Churchly Correctness

In Parallele zur “Political Correctness” lässt sich auch in etlichen bibelgläubigen und papstgläubigen Gemeinden eine starke Tendenz zur Unterdrückung unerwünschter Informationen feststellen.

„Der Denker-Club”: Zeitgenössische anonyme Karikatur auf die Karlsbader Beschlüsse, Lithografie um 1820. Auf dem linken Schild steht: „Wichtige Frage welcher in heutiger Sitzung bedacht wird: Wie lange mochte uns das Denken wohl noch erlaubt bleiben?“ Auf dem rechten Schild: „… II. Schweigen ist das erste Gesetz dieser gelehrten Gesellschaft./ III. Auf das kein Mitglied in Versuchung geraten möge, seiner Zunge freien Lauf zulassen . . . so werden beim Eintritt Maulkörbe ausgeteilt./…

Es sind nur positive Zeugnisse und Berichte erwünscht. Ehrliche negative Berichte und Zeugnisse über Mängel in der Theologie oder in der Leitung werden automatisch als Ergebnis des persönlichen Versagens des Berichtenden gewertet.

Einem Gläubigen, der negative Tatsachen berichtet, wird durch Unfreundlichkeit signalisiert, dass er besser den Mund halten bzw. erst einmal bei sich selbst aufräumen solle. Hält er dann den Mund, so wird er mit Freundlichkeit belohnt. (Wie das auf Außenstehende wirkt, illustriert die Satire “Hiob und seine Freunde“).

Die Gemeindemitglieder werden daran gewöhnt, die Bewahrung der Harmonie als größte Tugend zu betrachten – weitaus wichtiger als die Qualitätsmaßstäbe Jesu ChristiBarmherzigkeit, Liebe zum Recht, Treue und Redlichkeit (Mt 23,23)

Deswegen ist auch eine faire Konfliktschlichtung nach Mt 18, 16 ff in etlichen bibeltreuen Gemeinden nicht möglich, zumal wenn das Unrecht an einem Gläubigen begangen wurde, der nicht zur „Gemeinde“ gehört. (Beispiel) In der Verfassung etlicher bibeltreuer Freikirchen ist die unparteiische Bearbeitung einer Beschwerde gegen einen Gemeindeleiter, der böswillig und reuelos handelt, gar nicht vorgesehen. Kritik an einem erfolgreichen Gemeindeleiter, der Menschen in die Gemeinde bringt, ist tabu.

Ansehen der Person“ zu üben ist sowohl nach dem Alten wie nach dem Neuen Testament ein schwerwiegendes Vergehen (5.Mo 1,16-17 / 2.Chr 19,7 / Jak 2,9 / Jud 1,16), aber leider immer wieder in etlichen bibelgläubigen Gemeinden völlig selbstverständlich. Man behauptet, der Bibel zu glauben, die von der hohen Stellung der Gläubigen spricht, die doch Gott selbst „zu Königen und Priestern“ (Offb 1,6) berufen hat. Aber im tatsächlichen Verhalten gegenüber den Mitgliedern der Gemeinde, in der Verkürzung ihrer bibelgemäßen Rechte kommt permanente Geringschätzung zum Ausdruck.

So „bekennt“ man den Glauben. Diese Art „Bekenntnis“ kann nicht durch Übereinstimmung von Wort und Tat überzeugen, aber es kann sich verbreiten, dank gedankenloser Zustimmung der Anhänger, die „dazugehören möchten“. Es ist derselbe Mechanismus wie bei einer Ideologie. Je mehr Menschen dasselbe sagen, desto eher wird es geglaubt in einer Gemeinschaft, in der das Wort des einzelnen Mitgliedes fast nichts gilt.

Der Schwund an Überzeugungskraft betrifft bald auch die übrigen Heilsverheißungen. Kann man sie unter diesen Bedingungen wirklich noch ernstnehmen oder sind sie nur noch „heiße Luft“, nur noch „Heilspropaganda„?

Bisher ist es in etlichen Gemeinden üblich, dass der Vorstand bestimmt, ob Konventsmitglieder überhaupt auf Missstände aufmerksam gemacht werden dürfen oder nicht – ein Skandal !

Wenn Gläubige solche Zustände abstellen wollen, dann müssen sie sich auf ihre, von Gott gegebene Autorität besinnen und die Verfassung entsprechend ändern.

„Laodicäa“ – Gemeinden (Offb 3,17) können zahlenmäßig sehr erfolgreich sein. Doch sie sind in wichtigen Bereichen unfähig zur Selbstkritik und Selbsterkenntnis. Sie brauchen „Augen­salbe“ (Offb 3,18), d.h. eine Prüfung mit Hilfe der Qualitätsmaßstäbe Jesu: „Barmherzigkeit, Liebe zum Recht, Treue und Ehrlichkeit (Mt 23,23)

Authentischer Glaube hat keine Angst vor ehrlichen Fragen – sowenig wie Jesus Angst vor ehrlichen Fragen hatte. Umgekehrt ist die Entschlossenheit, den Informationsfluss mangels guter Argumente mit manipulativen Methoden, mit gruppendynamischen Tricks zu steuern, ein typisches Merkmal, dass alle SEKTEN gemeinsam haben. Es ist auch das zuverlässigste Merkmal überhaupt, da es sich auf die unehrliche Methodik bezieht und nicht an einen weltanschaulichen Standpunkt gebunden ist.

Artikel aktualisiert am 01.05.2020

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