Liebe Andrea,
ich habe noch oft über deinen Brief nachgedacht, der mich doch sehr berührt hat. Wie gut, dass dir das Schicksal deiner Freundin so am Herzen liegt.
Jesus ist die Liebe in Person und du wünscht dir, dass diese Liebe auch deine Freundin überzeugt. Wie du geschrieben hast, ist sie ein um Selbstlosigkeit und Güte bemühter Mensch, und da ist es oft ein großer Schritt zur Erkenntnis: wie immer ich mich bemühe, auch ich brauche Vergebung.
Ich wiederum habe meine Zweifel, ob Gott Menschen, die sich um Liebe und Güte bemühen, einfach deshalb verdammt, weil sie die Herrlichkeit des Evangelium nicht erkennen konnten. Jesus sagte ja auch: „Wäret ihr blind, hättet ihr keine Sünde.“ (Jo 9,41,a)
Muss Sündenerkenntnis am Anfang einer Beziehung zu Christus stehen? Bei der Berufung der ersten Jünger sehen wir, dass sie sich Jesus anschlossen, in der Erwartung, dass er der erwartete Messias wäre. Die ersten Worte, die Jesus dem Nathanael sagte, waren ein Lob: „Siehe ein rechter Israeliter, in dem kein Falsch ist.“ (Joh 1,49) Jesus sah als erstes den treuen und liebenswerten Charakter dieses Menschen anstatt sofort nach dunklen Flecken zu suchen und ihm mitzuteilen, wie schmutzig und erlösungsbedürftig er doch sei. Jesus anerkennt die Sehnsucht des Menschen nach dem Guten, sein ehrliches Bemühen darum. Er freut sich darüber und knüpft daran an. Bei längerem Kontakt mit Jesus bleibt natürlich eine Vertiefung der Selbsterkenntnis nicht aus. Doch sie muss keinesfalls am Anfang der Beziehung stehen.
Deswegen dürfen wir unsere Freunde zu Jesus einladen, ohne auf dem Thema Sünde oder Hölle herumzureiten. Manchmal ist es angebracht, in dieser Richtung ein Wort zu sagen und zu warnen. Sehr oft aber bewahrt uns ein gesunder Instinkt davor und wir erkennen, dass eine Einladung in dieser Weise nicht überzeugen wird.
Liebe zum Guten gibt es unter den Menschen aller Kulturen und Religionen – nicht nur im christlichen Glauben. Was in unserem Glauben einzigartig ist, ist unsere Hoffnung. Nach dem Tod wartet nicht das Nichts oder ein unsicheres Schicksal auf uns, sondern wir dürfen uns auf eine herrliche Heimat im Himmel freuen. Jesus wird für seine Freunde eine wunderbare „Wohnung vorbereiten„, in der wir immer zuhause sein dürfen. (Jo 14,2) Wie tröstlich ist es, wenn schwere Zeiten kommen, wenn das Leben durch Krankheit und Alter immer kümmerlicher wird. Anstatt deprimiert zu sein oder zu verzweifeln, dürfen wir unsere „Häupter erheben“ (Lk 21,28) und uns freuen, dass alle Not nur vorübergehend ist. Was ist das für ein Geschenk! Müssen wir uns damit vor anderen Religionen und Weltanschauungen verstecken?
Diese Freude sollte uns immer mehr erfüllen, und damit können wir auch Menschen, deren Schicksal uns am Herzen liegt, einladen und überzeugen. We leicht macht uns Jesus doch das Vertrauen! Wir brauchen nur seine Worte zu hören, schon werden wir gereinigt (Jo 15,3 ) und dürfen für andere Menschen im Gebet einstehen.(V.7) Jesus hat versprochen, fleißiges Gebet zu erhören (Luk 18,1). Es freut ihn, wenn wir – wie es Priester tun – für andere bitten. (1Petr 2,5)
Er hat uns seine Gegenwart und Hilfe zugesagt, wenn wir seine Nähe suchen (Jak 4,4) im Dank, im Gebet und im Lesen seines Wortes. So können auch unsere Ängste um andere zur Ruhe kommen. Das ist auch der Wille Gottes: er will nicht, dass wir in Angst leben müssen, weder in Angst um uns selbst noch in Angst um unsere Freunde (Luk 1,74).
Hallo lieber Christian (Rahn)
Ich schrieb dir vor ziemlich genau einem Jahr über meine Umtreibungen wegen der Verdammnis und du hast mir gaaanz lieb und herzlich zurück geschrieben. Ich bin mal wieder auf eure Seite gekommen und es tut mir wieder sehr gut, hier zu lesen. Dabei habe ich bemerkt, dass du mir viiiiel mehr geschrieben hast, als ich per e-mail bekommen habe. Ich hab das bekommen, was hier als Fortsetzung der Antwort an mich abgedruckt wurde. Nun hab ich erstmal sehr überrascht, die ganze Antwort gelesen. Vielen vielen Dank dafür, für die Zeit und das Mitgefühl und die tröstenden Worte… ihr habt wirklich Herz und Einfühlungsvermögen. Es ist sehr gut, das geschriebene Wort Gottes nach Matth. 23,23 zu sehen und sich auch nicht zu versklaven und zu vergewaltigen… Ich glaube an Jesu Barmherzigkeit und Mitgefühl. Mir gefällt sehr, was Paulus sagte, nämlich dass Jesus Mitleid mit unserer Schwachheit hat und Verständnis. Ihr schreibt, dass man nicht Werkgerechtigkeit oder Angst als Motiv haben sollte, sondern Liebe. Das hat mir in meiner momentanen Lage sehr geholfen, mich von Druck, „Frucht“ bringen zu müssen, zu befreien. Das Wort darf uns nicht knechten und ungesund treiben. Ich bin in einer sehr liebevollen Gemeinde… den Stress mache ich mir oft selbst oder lese zu viel im Internet. Naja… die Psyche ist ein weites Feld… wenn sie klemmt und abläuft und abläuft… ein erstaunliches Universum. Ich würde euch bzw. dich gern noch zu einem anderen Thema etwas fragen aber da schreibe ich mal extra… .das wird jetzt zu lang. Heute erstmal nochmal gaaanz herzlichen Dank für die liebe und verständnisvolle Antwort.
Liebe Andrea,
danke auch für deinen lieben Brief, der uns sehr erfreut und ermutigt hat.