17. Behauptung: “Bei Krankheit den Arzt zu holen, ist ein Beweis mangelnden Gottvertrauens und daher Sünde.”
Und Asa wurde krank an seinen Füßen … und seine Krankheit nahm sehr zu; und er suchte auch in seiner Krankheit nicht den HERRN, sondern die Ärzte.” (2.Chr 16,12). Muss sich der Gläubige entscheiden: Entweder den Herrn bitten oder die Ärzte? “Verflucht sei, der sich auf Menschen verlässt”? (Jer 17,5) In einer kleinen Gemeinde in Indiana liegen schon über 50 Opfer dieser Bibelauslegung auf dem Friedhof (vgl. Philipp Yancey, Von Gott enttäuscht, Metzingen/Württ., S.16-17). Hat sich nicht Gott verpflichtet zu helfen ? Hatte Jesus nicht versprochen: “alle Dinge sind möglich, dem der da glaubt?” (Mk 9,23).
Gegenfrage: hat Jesus nicht gesagt: “hört auf meine Worte: selbst wenn euer Glaube nur so klein ist wie ein Senfkorn, dann könnt ihr zu diesem Berge sagen: bwegen dich von hier an jenen Platz, dann wird er sich bewegen. Selbst dann wird euch nichts unmöglich sein.” (Mt 17,20) Wenn man testen möchte, ob der eigene Glaube ausreicht, Gott zur Hilfe zu zwingen, dann sollte man ihn doch erst einmal an einem Berg ausprobieren, bevor man auf den Arzt verzichtet.
Gefährliches wörtliches Missverstehen! Es geht Jesus nicht um die Fähigkeiten des Gläubigen, auch nicht darum, dass er ein Höchstmaß an moralischer Vollkommenheit nachweist! Er fordert den kleinen Menschen nicht auf, seine ganze “Glaubenskraft” zusammenzuraffen, um einen unendlich großen, gleichgültigen Gott zu bewegen.
Jesus sagt genau das Gegenteil: euer Glaube kann so klein sein, dass man ihn kaum sieht – wie ein Senfkorn. Gott ist aber selbst der kleinste und erbärmlichste Glauben kostbar. Er freut sich darüber, dass überhaupt Glauben vorhanden ist. Dieser ganz kleine Glaube lohnt sich und kann zu größten Erfolgen führen. Es gibt keine einzige Bitte, die Gott nicht erhören könnte – bloß weil der Glaube so klein war. Deswegen sagte Jesus: “Alles ist möglich“. Die Wirksamkeit des Gebetes ist eben nicht von der Willenskraft oder Glaubenskraft der Menschen abhängig – sondern nur von der Frage, ob Glauben da ist oder nicht.
Schlimm ist es nur wenn der Gläubige den Glauben ganz fahren läßt, bloß weil dieser Glaube nur klein ist. “Ein Mensch, der gar nicht glaubt, sondern zweifelt, soll nicht denken, dass er irgendetwas von Gott bekommen wird.” (Jak 1,7) Mit dem Zweifel, ob Gott ihn überhaupt beachtet und hört, darf der Gläubige nicht liebäugeln.
Einst bat ein Vater Jesus, seinem Sohn zu helfen mit den Worten: “Kannst du aber was, so erbarme dich unser und hilf uns!” Hier kommt Zweifel zum Ausdruck, den Jesus zurückweist: “Wenn du doch glauben wolltest! Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.” (Mk 9,23) Jesus konnte den Jungen heilen, weil der Vater den Zweifel losließ: “Ich glaube, lieber HERR, hilf mir in meinem Unglauben!” (V.24)