Halt doch einfach den Mund!

Anfang 2009 wurde eine ausführliche Dokumentation über die gesundheitsschädlichen Risiken der Chicago-Erklärung an einen hochrangigen Dozenten einer bibeltreuen theologischen Hochschule geschickt, die Pfarrer für bibeltreue Gemeinden ausbildet.

Per Email kam folgende Antwort:

Sehr geehrter Herr…,
ich grüße Sie und Ihren Vater freundlich.
Ich bitte aber, darauf zu verzichten, mir Buchmanuskripte und Einschreibbriefe zu senden.
Ich möchte solche Manuskripte nicht kommentieren. Wenn Sie überzeugt sind, mich kritisieren zu müssen, dann müssen Sie es eben tun. Ich will das nicht kommentieren. Evtl. werde ich mich mit veröffentlichten Meinungen auseinandersetzen bzw. wenn nötig, wehren. Wir leben in einem freien Land. Das gilt für alle Seiten.

Es hat kritische Stimmen gegeben, von denen ich lernen konnte; aber es muss mir nicht jede Kritik sinnvoll erscheinen, und ich muss nicht jede Kritik schon kommentieren, bevor sie veröffentlicht ist. Ein seltsames Verfahren.

Sicherlich haben Sie auch keine Vorstellung, wie viele Zuschriften mit Anforderungen zu Stellungnahmen u.v.a. jemand bekommt, der an der Öffentlichkeit steht.

Von daher bitte ich Sie und Ihren Vater einfach nur, dass Sie mich in Frieden lassen.

Mit freundlichen Grüßen  ….

Meistens ziehen es ja Vertreter solcher “bibeltreuen” Institutionen vor, überhaupt nicht zu antworten. Daher durfte ich eigentlich dankbar sein, dass überhaupt eine Antwort kam. Doch was für eine! Dem Herrn Professor ist es offensichtlich nicht bekannt, dass man über noch nicht gedruckte, sogenannte “graue” Literatur einen Informationsvorsprung gegenüber der Öffentlichkeit bekommen und diesen auch nutzen kann. In Doktorarbeiten darf diese Art Literatur durchaus zitiert werden. Der Herr Professor jedoch scheint diese Tatsache nicht zu kennen – zumindest meint er, dass diese Selbstverständlichkeit “ein seltsames Verfahren” sei.

Die graue Literatur indes enthält wahrlich brisante Informationen! Vorsichtshalber lässt er sie erst gar nicht an sich heran. Der einzige, den er bedroht sieht, ist er selbst, und er kündigt schon an, dass “er sich wehren wird“. Warum er sich wehren will, erfährt man nicht. Man erfährt nur, dass er sich auf jeden Fall wehren wird, sobald etwas Kritik in gedruckter Form kommt. Hat der Glanz der Unfehlbarkeit seiner Lehre auf ihn abgefärbt, sodass er sich inzwischen über jeder Kritik stehend einschätzt?

Diesem Verdacht will er nun auch keine Nahrung geben. Und beteuert deswegen, “es habe kritische Stimmen gegeben, von denen er hat lernen können“.  Aber meine Kritik “erscheint ihm nicht sinnvoll“. Aus einer sorgfältigen Untersuchung gefährlicher Nebenwirkungen, detailliert begründet und anschaulich dargestellt,  kann er offenbar nichts lernen. Was mag der Grund für dieses Nicht-Können sein? Habe ich die betreffenden Stellen versehentlich mit weißer Farbe auf weißes Papier gedruckt?

Welchen Grund nennt sein Brief? Und hier wird es wirklich perfide. Dem Herrn Professor scheint es nötig, darauf hinzuweisen, dass “wir in einem freien Land leben” und ermahnt mich, dass “das für alle Seiten gilt.” Meint er, dass ich mit meinem Manuskript eine “Freiheit” einseitig für mich in Anspruch nehme, die mir nicht zusteht, und ihn unfair benachteilige? Oder will er mir hier vorwerfen, dass ich ihm die “Freiheit”, die ihm als berufenen Lehrer zusteht, die “Freiheit”, sich nach Belieben taub und blind zu stellen, kaputtmache?

Das sind in der Tat klare Prioritäten! Der Professor sieht “seinen Frieden” gestört, wenn man ihm nachweist, dass er mit einer bestimmten Ideologie manche Mitchristen in Gefahr bringt. Und das ist unzumutbar, wo er doch dank seiner Verdienste das Recht auf ein Leben auf hohem Niveau, mit einem hohem Einkommen, mit Einfluss und mit viel Anerkennung gepachtet hat. Insbesondere ich “habe ja gar keine Vorstellung“, welche wichtige und privilegierte Persönlichkeit er ist und welche Zumutung es für ihn sein muss, von unbedeutenden und unbekannten Menschen, wie “mein Vater und ich” es nun einmal sind, informiert zu werden.

Ob einzelne gutwillige Gläubige dank seiner Unehrlichkeit in tiefster Verzweiflung dahinvegetieren, ob sie ohne ein Minimum an Lebensqualität in ständiger Angst leben müssen, ja ob sie vielleicht, weil sie gar kein Licht mehr am Ende des Tunnels sehen, ihrem Leben ein Ende machen, fällt da natürlich kaum ins Gewicht.

Was kann man da noch sagen? Man wird wohl kaum noch einmal mit ihm sprechen. Aber über ihn zu sprechen und vor ihm zu warnen, wird sich wohl kaum vermeiden lassen.

P.S. Es soll nicht der Eindruck entstehen, dieser Professor sei eine Ausnahmeerscheinung. Es tut mir leid, sagen zu müssen, dass ich  im Laufe der Jahre nicht wenige leitende Persönlichkeiten der “bibeltreuen” Szene angetroffen habe, Dozenten, Pastoren, Leiter von Gemeinden und frommen Institutionen, die mit eben dieser Kombination von Arroganz und Ignoranz reagieren. Probiere es doch einmal selbst aus! Frage doch einmal nach, ob die Mitglieder der Gemeinde oder Institution durch Plakate,  durch  Flyer oder Visitenkarten informiert werden dürfen.

Artikel aktualisiert am 14.10.2024

3 thoughts on “Halt doch einfach den Mund!”

  1. Liebe Schwester M.,
    Danke für Ihr Vertrauen, dass Sie uns geschrieben haben. Wenn sich ein Schreiben nur schwer einem unserer Beitrag zuordnen lässt, dann kann man es über unter Kontaktformular (https://matth2323.de/kontakt/) abschicken. Es erscheint dann dieser Webseite als eigener Beitrag.unter dem Menüpunkt “Blog”.

    Zwei Ihrer Kommentare aber passen gut zu unserem Aufsatz Gift Nr. 18 – 18. Behauptung: “Das Anhören nicht-christlicher Musik ist Sünde. Es ist wahrscheinlich, dass auf diesem Weg Besessenheit (Dämonen) übertragen wird, die man nur sehr schwer wieder los wird.” Sie finden also 2 Ihrer Kommentare und unsere Antwort jetzt unter
    https://matth2323.de/gift-nr-18/

    Lieben Gruß Benignus

  2. … Auf YouTube gibt es unzählige Bibel-Videos von verschiedenen Moderatoren. Manchmal habe ich unter besonders verstörenden Videos, in denen die Verdammnis in aller Brutalität erklärt wird und der Moderator oder mehrere mit den Usern sprechen, als wären sie nur Mörder und Verbrecher, manchmal Kommentare mit diversen Fragen geschrieben. Die Antworten: „Du bist NICHT im Buch des Lebens eingetragen, du hast NICHT den Hl. Geist; allein durch deine blöden Fragen über (diverse) Worte der Bibel sieht man, dass Du vom bösen Feind geleitet wirst. Kehr um, tu Buße, oder der Weg in die Verdammnis ist dir sicher!“ – „Frag bitte nichts mehr, Antichrist.“ – „Du bist ein satanischer Punk!“ Die Antworten der anderen: „Amen Bruder, in Jesu Christo!“ – „Amen, Bruder“. – „Ich liebe Gott über alles, Amen.“ — Nichts gegen diese Antworten, diese Menschen geben sich Gott ohne jeden Zweifel und ohne Zögern hin, auch wenn das Armageddon auf grausigste Weise geschildert wird. – Ich habe es schon in der Klosterschule im Religionsunterricht so gehört, also müsste ich daran gewöhnt sein.

    Dr. Roger Liebi (und nicht nur er) sagt, „wer Angst vor Krankheit und Tod hat, hat Gott und die Bibel nicht verstanden.“ – Mag ja stimmen. Mir ist klar, dass wir laut Bibel die Welt nicht lieben dürfen … aber um Himmelswillen, wir kennen nichts anderes, sie ist unsere Heimat. Und ich möchte den Menschen sehen, der keine Angst hat vor Krankheit, vor Abhängigkeit von anderen am Ende des Lebens, vor einer vielleicht lange dauernden, grauenhaften Behandlung im Krankenhaus. – Aber vielleicht erlebe ich das Armageddon gar nicht mehr, obwohl auch ich begreife, dass wir in der Endzeit leben. Ich gebe zu, dass ich ein Feigling bin. Die Aussicht, dass Felsen vom Himmel fallen und dass man vielleicht in einer Erdspalte langsam erstickt, flößt mir schon Angst ein. —

    Was ich auch bei Rezensionen von fragwürdiger Musik blöd finde, ist die Behauptung, dass man durch solche Musik unweigerlich von selbst bösartig wird. Der Rhythmus ist gewaltig, er stimuliert das Gehirn angeblich zu bösen Taten, zu Gewalt an anderen Menschen, sogar zu Mord und im schlimmsten Fall kann man Lust bekommen, nach dem Genuss von Rockmusik ein ganzes Einkaufszentrum in die Luft zu sprengen. – Ich habe mit meinen Freunden beiderlei Geschlechts jahrzehntelang Rockmusik gehört, wir haben dazu getanzt od. nur zugehört, auf die Texte kaum geachtet … niemand von uns ist gewalttätig geworden, niemand hat einen Mord begangen geschweige denn ein Einkaufszentrum in die Luft gesprengt. — Ich möchte dazu auch sagen: Es ist wohl wahr, dass Jugendliche, die bereits besoffen und auf Droge ein Rockkonzert besuchen, hinterher das Mobiliar zertrümmern oder andere schlimme Sachen anstellen. ABER: in meiner Kindheit habe ich mit den Eltern manchmal bäuerliche Dorffeste besucht, wo es auch ländliche Musik und Tanz gab. Nicht selten kam es dabei zu Raufereien, teilweise mit schweren Kopf- oder sonstigen Verletzungen, weil mehrere Burschen sich um dasselbe Mädchen stritten oder weil sie einfach gern gerauft haben … das war zu einer Zeit, als es „schlimmstenfalls“ weltliche Schlager gab, aber die Rockmusik noch gar nicht existiert hat. — Aber ALLE Bibel-Experten verteufeln diese Musik. Auch wenn ich sie jetzt selten oder gar nicht höre, muss ich bereuen, dass ich lange Zeit Freude daran gehabt habe? Bitte um Verzeihung wegen des langen Kommentars. – Ich wünschte, diese Experten würden begreifen, was sie mit ihren Drohungen anrichten. Mir verschlimmern sie jedenfalls mein Leiden.

  3. Sehr geehrte Damen und Herren,

    kann bzw. darf ich von Ihnen erfahren, ob Dr. Roger Liebi, der mir von allen Strenggläubigen dringendst empfohlen wird, uns den Glauben an Gott auf richtige Art zeigt?

    Vor allem … obwohl ich schon krank bin und kaum Lust habe, Musik zu hören, so war ich jahrzehntelang Rockfan. Dr. Roger Liebi ist einer von denen, die Rockmusik als unbedingt verwerflich, gefährlich und den sicheren Weg in die Verdammnis bezeichnet. – Einer dieser Bibelexperten auf YouTube sagte einmal wörtlich: „Wenn ein Christ in einem Beicht- oder sonstigen Gespräch mit mir nebenbei erwähnt, dass er Rockmusik hört, den schicke ich sofort weg und rede gar nicht mehr mit ihm. Wer Rockmusik hört, kann kein Christ sein, weil er zwei Herren dient.“ – Nun … inzwischen weiß ich leider, dass die meisten guten Musiker nicht nur Atheisten sondern überwiegend sogar Satanisten sind. Leider war auch David Bowie, die unerreichbare Liebe meines Lebens, Satanist. Ich konnte es lange nicht glauben, weil sich satanische Musiker recht seltsam und verstörend auf der Bühne benehmen, schon deshalb, weil sie voll auf Droge auftreten. – Bei Bowie war das vielleicht in der Jugend der Fall, später nicht mehr. Aber sein letztes Album „Black Star“ ist durch und durch „dark“ – schlimmer möchte ich es nicht ausdrücken.

    Es gibt ein grausiges Video von Fritz Springer, der angeblich lange Zeit bei einer berühmten Rockband gespielt hat. Er hat allen Rockfans geraten, umzukehren, Buße zu tun, nur mehr christliche Musik zu hören und ALLE Rockalben zu verbrennen, weil sie Teufelswerk seien. Nun, ich gebe zu, dass da etwas Wahres dran ist. Aber wenn der ehemalige Luzifer und jetzige Satan für ALLE Künste verantwortlich war bzw. als Satan noch immer ist, dann ist eigentlich alle Kunst Teufelswerk. – Das ist wohl auch Blödsinn, man kann auch von Gott zu künstlerischen Werken inspiriert werden, weil auch Musik ursprünglich von Gott geschaffen wurde. — Was das Verbrennen der Rockalben betrifft: Das ist extrem umweltschädlich. Man darf sie auch nicht in den Restmüll werfen, weil Schallplatten und Tonträger (lt. Auskunft von unserem Hausmeister) elektronische Medien sind, die im Restmüll nichts verloren haben. Verschenken oder für andere Menschen zugänglich machen darf man sie auch nicht, weil man diesen Menschen dadurch Schaden zufügt – wenn ich keine Rockmusik hören darf, weil sie Teufelswerk ist, dann darf ich als Christ solche Musik erst recht nicht an andere weitergeben. – Jemand hat sogar behauptet, wer nur ein einziges Rockalbum besitzt, hat schon einen Deal mit Satan gemacht und ist verloren.
    Das macht mich fertig und wenn ich einmal nicht an die Krankheit denke, verursacht mir diese Tatsache (?) Übelkeit. Bitte entschuldigen Sie den langen Text. Freundliche Grüße! Elisabeth Zamecnik

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