Markus Voss – Dekonstruktion durch WORTHAUS:

Ein kritischer Kommentar von Christian Rahn

Der Beitrag von Markus Voss kann unter https://www.youtube.com/watch?v=aLp3Xdh4fxo abgerufen werden:

Einige der Kritikpunkte von Markus Voss sind m.E. zutreffend:

Die Behauptung von Prof. Zimmer, es gäbe keine oder kaum Singles in der Antike (5:17), trifft nicht zu. Würde Paulus sonst wünschen, alle wären ledig wie er und empfehlen, keine Frau zu suchen? (1Kor 7,27)

Der Behauptung von Dr. Thomas Breuer. das Leben nach dem Tode, wäre nicht ein zentraler Inhalt der Reden Jesu (15:15), stehen die zahlreichen, genannten Bibelstellen wie Lk 12,16-21 (Gleichnis vom reichen Kornbauern), sowie Mt 6,20 (Sammelt euch Schätze im Himmel) usw. entgegen, zumal kein zwingender Beweis vorliegt, dass die betreffenden Stellen kein Vertrauen verdienen.

Die Bemerkung von Prof. Zimmer, es wäre unklar, ob Jesus sich als Menschensohn gesehen hat (27:55), wird durch die genannten Bibelstellen Mt 16,13-15, Mk 14,41, Luk 22,48  plausibel widerlegt, zumal kein zwingender Beweis vorliegt, dass die betreffenden Stellen kein Vertrauen verdienen.

Die Behauptung von Siegfried Zimmer, es gäbe keinen strafenden Gott, sondern nur Tatfolgen des Fehlverhaltens (45:40), erscheint mir vom biblischen Textbefund her (vgl Luk 12,5 u.a.) sehr problematisch, zumal die Strafe ja immer auch eine Tatfolge ist. Sinnvoll erscheint mir aber der Denkansatz, Strafe und Vergehen in einen nachvollziehbaren und damit pädagogisch wirksamen Zusammenhang zu bringen, wohingegen die Auffassung von Strafe als Überreaktion eines leicht reizbaren, cholerischen Gottes weniger die Überzeugung, als vielmehr die Einschüchterung fördert. Weder Einschüchterung noch Erpressung haben irgendeine charakterbildende Wirkung.

Die Behauptung von Eugen Drewermann, Jesus hätte nur Güte in die Welt gebracht (32:15), relativiert die Tatsache, das Jesus auch sehr streng sein konnte und das Gericht ankündigte, wie die zitierten Bibelstellen zeigen (Lk 13,17, Mt 15,12, Mk 7,11, Lk 11,45, 19,45, Mt 23,33). Auch hier fehlt der zwingende Beweis, warum bzw. inwieweit die betreffenden Stellen kein Vertrauen verdienen.

Markus Voss Argumente, mit denen er versucht, die Behauptung von Prof. Zimmer, Polygamie wäre in der Bibel nicht verboten (…), zu widerlegen, sind allerdings zum Teil sehr mangelhaft:

Dtn 17,17 (Ein König soll nicht viele Frauen haben) ist kein Gegenbeweis, wie Voss meint: „nicht viele“ impliziert „nur wenige“, d.h. mehr als eine, was auch bestätigt wird durch 2.Sam 12, 7-8: „Da sprach Nathan zu David: Du bist der Mann! So spricht der HERR, der Gott Israels: Ich habe dich zum König gesalbt über Israel und habe dich errettet aus der Hand Sauls  und habe dir deines Herrn Haus gegeben, dazu seine Frauen in deinen Schoß, und habe dir das Haus Israel und Juda gegeben; und ist das zu wenig, will ich noch dies und das dazutun„. Ist das nicht deutlich genug? Gott hat dem David nicht nur eine Frau, sondern mehrere Frauen gegeben. Über solche groben Logik-Fehler ist man schon erstaunt.

Das Neue Testament sagt zu der Frage nichts, aber schreibt vor, dass Gläubige mit besonderer Verantwortung (Ältere) nur eine Frau haben sollen (1Tim 3,2 + 12). Über die übrigen Christen ist hier nichts gesagt.

Schon gar nicht ist Ex 20,17, was Voss zitiert, ein Gegenargument: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.“ Das hier nur eine Frau genannt wird, besagt nichts. Auch das Rind ist in der Einzahl genannt, wobei klar ist, dass auch mehrere Rinder Objekt der Habgier sein können. Warum dann nicht auch mehrere Frauen? Auch hier wieder ein erstaunlicher Logik-Fehler.

Als Argument hat daher nur 1Kor 7,2 Gewicht: „Aber um Unzucht zu vermeiden, soll jeder seine eigene Frau haben und jede Frau ihren eigenen Mann„.

Texte wie dieser, aber auch die zitierten Stellen: Mt 15,19, 1Kor 6,9 lassen keinen Raum für sexuelle Freizügigkeit vor der Ehe. Auch wenn man sich im Augenblick der sexuellen Vereinigung absolut sicher ist, dass man den richtigen Partner gefunden hat, so ist dadurch noch nicht garantiert, dass man es auf lange Sicht mit ihm und seinen Eigenarten aushält. Wenn nicht, dann ist das Weitere absolut vorhersehbar: die mangelnde rechtliche Absicherung macht den „problemlosen“ Wechsel zu einem anderen Partner möglich. Damit das möglich ist, hat man ja auch die Eheschließung vermieden. Ob der verlassene früherer Partner an der Trennung leidet oder gar verzweifelt, wird dann keine Rolle mehr spielen.

Dennoch ist die Frage berechtigt, wie denn die unverheirateten Christen mit ihrem Trieb fertig werden sollen. Warum wird an dieser Stelle nichts über das tausendfach gedankenlos nachgeplapperte unbarmherzige Verbot der manuellen Triebabfuhr gesagt, mit dem unverheirateten Christen ein Totalzölibat und sehr oft große Gewissensnot auferlegt wird? Zigtausende von Christen hat man mit der Verteufelung der Masturbation in die voreilige Eheschließung mit einem ungeeigneten Ehepartner hineingedrängt – mit bestem Gewissen, versteht sich. Eine absolute Katastrophe! (Details siehe Gift Nr 1 – Sexuelle Verklemmtheit).

Zur Diskussion, ob Sex vor der Ehe legitim sei (5:58), vermag das Hohelied, das Voss für seine Kritik zitiert, nichts Sinnvolles beizutragen. Sulamith ist bereits Nr 141 der vom König sexuell beglückten Frauen: „Sechzig Königinnen sind es und achtzig Nebenfrauen und Jungfrauen ohne Zahl. 9 Aber eine ist meine Taube, meine Makellose; die Einzige ist sie für ihre Mutter, das Liebste für die, die sie geboren hat. Als die Töchter sie sahen, priesen sie sie glücklich; die Königinnen und Nebenfrauen rühmten sie...“ Der Anspruch, man könne mittels genauer Übersetzung des hebräischen Wortes „kalal“ in einem Loblied auf die Geliebte, die aktuell und für kurze Zeit in der salomonischen Phallokratie die Favoritin war, einen glaubwürdigen Anhaltspunkt für die christliche Einehe herausdestillieren, zeugt von einem erheblichen Mangel an präzisem Denkvermögen. (Details siehe „Gutes und weniger Gutes im Hohelied„).

Die Behauptung, die in Gen 3 genannte Schlange sei nicht der Teufel (1:11), ist nach Voss‘ Auffassung durch Offb 12,9 widerlegt.  Hier finde ich es unfair, dass nur ein winzig kleiner Ausschnitt aus der Rede von Prof. Zimmer gezeigt wird. Seine Darlegung, Gen 3 sei die antike Form eines inneren Dialoges, ist zumindest möglich.  Wenn der Autor der Offenbarung sich der gleichen Symbolik bedient, so ist damit über eine physische Identität von Schlange und Satan ebenfalls nichts gesagt. Schon gar nicht kann von einer Leugnung der Existenz Satans die Rede sein, wie ein Satz aus  Prof Zimmers Vortrag über die Offenbarung, Kap 13  (1:02:50) zeigt. Zwischen Tier und Drachen wird differenziert, weil „die Menschen damals gespürt haben, dass hinter dem römischen Reich eine transzendente Macht steht“, die mit dem Wort „Satan“ bezeichnet wird.   Die bekannte Bibelstelle Jes 14,12 „wie bist du gefallen, du schöner Morgenstern“ wird traditionell auf den Satan gedeutet, aber einen zwingenden Beweis dafür gibt es nicht. Ein alles beherrschender weltlicher Machthaber wie das Königreich Babel kann genauso gemeint sein.  Zwar gibt es eine christliche Auslegungstradition, die Jes 14,12 auf den Satan bezieht, doch diese Tradition ist nicht verbindlich. Zu Recht stellt Prof. Zimmer fest, dass es nur ganz wenige Textstellen und entsprechend wenig Beweiskraft zum Thema gibt.

Weiter wirft Voss Worthaus vor, dass der Name Gottes häufig – besonders vom zweiten Hauptreferenten, in respektloser Weise ausgesprochen wird. Ist das fair? Bei Prof Siegried Zimmer habe ich überhaupt nicht den Eindruck. dass über Gott in einer distanzlosen, abfälligen Weise geredet wird. Seine Vorträge lassen eine tiefe Wertschätzung Gottes und eine persönliche, herzliche Beziehung zu ihm  erkennen. Ehrfurcht vor Gott kann man ihm nicht absprechen, auch wenn er sich über gedankenlos tradierte Gottesvorstellungen, die sich mit den Grundsätzen der Liebe, Gerechtigkeit und Ehrlichkeit nicht vertragen, bisweilen sehr ruppig äußern kann.  Überhaupt stört mich es sehr, dass Voss immer wieder nur vom Worthaus-Referenten spricht, anstatt ihre Namen zu nennen. Wenn eine Person einen Fehler gemacht haben sollte, kann man ihn nicht jemand anderem zur Last legen.

Weiter wirft Markus Voss dem Referenten Prof Zimmer vor, er hätte behauptet, es wäre heilsentscheidend zu glauben, dass wir alles Wichtige über Gott nur aus der Bibel wissen. (1:08:30). Das wäre falsch, denn die ersten Apostel hätten überhaupt kein Neues Testament gehabt, Menschen, die sich in einem Konzentrationslager Nordkoreas bekehren, auch nicht, sowenig wie Muslime, die Gott durch eine Vision kennenglernt hätten. Dann präsentiert Voss noch eine lange Liste von rabbinischen Berichten über Jesus, die Auskunft über ihn und sein Wirken gäben. Ist das fair geurteilt?

Hier muss man doch die Frage stellen, ob Prof Zimmer die Möglichkeit einer außerbiblischen Offenbarung per se für unmöglich hält und bestreitet. Natürlich nicht!  Warum sollte er das tun? Das ist doch eine reine Unterstellung. Prof. Zimmer glaubt ja auch an das Wunder der Auferstehung. Warum dann nicht an die Möglichkeit, dass Gott jederzeit auch etwas ohne Bibel offenbaren kann? In seinem Vortrag Nr. 12.13.1 „Die Apokalypse des Johannes“ (Teil 1: Offb 4, 1-3) sagt er sogar ausdrücklich (2:56), dass er die Visionen des Johannes „nicht für fiktionale Literatur, sondern um echte authentische Visionen hält, von Gott bewirkt, die uns Einblick in eine Dimension gewähren, die dem Menschen ansonsten verschlossen ist.“ Markus Voss kann man nur dringend empfehlen, sich einmal die Mühe zu machen, richtig zuzuhören, anstatt nur nach einzelnen Sätzen zu suchen, aus denen sich ein Vorwurf zusammenschustern lässt.

Warum wird nicht nach der Intention von Prof Zimmer in seinem Vortrag gefragt? Ist Prof Zimmers  Intention etwa, eine fehlerlose Liste aller Offenbarungsmöglichkeiten zu präsentieren, in der auch der seltenste Fall noch vorkommt? Natürlich nicht! Er will darzulegen, was wir heute, nämlich 99, 99 % der Christen, die über ihr Bibelverständnis streiten, gemeinsam haben. Dieser Streit betrifft uns Christen heute und nicht die Urgemeinde, die vor 2000 Jahre existierte und noch keine Bibel hatte. Die Christenheit heute, die eine Bibel hat, hat sich auch weitgehend ein gemeinsames Urteil darüber gebildet, welche apokryphen Texte, die zeitweilig als kanontauglich diskutiert wurden, das Evangelium verfälschen und keinesfalls in den biblischen Kanon hineingehören. Denken wir nur an die angebliche Offenbarung des Petrus. So kommt Prof Zimmer zu dem m.E. richtigen Schluss:  „die Gemeinsamkeiten sind größer als die Unterschiede“.  Voss aber reißt einen kurzen Satz seiner Rede aus dem Zusammenhang, um Prof Zimmer einer Falschaussage zu bezichtigen.  Dieses Vorgehen lässt wirklich einen erstaunlichen Mangel an Fairness erkennen.

Weiter wirft Voss Prof Zimmer vor, dass er es unangemessen („zum Kotzen“) findet, Kindern mit einer Aufzählung der Titel Jesus vorzustellen: „Gottes Sohn, Retter der Welt, kam um zu sterben und hat viele Wunder getan, konnte übers Wasser laufen.“ (22:50). Das hätte man nicht so unfreundlich und polterig formulieren müssen. Zweifellos eine Entgleisung. Martin Luther lässt grüßen.  Aber Prof. Zimmer hat ansonsten einen guten, vorbildlichen Stil. Er ist bis auf sehr wenige „Ausreißer“ in allen seinen Vorträgen sehr um Freundlichkeit und Takt gegenüber Andersdenkenden bemüht. Markus Voss indes beschuldigt Prof Zimmer darüber hinaus der Respektlosigkeit gegenüber der Person Jesu: „Es ist respektlos so über den Kreuzestod Jesu zu reden.“

Wenn Markus Voss hätte wirklich wissen wollen, ob Prof Zimmer respektlos über den Tod Jesu denkt, dann hätte es nahegelegen, den Vortrag von Prof Zimmer zum Kreuzestod Jesu anzuhören. Das ist doch das erste, was man vernünftigerweise macht, bevor man so einen schwerwiegenden Vorwurf erhebt. Hätte er es getan, hätte er erkannt, das dieser Vortrag an Respekt nichts zu wünschen übrig lässt.  Aber diese Mühe scheint Markus Voss – wie es scheint –  entbehrlich. Offensichtlich ist er damit zufrieden, wenn wenigstens seine Hörer seine Falschbehauptung glauben. Wenn Prof Zimmer sich missverständlich und wenig geschickt – wie zweifellos hier – äußert, wäre es sinnvoll gewesen, wieder nach seiner Intention zu fragen.   Der Gedanke dahinter wird ja kurz darauf ausgeführt: Prof Zimmer weist darauf hin, dass solche Titel einem siebenjährigen Kind kaum etwas sagen. Man muss es bei seiner Vorstellungswelt abholen. Zimmer berichtet dann noch von einem Gespräch mit einer Hörerin, die in seinem Vortrag einen Hinweis auf die Gottessohnschaft vermisste. Die Frage, ob er selbst, daran glaube, bejahte er, doch fragte zurück, was den der Titel „Gottes Sohn“ konkret bedeute. Biologisch könne er ja nicht gemeint sein. Die Frau wusste darauf keine Antwort. Darum geht es also. Wenn Erwachsene schon Mühe haben, zu verstehen, was diese Titel bedeuten, warum muss man sie dann Kindern überstülpen! Sollen sie das gedankenlose Nachplappern lernen? Natürlich ist im Vortrag von Prof Zimmer zu bemängeln, dass er hätte weniger aggressiv  und dafür nachvollziehbarer formulieren müssen. Besonders geschickt war es jedenfalls an dieser Stelle nicht.  Indem aber Markus Voss nur einen Satz von Prof Zimmer vorspielt, erzeugt er den völlig falschen Eindruck, dass Prof Zimmer zentrale Inhalte des Glaubens negieren würde. Ich kann das nur als unfair und manipulativ bezeichnen.

 

Markus Voss behauptet (1:30:54), der „Worthaus-Referent“ bestreite die Tatsächlichkeit der Auferstehung. Zum Beleg wird ein Satz  von Siegfried Zimmer zitiert, „bei der Auferstehung sei kein Naturgesetz gebrochen worden“. Hätte sich Markus Voss die Mühe gemacht, den Vortrag von Siegfried Zimmer bis zum Ende anzuhören, das hätte er gemerkt, dass Siegfried Zimmer die gängige liberale Theorie, der Bericht von der Auferstehung sei eine Erfindung der Jünger mit dem Zweck, ihre Enttäuschung zu kompensieren, überzeugend widerlegt.  Auch hier wieder dasselbe betrübliche Niveau: ein Satz, der anders als Voss ihn zitiert, gemeint ist, wird aus dem Zusammenhang gerissen, um Prof. Zimmer genau das Gegenteil von dem zu unterstellen, was im Vortrag ausgeführt wird, nämlich dass die Berichte von der Auferstehung unser Vertrauen verdienen. Und sich dann noch darüber zu beschweren, dass Prof. Zimmer wenig Lust hat, mit ihm ein „Gespräch“ zu führen!

Weiter wirft Voss Worthaus die Behauptung vor, es kämen nur Christen in den Himmel (57:50) und entgegnet, auch messianische Juden, geistig Behinderte und abgetriebene Kinder wären dort. Damit erschöpft sich seine Aufzählung. Alle anderen landen dann wohl in der Hölle. Soll diese begrenzte Sicht das erstrebenswerte Niveau der angepriesenen  „Bibelfitness“ sein?

Was macht er eigentlich mit Bibelstellen wie Mt 25, 31 ff, wo Menschen beim Weltgericht in das Reich Gottes eingelassen werden, weil sie im Leben mit anderen barmherzig umgegangen sind? Wo wird da das Bekenntnis zu Jesus abgefragt? Was macht er mit 1Petr 3,19, wo es heißt, dass Jesus den Geistern im Gefängnis gepredigt hatte, den Menschen, die damals dem Noah nicht glaubten und ertrunken sind. Wie kann Menschen gepredigt werden, die längst gestorben sind, wenn man sich – so wie Voss sagt – nach dem Tod keine Chance mehr zur Umkehr hat. Klar: im Hebräerbrief 9,27 heißt es: „es ist den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht„, aber dieser Satz scheint ja offensichtlich nicht ausnahmslos zu gelten. Dass der Hebräerbrief im ältesten Kanonverzeichnis, dem Kanon Muratori gar nicht vorkommt und von Martin Luther als apokryphe, die Werkgerechtigkeit fördernde  Schrift „wider alle Evangelien und wider die Briefe des Paulus geschrieben“ indiziert wurde, ist Markus Voss leider unbekannt. Obwohl Paulus von Anfang an eine Verfälschung des Evangeliums für möglich hielt, sie sogar bei Petrus, dem „Gemeindefelsen“ korrigieren musste (Gal 2) und die Gläubigen aufforderte, alles am ursprünglichen, mündlich empfangenen [1] Evangelium zu prüfen (Gal 1,8), haben evangelikale Gläubige auf die Aufforderung, die Warnung Luthers zu überprüfen, bisher nur mit Desinteresse reagiert.  Eine diesbezügliche, genaue Untersuchung liegt vor und kann auf unserer Webseite ohne Zensur diskutiert werden. Details siehe unter „Risiko Hebräerbrief„. Der Befund der Untersuchung gibt genug Grund, dem  Hebräerbrief keine uneingeschränkte Autorität zuzuerkennen.

Markus Voss hat sich zu Beginn des Vortrags das Ziel gesetzt, „Urteilsfähigkeit zu schärfen“. In etlichen Punkten lässt aber seine Urteilsfähigkeit sehr zu wünschen übrig. Insbesondere bei der letzten Frage, ob frauenfeindliche oder gar menschenverachtende Gebote inspiriertes Gotteswort sein können, ist er argumentativ äußerst schwach und merkt es nicht einmal. Dazu hat er einen eigenen Vortrag ins Netz gestellt unter www.youtube.com/watch?v=RuJxwr7tDXU.  (Befiehlt Gott in der Bibel VÖLKERMORD? – Warum ist ALTES TESTAMENT so grausam?)  Er plappert darin die gängigen Ausreden der buchstabenhörigen frommen Szene nach. Seine Argumente sind, wie meine Kritik nachweist, völlig substanzlos und zeigen einen eklatanten Mangel sowohl an Empathie wie an Urteilsfähigkeit. 

Zu Beginn des Videos warnt Markus Voss ganz pauschal vor Worthaus, er kenne viele Beispiele, wo Christen durch den Einfluss von Worthaus ihren Glauben verloren haben. Müssen wir das glauben? Seine Warnung impliziert, dass fast alles, was man bei Worthaus hört, unbrauchbar, wertlos oder gefährlich sei. Stimmt das? Wer sich die Vorträge anhört, wird merken, dass man dort viel Hilfreiches. ja Segensreiches lernen kann. Zugegeben, es hat nicht alles Qualität, es gibt auch etliches Fragwürdige und Schädliche darunter. (Und Fragwürdiges und Schädliches  gibt es in wichtigen Punkten auch in den Vorträgen von Markus Voss!)

Ist es nicht eine Binsenweisheit, dass man blind für eigene gravierende Fehler wird, wenn man nur Informationen aus der eigenen Denkschule zulässt und sich gegen alles andere abschottet? Ist es nicht so, dass erst die Auseinandersetzung mit Andersdenkenden dazu zwingt, eigenes Denken gründlich genug zu überprüfen und sich selbst ehrlich Rechenschaft zu geben. Warum sollen dann Christen keinen ehrlichen, offenen Wettstreit der Argumente zulassen? Haben wir das etwa von Jesus gelernt? „Der geistliche Mensch beurteilt alles und sein Urteil wird von niemandem in Frage gestellt.“ (1Kor 2,15-16) Mit diesem Satz kann Markus Voss, der Diplom-Theologe, der die Gläubigen vor Informationen abschotten und „bibelfit“ machen möchte, offensichtlich nichts anfangen. Jeder Christ (die Ausnahme bestätigt die Regel!), der den Heiligen Geist in seinem Leben regieren lässt, erhält auch die Begabung geschenkt, alles zu prüfen. Er hat nicht nur das  Recht dazu, sondern es ist ihm auch direkt geboten: „Prüfet alles!“ (1Thes 5,21)  Zumal Jesus deutlich vor den Schriftgelehrten, den „frommen Experten“, gewarnt hat, die sich über ihre Mitgläubigen erheben (Mt 23,4) obwohl doch alle Gläubigen den Heiligen Geist geschenkt bekommen haben, der sie in alle Wahrheit leiten kann. Zumal es sich immer wieder zeigt, dass die sogenannte „bibeltreue“ Belehrung (wie leicht nachzuweisen) all zu oft mit notorischem Festhalten an Falschbehauptungen verbunden ist und zur Sicherung ihres Einflusses auch nicht vor manipulativen, üblen Tricks zurückschreckt. Eben die ungenierte Lüge sowie die Dressur zum gedankenlosen Nachplappern ist es, die den christlichen Glauben als Erfindung des Klerus erscheinen lässt, der naive Menschen vor seinen Karren zu spannen versucht. Was Wunder, wenn Menschen dann gar kein Vertrauen entwickeln, in der Wahrheitssuche entmutigt werden und recht bald einen großen Bogen um den christlichen Glauben machen. Was macht denn Markus Voss mit Zeugnissen, dass Menschen durch Worthaus-Beiträge präziseres Urteilen gelernt und neues Vertrauen gewonnen haben?


 

 

[1] der Galaterbrief ist einer der ersten Schriften des Neuen Testamentes. Die Evangelien waren zur Zeit seiner Abfassung noch gar nicht vorhanden.

Artikel aktualisiert am 11.04.2024

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