Mitmenschen zu helfen und sich an ihrer Freude zu erfreuen, ist die edelste, tiefste und beständigste Form der Freude, die der Gläubige haben kann. Wer sich auf diese Weise mitfreuen kann, ist nicht arm, sondern reich: er „lebt viele Leben“.
Es ist bitter, wenn der Gläubige diesen Segen in seinem Leben verpasst. Was bleibt, wenn wir am Ende unseres Lebens zurückblicken? Alle Materielle ist dann bedeutungslos. Was aber mit Liebe getan wurde, ist unvergänglich und unzerstörbar. Den inneren Reichtum, den wir durch Taten der Liebe erworben haben, den nehmen wir mit in die Ewigkeit.
Deswegen lädt die Bibel den Gläubigen zu diesem Lebensstil ein: „Lasset uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten ohne Aufhören. Solange uns noch Zeit auf Erden, bleibt lasset uns Gutes tun an jedermann, besonders an unseren Gefährten im Glauben.“ (Gal 6,9)
Darüber brauchen wir nicht zu „diskutieren“.
Doch alles Gute kann – wie das Beispiel von „jesus-im-klartext“ zeigt – missbraucht und verdreht werden. „jesus-im-klartext“ gebraucht Argumente und vermeintliche „Schriftbeweise“, um Gläubigen in eine unfreie und sklavische Haltung hineinzudrängen, die mit der Würde des Gläubigen nicht vereinbar ist. Diese Art Anfechtung hat es schon zur Zeit des Paulus gegeben. Paulus hat dagegen argumentiert und unsere Webseite macht dasselbe.
Die Geringschätzung des Verstandes in Glaubensdingen hat leider bei etlichen bibeltreuen Gläubigen eine lange Tradition. Das ist erstens unbiblisch – denn Urteilsvermögen ist eine Gottesgabe, die Salomo sich einst als wichtigstes Geschenk von Gott erbat (1.Kön 3,9) – und zweitens auch sehr ungesund, denn nur durch den Gebrauch des Verstandes können wir uns vor Missbrauch der Bibel schützen.
Die Warnungen der Bibel sind ernstzunehmen. Wer habgierig ist und Reichtum zusammenrafft, wer sein Herz verhärtet und nichts freiwillig hergibt, der bereitet sich und anderen die Hölle und muss sich nicht wundern, wenn er am Ende seines Lebens weit von Gott entfernt ist. Das Gleichnis vom reichen Kornbauern illustriert diese Torheit. „Du Narr! diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und was ist dann da, das du vorbereitet hast. So wird es jedem ergehen, der Reichtum anhäuft und nicht reich in Gott ist. “ (Luk 12, 20-21) Auch das Gleichnis von dem Knecht, der ein Talent erhält, um damit zu wirtschaften, aber es in der Erde vergräbt, hat ein unglückliches Ende. (Mt 25,24-30)
„jesus-im-klartext“ warnt indes eindringlich und penetrant, dass der Gläubige, der nicht „den Zehnten“ gäbe, in Gefahr wäre, eine „mutwillige“ Sünde zu begehen, die ihm nicht vergeben werden könne. Diese Warnung ist lächerlich.
Was aber sagt die Schrift? „wer kärglich gibt, der … kommt in die Hölle?“ Wie geht der Satz weiter? „… der wird kärglich ernten!“ (2.Kor 9,6) Das ist alles. Er wird im Himmel eine erbärmliche Ernte haben. Das ist auch schlimm, aber nicht die Katastrophe.
Wird der, der dank „jesus-im-klartext“ von Angst und schlechtem Gewissen gepeinigt, viel gibt, etwa mehr ernten?
Was sagt die Schrift? „Es steht geschrieben, dass Abraham zwei Söhne hatte: einen von der Magd, den andern von der Freien. Der Sohn der Magd ist nur aufgrund eines menschlichen Willensaktes geboren worden, der Sohn der Freiheit aber wurde geboren, weil Gott seine Verheißung erfüllt hatte. Die Worte bedeuten etwas. Denn beide Frauen versinnbildlichen zwei Bündnisse: die Hagar steht für den Bund der Knechtschaft, der auf dem Berg Sinai geschlossen wurde, … (Sara), die Freie steht für den Bund des himmlischen Jerusalems, und sie ist die Mutter aller Gläubigen heute. Denn es steht geschrieben: „Sei fröhlich, du Unfruchtbare, die du nicht gebierst! Und brich hervor und rufe, die du nicht schwanger bist! Denn die Einsame hat viel mehr Kinder, als die, die einen Mann hat.“ Wir aber, liebe Brüder, sind wie einst Isaak Kinder der Verheißung. … Aber was spricht die Schrift? „Stoß die Magd hinaus mit ihrem Sohn; denn der Sohn der Magd SOLL NICHT ERBEN mit dem Sohn der Freien. So sind wir nun, liebe Brüder, nicht der Magd Kinder, sondern der Freien.“ (Gal 3,22-30)
Nicht erben! Nicht ernten! Nichts kommt dabei heraus, wenn jemand sich aus Angst vor Strafe dazu verführen lässt, großzügig zu sein! Gar nichts! Die Werke, die er mit Müh und Not zustande gebracht hat, stammen nicht aus dem Heiligen Geist, nicht aus dem Glauben, sondern aus der Angst vor Gott und seiner Strafe. Solche Taten sind vor Gott nichts wert.Gar nichts! „Was nicht aus Glauben kommt, ist Sünde.“ (Rö 14,23)
Wie beurteilen wir nun, was „kärglich geben“ heißt? „jesus-im-klartext“ versichert, wer den Zehnten gibt, sei auf der sicheren Seite. Ist das wirklich so? Kann man es wirklich „großzügig“ nennen, wenn ein kinderloses Ehepaar mit monatlichem Einkommen von 5000 Euro gerade mal 500 Euro im Monat für Menschen in Not übrig hat? Muss man es wirklich „kärglich“ nennen, wenn eine alleinerziehende Mutter weniger als den Zehnten gibt, weil das Geld nicht einmal ausreicht, um das für die Schule Nötige zu bezahlen?
Der Zehnte spielt im Neuen Testament nicht die zentrale Rolle, die ihm „jesus-im-klartext“ andichtet. Schon gar nicht ist das Geben des Zehnten ein sicheres Kennzeichen dafür, ob jemand im Glauben steht oder nicht. Im Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner prahlte der Pharisäer damit, dass er den Zehnten gab, und dankte Gott, dass er nicht so erbärmlich war wie jener Zöllner, der hinten in der Kirche stand. Er merkte gar nicht, dass er damit den Segen Gottes verloren hatte. (Luk 18,10-14) Was nützte es ihm da, dass er fleißig und treu den Zehnten gegeben hatte?
Es ist also wichtig, dass wir die biblischen Argumente kennen, dass wir darüber nachdenken – selbst wenn sie manchmal wie die Worte des Paulus nicht leicht zu verstehen sind (2.Pe 3,15-16) – und sie im Herzen bewegen, damit das Wort Gottes, das uns zur Hilfe und Freude dienen soll, nicht zu unserem Schaden in verdrehter Form angeboten wird