Wann ist bibeltreue Wissenschaft sinnvoll?

Das ist mehr als erstaunlich, wenn heute gewisse Theologen die Beiträge dieser Webseite wegen angeblicher „Unwissenschaftlichkeit“ als bedeutungslos fĂĽr den Glauben abtun. Auf diese Weise können sie sich partout weigern, ĂĽberfällige Verbesserungsvorschläge zu diskutieren – ganz ohne Argumente !

Dazu erstens: Eine wichtige Vorarbeit jeder wissenschaftlichen Arbeit ist das Sammeln und Ordnen ALLER relevanten Informationen. www.matth2323.de hat sich zur Veröffentlichung ALLER konträren Argumente und Kritiken öffentlich verpflichtet – ein Qualitätsstandard, den besagte Theologen bis heute nicht erreicht haben!

Martin Luthers seelsorgerliche Warnung vor gewissen Textteilen im Hebräerbrief wird bis heute nicht öffentlich diskutiert. In vielen Gemeinden ist sie daher unbekannt (seltene Ausnahmen bestätigen die Regel!)

Hier kannst du selbst ĂĽberprĂĽfen, ob seine Warnung ernst zu nehmen ist oder nicht: hebraeerbrief.de

Zweitens: Das Argument der „Wissenschaftlichkeit“ ist in Glaubensdingen kein herausragendes Qualitätskriterium und keine Garantie fĂĽr die Richtigkeit der Ergebnisse, auch wenn gewisse Arbeitstechniken von Nutzen sind.

Wer so argumentiert, macht deutlich, dass er die Bibel sehr oberflächlich liest.

Denn auch zur Zeit Jesu gab es theologische Fachleute,  die sich mit hohem intellektuellen Niveau um das Verstehen der Heiligen Schrift bemĂĽhten: „die Pharisäer und Schriftgelehrten„. Indes berichtet die Bibel, dass die JĂĽnger Menschen waren, die diese Bildung nicht hatten. Dennoch verstanden sie Jesus viel besser.

Zwischen Jesus und den Theologen kam es schnell zum Konflikt. Denn sie sahen sich als „Meister der Schrift“ mit der Aufgabe betraut, ĂĽber den Glauben zu wachen. Jeder anerkannte „Meister der Schrift“ fĂĽhrte damals den Titel „Rabbi“ („Lehrer“).

Hat Jesus die Titel dieser „Fachleute“ und ihre Funktion des Glaubenswächters respektiert ?

Ich aber sage euch: Ihr sollte euch nicht Lehrer nennen lassen, denn einer ist euer Meister Christus – ihr aber seid alle BrĂĽder.  … Ihr sollt euch auch nicht Meister nennen lassen. Nur einer ist euer Meister, nämlich Christus. … Denn wer sich selbst erhöht wird erniedrigt werden und wer sich selbst erniedrigt wird erhöht werden. (Mt 23, 8+10+12)

Was können wir aus diesem Satz entnehmen?

Sicherlich nicht, dass Erkenntnisse der Wissenschaften, die sich mit der materiellen Rekonstruktion der Vergangenheit (z.B. Handschriften, Ausgrabungen usw.) oder mit alten Sprachen befassen, irrelevant sind. In den Hilfswissenschaften machen akademische Titel Sinn, die einen umfassenden Kenntnisstand auf dem jeweiligen Fachgebiet bezeugen.

Wenn es aber um das Verstehen von Glaubenswahrheiten geht, so signalisieren akademische Titel zu Unrecht einen Erkenntnisvorsprung. Denn es gibt keine „Glaubensexperten“, die durch das Anhäufen frommen Wissens Weisungsbefugnis gegenĂĽber anderen Gläubigen erwerben (1Joh 2,27!) und ihnen haushoch im Glauben ĂĽberlegen sind (Jak 4,6).

Es gibt auch keine Experten, die fĂĽr einen anderen Gläubigen festlegen könnten, welche Auffassung von Inspiration („Bibelbrille„) er haben mĂĽsste. Jeder Gläubige hat das Recht, die Stärken und Schwächen verschiedener Inspirationsauffassungen zu vergleichen und sich nach bestem Wissen und Gewissen ein Urteil zu bilden ĂĽber die jeweilige Auswirkung auf Urteilsvermögen, Ăśberzeugungskraft, seelische Stabilität und Entwicklung der Persönlichkeit

Jesus hat von keinem seiner JĂĽnger „Wissenschaftlichkeit“ gefordert. Gerade im Fach Theologie wird die hemmungslose Anhäufung toten Wissens und das Prunken mit intellektueller Ăśberlegenheit gerne dazu missbraucht, sich gegen Korrektur abzuschotten. („SemmelweiĂź-Reflex„) Der Apostel Paulus: „Wissen bläht auf – die Liebe baut auf“ (1.Kor 8,1)

Falsche Motive machen blind fĂĽr geistliche Wahrheiten: „wie könnt ihr glauben, die ihr von einander Ehre nehmt.“(Joh 6,44)

Was erwartete Jesus von Jüngern, die seine Botschaft weitertrugen ? Aufrichtigkeit, Demut, Selbsterkenntnis und Sündenerkenntnis, Respekt vor geistlichen Prioritäten, Liebe zur Heiligen Schrift.

Sicher auch die Demut, sich von einem einfachen Menschen auf etwas hinweisen zu lassen, was falsch und destruktiv ist und unverzĂĽglich gebessert werden mĂĽsste.

Das ist das Problematische am Fach Theologie. Es werden nicht nur Kenntnisse der Hilfswissenschaften vermittelt, die unabhängig vom innerlichen Zustand gültig sind, sondern Theologie soll auch den Bereich der Glaubenswahrheiten, ihre Vermittlung in Lehre und Gemeindeleitung abdecken.

Spirituelle Erkenntnis kann man sich jedoch nicht durch Studieren aneignen. Sie wird in ganz unterschiedlichem Maß vom Heiligen Geist verliehen oder entzogen, einmal im Maß der persönlichen Glaubenserfahrung (Röm 12,3), sowie entsprechend der inneren Reife und Fähigkeit zu lieben (Kol 2,2), dann aber auch aufgrund der souveränen Entscheidung Gottes selbst. (1.Kor 12, 8). Das ist der Grund, weshalb sich Jesus so deutlich vom Gebrauch von theologischen Titeln distanziert hat.

Nicht wenige angeblich „bibeltreue“ Gläubige sind davon ĂĽberzeugt, dass sie den Glauben fördern, wenn sie dem, was theologische Gelehrte ĂĽber den Glauben sagen, mehr Gehör schenken als einem Gläubigen, der keinen Titel aufzuweisen hat.

Die Unsinnigkeit dieses Verhaltens illustriert nun der folgende schöne

Witz

Eines Tages fuhr ich mit dem Zug nach Hamburg. In meinem Abteil saß ein älterer Herr, der bald mit mir ein Gespräch anfing. Er stellte mir eine Frage nach der anderen, um mein Wissen zu prüfen.

Als ich viele der Fragen  nicht beantworten konnte, wurde der Ton schärfer. „Wieviele Werke hat GĂĽnter Grass verfasst ?  Wer hat die Marseillaise komponiert ?  Wann starb Napoleon  ? Und ? Und ? Und  ?“

SchlieĂźlich sagte er ärgerlich:  „Sehen Sie ? Sie wissen nichts ! Und das ist schlimm. Es ist ĂĽberhaupt schlimm, wie wenig die Menschen heute wissen. Das meiste Elend in der Welt ist die Folge von Unwissenheit! Ich fahre gerade nach MĂĽnschen zu einem Kongress zur Bekämpfung der Unwissenheit, um – anders als Sie – meinen Beitrag zu leisten.“

„Entschuldigen Sie“, wagte ich zu sagen. „Aber etwas Entscheidendes weiĂź ich dennoch.“ – „Was wissen Sie ?“ brauste der Alte auf.

„Ich gebe zu, dass ich nicht weiĂź, mit wem Cäsar zu Abend speiste und zu welcher Spezies die Rollmöpse gehören,“ erwiderte ich ruhig. „Aber ich weiĂź, dass dieser Zug, in dem wir beide sitzen, heute nach Hamburg fährt und nicht nach MĂĽnchen – und dass ich richtig eingestiegen bin.“

Artikel aktualisiert am 14.05.2025

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