Fragwürdiger Schutz?:

(Das Schein-Angebot der Evangelischen Allianz zum religiösen Missbrauch)

 

Ein Arbeitskreis der  Evangelischen Allianz bietet Hilfe bei religiösem Machtmissbrauch an.  (hier)

In ihrem Leitfaden wird auf Seite 10 unter Punkt 1c als typisches Merkmal  für religiösen Missbrauch genannt:  „Ein offener Austausch darüber wird unterbunden, wie bestimmte Bibelstellen zu verstehen sind, oder wie biblisch begründet bestimmte Lehren tatsächlich sind.“

Ich weise darauf hin, dass bisher alle Versuche gescheitert sind, Martin Luthers Warnung vor gefährlichen Stellen im Hebräerbrief in der evangelischen Allianz zu thematisieren. Wir machen sie zum Thema, weil das übliche Schweigen dazu grob fahrlässig und seelsorgerlich verantwortungslos ist. In der Ev. Allianz ist eine vergleichende Untersuchung der Stärken und Schwächen verschiedener Bibelauffassungen nicht erwünscht Folglich hat die Ev. Allianz auch kein Interesse, eine Diskussionsplattform, wie diese Webseite anbietet, durch Empfehlung zu unterstützen. Obwohl wir nun die destruktive Wirkung von allen einschlägig bekannten Bibelworten in seltener Ausführlichkeit und Verständlichkeit untersuchen und entsprechende Schadensfälle in anonymisierter Form dokumentieren. Obwohl wir offener Kritik allezeit offen begegnen und sie auf unserer Seite unzensiert veröffentlichen.

Was ist „biblisch“? Stimmt die Gleichung „biblisch“ = „heilsam“  wirklich? Der „Buchstabe tötet“ (2Kor 36b).. So schrieb es Paulus. Weshalb darf nicht offen untersucht werden, ob und ggf. warum der „biblische“ Buchstabe im Hebräerbrief tötet?

Weshalb nicht, wo doch der Apostel Paulus in der ältesten Schrift [1]  des Neuen Testamentes JEDEN Gläubigen dazu aufruft, zu PRÜFEN, ob das ursprüngliche Evangelium noch vorhanden sei. Wie der Galaterbrief vielfach ausführt, besteht die größte Gefahr im allmählichen  Abrutschen in Werkerei und Gesetzlichkeit, durch die die Freiheit und ursprüngliche Glaubensfreude verloren gehen kann. Nicht einmal sich selbst nimmt er von dieser Prüfung aus (Gal 1,8 ff) ! Wie leicht, wie schnell geschieht das! Auch Petrus, der „Felsen„, auf den Christus seine Gemeinde gründete,  hatte in diesem Punkt schon einmal versagt (Gal 2) ! Somit ruft Paulus alle zu äußerster Wachsamkeit auf. Sein Brief an die Galater lehrt, dass Gläubige sich eben nicht blind auf die Autorität der Apostel der Christentums verlassen sollen, sondern selbst die Qualität der Aussagen nach den Maßstäben Jesu zu prüfen haben.

Was in der Ev. Allianz heute als „unrealistisch“ abgelehnt wird! Wie schon so oft, muss man auf die Empfindlichkeit der „bibeltreuen“, notorisch schlecht informierten Fraktion Rücksicht nehmen. Sieht das Paulus auch so? Keineswegs! Er behauptete:  „Der geistlich gesinnte Gläubige versteht und beurteilt ALLES, denn er hat Christi Sinn“ (1Kor 2,15). Diese Sätze ignoriert die Ev. Allianz hartnäckig. Ein Tabuthema!  Ist es dann ein Wunder, dass die Geschichte christlicher Frömmigkeit bis heute in „bibeltreuen“ Gemeinden weitgehend eine Geschichte des geistlichen Missbrauchs geworden ist?

Der Gedanke liegt nahe: Die Evangelische Allianz hat eigene Nebeninteressen (Sicherung von Einfluss und Spenden), die wichtiger für sie sind als Argumente bekanntzumachen, die die gefährlichsten Stellen der Bibel zuverlässig entschärfen können.

Der Zweck der wortreichen Bemühung heute? Will man sich nicht nachsagen lassen, dass man nichts gegen religiösen Missbrauch tut? Der wichtigste Zweck scheint wieder einmal das Image zu sein.

Immer  besteht die Gefahr angeblich nur als Ausnahmefall des machtgeilen Bibellehrers, der durch Übertreibung Schaden angerichtet hat. So verschließt man weiter die Augen davor, dass einige biblische Texte (ihre „Buchstaben“) selbst ein enormes Schädigungspotential haben (und in der Geschichte hatten), und auch weiter haben werden, wenn man dem Gläubigen keine Chance zur Distanzierung vom Bösartigem und Destruktivem in der Bibel gibt  (Details siehe „Bibelwahrheit – Bibelwahn .-  eine kurze Geschichte der frommen Angstmacherei bis heute„). Das Faktum, dass Schädliches nur relativ selten zu finden ist, ändert nichts am Risiko für die seelische Gesundheit: GIFT ist nun einmal ein hochwirksamer Stoff.

Ohne eine glaubwürdige Stellungnahme zur Destruktivität vertrauensstörender Bibelstellen mit Hilfe der höchstrangigen und absolut zuverlässigen Maßstäbe Jesu wird es auch in Zukunft keinen zuverlässigen Schutz gegen religiösen Missbrauch geben.

Woher soll dieser Schutz kommen, wenn man Jugendliche, die die Folgen einer destruktiven Prägung gar nicht überschauen können,  auffordert, die ganze Bibel durchzulesen und ihnen zugleich einschärft, dass „gesunder Glaube“ nur möglich ist, wenn man JEDEN (!) Satz (einschließlich bösartig erscheinender Aussagen) als durch Gottes Geist inspiriert,  qualitativ hochwertig und heilsam einstuft (entsprechend der Chicago-Erklärung)  ? Und dann noch verbunden mit der andressierten Angst, der Glaube könne verloren gehen, wenn man wagt, an dieser Ideologie zu zweifeln.  Das ist völlig veranwortungslos!


[1]  Der Galaterbrief und der Thessalonicherbrief (5,21: Prüft ALLES!“) sind die ältesten Dokumente des Neuen Testamentes und legen den Qualitätsmaßstab für alle Folgeschriften fest.

 

Artikel aktualisiert am 01.10.2025

11 thoughts on “ Fragwürdiger Schutz?:

(Das Schein-Angebot der Evangelischen Allianz zum religiösen Missbrauch)

  1. Ich finde diese zunehmende Diskreditierung der Bibel langsam bedenklich. So ein Satz „…dass biblische Texte (ihre „Buchstaben“) selbst ein enormes Schädigungspotential haben (und in der Geschichte hatten), und auch weiter haben werden, wenn man dem Gläubigen keine Chance zur Distanzierung vom Bösartigem und Destruktivem in der Bibel gibt“ ist ein Angriff auf die Heilige Schrift. Aber was soll das? Religiöser Missbrauch ist ein schwammig-ominöser Begriff, unter dem man alles versammeln und behaupten kann. Oder nichts. Die meisten Kirchengemeinden, ob nun Landes- oder Freikirchler, bezahlen einen studierten Theologen, damit die Schrift vernünftig ausgelegt wird. Wir haben es mit einer antiken Schrift zu tun, deren Kontext verstanden werden muss, um Schlüsse für die Gegenwart zu ziehen. Und den allermeisten meiner Mitchristen ist das völlig klar. Das Ringen ums Verstehen habe ich von meiner ersten Gemeinde vor über vierzig Jahren an erlebt und gelehrt bekommen. Egal ob Fundies oder Liberale, alle möchten verstehen. Dafür haben wir Predigten, Hauskreise und Bibelstunden. Und unseren gottgegebenen Verstand.

    1. Sorry. Diskreditiert wird die Bibel nicht, indem man das Wenige, was in ihr schädlich ist, identifiziert. Es gibt viel mehr Heilsames, Tröstliches und Hilfreiches in der Bibel als Destruktives. Nicht zuletzt der wichtige Galaterbrief! Doch Gift ist ein konzentrierter Stoff, hochwirksam, auch wenn die Menge relativ klein ist. Die angeblich“ bibeltreue“ Bibellehre, die Schädliches als heilig und göttlich präsentiert, wird immer wieder Seelen vergiften – leider schon in der Kinder- und Jugendzeit. Menschen werden so eingeschüchtert und dressiert, dass sie aus dem, was sie zerstört, nicht mehr herausfinden. Wie verheerend sich das manchmal ausgewirkt hat, darüber berichtet: https://matth2323.de/bibelwahrheit-bibelwahn/

      1. Nicht die Schrift ist schädlich, sondern der Umgang damit kann schädlich sein. Wir sind und bleiben herausgefordert, damit umzugehen, um Verstehen zu ringen und immer wieder zu forschen und zu staunen, im Gespräch zu bleiben, zu diskutieren, voneinander zu lernen und einander zu ermahnen. Und Menschen, die sich einschüchtern und dressieren lassen, brauchen eine ganz andere Hilfe als die Diskreditierung der Heiligen Schrift.

  2. Hebräer 10 lehrt natürlich keine „ewige Folter“, sondern Vernichtung: Hebr:10,27 „sondern ein schreckliches Warten auf das Gericht und ein wütendes Feuer, das die Widersacher verzehren wird.“ Bevor man irgendwelche Behauptungen rausposaunt, sollte man erstmal den Text richtig lesen.

    1. und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeitzu Ewigkeit… so droht die Offenbarung. Wie kann jemand ewigkeiten Qual empfinden, der einfach nur verbrannt ist? Was soll es nützen,sich an einem einzelnen Begriff „verzehren“ festzuklammern? Die Bibel legt sich selbst aus und vielerorts wird von dauernder Qual gesprochen, wo der Wurm nicht stirbt und das Geuer nicht verlischt, usw usw. Ich habe also durchaus sorgfältig gelesen, nur darüber hinaus mir auch über den Zusammenhang von Bibeltexten Gedankengemacht. Luther bekam Angst vor dem Hebräerbrief. Warum wohl? War es deshalb weil er nicht lesen konnte oder auch sonst ein Depp war?

      1. Dein Verständnis der von dir rezipierten Bibelstellen ist völlig falsch.
        1. Biblische Visionen sind bildlich zu deuten. Z.B. bei Josef: Garben sind Geschwister. Die Himmelslichter sind die Familie. Kühe sind Jahre. Und auch in der Offb 1: „20 Mit dem Geheimnis der sieben Sterne, die du in meiner Rechten gesehen hast, und mit den sieben goldenen Leuchtern ist es so: Die sieben Sterne sind die Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind die sieben Gemeinden.“ Auch der aufsteigende Rauch der Qual ist ein Bild, das für was ganz anderes steht. Offb 20: „Das ist der zweite Tod: der Feuersee.“ Der aufsteigende Rauch ist ein Bild, was in der Bibel mehrfach vorkommt. Die Bedeutung ist ein Vernichtungsgericht. Der Ursprung ist 1. Mose 19: „27 Früh am Morgen machte sich Abraham auf, an den Ort, wo er vor dem HERRN gestanden hatte. 28 Und er blickte hinab auf Sodom und Gomorra und auf das ganze Gebiet der Ebene. Er sah hin, sieh, da stieg Qualm von dem Land auf wie der Qualm von einem Schmelzofen.“
        Andere Stellen mit ewiger Qual gibt es gar nicht.
        2. Schon gar nicht mit Feuer und Würmern. Feuer ist in vielen Stellen ein Bild für ein Vernichtungsgericht. Die Kombi mit Würmern hat Yeschua geklaut aus Jesaja 66: „24 Und sie werden hinausgehen und die Leichen der Menschen sehen, die mit mir gebrochen haben, denn ihr Wurm wird nicht sterben, und ihr Feuer wird nicht erlöschen, und sie werden ein Abscheu sein für alles Fleisch.“
        Es geht hier um Leichen. Leichen empfinden keine Qual. Also lehren Jesaja und Yeschua die Annihilation.
        Im Gegensatz zu Edward Fudge, der die Zusammenhänge alle schon vor Jahrzehnten in „The Fire That Consumes, Third Edition“ erklärt hat, hast du nicht sorgfältig gelesen und die Zusammenhänge nicht verstanden.

        1. ich denke, Matthäus 25,46 sagt etwas anderes „Und sie werden in die ewige Pein gehen, aber die Gerechten in das ewige Leben.“ Parallele zwischen „ewiger Pein“ und „ewigem Leben“ – beide sind dauerhaft. auch siehe Offenbarung 20,10 „…und sie werden gequält werden Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Betonung der zeitlichen Unbegrenztheit der Strafe. Auch das Gleichnis Luk 16,19 ff vermittelt eindeutig den Eindruck einer fortdauernden Bestrafung, wobei bei Gleichnissen natürlich immer eine Unsicherheit bleibt, wieviel Berührungspunkte es mit der Realität gibt.

  3. wo bleibt die Idee
    der Reinkarnation‘
    in der Bibel?
    (pistis Sophia)
    (ORIGENES)
    die Bibel ist doch der größte Betrug an der Menschheit!

    vielen dank

    1. Schade, dass du die Bibel so einschätzt. Mit Pauschalurteilen wird man ihr m.E. nicht gerecht. Zweifellos gibt es etliche Texte, die viel Unheil angerichtet und Menschen zum Bösen verführt haben, andererseits aber auch viele hilfreiche und konstruktive Impulse. Der Gläubige ist aufgerufen, sein Unterscheidungsvermögen auszubilden, um zu erkennen, was der Liebe und Glaubensfreude dient und was nicht. Die Bibel verhilft – richtig angewendet – die eigene Seele besser zu verstehen und sich vor Fehlentwicklungen zu hüten. Einen guten Einstieg bieten die Gleichnisse Jesu, die m.E. tiefgründig und interessant erläutert werden in: Helmut Thielicke, Das Bilderbuch Gottes.

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