo anders zu suchen?
Hallo, vielen Dank fĂŒr deinen Artikel ĂŒber Luthers SchriftverstĂ€ndnis, im besonderen ĂŒber den HebrĂ€erbrief, ich habe ihn gerade gelesen. Ich teile Luthers Theologie in dem Punkt, dass alle Lehre innerhalb und auĂerhalb der Schrift an Christus und dem Evangelium der Erlösung allein aus Gnade zu messen ist. Dies ist die Mitte der Schrift und wirft ein helles Licht auf alle dunklen Bibelstellen, besonders im AT, die wir nicht verstehen oder in denen neben der Heiligkeit Gottes und der unbarmherzigen HĂ€rte des Gesetzes, des Zuchtmeisters, sein Erbarmen und seine Gnade noch gefehlt hat!
In Christus hat aber nun der neue und vollkommen Bund stattgefunden und das Unvollkommene beendet! In ihm entdecken wir auch erst in GĂ€nze und ohne WidersprĂŒche den Charakter und das Herz des Vaters! Diese eindeutige Liebe Jesu und seine Zusagen sind fĂŒr mich was zĂ€hlt und woran ich alle Bibelstellen neuen und alten Testaments zu messen habe! Sie geben mir eindeutigen Trost und Heilsgewissheit.
Die Drohungen des HebrĂ€erbriefes sind nicht dunkel, sondern pervers! Lies doch einmal die Krankengeschichte von Franz Spiera und schreib mir, wie man ihm ohne Entlarvung des HebrĂ€erbriefes als fragwĂŒrdig und mangelhaft hĂ€tte helfen können : https://matth2323.de/franz-spiera/
Ich habe mir den Artikel heute morgen auch durchgelesen. Er hatte Angst den Glauben verleugnet zu haben. Da wĂŒrde ich ihm in der Seelsorge von Petrus, wie Jesus ihn zurĂŒckholt und gerade ihm seine Gemeinde anvertraut, erzĂ€hlt haben. Und davon, dass Jesus uns treu ist, auch wenn wir untreu sind, wie die Schrift es sagt, denn er kann sich selbst nicht verleugnen! Und davon, das unser Heil allein durch Gnade geschieht und nie aus Werken. Davon, dass es jederzeit Vergebung und einen neuen Anfang gibt, wenn wir gesĂŒndigt haben. Und wenn der HebrĂ€erbrief etwas anderes lehrt, dann sage ich: Christus aber nimmt den SĂŒnder an, nicht den Gerechten.
Man sieht, wie sorgfĂ€ltig du Texte liest. Das Beispiel mit Petrus wurde ja Spiera bekanntgemacht. Es half ihm nicht! Und trotzdem fĂŒhrst du es hier an! Warum stellst du dir nicht die naheliegende Frage, warum das Beispiel des Petrus nicht geholfen hat? NĂŒtzt es irgendjemandem, dass Petrus vergeben wurde, wenn der HebrĂ€erbrief sagt, dass beim GlĂ€ubigen heute, der zu wenig geglaubt oder zu viel âgesĂŒndigtâ hat, der Fall eintreten kann, dass er schon zu Lebzeiten unrettbar verdammt wird? Und der HebrĂ€erbrief bedroht vorbildliche GlĂ€ubige, die in der Verfolgung âden Raub ihrer GĂŒter mit Freuden erduldet habenâ. (Hebr 10,34) Selbst diese sind in Gefahr. Was darf dann der normale GlĂ€ubige, der nicht alles geopfert hat, hoffen? So wie der HebrĂ€erbrief formuliert, gibt es gar keine Vater-Sohn-Beziehung zu Gott. Sollte der GlĂ€ubige seinem anspruchsvollen âVaterâ nicht mehr genĂŒgen, ergeht es ihm schlimmer als jedem Tier, das geschlachtet und verwertet wird. Der HebrĂ€erbrief lehrt eine knallharte Sklave-Herr-Beziehung, in der die Strafen unendlich viel hĂ€rter sind als zu Moses Zeiten.
Sehr aufschlussreich ist deine Formulierung: wenn der HebrĂ€erbrief etwas anderes lehrt (dass es nicht jederzeit einen neuen Anfang gibt) DANN SAGE ICHâŠ. Deine AutoritĂ€t gegen die AutoritĂ€t des HebrĂ€erbriefes, gegen das angebliche Gotteswort? Nicht wenige evangelikale Pastoren machen es genauso: sie muten GlĂ€ubigen zu, ihre Heilsgewissheit von ihrer theologischen Meinung abhĂ€ngig zu machen. Ist das nicht eine grandiose SelbstĂŒberschĂ€tzung? Sie können ja nur bedauernd mit den Achseln zucken, wenn es in der Folge ein ewiges Hin- und Her in der gequĂ€lten Seele gibt, ein Zweifeln, ein Zagen, ob der HebrĂ€erbrief vielleicht doch noch gröĂere AutoritĂ€t hat als das Pastorenwort oder vielleicht doch nicht? Eins ist sicher: Glaubensfreude und Lebensmut kann bei diesem Hin- und Her grĂŒndlich kaputtgehen. Doch dafĂŒr ist ja dann der Psychiater zustĂ€ndig.
Deinen Satz â wenn der HebrĂ€erbrief etwas anderes lehrtâŠâ hat Paulus anders fortgesetzt. FĂ€llt es dir nicht auf? Hat er etwa gesagt wie du: dann muss man eben den ermutigenden Bibelstellen mehr Gewicht geben? Ganz sicher nicht! Sondern das: âAber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch ein Evangelium predigen wĂŒrden, das anders ist, als wir es euch gepredigt haben, der sei verflucht. Wie wir eben gesagt haben, so sage ich abermals: Wenn jemand euch ein Evangelium predigt, anders als ihr es empfangen habt, der sei verflucht.â (Gal 1,8-9) VERFLUCHT! Es gibt nicht nur eines, nicht zwei, nicht drei, sondern Dutzende Argumente fĂŒr die Feststellung: der HebrĂ€erbrief bringt die Werkgerechtigkeit durch die HintertĂŒr wieder herein. Er weiĂ zur Freiheit des Christen nichts Ăberzeugendes zu sagen, sondern wirft ihn wieder in eine Sklave-Herr-Beziehung zurĂŒck, in der man stĂ€ndig erpresst und bedroht wird und zudem verfĂŒhrt wird, andere zu erpressen, um das GefĂŒhl der Ohnmacht zu mildern. Der ganze Galaterbrief beschwört die GlĂ€ubigen, dass es in dieser wichtigen Frage der Freiheit vom Gesetz Eindeutigkeit geben muss. Jeder Kompromiss ist tödlich fĂŒr die Glaubensfreude. (Gal 5,4) Schon in frĂŒhester Zeit ist die Gemeinde in diesem Punkt fahrlĂ€ssig gewesen.
Anstatt das zu tun, was Luther empfohlen hat und was Paulus sicherlich auch getan hĂ€tte: den HebrĂ€erbrief, dieses scheinheilige Geschreibsel eines unreifen Gesetzesfanatikers nicht als Glaubensdokument anzuerkennen. Werft diesen Schund endlich aus der Bibel oder â wenn die naiven Nostalgiker nicht darauf verzichten können, weil sie meinen, dass ja auch noch ein bisschen brauchbare Nahrung in dem Gift herumschwimmt â dann setzt wenigstens ein warnendes Vorwort hinein, dass der HebrĂ€erbrief aus gutem Grund in der Christenheit umstritten war und bis heute geblieben ist.
1. Gefolgschaft meint die Nachfolge des nicht sĂŒndlosen Menschen. Sie hat nichts mit sĂŒndloser Perfektion (Fehlerachse Augustinus -Luther) noch mit politisch korrektem ökosozialen Verhalten zu tun (Fehlerachse Umweltreligion).
Lukas 1, 6. Elisabeth und Zacharias waren gerecht. Die LutherĂŒbersetzung hat hier lange mit fromm ĂŒbersetzt, damit es ja niemandem auffĂ€llt, dass Gerechtigkeit nicht SĂŒndlosigkeit oder perfekten Gehorsam meint, sondern Bundestreue. Es gibt eine Grenze des Lebensstils, innerhalb der man drinnen ist 1.Kor 6, 9f. Wer konstant ausserhalb lebt, bleibt draussen.
Dieses Prinzip wurde durch den lutherischen âVierschrittâ versaut:
1. Gott verlangt SĂŒndlosigkeit, perfekte GesetzeserfĂŒllung â 2. du kannst das nicht leisten â also 3. bleibt nur umgebuchte perfekte GesetzeserfĂŒllung als Lösung: iustitia imputativa extra nos, die im âGlaubenâ ergriffen werden muss.
4. Wem nun die unendliche Gerechtigkeit umgebucht wurde, erlangt das Heil auch als KZ-Manager oder prassender LandesfĂŒrst. Jede andere Behauptung wĂ€re werxgerecht.
Da der Glaube unsichtbar ist, darf er niemandem abgesprochen werden.
2. Die von dir aufgeworfenen Fragen ethischen Verhaltens hÀtten zur Zeit des Paulus so geklungen: wie stellst du sicher, dass du keine Waren kaufst, die von Sklaven hergestellt wurden?
Wie stellst du sicher, kein den Göttern geopfertes unreines Fleisch zu essen?
Paulus sagt, forscht nicht nach.
Dieser Problemkreis ist damit schnell erledigt. Es gibt ihn nicht im NT, warum also bei dir?
3. Deine Sozialisation kenne ich nicht.
Aber der Ansatz, mit Jesus die Bibel zu kritisieren, ist postgelikal sehr verbreitet und wird von Prof.Zimmer populĂ€r gemacht. Du definierst anhand von selbst definierten Regeln die nur lose in Math 23,23 erwĂ€hnt werden, ein Auslesekriterium, das gegen den HebrĂ€erbrief angewendet wird. Das ist nun wirklich nur ein gradueller Unterschied zu Prof.Zimmer, der alles ablehnt, was nicht zu seinem humanistischen Jesus passt. HĂ€tte die Kirche den HebrĂ€erbrief ernst genommen, hĂ€tte sie die Abgefallenen nicht wieder aufgenommen ab 250, dann wĂ€re die Kirche fĂŒr Konstantins PlĂ€ne zu klein gewesenâŠkeine Konstantinische Wende. Kein Novatianisches Schisma.
Eine andere Kirche und eine andere Geschichte.
4. Matthew Batesâ Argumente sind historischer Natur. Pistis unter anderem als Gefolgschaft eines Soldaten gegenĂŒber einem General. Das ist mehr als sola fide und weniger als sĂŒndloser ökosozialer Humanismus, wie du ihn mit deinen ErwĂ€gungen beschreibst.
Das Volk beim Exodus war nicht sĂŒndlos. Aber die treuen kamen an.
Nicht mehr, nicht weniger.
Ad hominem Argumente Àndern Fakten nicht.
Lieber Bruder Sp.,
du hast wieder sehr viel geschrieben. Was Luthers âVierschrittâ betrifft⊠ich vertrete nicht Luthers Theologie, ich stelle nur fest, dass der HebrĂ€erbrief immer wieder Christen, die ihrem Herrn folgen wollen, zutiefst entmutigt und in sinnlose Angst vor der Hölle gebracht hat. Ich selbst habe es so erlebt und bezeuge diese Erfahrung. Und sie war wohl auch Luthers Erfahrung, bevor er ĂŒberhaupt irgendeine Art von Theologie zustande brachte. Insofern ist âLuthers Vierschrittâ oder was auch immer spĂ€ter kam, wie auch seine Auffassung vom Glauben fĂŒr die Kanondiskussion völlig irrelevant. Schon gar nicht eine Diskussion, ob ein KZ-Manager die HimmeltĂŒr offen vorfindet. Zu sehr verlassen wĂŒrde ich mich darauf nicht.
Was hat das mit den EmpfĂ€ngern des HebrĂ€erbriefes zu tun, die nach Hebr 10,34 opferbereite, tiefglĂ€ubige Christen mit Heilsgewissheit waren und dennoch bedroht werden? Was du mit âGefolgschaftâ meinst, bleibt inhaltlich weitgehend unklar, wie auch der Kommentar von Thomas dem Hooligelikalen feststellt.
Zu Punkt 2: Nun gut, ein Punkt fĂŒr dich: Paulus sagte in der Tat: forscht nicht nach. Das mildert aber nur das dritte Beispiel, nicht nachzuforschen, ob ungerechte Produktion im Spiel ist. Bei den beiden anderen Punkten muss man nicht nachforschen. Heute verbrauchen wir Ressourcen ganz anders, sodass die Verantwortung fĂŒr zukĂŒnftige Generationen sehr stark ins Blickfeld rĂŒckt. Adam und seinen Kindern wurde der Auftrag erteilt, die Erde zu bebauen und zu bewahren. Auch wenn es haufenweise Menschen gibt, die es nicht interessiert, wie unsere Enkel auf einer ausgeplĂŒnderten und verseuchten Erde vegetieren mĂŒssen, so ist das noch lange kein Beweis, dass das Gebot âWer etwas Gutes zu tun weiĂ, und tuts nicht dem ist es SĂŒnde.â hier nicht anwendbar ist. Jedenfalls wirst du akzeptieren mĂŒssen, dass viele Christen kein kurzsichtiges Gewissen haben und nicht so leicht ĂŒber die Frage hinwegsehen können, was sie spĂ€teren Generationen kaputtmachen. Auch Reisen mit Kreuzfahrtschiffen oder Flugzeugen verunreinigen die Luft massiv. Das weiĂ jeder: da muss man nicht nachforschen.
Dasselbe gilt fĂŒr das Thema Verzicht auf Genuss, damit Menschen, die hungern, das Nötige kaufen können, braucht man nicht nachforschen. âWer etwas Gutes zu tun weiĂ, und tuts nicht dem ist es SĂŒnde.â Wieso ist das keine SĂŒnde, wenn wir uns gegen den hungernden Menschen und fĂŒr den Genuss entscheiden? Der Problemkreis ist schnell erledigt? Schnell verdrĂ€ngt vielleicht â mehr aber auch nicht! Diese sehr belastenden Fragen werden von dir ignoriert. Dabei können sie bei GlĂ€ubigen durchaus die Angst entstehen lassen, dass sie sich mit diesem Verhalten wider besseres Wissen einer âmutwilligen SĂŒndeâ schuldig gemacht haben. Röm 14,15b scheint dies zu bestĂ€tigen: wer jemanden verfĂŒhrt, wider besser Wissen Götzenopferfleisch zu essen, hat ihn damit ins Verderben gebracht. Röm 14,23 weitet den SĂŒndenbegriff aus: alles, was mit Zweifeln genossen wird, fĂ€llt in dieselbe Kategorie: es kann den GlĂ€ubigen ins Verderben bringen. Man könnte diese SĂ€tze natĂŒrlich auch sanfter auslegen, der Eindruck der Ausweglosigkeit wird indes durch den HebrĂ€erbrief massiv verschĂ€rft.
Zu Punkt 3: Schon Maleachi beansprucht gröĂere AutoritĂ€t als Mose, denn er kritisiert die Ehescheidung, die Mose erlaubt. (Mal 2,15) Auch Jesus bricht das Sabbatgesetz um der Liebe willen. Der Geist hat Vorrang vor dem Buchstaben (2Kor 3,6) Das ist Fakt: und ob dieser Ansatz verbreitet ist oder nicht â er ist richtig. Wo dieses Prinzip weiter anzuwenden ist, dazu muss man natĂŒrlich versuchen zu verstehen, wie Jesus heute handeln wĂŒrde⊠Unmöglich scheint es nicht zu sein: siehe 1 Kor 1,26.
Weil wir nach 1Kor 1,26 selber urteilen und denken dĂŒrfen, habe ich auch die Freiheit ĂŒber Mt 23,23 mir viele Gedanken zu machen. Du willst mir diese Freiheit nicht zugestehen. Doch wo tauchen diese MaĂstĂ€be eigentlich in deinem Denken und Argumentieren auf? Haben sie in deinem Denken die angemessene Bedeutung? Ich kann es nirgends sehen.
Die Schublade âProf Zimmerâ aufzuziehen und mich in dieselbe zu werfen, macht die Diskussion nicht klarer.
Du kritisierst die Kirche, die âdie Abgefallenenâ wiederaufgenommen hatte. Das waren Menschen, die dem Kaiser geopfert hatten, weil man ihnen im Falle einer Weigerung mit Hinrichtung drohte. Und nun alternativ kommen sie nach deiner Meinung alle in die Hölle und werden dort ewig gefoltert? TatsĂ€chlich? Wegen einem Kaiseropfer, das erpresst wurde und nie freiwillig gegeben worden wĂ€re? Das soll mit der Liebe des himmlischen Vaters zu seinen Kindern zusammenpassen: sie vor die Entscheidung einer Hinrichtung oder der ewigen Folter in der Hölle zu stellen? Ist das dein Gottesbild?
Da ist ja selbst der Islam barmherziger: eine durch Grausamkeit erpresste Absage an den Glauben gilt als nicht gegeben.
Deine ganze Argumentation offenbart, wie wenig Gedanken du dir um die in Mt 23,23 gebotene Barmherzigkeit machst. Weg aus der Gemeinde, ab in die ewige Hölle, das ist das einzige, was dir zu diesen geschundenen Menschen einfĂ€llt. Dabei ist noch nicht einmal sicher, ob du in einer Ă€hnlichen Situation Heldenmut zeigen wĂŒrdest. Aber dann ĂŒber Menschen richten, die in Todesangst versagt haben!
Was du dann noch erzĂ€hlst ĂŒber Konstantin und Novatian â ich denke eine Kirche, die von Liebe faselt und zugleich so unbarmherzig ist, ist nicht wert, dass sie existiert. Genauso wie der HebrĂ€erbrief auch: er faselt von Liebe, von Trost und MitgefĂŒhl â ohne sich dafĂŒr im geringsten ernsthaft zu interessieren. Warum behaupten eigentlich so viele Bibelausleger wahrheitswidrig , dass die EmpfĂ€nger des HebrĂ€erbriefes gar keine wiedergeborenen echten Christen waren? Weil sie andernfalls genau diesen Eindruck haben â wie unangemessen und rĂŒcksichtlos der HebrĂ€erbrief mit diesen hochverdienten GlĂ€ubigen umgeht!
Die Frage aus dem letzten Kommentar ist auch noch nicht beantwortet: ist das Herzeigen von akademischen Titeln mit der Nachfolge Jesu Christ vereinbar, mit seinem Verbot: ihr sollt euch nicht Meister oder Lehrer nennen lassen? Das Gebot ist nicht unwichtig! Die PharisĂ€er hatten sich damals auf einen hohen Sockel gestellt. Damit machten sie sich selber die Möglichkeit kaputt, bessere Argumente anzuerkennen. Das Gesicht musste immer gewahrt werden. Mit dieser Einstellung entstehen Denkschulen und Denktraditionen, die Konkurrenz nicht ertragen und auch berechtigte Korrektur zum Schweigen bringen mĂŒssen. In diesem Klima erlahmt schlieĂlich die Suche nach der Wahrheit â es geht in erster Linie nur noch um die Verteidigung der eigenen Position. WĂŒrden sich alle Bibellehrer konsequent an dieses Gebot halten, dann hĂ€tten wir eine fruchtbare und lebendige GesprĂ€chskultur. Und wir wĂ€ren einen groĂen Teil der Bevormundung durch ein selbstgerechtes, karrieregeiles Establishment in der Gemeinde endlich los!
1. Deine Argumentation ist objektiv fehlerhaft, da Paulus selbst in 1.Kor 10 Christen daran erinnert, dass ohne Gehorsam auch sie wie die Exodusgeneration die Heilsverheissungen nicht erben.
Der HebrĂ€erbrief fĂŒhrt diesen genuin paulinischen Gedanken nur kenntnisreich aus.
2. Paulus lehrt, dass Menschen mit vertrauendem Gehorsam (hypakoe pisteusin, Ro 1, 5 oder Gehorsam des Glaubens) â kurz Gefolgschaft (pistis) gegenĂŒber dem Messias als Gerechte gelten, als treue Mitglieder im Bundesvolk (dikaiosyne historisch jĂŒdisch) â und zwar ohne Konversion ins Judentum durch Beschneidung (erga nomou, Werke des Gesetzes).
Diese âneue Paulusperspektiveâ macht klar, dass Gehorsam gegenĂŒber der Toraauslegung Jesu als Bestandteil von Gefolgschaft gegenĂŒber dem Messias immer schon heilsnotwendig war,ist und bleiben wird. Und der HebrĂ€erbrief bestĂ€tigt den richtig verstandenen Römerbrief und umgekehrt.
Kurz: die bibeltreuen Evangelikalen predigen dasselbe falsche lutherische MissverstĂ€ndnis wie du.Nur fĂŒhlen sie sich verpflichtet, Luthers IrrtĂŒmer mittels hanebĂŒchener Auslegung-EiertĂ€nze mit den klar werxgerechten Stellen auszusöhnen, und du brauchst keine Verdrehungen, weil du die AutoritĂ€t von Gottes Wort sowieso schon verworfen hast: Schriften der Bibel, die dein humanistisches postgelikal-lutherisches Evangelium widerlegen, können einfach ipso facto als unchristlich abgeleht werden.
Schade: du erkennst, dass du mit einem falschen Evangelium aufgewachsen bist ( der Botschaft von der nicht-Heilsnotwendigkeit von Gehorsam), aber statt zum wahren Evangelium durchzudringen, lehntst du die Texte ab, die den Lutherismus am klarsten widerlegen.
Christus ist allen, die ihm gehorchen, Urheber ihres Heils. Nichts anderes ist âGerechterklĂ€rung durch Gefolgschaftâ. Ach ja: Rechtfertigung durch Glauben, kann es allein schon deswegen nicht geben, weil pistis weder in der Synagoge noch in der antiken Kultur mit âGlaubensĂŒberzeugung alleinâ verstanden wurde.
Matthew Bates âSalvation by Allegiance alone.â
Lieber Bruder Sp.,
Ich glaube, ich sollte einige FehleinschĂ€tzungen und MissverstĂ€ndnisse ausrĂ€umen. Vertrete ich wirklich die Lutherische Rechtfertigungslehre, dass âallein der Glaube genĂŒgtâ, auch wenn das Tun abscheulich ist? Ich glaube nicht, dass das irgendwo auf der Webseite vertreten wird. Wem das Heil wichtig ist, dem ist auch treue Gefolgschaft zu Jesus Christus wichtig. In der Auseinandersetzung mit den pharisĂ€ischen Buchstabenknechten hat Jesus darauf hingewiesen, worauf es ihm besonders ankommt: die wichtigsten Gebote, die in Mt 23,23 beschrieben sind: âBarmherzigkeit, Gerechtigkeit, VerlĂ€sslichkeitâ. Dieser Ethik fĂŒhle ich mich verpflichtet. Wer immer sich unter den Einfluss Jesu begibt, wird diese drei Gebote als Kostbarkeiten sehen und in dieser Ăberzeugung erstreben. Da diese drei Werte oder QualitĂ€tsmaĂstĂ€be höchsten Rang haben, geben sie Orientierung und deshalb wird auch die Ethik in Ăbereinstimmung mit ihnen gestaltet.
Wenn mich Christus zu wirklicher Freiheit (Jo 8,36) befreit hat, wie darf mich dann der Buchstabe zwingen, gegen mein Gewissen zu handeln? Was hat die Freiheit, dem an Mt 23,23 gebundenen Gewissen zu folgen, mit der Schublade des âHumanismusâ zu tun? Jesus hat den Buchstaben des Sabbats gebrochen um der Liebe willen (Mk 2,27-28), die Kritik der Buchstabenknechte hat ihn nicht gestört und der GlĂ€ubige darf diesem Beispiel folgen, gerade wenn er dadurch Schaden von anderen abwenden kann. Nur wenn Bibelworte die Bewertung anhand dieser QualitĂ€tsmaĂstĂ€be durchlaufen, können sie ihre heilsame Kraft entfalten. Diese Ăberlegungen dĂŒrfen aber nicht willkĂŒrlich nach persönlichen Vorlieben geschehen, sondern immer nur unter Beachtung spiritueller Disziplin. https://matth2323.de/geistliche-disziplin/
Insofern verstehe ich deinen Vorwurf nicht, dass âich die AutoritĂ€t von Gottes Wort sowieso verworfen habeâ. TatsĂ€chlich? Du scheinst auf meiner Seite nicht gerade viel gelesen und geprĂŒft zu haben.
Jetzt mal âButter bei die Fischeâ? Was verstehst du denn konkret unter âGehorsamâ? Jak 4,17 hĂ€ngt die Latte sehr hoch: âWer nun weiĂ, Gutes zu tun, und tutâs nicht, dem istâs SĂŒndeâ
Bereich Eigentum:
du kaufst einen Kuchen. Jemand anders fehlt aber dieser Geldbetrag, um sich ein Brot zu kaufen, dass ihn vor dem Verhungern bewahrt. Was ist wichtiger? Verzichtest du grundsĂ€tzlich auf alle Ausgaben fĂŒr Genuss, Hobby und Bequemlichkeit, damit möglichst viel Menschen, die sich Nahrung oder Ărzte nicht leisten können, geholfen wird?
Bereich Umweltverschmutzung:
du nutzt ein Auto. Das Auto verpestet mit Tausenden anderer Autos die Umwelt. Menschen sterben an Feinstaub und an Umweltkatastrphen durch die KlimaverĂ€nderung. Ist es SĂŒnde, ein Auto zu benutzen, obwohl du Fahrrad fahren könntest? Verzichtest du auf Reisen, die mit hohem Energieverbrauch verbunden sind?
Bereich Unrecht in der Produktion:
In der Fleischindustrie leiden Tiere Entsetzliches. Isst du nur Fleisch aus artgerechter Haltung oder möglichst gar kein Fleisch? Verwendest du nur Fairtrade-Produkte, damit Arbeiter nicht ausgebeutet werden? Verzichtest du auf den Gebrauch von Handys, Computer und Elektronik, die Kobalt enthalten, das durch Kinderarbeit in Afrika gewonnen ist? Bist du bereit, dich vor dem Kauf eines Produktes zu ĂŒberzeugen, dass das Produkt nicht aus ungerechter Produktion stammt?
Es gilt: âHabt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf.â (Eph 5,11) Weiter gilt: âWer nur ein Gebot ĂŒbertritt, hat damit das ganze Gesetz gebrochen.â (Jak 2,17)
Jetzt ist die Frage an dich: wieviel Gehorsam ist nötig zum Heil? An welchen Standard soll man sich halten, wann darf man sich des Heils sicher sein? Was ist, wenn der GlĂ€ubige sagt: es ist mir egal, was mein Verhalten andernorts anrichtet und sich weiter billige T-Shirts oder Elektronik kauft, von der anzunehmen ist, dass sie mit jĂ€mmerlich entlohnter Kinderarbeit gefertigt wurden. und er stirbt plötzlichâŠ. ist er dann im Himmel oder in der Hölle, weil der Gehorsam gewohnheitsmĂ€Ăig unvollstĂ€ndig war? Wo fĂ€ngt die mutwillige SĂŒnde an?
Die Latte hĂ€ngt denkbar hoch: âihr sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.â (Mt 5,48)
Zu dem von dir empfohlenen Autor Matthew W Bates Ph.D.: was hat ein Doktortitel bei einem Theologen zu suchen? Wo doch Jesus folgendes sagte: âAber ihr sollt euch nicht Meister nennen lassen; denn einer ist euer Meister; ihr aber seid alle BrĂŒder. Und ihr sollt niemand euren Vater nennen auf Erden; denn einer ist euer Vater: der im Himmel. Und ihr sollt euch nicht Lehrer nennen lassen; denn einer ist euer Lehrer: Christus. Der GröĂte unter euch soll euer Diener sein. (Mt 23,8). Weder Meister, Master, Lehrer, Doktor oder Oberdoktor!
Hat Bruder Bates das nie gelesen? Soll das jetzt die Art âGehorsamâ sein, den Jesus erwartet?
Ist nicht genau das recht typisch fĂŒr bibeltreue Bibellehrer? Sie haben fast alle ihren Doktor, Master, Professor, Titel, die einen Vorsprung von AutoritĂ€t erzeugen, sodass das, was ein Mensch ohne Doktortitel sagt, fĂŒr weniger gewichtig gehalten wird. Auch wenn es dreimal wahrer und konstruktiver ist. Was hat sich Jesus bei dieser Mahnung wohl gedacht? Gar nichts? Ist sein Gebot wirklich so unbedeutend, dass der GlĂ€ubige es ignorieren kann, als wĂ€re es nie gesagt worden? TatsĂ€chlich? Oder ist es ein wichtiges Gebot? Macht es Sinn? Ich, der ich nach deiner EinschĂ€tzung âdie AutoritĂ€t von Gottes Wort sowieso verworfen habeâ, glaube das. Ist es nicht viel besser, man lernt und ĂŒbt das Argumentieren auf der Basis der QualitĂ€tsmaĂstĂ€be Jesu? Denn was wahr, ist und bleibt wahr, auch wenn es von einem geistig gering ausgestatteten Menschen (ÎŽÎčÎ±ÎœÎżÎ·ÏÎčÎșÎŹ ÎșÎ±ÎžÏ ÏÏΔÏηΌÎÎœÎżÏ) gesagt wird.
Zu Paulus; Wenn man genau liest, dann merkt man, dass er situationsbezogen argumentiert: Seine scharfen Worte in 1.Kor 6 sind eine Reaktion auf Leute, die an Nachfolge gar kein Interesse haben, Leute, die den christlichen Glauben zum Vorwand nehmen, sich in der Gemeinde aufzuhalten, um dort Menschen, die nichts Böses ahnen, umso leichter betrĂŒgen und ausnutzen zu können. Das ist wirklich ein Skandal! Ganz anders in Eph 1, im Galaterbrief, wo er gutwillige Christen anredet, denen natĂŒrlich der Geschenkcharakter der Erlösung deutlich gemacht wird. Man kann aus diesen Aussagen kein System machen. Wir können uns das Heil nicht durch Wohlverhalten kaufen. Aber Treue und WertschĂ€tzung Jesu und seiner Leitung bleibt das unverwechselbare Kennzeichen des Christen.
In einem weiteren wichtigen Punkt irrst du auch, nĂ€mlich mit der Annahme, dass ich mit einem liberalen Christentum aufgewachsen bin. Auch das zeigt, wie oberflĂ€chlich du die Texte dieser Webseite liest. Das Gegenteil ist wahr. Ich bin streng bibeltreu erzogen worden, wurde mit Ethik traktiert, bis mein Gewissen unter dem Ringen um vollstĂ€ndigen Gehorsam zusammenbrach und zu guter Letzt stĂ€ndig wund wurde. Obwohl ich mir groĂe MĂŒhe gab, alles, was das Gewissen forderte, einzuhalten, war die Heilsgewissheit und Glaubensfreude sehr bald zerstört. Ich wurde psychisch fĂŒr Jahrzehnte schwer krank Unter âNotfallberichteâ sind viele Ă€hnliche Leidensschilderungen zu finden, von GlĂ€ubigen, denen fromme Buchstabenknechte in unangebrachtem Selbstbewusstsein schwerste Lasten auferlegt hatten. Tröstlich ist zu wissen: genau vor diesem ĂŒberfrommem Wahn hatte Jesus einen tiefen Abscheu. (Mt 23,4)
Das erklĂ€re mir doch: wieviel Unvollkommenheit darf sich ein Christ leisten, ohne in âmutwillige SĂŒndeâ zu geraten und eine höllische Konsequenz befĂŒrchten zu mĂŒssen?
Das Perverse am HebrÀerbrief ist die Tatsache, dass er gutwilligsten Christen, die bereits Heilsgewissheit hatten und in der Vorfreude auf den Himmel all ihr Hab und Giut geopfert hatten (Hebr 10,34), dennoch viermal mit der unwiderruflichen Verdammung noch zu Lebzeiten gedroht wird. Wenn selbst diese Menschen bedroht sind, was darf dann der erwarten, der von diesem hohen Niveau weit entfernt ist? (https://matth2323.de/hebraeerbrief-fuer-nicht-bekehrte/)
Diese PerversitÀt ist in dem thematisch Àhnlichen Paulustext in 1.Kor 10, den du zitierst, nicht zu finden.
Dass dir das nicht auffĂ€llt! Immer wieder bestĂ€tigen gutwillige und sorgfĂ€ltige Christen, dass sie ihre Heilsgewissheit durch den HebrĂ€erbrief verloren haben. Auch ein Luther konnte sehr frĂŒh dieselbe Erfahrung machen, ohne dass er seine umstrittene Gnadenlehre bereits entworfen hatte.
Schade, dass MitgefĂŒhl mit den Mitchristen, die durch den âtötenden Buchstabenâ (2.Kor 3,6) geschĂ€digt wurden, bei dir leider so wenig zu sehen ist wie bei dem Verfasser des HebrĂ€erbriefes. Es scheint, dass dich nur theologische Schubladen interessieren: Humanistisch, Postevangelikal, Lutherisch. (ÎŹÏÏηÏÏη Î±ÎœÎżÎ·Ïία)
Interessieren Jesus diese Schubladen auch? Oder interessieren ihn vielmehr die Menschen, gerade diejenigen, die von ihrer pharisÀischen Umgebung getriezt, abgelehnt und verurteilt werden?
Lieber Herr Sp.,
das sind â mit Verlaub- bahnbrechende Erkenntnisse, an denen Sie uns teilhaben lassen !
Aus 1. Kor 10 lese ich allerdings etwas anderes heraus als Sie⊠dort geht es um Anbetung falscher Götter und um das eigene Gewissen, das v.a. RĂŒcksicht auf Geschwister haben sollteâŠ
zudem bekrĂ€ftigt Paulus dort eine Aussage, die er bereits in 1. Kor 6 verwendete: âEs ist alles erlaubt, aber nicht alles dient zum Gutenâ. StĂŒtzt dies Ihre Argumentation ?
Aber vielleicht möchten Sie uns ja ein paar Fragen beantworten, nur damit wir Sie nicht falsch verstehen ?
Wie verstehen Sie das Ergebnis des Apostelkonzils (Apg 15), wonach die Apostel den Heiden nur noch eine Minimalethik von 4 Geboten auferlegten ? Haben die das Evangelium auch schon nicht recht verstanden ?
Sie sagen, es sei fĂŒrs Christsein notwendig, dass man âGehorsam gegenĂŒber der Toraauslegung Jesuâ an den Tag legt, korrekt ? Wie sieht das im konkreten Fall denn aus ? Sollen wir jetzt die 623 Ge- und Verbote der Tora in unseren Alltag befolgen oder ânurâ die Teile, die von Jesus in den uns ĂŒberlieferten Schriften der Evangelien zur Sprache bringt ?
Hat Jesus, wenn er sich nicht gerade im Disput mit den PharisĂ€ern befand, einzelne Menschen auf ihre Toraobservanz angesprochen ? Oder hat er nicht vielmehr auf die Frage seiner JĂŒnger, wer denn ĂŒberhaupt selig werden könne, geantwortet mit: âBei den Menschen istÂŽs ummöglich, aber bei Gott ist alles möglich.â (Mt 19,26)
Das, was der von Ihnen zitierte Herr Bates vertritt, scheint im Grunde nicht viel anders zu sein
als das im US-amerikanischen Raum schon vor einigen Jahrzehnten entstandene Konzept der Lordship Salvationâ, wie mir scheint. (=Errettung durch tĂ€tigen Gehorsam) Dieses Konzept geht wohl auch auf den bekannten calvinistischen Bibellehrer John McArthur zurĂŒck. (derselbe McArthur, der ĂŒbrigens auch Corona leugnete⊠bei Bedarf bitte googeln !)
Es scheint Menschen zu kitzeln bzw. zu schmeicheln, wenn man Ihnen das GefĂŒhl gibt, an einem exklusiven, ĂŒberlegenen (âGeheimâ-)Wissen teilhaben zu lassen, das der Mehrzahl anscheinend verborgen bleibt⊠Das war schon in der frĂŒhchristlichen Gnosis so. Ich möchte Ihnen diese Geisteshaltung nicht unterstellen wollen.
Jesus gab uns ja die Goldene Regel (Mt 7,12) , welche die gesamte Tora mitsamt Propheten auf den Punkt bringt und NĂ€chstenliebe definiert. Sofern Sie sich mit Ihrem Beitrag nur hierauf bezogen haben sollten, gebe ich Ihnen insofern Recht, als dass diese eine verbindliche Richtschnur fĂŒr unser aller Leben sein sollte !
Mit freundlichen GrĂŒĂen
thomas
lieber Thomas,
das sind gute Fragen. Ich bin gespannt auf die Antwort.
lg benignus