Dekonstruktion?:

oder Rekonstruktion?

 

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Unter Dekonstruktion des Glaubens wird ein destruktiver Denkansatz verstanden, der den Gläubigen mit überflüssigem Zweifel in die Vertrauenswürdigkeit einzelner Aussagen der Bibel infiziert, sodass allmählich immer mehr biblische Inhalte zweifelhaft erscheinen, bis schlussendlich das Vertrauen in die zeitlose Autorität der Bibel zerstört ist. Die Bibel wird zum „Steinbruch“, dem man nach Wunsch einzelne Bausteine zum Aufbau einer an eigene Bedürfnisse angepassten Philosophie entnimmt.

Häufig wird auch der Webseite matth2323.de dieser destruktive Denkansatz unterstellt.

Und dann kommt diese Angst: Nicht zweifeln! Alles glauben! Nicht genau hinsehen! Sonst ist der Glaube weg! Tatsächlich?

Was ist denn das für eine Gewissheit, die nur solange Bestand hat, wie ich mich taub und blind stelle? Solange ich alles gedankenlos nachplappere, was die fromme Gemeinschaft von mir erwartet? Das ist doch von vornherein schon eine wackelige Angelegenheit.

Als erstes ist festzustellen, dass der Kernbestand der Glaubenshoffnung, die fünf „Heilstatsachen„, wozu auch Sühnetod und Auferstehung Jesu sowie die Ewigkeitshoffnung gehören, von vornherein unangreifbar ist. Er kann durch rationalistische Bibelkritik nicht widerlegt werden.

Wenn aber alles andere in der Bibel auch von vornherein feststehen soll, wieso dann ließ sich Jesus prüfen (Jo 8,46)? Wieso ließen sich die Apostel prüfen (Gal 1,8 ff und 2,11 ff)? Wieso heißt es dann von dem „Gläubigen, der den Heiligen Geist hat, dass er über alles urteilten darf“ (1Kor 2,15)?. Was unzweifelhaft klar ist, muss man nicht prüfen. Hat das, was unzweifelhaft wahr ist, bessere Argumente zu fürchten? Natürlich nicht! Das ist wirkliche Glaubensgewissheit.

Wer Augen hat zu sehen, der sehe!“ (Mk 4,23). „Was wir gesehen und betastet haben, das verkündigen wir euch!“ (1Joh 1,1) Seid keine „blinden Blindenleiter!“ (Mt 15,14) „Hört auf im Dunkeln zu tappen!“ (2Petr 1,9) Also bitte genau hinsehen!

Schauen wir genau hin –  was wir dürfen und sollen! – dann erkennen wir: In der Bibel gibt es jede Menge vollkommene, göttlich inspirierte Sätze, zB:

Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1Joh 4,16b)

Vereinzelt (!) gibt es aber auch unvollkommene Sätze, die äußerst destruktiv in die weitere Geschichte hineingewirkt haben. Sie haben weder in der Kirchengeschichte noch in einer Gemeinde heute je irgend eine beachtenswerte oder gar gute Rolle gespielt. Sie sind im Vergleich zu eindeutig inspirierten Sätzen so bedeutungslos, dass sie die Mehrzahl der Gläubigen nicht einmal kennt.

Auch das  erkennt jeder, der hinschaut deutlich: Bibelworte haben unterschiedliche Bedeutung, Autorität und Rang. Diese Unterschiede sind typisch für die Bibel und nichts, was erst durch Bibelkritiker böswillig erfunden und von außen an die Bibel herangetragen wird.

Natürlich entstehen dadurch Konflikte zwischen biblischen Aussagen. Auch das haben Jesus und später Paulus bestätigt: „Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig!“ (Mk 2,28 / 2Kor 3,6b) Die Konflikte sind also da. Es ist klar, dass wir sie nicht eigenmächtig lösen dürfen und können. Eine Lösung können wir doch nur in Übereinstimmung mit inspirierten Aussagen der Bibel, die höchsten Rang besitzen,  zustande bringen. Wie denn sonst? Nur so werden faule Kompromisse am besten vermieden. Nur so wird vermieden dass die Bibel zum „Steinbruch“ für eigenmächtige Sinngebäude wird.

Als Maßstab dient uns hier wieder eine inspirierte Aussage Jesu, die er den Vertretern des Buchstabens als überaus wichtig, unentbehrlich und relevant vor Augen stellte: „Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Verlässlichkeit“ (Mt 23,23).

Diesen Maßstab darf und muss der Prüfende auf alle Aussagen der Bibel anwenden. „Der geistliche Mensch prüft alles!“ (2Kor 2,15)  Und dabei stellt man fest: hochrangige Aussagen der Bibel, die sofort jeden Gläubigen überzeugen, widersprechen diesem Maßstab nicht. Aussagen mit geringem Rang können diesem Maßstab widersprechen, und sind entsprechend zu beurteilen und einzustufen.

Hierdurch erst bildet sich spirituelles Urteilsvermögen. Eben das ist die Absicht der Bibel. Der Gläubige soll lernen, eine Qualitätsminderung zu erkennen, die er natürlich menschlicher Unzulänglichkeit und Begrenztheit zuschreibt und nicht Gott, dank übrigens einer hochrangigen Aussage der Bibel: „Lässt auch die Quelle aus einem Loch Süßes und Bitteres fließen? Kann auch ein Feigenbaum Oliven oder ein Weinstock Feigen tragen? So kann auch eine salzige Quelle nicht süßes Wasser geben.“ (Jak 3, 11-13) Wie können wir dann glauben, dass aus Gottes Mund zugleich Liebevolles und Bösartiges, zugleich Gerechtes und Ungerechtes kommt?

Denn Gottes Liebe und Wahrheit sind vollkommen. Können wir dasselbe auch vom Menschen sagen? Die Bibel ist hier sehr realistisch. Auch der frömmste Mensch ist in seinem Denken von  eigenen Interessen und Befürchtungen infiziert, Denn, selbstsüchtig wie wir sind, wollen wir immer das Gegenteil von dem, was Gottes Geist will. Doch der Geist Gottes duldet unseren Egoismus nicht. Beide kämpfen gegeneinander, so dass ihr gute Absichten nicht in die Tat umsetzen könnt.“ (Gal 5,17) Das älteste Dokument des Neuen Testamentes, der Galaterbrief, berichtet, dass selbst Petrus, der „Felsen„, auf den Jesus seine Gemeinde bauen wollte (Mt 16,18), der Versuchung erlag, christliche Wahrheit zu verfälschen (Gal 2), Wie kann man da auf die Idee kommen, dass die vielen Menschen, die Gottes unfehlbare Worte erinnert, aufgeschrieben, gesammelt und überliefert haben, sich ihren Befürchtungen, Wünschen und Interessen in vollkommener Weise entziehen konnten?

Offensichtlich hat Gott gelegentlich eine Verschmutzung einer ursprünglich unfehlbaren Information durch menschlichen Einfluss zugelassen,  in seinem heiligen Wort aber zugleich Reparaturinstrumente bereitgestellt, die es helfen, seinen ursprünglichen Willen zu rekonstruieren.

Das ist das Anliegen dieser Webseite matth2323.de: ehrliche, widerspruchsfreie REKONSTRUKTION, nicht Dekonstruktion.

Was wollte Jesus wirklich? Hat er wirklich von seinen Jüngern gefordert, jegliche Kritik an destruktiven Bibelstellen zu unterlassen, wie es die fromme evangelikale Hierarchie behauptet? Oder hat er sich im Namen der Gerechtigkeit distanziert und den Jüngern ein eigenes Urteil seinen Maßstäben entsprechend zugemutet und zugetraut?

Eins aber ist doch sicher. Die Glaubensgewissheit wird auf dem Weg des geistlichen Urteilens eher gestärkt als untergraben! Denn der Glaube ist nun erst überzeugend zu verteidigen, auch und gerade dann, wenn man es mit gut informierten Gesprächspartnern zu tun hat.

Überhaupt nicht überzeugend, sondern eher peinlich dagegen ist es, wenn Gläubige sich der Lüge, der sozialen Ausgrenzung oder anderer manipulativer Tricks bedienen müssen, um „den Glauben zu beschützen“, wenn sie Angst vor guten Argumenten haben und deren Bekanntwerden verhindern, wenn sie sich zwecks Missionierung mit sicherem Instinkt immer an leichtgläubige und schlecht informierte Zeitgenossen heranmachen.

 

 

 

Artikel aktualisiert am 11.04.2024

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