Die Bibel nicht missverstehen!

Gläubige Menschen bezweifeln nicht die Autorität der Bibel!  Doch sicher zu wissen, dass wirklich Gott in ihr spricht,  ist nur dem gegeben, der den praktischen Glaubensweg geht und auf diese Weise seine Seele für die unsichtbare Welt empfänglich gemacht hat. Der Entschluss der Gläubigen, mit Gott diesen praktischen Weg zu gehen, ist Gott unendlich viel wichtiger als alle Lippenbekenntnisse zur biblischen Autorität.

Solche Lippenbekenntnisse gibt es viele – doch sie bewirken recht wenig. In der Welt ist es Mode geworden, die Bibel als Produkt des Aberglaubens zu betrachten. Das macht die Bibel den Menschen leicht, da sie offensichtlich wenig Hemmungen zeigt, bisweilen Anstößiges, Verstörendes, Komisches,  oder gar albern Erscheinendes in kleiner Dosierung zwischen Aussagen tiefster Weisheit erscheinen zu lassen. Der gläubige Leser, der seine Bibel schätzt und vor Verunglimpfung schützen will, ertappt sich immer wieder einmal bei der Frage: „warum muss den ausgerechnet dieser unsinnige Klops auch noch in der Bibel stehen, der allen bloß bleischwer im Magen liegt? Hätte man ihn nicht besser ohne Schaden weglassen können?“

So macht sich der gläubige Mensch – in guter Absicht – zum Anwalt Gottes und seiner Bibel und will ihm unter die Arme greifen. Und manchem fällt gar nicht auf, dass dieses Bemühen erst recht grotesk ist. Da fällt einem das Beispiel von dem Kavallerieoffizier ein, der sich Sorgen macht, ob sein Batallion auch genug gesunde Pferde hat, um den morgigen Kampf bestehen zu können, und der von seinem kleinen Sohn als Unterstützung dessen Schaukelpferd angeboten bekommt. Dem kleinen Jungen war es bitter ernst mit seinem Angebot – den Vater hat es jedenfalls nur erheitert.

Ja, bitter ernst ist es manchen Gläubigen mit der theoretischen Verteidigung der Bibel. Ein mühsames Geschäft, da die Bibel sich nur schlecht als theoretische Weltanschauung eignet.   Nicht der Kopfglaube, sondern der praktische Glaube soll nach Gottes Willen bewährt und verteidigt werden. Wenn Gläubige diese Rangfolge ganz selbstverständlich umdrehen, kommt allerlei Merkwürdiges zustande: jede Menge geistige Schaukelpferde, die auf Zweifler großen Eindruck machen sollen.

Die Theologie der unberufenen Glaubensverteidiger kann fragwürdige Nebeneffekte haben, an denen sich offensichtlich kaum jemand stört. Da entsteht ganz nebenbei ein zweideutiges – teilweise einladendes, teilweise abstoßendes Gottesbild, das das Vertrauen nicht wachsen lässt, sondern aushöhlt und lähmt. Da wird ganz nebenbei und stillschweigend das Prinzip ehrlicher Augenzeugenschaft (1.Jo 1,1), das die besondere Zuverlässigkeit der apostolischen Berichte verbürgte, von Theologen aufgelöst,  die destruktive Aussagen in der Bibel schlicht ignorieren oder verharmlosen. Ja, manche meinen im Ernst, Gott mit dem Opfer von Ehrlichkeit und Urteilskraft einen besonders wertvollen Dienst zu erweisen, wenn sie wider besseres Wissen etwas in der Bibel verteidigen, was sie scharf kritisieren würden, wenn es im Koran oder einer anderen Urkunde stünde. Hat man das aus der Bibel? Wo hat Jesus je von einem Menschen erwartet, wider besseres Wissen zu reden?

Bevor wir den Zweifel der Nichtgläubigen bekämpfen, lasst uns lieber der Heiligen Schrift zu hören, die zu uns von notwendigem Zweifel spricht. Wir sollten insbesondere beginnen, an uns selbst zu zweifeln, an unsereren betonierten Ansichten über die Bibel.

Der Gläubige darf sich Gedanken machen, darüber wie die Bibel zu verstehen ist („Bibelverständnisse„), sofern er sich ehrlich Rechenschaft gibt über die Vor- und Nachteile seiner Sichtweise und sofern der Vergleich mit anderen Modellen der Schrifterkenntnis erlaubt ist. Ohne ehrliche Rechenschaft droht die Blindheit gegenüber schädlichen Wirkungen einer unangemessenen Bibelinterpretation und damit der Selbstbetrug.

Je mehr sich der Gläubige abgewöhnt, schwere Nachteile zu dulden oder gar noch zu verteidigen, desto sensibler wird er die speziellen Instrumente der Erkenntnis (spezielle biblische Stile), die die Bibel gebraucht, erkennen und nutzen. All diese Modelle können nur eine Annäherung an die Wirklichkeit sein. Sie sind nicht Selbstzweck, sondern sie müssen der Stärkung des Vertrauens in die Heilige Schrift dienen, damit sie Anleitung für den praktischen Glaubensweg werden kann.

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