H. zu „Keine Kompromisse“ (David Platt)

 

Autor: H.

Liebe Glaubensgeschwister,

das Buch habe ich gelesen und möchte Ihnen erste Gedanken dazu übermitteln, nachdem Sie erlauben, Meinungen äußern zu dürfen.

Zu meiner Person: Von Geburt im Jahr 1956 Katholik, 1979 ausgetreten, 1980 – 2000 bei www.srac.de, 2000 – 2017 eher weltlich, 2017 fand ich zum Herrn durch dessen unmittelbares Wirken an meinem Herzen zurück. Eine Gemeinde suche ich nicht um jeden Preis, die Auffassung von „Gemeinde“, wie Bruder Platt sie äußert, spricht mich an. Von Beruf bin ich Verwaltungsbeamter in der 3. Qualifikationsebene.

Meine heutigen Äußerungen (04.03.18) können den Eindruck erwecken, daß ich alle möglichen Argumente vorbringen möchte, um Jesus nicht im Sinne von Platt nachfolgen zu müssen. Vor Lesen des Buches habe ich mir Nachfolgetexte aus der Bibel zusammen geschrieben. Mir sind seit der Zeit in der Sabbatruhe-Advent-Gemeinschaft (SRAC) der Ernst und die Konsequenzen der Nachfolge bewußt.

Diese Gruppe haben meine Frau und ich verlassen, weil sie gesetzlich und selbstzentriert wurde (wie Platt schreibt: „Christen unter Quarantäne“ – S. 102).

Es gab dort immer mehr übertriebene Forderungen. Ziel: Durch eigene Anstrengungen vollkommen zu werden (in falscher Auslegung von Mt. 5,48), damit Jesus zu dem vollkommenen Volk der 144.000 auf diese Erde zurückkehren kann. Die SRAC ist sehr stark von den Schriften der (falschen) adventistischen Prophetin Ellen Gould White beeinflusst und setzt diese mit der Bibel gleich.

Meine ersten Gedanken (danach möchte ich Ihr Buch mit einem befreundeten Ehepaar besprechen, das sehr gläubig ist und wie ich lange Zeit bei der SRAC dabei war):

  1. Mir fällt auf, daß sich David Platt auf Römer 2,13-16 nicht einlässt. Aus diesen Texten ergibt sich, dass alle Menschen Gott erkennen können, vgl. auch Röm. 1,20+21. Siehe auch Werner Gitts Predigt „Die Botschaft der Sterne.“ Von daher kann ich den Zwang nicht sehen, daß wir unsere Nationen verlassen müssen zur Verkündigung in aller Welt. In unseren eigenen Ländern gibt es genug zu tun, finde ich. Bekehrte sollen in ihren eigenen Nationen tätig werden. Schon allein in der eigenen Ehe, Kollegen- und Freundeskreis usw. Meine eigenen Aufgaben sehe ich derzeit geographisch gesehen auf Bayern begrenzt an. Mein gleichaltriger gläubiger Freund sagte, daß wir für Mission vom Alter her nicht mehr die Kraft haben.
  2. Menschen, die zu uns kommen, weil sie unseren materiellen Wohlstand haben möchten und sonst nichts (!), sehe ich nicht als Zielpersonen für die Verkündigung des Evangeliums an. Zudem darf Mission nicht zu falscher Verbrüderung führen, siehe die Predigt von Pastor Olaf Latzel vom 18.01.15 sowie die Predigten von Pastor Jakob Tscharntke im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise 2015. Konsequente Haltungen zur Abgrenzung gegenüber falschen Lehren und entsprechendem Austritt aus solchen Gemeinden vertritt auch Dr. Lothar Gassmann, wenngleich ich seinen falschen Israel-Glauben nicht teilen kann.
  3. Lt. den „Glaubensnachrichten“ des christlichen Fundamentalisten Norbert Homuth aus Nürnberg (die genaue Ausgabe finde ich momentan nicht) sind nahezu alle Auserwählten Christi bereits versiegelt, was man daran erkennt, daß sich immer weniger Menschen vom Evangelium ansprechen lassen, was meine eigene und auch die anderer leidvolle Erfahrung ist. Materiell Arme, für die sich einzusetzen David Platt ausspricht, wollen oft nur Reichtum bzw. Befreiung von ihrem irdischen Los, aber deshalb noch lange nicht Jesus Christus. Bei dieser Sichtweise geht man meines Erachtens an der Realität der natürlichen menschlichen Herzen vorbei (Schlußfolgerung aus Lk. 17,15)
  4. Seit etwa 1995 hat sich in der SRAC immer mehr geistlicher Zwang breit gemacht. Meine Freunde und ich nehmen an, daĂź das auch nach unserem Austritt so geblieben ist. In dem Buch „Die zerstörende Kraft des geistlichen MiĂźbrauchs“ von David Johnson bzw. Jeff Van Vonderen wird diese Vorgehensweise gut beschrieben. Dieser Zwang tritt das geistliche Priestertum des einzelnen Gläubigen (1. Ptr. 2,5+9) schlichtweg mit FĂĽssen. In allen christlichen Gruppierungen gibt es dominante Menschen, die Herrschaft und Zwang ausĂĽben bzw. dies auch wollen. Ich glaube, daĂź ich diesem Geist bei einem telefonischen Kontakt mit www.was-christen-glauben.info wieder begegnet bin. Ich kann mich hier getäuscht haben, habe diesen Kontakt aber wegen meiner EindrĂĽcke nicht weiter verfolgt, auch wenn ich die Webseite nach wie vor fĂĽr gut halte, wenngleich ich nicht alle dort geäuĂźerten Auffassungen teile. – Wegen dieser menschlichen Neigung (die es eben auch sehr verbreitet unter Gläubigen gibt bzw. solche, die glauben, Gläubige zu sein) – bin ich sehr zurĂĽckhaltend, was Kontakte anbetrifft und Mitgliedschaft in einer Gemeinde. Dominant veranlagte Menschen merken manchmal gar nicht, daĂź sie andere beherrschen. Damit meine ich nicht die natĂĽrlichen Temperamente. Gespanne wie Petrus und Johannes sowie Luther und Melanchthon waren wohl notwendig wegen der menschlichen Unausgeglichenheit.
  5. Die Beanspruchung des Alleinvertretungsrechtes als Gesandte Gottes – wie dies heutigentags beispielsweise der erwähnte Norbert Homuth sowie Rudolf Ebertshäuser zu erheben scheinen (und viele andere, auch in meiner Verwandtschaft habe ich Probleme mit solch einer Person und ich muß mich selbst sehr hüten, bei diesem Punkt nicht den Balken in meinem Auge zu übersehen) mißachtet die Grundsätze aus dem vierzehnten Kapitel des Römerbriefes. Es wird soviel wegen dem Wort gestritten und die wenigen wesentlichen Grundsätze, die uns der HERR anbefohlen hat, werden dabei völlig übersehen. Die Anwendung von Titus 3,9 täte uns allen gut, glaube ich. Insofern ist das Buch von David Platt eine Wohltat, es öffnet uns allen die Augen und greift andere nicht in der oft sonst üblichen Weise an.
  6. Momentan sehe ich, zu prüfen, welchen Werken Gottes (!!) ich Mittel bis zur Schmerzgrenze (wie dies Platt ja so anspricht) gebe, nachdem ich selbst nur von einem Talent ausgehe, das ich erhalten habe, aber nicht vergraben will (Mt. 25,25). Ich muß Abstand davon gewinnen, daß ich die Mittel, die ich der SRAC gab, von den Empfängern zweckentfremdet worden sind. Es ist deren Verantwortung. Ich möchte wegen dieser schmerzlichen Erfahrung aber künftig weiser bzw. überlegter vorgehen. Wegen dieser Mittelübergaben habe ich wahrscheinlich kein eigenes Häuschen, dazu vernahm ich tröstend sinngemäß Joh. 14,2. Jetzt müsste ich es lt. Platt sowieso veräußern.
  7. Mein persönliches Gebetsleben möchte ich mir nicht Wort für Wort von anderen vorkauen lassen. Für grundsätzliche Hinweise bin ich dankbar.
  8. An einem persönlichen Kontakt mit Angehörigen Ihrer Gruppe im Raum München/Ingolstadt bin ich interessiert (Gedanken- und Erfahrungsaustausch). Im Hinblick auf 4. und 5. sollte er auf Augenhöhe stattfinden.
  9. Die vielen offenen Fragen, die Platt erwähnt, würden mich schon interessieren.
  10. Das wär`s für heute. Eine inhaltsreiche Antwort würde mich freuen, auch wenn sie kritisch ist (diese könnte mir ja die Augen (weiter) öffnen).

Artikel aktualisiert am 23.10.2023

1 thoughts on “H. zu „Keine Kompromisse“ (David Platt)”

  1. Durch dich habe ich zum ersten Mal von Platts Buch erfahren. Ich habe es mir nicht gekauft (habe schon zuviele BĂĽcher), sondern mich ĂĽber den Link
    https://das-wort-der-wahrheit.de/2019/03/keine-kompromisse-ein-zwiespaeltiges-buch-ueber-ein-wichtiges-thema/
    ĂĽber seine wichtigsten Thesen informiert.

    a) Jeder Christ ist verpflichtet, unter anderen Nationen zu missionieren, „in alle Welt zu gehen“
    b) jeder Christ ist verpflichtet, alle seine Habe „den Armen“ zu opfern.

    Meine Meinung zu
    a) Das ist per se unmöglich: viele Gläubige haben weder die physische Kraft, noch die psychische Stabilität, noch die Reife und Glaubenserfahrung, um andere zu belehren, noch das geistliche Format um zu überzeugen. das Nachplappern christlicher Propaganda ist keine Mission. Ja noch schlimmer: es ist Anti-Mission. Christliche Propaganda stößt viele Menschen vom Glauben ab. Deshalb wird hierzulande aus tausenden Mündern und Kanälen unablässig geplappert und bitter wenig überzeugt.

    Richtig ist: es ist gut seine Netze möglichst weit auszuwerfen, nicht von vornherein sein Leben zum eigenen Vorteil zu verplanen, sondern prüfen, inwieweit man möglichst vielen Menschen ein Segen sein kann.

    b) Wenn Platt versucht, Gläubige dazu über das schlechte Gewissen zu motivieren, so verabreicht er seelisches Gift (Nr 2 bis 4) Ich kann insbesondere junge Menschen nur warnen, sich darauf einzulassen, wenn sie nicht enormen Frust und frühzeitiges burnout vermeiden wollen.

    Andererseits ist es wichtig, dass jeder Christ von vornherein den Segen erkennt, wenn er sich mit einem bescheidenen Lebensstil einrichtet, um möglichst viel Geld fĂĽr Menschen in Not einzusetzen. Dazu gehören auch arme Gläubige in der Gemeinde vor Ort. Die Freude, die dieser Einsatz auslöst, gibt dem eigenen Leben Sinn und schafft mehr Zufriedenheit, als wenn man zeitlebens materiellen GenĂĽssen hinterherjagt. Die ĂĽbliche fragwĂĽrdige Lehre sagt, dass „es genĂĽgt“, wenn der Gläubige auch von einem Luxuseinkommen nur den Zehnten gibt. Das ist Unsinn. Wozu muss der Gläubige ein Luxusauto haben, um die halbe Welt urlauben, kostspielige Hobbies pflegen, wenn es Glaubensgeschwister gibt, die in tiefster Not vegetieren? Besser ein schlichtes Auto fahren, Urlaub in naheliegenden schönen Gegenden machen und dafĂĽr eine paar Patenkinder mehr versorgen.

    Was die Lebensfreude betrifft: so gilt der gute alte Grundsatz: Weniger ist mehr!

    Wer sein Leben gewinnen will, wird es verlieren. Wer fĂĽr sich das meiste herausholen will, wird sehr wenig fĂĽr sich herausholen.

    Und Jesus ist es ja wichtig, dass jedes seiner Kinder ein von Freude geprägtes Leben führt.

    Bescheiden leben fördert die Tugend der Freundlichkeit, der Dankbarkeit, der Zufriedenheit, der Bescheidenheit: alles, was die eigene Lebensqualität deutlich steigert.

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