Was wurde bisher konkret an Erkenntnissen gewonnen?
1. Die Mehrzahl der Gläubigen, die ein bibeltreues Glaubensbekenntnis haben, das die “Heilige Schrift als völlig zuverlässig” bezeichnet, macht auf dieser Grundlage augenscheinlich überwiegend befreiende und stärkende Erfahrungen mit dem christlichen Glauben. Einzelne Gläubigen aber sind von immer mehr frustrierenden und entmutigenden Wahrnehmungen und zuletzt von religiöser Depression betroffen, obwohl sie sich beharrlich um positive Erfahrungen bemühen.
2. Unverzichtbare Grundlage jedes ernstzunehmenden Lösungsvorschlages ist die ehrliche Bestandsaufnahme des biblischen Textbefundes. Eine genau Untersuchung ergibt, dass die Bibel Problemstellen enthält, die in allen für die seelische Stabilität relevanten Aspekten (freundliches, verlässliches Gottesbild, Gültigkeit der Heilszusagen und erfüllbarer Pflichtenkatalog (Ethik)), stark verunsichernde Informationen liefern.
3. Religiöse Depression muss nicht zwingend eine wahnhafte Erkrankung sein. Der zum verbindlichen Glauben aufgerufene Gläubige schließt einen Bund (Vertrag) mit Gott. Grundlage dieses Vertrages (Vertragstext) ist die Bibel, die über Rechte und Pflichten des Gläubigen verbindlich Auskunft gibt. Je intensiver die Verbindlichkeit wahrgenommen und akzeptiert wird, desto stärker ist der Gläubige Anforderungen oder Androhungen ausgesetzt. Wenn die Interpretation des biblischen Vertragstextes die Möglichkeit einer erheblichen Bedrohung oder Schädigung nicht sicher ausschließen kann, dann ist eine ängstliche oder depressive Reaktion der betroffenen Person, die sich auf diesen Text verlässt, absolut normal. Das medizinische Problem ist also im Grunde genommen ein rechtliches oder logisches Problem.
4. Menschen, die gründlich nachdenken, können ihre seelische Stabilität schwerlich dadurch zurückgewinnen, indem sie nachteilige Teile des Vertragstextes willkürlich ignorieren oder verdrängen, wie es von etlichen Seelsorgern empfohlen oder gar verlangt wird.
5. Menschen mit deprimierender Biographie können ihre seelische Stabilität schwerlich dadurch zurückgewinnen, indem sie sich der optimistischen Sicht anschließen, dass nur die ermutigenden Stellen der Bibel für sie Gültigkeit haben.
6. Eine hilfreiche und ermutigende Interpretation des biblischen Vertragstextes ist unmöglich, wenn alle Sätze des biblischen Vertragstextes gleiches Gewicht haben und insoweit Sätze mit gegensätzlichen Aussagen (Heilszusagen und Problemstellen) sich gegenseitig entkräften oder aufheben. Eine hilfreiche und ermutigende Interpretation ist gleichermaßen unmöglich, wenn alle Sätze des neutestamentlichen Vertragstextes gleiches Gewicht haben. Unter dieser Voraussetzung kann es keine widerspruchsfreie, verlässliche Aussage über die Heilszusage und den Charakter Gottes geben. Dann wird die Tatsache bleibender Unvollkommenheit des Gläubigen immer eine Quelle der Unsicherheit, Depression und Angst vor der Strafe Gottes bleiben. [1] Das weithin übliche Verfahren, einfach nur Heilszusagen zu zitieren und Destruktives zu ignorieren (propagandistischer Ansatz), ohne die Vertrauensblockade mit Hilfe einer beweiskräftigen Argumentation aufzulösen, und im übrigen zu beteuern, “dass es in religiösen Angelegenheiten eben keine absolute Sicherheit geben könne” dürfte insoweit effizient sein, dass der Ratsuchende sich von weiteren Seelsorgeterminen nichts mehr verspricht.
7. Wenn man der Bibel göttliche Herkunft und Autorität zuerkennt, dann lassen sich Befürchtungen am effektivsten entkräften, wenn ein Interpretationsverfahren zur Verfügung steht, das sich wiederum überzeugend an biblische Autorität anbinden lässt und nicht von subjektiven, optimistischen, rein spekulativen Sichtweisen abhängig ist.
8. Die Bibel lehrt unmissverständlich, dass die verbindlichsten Sätze, die Gebote, nicht gleichwertig sind, sondern in einer Rangfolge stehen. Ebenfalls lehrt sie, dass die Autoren biblischer Texte nicht gleichwertig sind, sondern in einer Rangfolge stehen.
9. Die Person mit der größten Autorität in der Bibel ist der sündlose Gottessohn Jesus Christus. Er vermittelt das klarste und alleingültige Gottesbild: “Wer mich sieht, sieht den Vater.” (Jo 14,9) Seine Worte haben den höchsten Rang: “Ihr habt gehört… Ich aber sage euch“. (Mt 5) Unter dem, was er gebietet, gibt es drei Gebote, denen er die größte Autorität verliehen hat: das Gebot, barmherzig zu sein, das Gebot, gerecht zu sein, und das Gebot, ehrlich zu sein (Matth 23,23). Diese Gebote sind hohe Qualitätsstandards, die zur Interpretation aller übrigen Bibelworte dienen. Sie sind der Schlüssel, den der Leser benötigt, um den lebensfördernden Sinn (Mt 4,4) des Bibelworts aufzuschließen. Die Missachtung ihrer ausnahmslosen Priorität führt zu einer Fehlinterpretation.
10. Werden diese Gebote als Maßstab der übrigen Aussagen der Bibel verwendet, so treten die Rangunterschiede dieser Aussagen viel deutlicher hervor. Ebenfalls wird deutlich, dass im biblischen Text verstreut einzelne Aussagen gibt, die den Rang “Null” haben und deshalb auch von Gläubigen unterschiedlicher theologischer Richtungen gemeinsam instinktiv ignoriert werden: z.B. das Gebot, einer Frau, die unbedeckt betet, das Haar abzuschneiden (1.Ko 11,6) oder das Gebot, dass Sklaven ihren Herren untertan bleiben und Misshandlungen demütig ertragen müssen (1.Pe 3,18-19). Noch wichtiger ist die Bewertung mit „Null“ bei destruktiven Aussagen der Bibel, die heutzutage die Glaubwürdigkeit der Liebe Gottes und die Verbindlichkeit des Liebesgebots stark relativieren. Es ist möglich, eine unterschiedliche Rangfolge biblischer Aussagen, ja sogar den Rang “Null” festzustellen, ohne damit eine negative Rückwirkung auf die Würde und Autorität der Heiligen Schrift in Kauf nehmen zu müssen. Die Rangfolge biblischer Aussagen wird mit Hilfe eines höheren Ordnungsprinzips – den drei Qualitätsmaßstäben – festgelegt. Auch das vom Schöpfer konzipierte biologische “Lebensbuch”, die Erbsubstanz, wird mit Hilfe übergeordneter Mechanismen ausgelesen. Um das Leben zu entwickeln und zu erhalten, werden Abschnitte des genetischen Codes nach einem sinnvollen Plan aktiviert, zeitweilig deaktiviert oder ganz stillgelegt. Eine gleichzeitige und dauerhafte Aktivierung aller Abschnitte findet niemals statt (schöpfungsgemäßes bzw. prioritätenorientiertes Inspirationsmodell).
11. Der Gläubige, der einen Bibeltext oder eine bestimmte Auslegung dieses Textes deaktiviert (Beispiele), weil dieser Text mit den wichtigsten Geboten der Barmherzigkeit, Liebe zum Recht, und Verlässlichkeit in deutlichem Widerspruch steht, handelt nicht eigenmächtig und anmaßend, sondern im Namen Jesu, der es bei Bedarf uns zum Vorbild ähnlich gemacht hat (Mt 18,8 ff / Joh 8,1 ff), und darf sich auf seine Autorität berufen. Um zu subjektiven, optimistischen, rein spekulativen Sichtweisen Distanz zu wahren, ist das Recht, zu urteilen an die Beachtung der Regeln geistlicher Disziplin gebunden. Es wird damit nicht nur die Wirkung auf die seelische Stabilität des einzelnen Gläubigen berücksichtigt, sondern auch die Wirkung auf seine charakterliche Bildung und darüber hinaus die Wirkung auf die gesamte Gemeinde, auf ihre Glaubwürdigkeit und auf ihr Zeugnis in der Welt. Eine seriöse Theologie wird immer selbstkritisch reflektieren, inwieweit ihre Arbeit zu selbständigem, stabilem Vertrauen hinführt.
12. Die Untersuchung der Rangfolge biblischer Aussagen stellt die Eindeutigkeit des Gottesbildes wieder her, sowie die Eindeutigkeit der Ethik und der Heilszusagen – eine unerlässliche Voraussetzung für die Überwindung der deprimierenden Verunsicherung im Glauben.
13. Die Untersuchung der Rangfolge biblischer Aussagen schärft das Urteilsvermögen und erleichtert es, Interpretationen der Bibel hinsichtlich ihrer unterschiedlichen Beweiskraft zu bewerten. Psychisch schwer geschädigten Mitchristen wird am ehesten mit einer Interpretation geholfen, die die vergleichsweise stärkste Überzeugungskraft hat.
14. Auf diesem Wege wird die Giftigkeit gewisser mangelhafter Bibelinterpretationen aufgedeckt und ihnen wird die Autorität und damit die Wirkungsmacht in der Seele entzogen. Wie das konkret aussehen kann, haben wir hier an ca. 30 Beispielen gezeigt. Wir hoffen, dadurch langes unnötiges Leid zu vermeiden. Besonders gefährlich für die seelische Gesundheit sind Missverständnisse in Bezug auf die unvergebbare Sünde.
15. Auch entmutigenden Bibelstellen mit dem Rang „Null“ kann nun ein produktiver, lebensfördernder Sinn (Mt 4,4) zugeordnet werden: sie dienen dazu, das geistliche Urteilsvermögen zu üben und die Einsicht in die Unentbehrlichkeit und den absoluten Vorrang der wichtigsten Gebote zu stärken.
16. Die Qualität des “Schriftbeweises” lässt sich weiter verbessern, wenn biblische Aussage-Stile und Gültigkeitsbereiche sowie vorhersagbare psychologische Wirkungen wie das Phänomen der Selbstverstärkung und des Missionsparadoxes berücksichtigt werden.
17. Je mehr Aufmerksamkeit und Beachtung der Gläubige den wichtigsten Geboten schenkt, desto besser erkennt er die Persönlichkeit Jesu Christi, desto mehr wird auch sein eigener Charakter durch die Gesinnung Jesu geformt (1.Kor 2,16). Fleiß und Treue in geistlichen Übungen fördern die Wahrnehmung der unsichtbaren Welt Gottes und begründen eine von eigener Leistung und Selbsterforschung unabhängige stabile Glaubensüberzeugung.
18. Die Gemeinde kann zur Vorbeugung und Heilung beitragen, indem sie Gott als zuverlässigen und fairen “Vertragspartner” (Bundespartner) bezeugt. Das tut sie, indem sie selbst sich dem Ziel der Heiligen Schrift, zur Gerechtigkeitsliebe zu erziehen, unterordnet und sich eifrig um eine Kultur der Fairness bemüht.
19. Man muss aber auch mit der Tatsache rechnen, dass manche Gemeindelehrer und Mitglieder eisern am perfektionistischem Dogmatismus festhalten und die Maßstäbe Jesu „Barmherzigkeit, Liebe zum Recht, Verlässlichkeit„ für zweitrangig halten werden. Es bleibt dann nicht aus, dass sie versuchen, ihre Sicht auch anderen aufzuzwingen, um ihre eigene moralische Position nicht in Frage stellen zu müssen. Diese wird allerdings automatisch durch die Art der unfairen Methoden diskreditiert, die sie mangels Überzeugungskraft verwenden. Wenn der Gläubige diese Methoden kennt und mit dem Wort Gottes abwehren kann, ist er sehr gut gegen Einschüchterungsversuche geschützt. Er hat dann den Freiraum, selbständig und verantwortlich auf biblischer Grundlage zu urteilen und zwischen vermeintlicher und tatsächlicher Autorität zu unterscheiden.
20. Es ist hilfreich, den Blick für typische Defizite und Sünden in der Leitung zu schärfen – nicht um Christen in dieser Position anzufeinden, sondern um zu erkennen, dass Perfektionismus selbst bei den Vorbildern im Glauben, den Ältesten, eine Fiktion ist. Die Erkenntnis, dass Gott eine Gemeinde weiter segnet trotz Unvollkommenheiten, Schwächen und langfristigem Versagen in der Leitung, trägt viel zur Entkrampfung und Loslösung von perfektionistischer Prägung bei.
[1] Siehe dazu ausführlich den Artikel „Wie ist Gott?“ Leider gibt es biblische Aussagen, die exzessive Grausamkeit Gottes zu bezeugen scheinen und keinen rationalen Zusammenhang von Fehlverhalten und angemessener Konsequenz erkennen lassen. Sie lassen die Befürchtung entstehen, ob der Gläubige nicht mit ähnlich exzessivem Gericht rechnen muss, sobald er feststellt, dass er hinter der neutestamentlichen Forderung nach völliger Gewissensreinheit (Jak 4,17) und Vollkommenheit (Mt 5,48) dauerhaft zurückbleibt. Der Hebräerbrief droht dem Gläubigen, der “zurückbleibt” (Hebr 10,39), ausdrücklich mit “weitaus härteren Strafen” als sie im Alten Testament berichtet werden. (Hebr 10,26 ff). Nimmt man die Information dazu, dass Gott vor der Geburt eines Menschen entscheidet, ob er ihn fördert oder hasst und zugrunderichtet (Mal 1,2-3), so bleibt auch der bemühteste Gläubige völliger Willkür ausgeliefert. Der ängstliche Gläubige kann sich eine dauerhafte Beziehung zu Gott allenfalls erhoffen, Die Zusicherung eines unzerstörbaren Heils (Joh 10,28) kontrastiert mit der Tatsache, dass das Heil jederzeit gekündigt werden kann, sollte der Gläubige eine „mutwillige Sünde“ begehen (Hebr 10,26) bzw „ein Wort gegen den Heiligen Geist„ sagen. (Luk 12,10) Die meisten bibeltreuen Gläubige behelfen sich daher damit, dass problematische Bibeltexte in Predigt und Bibelstunde möglichst nicht erwähnt werden. Martin Luther, der die Schrift gut kannte, wusste das und gewann seine Heilsgewissheit nur dadurch, dass er den Hebräerbrief aus dem Kanon herausnahm und zur apokryphen Schrift erklärte. Wieviele Gläubige in traditionell-bibeltreue Gemeinden hat man mit dieser wichtigen Tatsache bekannt gemacht?
„Im Gleichnis vom törichten Kornbauern warnt Jesus davor, dass die Pläne des Gottlosen jederzeit fehlschlagen können, dass er noch diese Nacht sterben und in der Hölle wieder aufwachen kann. (Luk 12,20) Ist dieser Gedanke nicht schrecklich“
Tschuldigung, aber der Text ging meiner Erinnerung nach wie folgt weiter:“ wem wird dann gehören, was du angehäuft hast. “ Von “ in der Hölle
ist da nicht die Rede… Aufpassen, denn Eure Seite ist zu wertvoll und sollte solche Schnitzer vermeiden.“ Du Narr“ könnte zwar im Sinne von „böser Mensch“ zu dieser Schlussfolgerung führen, aber vielleicht sollte man hier mit „du Idiot“ űbersetzen…
Jabe nicht viel Zeit, schreibe gerade vom Smartphone aus.
Danke liebe Beate für deinen Hinweis, der uns half, den Text umgehend zu korrigieren. Da du ein Smartphone hast … anlässlich des Reformationstages
haben wir die Rubrik „Bilder versenden…“ unter dem Menüpunkt „Downloads“ eingerichtet. Dort ist auch schon ein neues Bild
eingestellt: „Reformation oder Stagnation“ Wenn es dir gefällt, kannst du es per Smartphone an deine Freunde schicken. Jede private Initiative hilft uns sehr, denn evangelikale Gemeindeleitern zeigten bisher wenig Interesse, matth2323 bekanntzumachen. Deswegen bekommen wir auch nur sehr wenig Post.
Lieben Gruß
Bruder Benignus