Die Lehre von der Irrtumslosigkeit der Bibel (Chicago-Erklärung) wird der Gemeinde sehr oft als der wirksamste Schutz vor glaubenszerstörender Bibelkritik präsentiert. Wenig bekannt ist, dass es inzwischen einen stärkeren und gut begründbaren Schutz gibt.
Schlecht informierte Gläubige halten die Chicago-Erklärung für die für einen Gläubigen einzig mögliche und erlaubte Denkmöglichkeit.
Trifft das tatsächlich zu ?
Fakt ist: Die Chicago-Erklärung verschafft vielen Gläubigen – ohne jeden gedanklichen Aufwand – eine starke Beruhigung des Denkens und Sicherheitsgefühle. Deswegen wird sie von vielen in der Regel dankbar angenommen.
Seit einigen Jahren gibt es ein verbessertes Inspirationsmodell (Bibeltreue Update 2.0), das mit dem Instrument geistlicher Disziplin wirksamer vor glaubenszerstörender Bibelkritik schützt.
Der unbestreitbare Vorteil des neuen Modells: es geht mit ethischen Problemstellen glaubwürdig um und spricht ihre Risiken offen an („giftige Theologie„).
Das leistet die Chicago-Erklärung nicht. Sie hat zwar für viele Gläubige einen glaubensstärkenden Effekt, aber sie geht zugleich mit ethischen Problemstellen der Bibel (wie 5.Mo 22,29, 5.Mo 25,12, 4.Mo 31,17,18 , Matth 27,25; Joh 5,16, Matth 12,36 usw.) in einer fragwürdigen Weise um, indem sie sie ohne überzeugende Begründung pauschal als “irrtumslos“, d.h. de facto „qualitativ hochwertig“ (!) einstuft.
Auf viele Außenstehende wirkt das wie Reden wider besseres Wissen, Ideologie, Wunschdenken, Selbstbetrug. In der Folge wird das anfängliche Interesse für den Glauben und die Bereitschaft, die Bibel weiter zu lesen und ihre Kraft zu erfahren, von vornherein erstickt.
Auch gibt es viele Christen, die sich als Anfänger im Glauben zunächst an der Irrtumslosigkeitdoktrin festgehalten haben, bis es im Zuge wachsender Bibelkenntnis schließlich doch ihr Glaube an die Autorität der Bibel ins Wanken kam. (was bei einem nachvollziehbar begründeten Inspirationsmodell möglicherweise vermeidbar gewesen wäre)
Die dieszügliche Diskussion im Netz wird von vielen bibeltreuen Theologen geflissentlich ignoriert, die ihre Sichtweise trotz der äußerst destruktiven Nebenwirkungen weiter als die „optimale“ und „einzig erlaubte“ präsentieren wollen.
Zu einer demütigen Apologetik gehört meines Erachtens, dass die Schwächen der eigenen Denkvoraussetzungen ehrlich angesprochen und Alternativen diskutiert werden dürfen.
Auf der Basis des verbesserten Modells brauchen wir keine Angst vor Kritik zu haben. Kritische Kommentare sind bei uns ausdrücklich ERWÜNSCHT. Wir veröffentlichen ALLE (!) Kommentare, sofern sie sachlich sind und die Netiquette beachten, auch wenn die zugesandten Argumente besser sein sollten als die unsrigen.
Auf diese Weise findet ein ehrlicher Wettbewerb der Argumente statt.
Eben das machen die Vertreter des Irrtumslosigkeitsmonopols nicht. Wenn bessere Argumente kommen, stellt man sich tot. Man schweigt einfach.
Oder man gibt sich beleidigt und durch berechtigte Kritik verletzt, um dem, der Bessereres vorschlägt, „lieblose Rechthaberei“ zu unterstellen. Das Repertoire für solche üblen Tricks, die ehrliche Rechenschaft ersparen, ist – wie etliche Gläubige aus leidvoller Erfahrung wissen – sehr umfangreich.
Gläubige uninformiert lassen, damit sie die eigene Sichtweise übernehmen, hat das wirklich viel mit „Demut“ zu tun ?
Oder irre ich mich ?