16. Behauptung: “Krankheit ist ein starkes Indiz für mangelnden Glauben oder heimliche Sünde.”
Krankheit kann die Folge von Fehlverhalten sein: ein sexuell zügellos lebender Mensch kann sich AIDS einhandeln, ein rücksichtloser Fahrer im Verkehr kann verunglücken, ein Drogenkonsument kann abhängig und gesundheitlich ruiniert werden, ein “Workoholic” kann an seinem Herzinfarkt selbst schuld sein.
Doch viel häufiger ist die unverschuldete, schicksalhafte Krankheit. Sie wird auch heute noch immer wieder von gewissen frommen Leuten als Strafe Gottes gedeutet. Wie blind muss man da sein! Was lässt nur Gläubige an solchen erbarmungslosen Ansichten festhalten?
Der Pharisäismus hat viele Varianten. Manche führen eben nicht nur ihren Berufserfolg, sondern auch ihre Gesundheit ausschließlich und einzig auf ihre moralische Überlegenheit zurück. Gott hat sie damit gesegnet, er konnte gar nicht anders, als sie zu belohnen (vgl 5.Mo 28), sodass sie nun weniger frommen Menschen, die leiden müssen, als leuchtendes Beispiel dienen.
Jesus hat in aller Deutlichkeit das Gegenteil gesagt. Leid ist nicht ein zwingender Beweis für Sünde, sondern eine Gelegenheit für Gott, seine Kraft zu zeigen. (Jo 9, 1-3) Diese Kraft kann heilen, aber auch zum geduldigen Ertragen der Krankheit befähigen. Wieviele Beispiele von Gläubigen gibt es, deren starker Glaube gerade durch ihre Krankheit anderen vor Augen geführt worden ist. Der Apostel Paulus selber hatte Gott gebeten, ihn von einer gesundheitlichen Belastung, “dem Pfahl im Fleisch” zu befreien. Er erhielt die Antwort: “Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.” (1.Kor 12,7-9)
Seelische Krankheit, chronische Depressionen, eine ins Merkwürdige hinein verformte Persönlichkeit können ein Hinweis auf sektiererische Elemente in der Gemeindelehre sein. Sie können auch ein Hinweis auf notorische Unehrlichkeit der Gemeindeleitung sein, falls diese den Zusammenhang erkannt hat, sich aber weigert, die Gläubigen darüber aufzuklären.