Ja zum Vertrauen auf Gott, der seine Verheißungen treu erfüllen wird. Ja zum Vertrauen auf einen Gott, der uns durch inspirierte Worte im Tiefsten berührt und durch sie auch im Leid die Hoffnung schenkt, dass alles gut werden wird. Ja zum Vertrauen auf einen Gott, der Freude auch dann noch schenken kann, wenn alles verloren erscheint. Ja zum Vertrauen auf einen Gott, der uns das Wunder selbstloser Liebe erleben lässt und frei machen kann von der unseligen kurzsichtigen Fixierung auf uns selbst und auf das eigene Glück.
Das alles wird möglich durch die Kraft inspirierter Gottesworte. Jedem, der vertrauen möchte, wird geschenkt, diese Kraft zu erkennen.
Dieses Vertrauen wird in bestimmten frommen Kreisen verwechselt mit dem Begriff „Bibeltreue“ = die Zustimmung zum Dogma der Fehlerlosigkeit der Bibel bzw. das Verteidigen dieses Dogmas.
Auf diese Weise wird bei vielen Gläubigen sehr schnell und anstrengungslos das Gefühl erzeugt, im Besitz der Wahrheit zu sein. Dieses Gefühl aber bleibt nur solange in einer auf dieses Dogma verpflichteten Gruppe erhalten, solange diese Gruppe sich ängstlich nach außen gegen alle abweichenden Informationen abschottet. Was ist eine „Gewissheit“ wert, die sich auf Angst vor Informationen gründet? Sie ist und bleibt eine wackelige Angelegenheit.
Zudem wirkt das Dogma nachweislich bei vielen Gläubigen vertrauensschädigend. Es verhindert, dass Menschen überhaupt Vertrauen bilden können. Es muss mit fragwürdigen Methoden verteidigt werden: mit Verdrängung unerwünschter Gegenargumente, Verweigern ehrlicher Rechenschaft und Pflege von Oberflächlichkeit und Ignoranz. Ja, nicht selten erscheint sogar die Lüge und der Entzug von Wertschätzung „notwendig“.
Wie zuverlässig kann ein Glaube sein, der auf diese Weise „gestützt“ werden muss? Das soll „Glaube“ sein? Der Glaube, den Jesus sich wünscht? Ist es nicht vielmehr Aberglaube?
Wer Augen im Kopf hat zu sehen, der sehe hin!
Ein Blick in das Vorwort früherer Versionen der Chicago-Erklärung genügt eigentlich, wo die unterzeichnenden Gläubigen mit ihren akademischen Doktoren- und Professorentiteln prunken. Hatte Jesus nicht gesagt: „Ihr sollt euch nicht Lehrer, Rabbi oder Vater nennen lasen, denn ihr seid alle Brüder“ (Mt 23,4)? Diese klare Anweisung Jesu wird gleich auf der ersten Seite missachtet. Und dann soll das ganze Machwerk dem Gehorsam gegenüber dem Worte Jesu dienen? Ist das Treue gegenüber seinem Gebot? Das sollen wir glauben? Kann, das, was auf das Fleisch gesät wurde, je geistliche Früchte tragen?
Die ältesten Schriften des Neuen Testamentes, der Galaterbrief und der Thessalonicherbrief, fordern die Christen auf, ALLES zu prüfen (Gal 1,8 / 1Thess 5,17). Dieses Prüfungsrecht umfasst damit folglich auch alle Folgeschriften der Bibel. Durch die Kraftwirkung des Geistes Gottes kann der gutwillige Gläubige auch für solche Fragen kompetent werden (1Kor 2,15). Doch die Vertreter der Chicago-Erklärung erklären eine Überprüfung ihres Dogmas zur Sünde, zur Sünde des Misstrauens, Unglaubens, ja zur Sünde des Abfalls vom Glauben.
Das Titelgeklapper der Unterzeichner war keine Sünde? Die Pflege von Ignoranz und Oberflächlichkeit, das fromme Lügen, die Behinderung von Berichten über schädliche Nebenwirkungen des Dogmas insbesondere die Weigerung, Martin Luthers Warnung vor destruktiven Stellen im Hebräerbrief in bibeltreuen Gemeinschaften bekanntzumachen, sind keine Sünden?
Wer Augen im Kopf hat, scheu doch mal genau hin!
Natürlich prüfen wir hier! Prüfen ist Gehorsam! Denn ohne die Ausübung dieses Prüfungsrechts droht die Verführung in frommer Form (Gal 1,8). Deswegen ist auch die Prüfung des Fehlerlosigkeitsdogmas zum Schutz des ursprünglichen Evangeliums unbedingt nötig:
Hier: Prüfung der Chicago-Erklärung an hochrangigen Normen der Bibel
Nur wenn man von gruppenpsychologischer Manipulation, von faulen theologischen Tricks, vom Buhlen um Zustimmung und Machterhalt, vom frommen Lügen völlig frei bleiben kann, hat der Glaube eine Chance, nicht mehr durch Allzumenschliches („frommes Fleisch“) verunreinigt zu werden, haben Glaubwürdigkeit, Überzeugungskraft und ungetrübte Gemeinschaft eine echte Chance.
Deshalb: Ja zum unbedingten Vertrauen in die Verheißungen Gottes – Nein und nochmal nein! zum „bibeltreuen“ Angebot, das je länger je mehr als ein der Glaubwürdigkeit schadendes Eigentor erkannt wird.