Ist Gott ohne Mitgefühl?
Die meisten Menschen leiden: an Krankheiten, an Hunger, durch Gewalt und Krieg – die meisten ihr ganzes Leben lang. Bei uns in Europa steht das Leiden an chronischen Krankheiten im Vordergrund. Immer wieder berichten Gläubige von wunderbaren Gebetserhörungen und Heilungen. Solche Wunder geschehen. doch sie sind offenbar die Ausnahme.
Daraus schließen Menschen oft falsche Schlüsse. Die einen denken, dass Gott gleichgültig ist, ja hartherzig. Er sieht das Leid, er hat die Macht um zu helfen, aber er hat einfach keine Lust. Die anderen suchen den Fehler bei sich selbst. Sie sehen in einem Mangel an moralischer Perfektion den Grund, warum Gott ihnen niemals helfen wird
In jedem Fall denken sie, Gott habe sie vergessen. Wenn es Christen sind, so denken sie vielleicht, dass sie Christen zweiter Klasse sind, und keines größeren Interesses wert.
Ist das tatsächlich so? Ist Gott unfähig oder gleichgültig ? Hat das Böse in der Welt das letzte Wort? Gibt es Christen zweiter Klasse, die Gott im Unglück vergessen hat?
Gottes Buch, die Bibel sagt anderes. Die Welt gehört nicht dem Teufel. Er ist ein von Gott geschaffenes und unter seiner Kontrolle stehendes Wesen. (Hiob 1,6 ff) Er muss um Erlaubnis bitten für das Böse, dass er tut. Auch das Böse steht im Dienst Gottes. Deshalb geschieht in unserem Leben nichts zufällig. Gott kennt also das Leid, das jedem Menschen zugemessen ist, sehr genau.
Jetzt kommt der zweite Irrtum: Gott lässt das Leid der Menschen kalt. Es scheint doch so, als habe er sich in seinen schönen Himmel zurückgezogen, wo ewige Freude ist, während sich die Menschen hier auf Erden quälen und verzweifeln müssen…
Das Gegenteil ist der Fall. Das können wir wissen, da die Bibel uns ein Stück weit in die Weltgeschichtsplanung Gottes hineinblicken lässt. Diese Planung beginnt vor Erschaffung der Welt. (Eph 1,4) Alles was Gott in dieser Welt getan hat und tun wird, dient einem einzigen Ziel, der Aufrichtung eines unbegrenzten, unermesslich herrlichen und ewigen Königreichs, seiner neuen Welt, in dem Liebe herrscht und das Böse seinen Einfluss verloren hat. (Eph 1,10) Der Mensch und mit ihm die Menschheit wurde zum Ebenbild Gottes und zum Zweck liebevoller Gemeinschaft mit Gott geschaffen. Doch für echte Liebe kann man sich nur immer nur freiwillig entscheiden. Freiwilligkeit schließt die Möglichkeit der Zurückweisung und Ablehnung der Liebe ein. Zu dieser folgenreichen Ablehnung kam es in der Tat. Sie war eine schwere Schuld, die fortan dem Menschen die Nähe Gottes unerträglich machen würde.
Aus diesem Grund plante Gott schon vor der Erschaffung der Welt das größte Leid für sich selber ein: er beschloß in der Gestalt seines Sohnes Jesus auf die Welt zu kommen, und die Schuld jedes Menschen seinem Sohn Jesus aufzuladen und ihn dafür mit dem Tod zu bestrafen. Kann man sich ein größeres Leid vorstellen, als dass die Schuld aller Menschen, die Grausamkeiten und Gemeinheiten aller Jahrhunderte und Jahrtausende einem einzigen Menschen aufgeladen wurden? All das tat Jesus freiwillig aus Liebe. „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“ (Joh 15,13)
Er opferte sich selbst, damit Menschen von Schuld unbelastet und unbeschmutzt in dem kommenden ewigen Königreich mit Ihm leben können.
Der Sinn des Leidens
Das Leben hier ist eine Vorbereitungszeit für die Zeit nach diesem Leben, für das Leben in der neuen Welt Gottes. Gläubige sollen dort Aufgaben übernehmen. Damit sie das tun können, wird die Zeit ihres Erdenlebens zu harter Ausbildung und zum Training genutzt.
Das Leiden soll beim Gläubigen Eigenschaften und Fähigkeiten hervorbringen, die für die Ausübung von Autorität in Gottes Reich unerlässlich sind. So wie Gott Menschen nicht ohne Leid gewinnen konnte, so können auch sie keine Autorität in seinem Reich ausüben, ohne durch „freiwilliges Leiden“ dazu vorbereitet worden zu sein.
Mit „freiwilligem Leiden“ ist kein Masochismus sondern die demütige Ergebung in den Willen Gottes gemeint, wenn der Gläubige am Leid nichts ändern kann. (vgl. Luk 22,42) Sein Recht für Gerechtigkeit einzutreten und das Böse aufzudecken und abzuwehren verliert der Gläubige selbstverständlich nicht. (vgl. Gift Nr 29, Nr 30, Nr 31)
Leid soll Glauben herausfordern und üben
Es gibt nur eine einzige Voraussetzung dafür, dass Leid für den Gläubigen nützlich werden kann, nämlich dass er das ihm auferlegte Leid geduldig und ohne Gott Vorwürfe zu machen, annimmt, so wie es Jesus uns zum Vorbild getan hat: „Er wurde misshandelt, aber er duldete es ohne ein Wort. Er war stumm wie ein Lamm, das man zur Schlachtung führt. Und wie ein Schaf, das sich nicht wehrt, wenn es geschoren wird, hat er alles widerspruchslos ertragen. Man hörte von ihm keine Klage.“ (Jes 53,7) „Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen.“ (1.Pet 2,21)
Auf diese Weise wird zunächst der Glaube herausgefordert Denn wie soll es gelingen, schweres Leid geduldig anzunehmen ohne Glauben? Der Gläubige, der den Worten Gottes glaubt, setzt sein Vertrauen auf das Unsichtbare, als sähe er es. (Hebr 11,4) Durch die Kraft des Glaubens hat er das, was noch unsichtbar ist, als sicheren Besitz, sodass er Gott für das Leid sogar danken kann, anstatt ihn zu kritisieren und zu beschimpfen. Damit tritt der Gläubige mit seinem persönlichen Schicksal in die Reihe der Glaubensvorbilder in Hebr 11. „So wird sich euer Glaube bewähren und sich als wertvoller und beständiger erweisen als pures Gold, das im Feuer gereinigt wurde. Lob, Ruhm und Ehre werdet ihr dann an dem Tag empfangen, an dem Christus für alle sichtbar kommt.“ (1.Pe 1,7) Für schweres Leid loben und danken können, das kommt dem Glauben der Märtyrer gleich. Doch sind nicht sie die größten Verlierer? Nein – ganz im Gegenteil!
Leid – ein Vorrecht?
Es istt wahrlich schwerverdaulich, was die Bibel dem Gläubigen über das Leid mitteilt: Sie bezeichnet nicht nur das Leiden als Vorrecht sondern fordert den Gläubigen sogar noch auf, sich über das auferlegte Leid zu freuen – ein Ratschlag, der aus weltlicher Sicht völlig grotesk und verrückt ist.
„Ihr habt nicht nur das Vorrecht, an Christus zu glauben, sondern sogar für ihn zu leiden.“ (Phil 1,29) „Haltet es für reine Freude, meine Geschwister, wenn ihr in verschiedener Weise auf die Probe gestellt werdet. Ihr wisst ja, dass ihr durch solche Bewährungsproben für euren Glauben Standhaftigkeit erlangt. Die Standhaftigkeit wiederum bringt das Werk zum Ziel: Ihr sollt zu einer Reife kommen, der es an nichts mehr fehlt und die kein Makel entstellt“ (Jak 1,2-4 (NEÜ))
Dem Gläubigen wird empfohlen, sich sogar über völlig sinnlos und ungerecht erscheindes Leid zu freuen: „Ihr Sklaven, ordnet euch euren Herren mit der notwendigen Achtung unter, nicht nur den guten und freundlichen, sondern auch den ungerechten. Es ehrt einen Menschen, wenn er deshalb Böses erträgt und Unrecht erduldet, weil er in seinem Gewissen an Gott gebunden ist. Kann denn jemand stolz darauf sein, wenn er die gerechte Strafe für sein böses Handeln auf sich nimmt? Erträgt aber jemand Leid, obwohl er nur Gutes getan hat, dann findet das Gottes Anerkennung. Denn dazu hat euch Gott berufen. Auch Christus hat ja für euch gelitten, und er hat euch ein Beispiel gegeben, dem ihr folgen sollt.“ (1.Petr 2,18-21)
Gottes Wort verspricht: Was immer dem Gläubigen widerfährt, muss ihm zum Segen werden, sofern er an der Liebe und am Vertrauen festhält: „Das eine aber wissen wir: Wer Gott liebt, dem dient alles, was geschieht, zum Guten. Dies gilt für alle, die Gott nach seinem Plan und Willen zum neuen Leben erwählt hat.“ (Rö 8,28)
Auch wenn das Leid hier so schwer sein sollte, dass der Gläubige darüber weint und jammert, so verheißt ihm dennoch die Bibel: „Glücklich zu nennen seid ihr, die ihr hier weint, denn ihr werdet getröstet werden.“ (Mt 5,4)
Der Grund der Freude im Leid
Das Leid, das dem Gläubigen zugemessen wird, dient der Vorbereitung auf die Mitarbeit in der Regierung der unsichtbaren Welt, einer Regierung, bei der die Liebe an oberster Stelle steht. Das bestätigen viele biblische Aussagen:
„Es ist vielmehr das eingetreten, was schon in der Heiligen Schrift vorausgesagt ist (Jesaja 64,3): »Was kein Auge jemals sah, was kein Ohr jemals hörte und was sich kein Mensch vorstellen konnte, das hält Gott für die bereit, die ihn lieben.“ (1.Kor 2,9)
„Was wir jetzt leiden müssen, dauert nicht lange. Es ist leicht zu ertragen und bringt uns eine unendliche, unvorstellbare Herrlichkeit. “ (2.Kor 4,17)
„Ich bin ganz sicher, dass alles, was wir in dieser Welt erleiden, nichts ist verglichen mit der Herrlichkeit, die Gott uns einmal schenken wird.“ (Rö 8,18)
„Meine Lieben, wir sind also schon jetzt Kinder Gottes. Aber was das bedeutet, ist noch gar nicht in vollem Umfang sichtbar. Wir wissen jedoch: Wenn Christus kommt, werden wir ihm ähnlich sein, denn wir werden ihn sehen, wie er wirklich ist.“ (1.Joh 3,2)
„Wer durchhält und den Sieg erringt, wird mit mir auf meinem Thron sitzen, so wie auch ich mich als Sieger auf den Thron meines Vaters gesetzt habe.“ (Offb 3,21)
„Leiden wir hier mit ihm, werden wir auch mit ihm herrschen.“ (2.Tim 2,12)
„Als Gottes Kinder aber sind wir – gemeinsam mit Christus – auch seine Erben. Und leiden wir jetzt mit Christus, werden wir einmal auch seine Herrlichkeit mit ihm teilen.“ (Rö 8,17)
„Wisst ihr denn nicht, dass wir als Christen einmal über die Welt richten werden? … Ist euch denn nicht bewusst, dass wir sogar die Engel richten werden?“ (1.Kor 6,2-3)
Deswegen – vergeude dein Leid nicht!
Deswegen ist es so wichtig, dass wir auf Leid nicht mit Selbstmitleid, mit Depression oder Rebellion reagieren, als ob Gott kein Mitgefühl mit uns hätte, dass wir uns hüten, zu murren und zu schimpfen, indem wir Gott bezichtigen, er habe uns nicht richtig behandelt.
Wenn wir Gott das Vertrauen entziehen, weil wir leiden, dann haben wir selbst den Segen des Leides sinnlos vergeudet, das Gott uns als Gelegenheit zum Wachstum in Liebe geschickt hat.
Der gegenwärtige Segen des Leides
Den Segen des Leides, den wir heute schon sehen können, ist das Abschleifen anstößiger Ecken und Kanten. Wie rücksichtslos hat sich mancher früher über die Gefühle und Erfahrungen anderer hinweggesetzt, wie hart, anmaßend, ichbezogen und taktlos war sein Verhalten, bevor das Leid sein segensreiches Werk begann.
„Eine jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt (=beschneidet) er, damit sie mehr Frucht bringe.“ (Joh 15,2)
Oft „wissen wir gar nicht, wieviel wir dem Leiden verdanken. Viele der größten Segnungen, die wir in der Vergangenheit erfuhren, sind die Frucht von Sorge und Schmerz.“ (J.R.Miller)
„Wir werden einmal an Gottes Herrlichkeit teilhaben. Diese Hoffnung erfüllt uns mit Freude und Stolz. Doch nicht nur dafür sind wir dankbar. Wir danken Gott auch für die Leiden, die wir wegen unseres Glaubens auf uns nehmen müssen. Denn Leid macht geduldig, Geduld aber vertieft und festigt unseren Glauben, und das wiederum stärkt unsere Hoffnung, die nicht enttäuscht werden wird.“ (Rö 5,3-5)
Der Bau des salomonischen Tempels erläutert, wie der Gläubige durch Leiden geformt und vorbereitet wird. Jeder Stein, der in das erstaunliche Bauwerk eingefügt wurde, musste im Steinbruch so genau behauen werden, das er einwandfrei an die ihm bestimmte Stelle passte. (S.76) „Beim Bau des Hauses wurden Steine verwendet, die man schon im Steinbruch fertig behauen hatte. So waren weder Hämmer noch Meißel oder sonstige eiserne Werkzeuge auf der Baustelle zu hören.“ (1.Kö 6,7 / s.a. 1.Pet 2,5)
Mit wachsendem Glauben lernt die Seele immer mehr aller Ichbezogenheit abzusterben „und nicht mehr gebunden zu sein an Hoffnungen, Pläne, Sehnsüchte, Interessen, religiöse Ansichten, Schwierigkeiten, Enttäuschungen, Lob, Tadel, Erfolg, Versagen, Tröstungen und Ärgernisse außer an das Verlangen nach Gott. Sie kommt allmählich in eine Haltung beständigen Gebets, grenzenlosen Wohlwollens anderen Menschen gegenüber und and tiefer stiller Nachdenklichkeit und äußerster Einfachheit.“ (S. 72)
Man betrachtet sein Leid mit heiterer Gelassenheit und ohne Bedauern. Die wichtigste Aufgabe besteht nun darin, den Impulsen des heiligen Geistes ohne Zögern zu folgen.
Auf diese Weise eignet sich der Gläubige die Gesinnung Christi (1.Kor 2,16) an, die Wertschätzung der gottgewirkten, unabhängigen, „automatischen“ Liebe, die den Nächsten nicht aufgrund seiner Vortrefflichkeit oder aufgrund seines Wertes liebt, sondern um seiner selbst willen: die Liebe, die frei ist von sich selbst und dem anderen gerne und vorbehaltlos dient.
„Jesus rief sie zu sich und sprach: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; Wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht, so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.“ (Mt 20,25-28)
Was können Gläubigen tun, die kein Leid zu ertragen haben?
Und die Gläubigen, die kein Leid zu ertragen haben? Sie sollten bereit sein gerne Leid und Unannehmlichkeiten um anderer Menschen willen in Kauf zu nehmen, damit sie auch am Segen des Leids teilhaben können.
Zu dieser Einstellung kann man nur durch Erfahrung und Einsicht gelangen – niemals durch schlechtes Gewissen. Wer abgibt, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen, wird die frustrierende Erfahrung machen, dass das Gewissen sich durch Leistung nur schwer oder gar nicht beruhigen lässt, sondern immer mehr verlangt. (Gift Nr 02, Nr 03, Nr 04).
Deswegen ist das richtige Motiv so wichtig: wer liebt, gibt gerne, weil er sich an der Freude des Beschenkten mitfreuen kann. Die Fähigkeit, sich mitfreuen zu können, macht das Leben reich und nicht arm. Den Segen praktischer Liebe hier und jetzt erkennt man nur durch Ausprobieren: man kann damit anfangen, einen Menschen, der mit seiner Not bisher allein war, als guten Freund durch das Leben zu begleiten und ihm den Weg zu erleichtern. Die Freude, die auf diesem Wege entsteht, tritt in Konkurrenz zu vielen kurzatmigen materiellen Wünschen, die bei Licht besehen, nur Zerstreuung, Langeweile und Kraftlosigkeit fördern und der inneren Freiheit und Unabhängigkeit nicht gut tun. Wer dies durchschaut, hat immer mehr Ressourcen für die Vermehrung von Liebe und Mitfreude zur Verfügung. „Wer hat dem wird gegeben…“ (Mk 4,25)
Echte Mitfreude und das Mitgefühl hier und jetzt stehen immer im Vordergrund. Erst diese Motive geben dem Geben seinen Wert. Der zukünftige Segen dieser Einstellung ist noch verborgen – denn die Motive der Werkgerechtigkeit und des frommen Egoismus vertragen sich nicht mit der Liebe. Nichtsdestoweniger wird mancher, der es sich in diesem Leben hat gut gehen lassen und kaum einen Gedanken an Menschen in Not verschwendet hat, eines Tages erfahren, dass das eine dumme Lebensweise war: „wer kärglich sät, wird kärglich ernten.“ (2.Kor 3,6) Und wer gar nichts tut und sein Talent vergräbt, hat nie zur Gemeinschaft der Gläubigen gehört.(Mt 25,24 ff / )
Ein liebearmes Leben – eine Katastrophe
Ein Mensch, der in seinem Leben Erfolg und Wohlstand und eine hohe gesellschaftliche Stellung hatte, mag einigermaßen zufrieden auf sein Leben zurückblicken. Wenn aber in diesem Leben Mitgefühl und Erbarmen fehlte, wenn es dort keine Liebe für notleidende Menschen gab, so hat er aus Gottes Sicht auf der ganzen Linie versagt. Ein solches Leben ist in Gottes Augen verfehlt und wertlos.
Es bleibt nichts von ihm übrig, was im ewigen Gottesreich Bedeutung hätte. „Ich sah einen gottlosen und rücksichtlosen Menschen, der entfaltete sich wie ein mächtiger Baum. Später kam ich noch einmal vorbeit, doch da war nichts mehr da. Ich suchte ihn, doch ich fand keine Spur.“ (Ps 37,35-36)
Ein Mensch, der alles kann und alles hat, aber nicht liebt, ist nichts. „Wenn ich die Sprachen von Menschen und Engeln sprechen könnte, aber keine Liebe hätte, wäre ich ein schepperndes Blech, eine lärmende Klingel. Und wenn ich die Zukunft vorhersagen könnte und alle Geheimnisse wüsste; wenn ich jede Erkenntnis besäße und einen Glauben, der Berge versetzt, aber keine Liebe hätte, wäre ich nichts. Und wenn ich meinen ganzen Besitz zur Armenspeisung verwendete, ja wenn ich mich selbst aufopferte, um berühmt zu werden, aber keine Liebe hätte, nützte es mir nichts.“ (1.Kor 13,1-3)
Unter Leiden prägt der Meister
in die Herzen, in die Geister
Sein allgeltend Bildnis ein.
Wie Er dieses Leibes Töpfer,
will Er auch des künftgen Schöpfer
auf dem Weg der Leiden sein.
Leiden sammelt unsre Sinne,
daß die Seele nicht zerrinne
in den Bildern dieser Welt,
ist wie eine Engelwache,
die im innersten Gemache
des Gemütes Ordnung hält.
Leiden macht das Wort verständlich,
Leiden macht in allem gründlich;
Leiden, wer ist deiner wert?
Hier heißt man dich eine Bürde;
droben bist du eine Würde,
die nicht jedem widerfährt.
Im Gefühl der tiefsten Schmerzen
dringt das Herz zu Jesu Herzen
immer liebender hinan;
und um eins nur fleht es sehnlich
mache Deinem Tod mich ähnlich,
daß ich mit Dir leben kann!
Endlich mit der Seufzer Fülle
bricht der Geist durch jede Hülle,
und der Vorhang reißt entzwei.
Wer ermisset dann hienieden,
welch ein Meer von Gottesfrieden
droben ihm bereitet sei?
Aus dem Lied »Endlich bricht der heiße Tiegel« (EKG 305)
Nach Karl Friedrich Harttmann (1743-1815)
(Dieser Beitrag ist eine bearbeitete Zusammenfassung der Gedanken von Paul E. Billheimer, Durchbruch zur Herrlichkeit, Verlag Schulte und Gerth, Aßlar, 1985, 1. Auflage)
Liebe alle,
die Frage „Ist Gott ohne Mitgefühl?“ hat mich angesprochen und ich möchte auf diesem Wege meine Gedanken dazu teilen.
Das Gesamtbild, dass Gott uns in Jesus gegeben hat, ist, so meine ich, voller Mitgefühl, jeweils einzelne Menschen im Blick habend. Im Johannesevangelium etwa begegnet Jesus jedem Menschen anders, jede Heilung, jedes Gespräch verläuft anders und nicht nach einem vorgegebenen Schema. Interessanterweise wird in Lukas 14 berichtet, dass Jesus über Jerusalem und seine Menschen weint. Eine bewegende Aussage!
Im bekannten Psalm 23 heißt es: „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde“ oder in Ps. 56: „Sammle meine Tränen in einen Krug; ohne Zweifel, du zählst sie“. Diese Vorstellungen drücken das tiefe Vertauen der hier betenden Menschen aus und beschreiben gleichzeitig das aufrichtige Mitgefühl Gottes, was ich sehr tröstlich und ermutigend finde: Gott sieht jede/n von uns und wir dürfen ihm vertrauen in jeder Lebensphase!
Gleichzeitig werden wir auch dazu aufgerufen, Mitgefühl anderen gegenüber zu zeigen, die unsere Hilfe brauchen.