Komme ich ohne Sterbesakramente in die Hölle?

Lieber Christian, den ich sicher schon lange genervt habe. Darf ich Dir, sofern ich es noch kann, noch einige Fragen stellen? Ich muss mich nur bemühen, sie richtig zu formulieren.

Das Denken fällt mir schwer, es geht mir in diesem 4. Jahre noch viel schlechter als bisher und ich werde wohl doch bald den gleichen Gang tun wie meine gleichaltrigen Freunde. Habe jetzt bis auf ca. zwei Personen alle überlebt.

Heute noch nicht das Wesentliche; vielleicht kommt es auch nicht mehr dazu. Ich will mich wahrhaftig nicht interessant machen oder Mitleid erregen, weil der Mensch muss nicht nur sowieso leiden – das fängt doch schon in der Kindheit an – sondern er soll bzw. muss die Leiden sogar mit Freude ertragen, um dem Herrn ähnlicher zu werden.
Es ist keinesfalls leicht, ich hoffe, das sagen zu dürfen.

Ich habe es sehr bereut, Dir vor längerer Zeit erzählt zu haben, dass ich Jesus im Traum gesehen zu haben glaube. Kann sich der Böse als Jesus verkleiden? Ich frage das ganz im Ernst. Nach allem, was ich von tiefgläubigen anderen Christen gehört und gelesen habe, gehöre ich 100%ig zu den Schlechten.

ALLE, die mehr wissen und besser sind als ich und mit denen ich mich schriftlich unterhalten habe, haben es aufgegeben, mir noch einmal zu antworten. Ich muss wirklich arg rüberkommen.

Mein hochgeschätzter ehemaliger  Beichtvater ist leider zu lasch. „Du bist ein geliebtes Gotteskind, denk nichts anderes“. Ja, wäre ich fähig, in die Kirche zur Beichte zu gehen, vielleicht die Absolution zu bekommen und die hl. Kommunion zu empfangen. Stirbt man ohne diese, ist man verloren … meine Wohnung ist einem Geistlichen nicht zumutbar.

Also, ohne die Absolution – in meinem Alter ist sie sicher keine Formsache – ist man verloren. Aber ich glaube Du hältst den katholischen Glauben für unrichtig; ich habe es nicht direkt in Deiner Bibel-Seite gelesen, aber diesen Eindruck bekommen, weil Du eher von Evangelikalen sprichst. Tut mir Leid, sollte ich falsch liegen.

Freundliche Grüße, Frau M.

3 thoughts on “Komme ich ohne Sterbesakramente in die Hölle?”

  1. Lieber Christian,

    diesmal eine wirklich kurze Antwort: Warum ich so denke seit meiner frühen Kindheit? Weil auch Jesus gesagt hat „wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm“. Wo das steht, weiß ich beschämenderweise nicht auswendig. Die geweihte Hostie ist für uns Katholiken halt der Leib des Herrn. Es ist schwierig, etwas abzulegen, was man fast 70 Jahre lang geglaubt hat.
    Liebe Grüße!

  2. Lieber Christian,

    Wahnsinn, dass Du mir so spät noch zurück geschrieben hast, und so ausführlich!

    Lieber Christian, ich weiß nicht alles von der Kirche. Aber dass ich wegen meiner Schwäche nicht zum Gottesdienst gehen kann, tut mir weh, auch wenn er sich leider durch den „synodalen (Holz-)Weg verändert hat. Nicht in allen Pfarren, wie ich fast jeden Sonntag beim TV-Gottesdienst sehen kann. Ich bin immer sehr gern zum Gottesdienst gegangen.

    Jedoch, die Kirche hilft auch viel, jedenfalls die Laien, die für sie ehrenamtlich arbeiten. Ich habe einen italienischen katholischen Facebook-Freund, der ehrenamtlich auch viel in der Kirche arbeitet. Er ist eine „Mischung“ wie ich, nur halt deutsch-italienisch, ich bin Halbkroatin.

    Also, nicht nur die Kirche sagt, dass man mit seinen Sünden ohne Absolution und ohne den Empfang des Leibes Christi die Abwärtsfahrt macht. Obwohl ich viel online bin, starre ich nicht dauernd auf den Bildschirm, kriege davon Sehstörungen. Meistens nähe ich beim Zuhören oder zerkleinere Papier für die Papiertonne. Ich höre halt doch oft, entgegen Deinem Rat, auf YT manchen Bibel-Videos zu und die sagen alle dasselbe, wenn auch auf verschiedene Art. Adventisten sagen was anderes als Protestanten und der Kanal Pater Pio sagt auch wieder was anderes. Schon beim Religionsunterricht in der Volksschule wurde uns die Glaubensverwirrung der Endzeit vorhergesagt.

    JA, leider … alle werfen uns Katholiken vor, dass wir bibelwidrig leben und Sakramente eingesetzt hätten, die Gott nicht will. Das wusste ich natürlich nicht als Kind und habe mich längst daran gewöhnt. Was die Krankensalbung betrifft, die finde ich nicht schlecht (ob Gott uns das übel nimmt? kann ich mir, ehrlich gesagt, nicht vorstellen). Die Kranken verlangen doch selbst danach! Meine katholische Oma wollte in ihren letzten Stunden auch die Krankenölung haben und hat sie auch bekommen, auch meine Mutti. Wir haben es nicht anders gelernt …

    Und viele solche, die alleinstehend sind wie ich, werden wohl freiwillig ihren Nachlass der Kirche geben, sofern sie das noch regeln können. Sie denken dabei, dass sie Gott Ihre Habe zurückgeben; wenn die Geistlichen was Falsches damit machen, das wollen Sterbende sicher nicht, können es aber nicht ändern. Das Vererben muss man meines Wissens notariell machen, sonst kriegt es der Staat. Und DEM möchte ich nicht einmal mein kaputtes Waschbecken vererben!

    Dass der Teufel leider auch in der Kirche sein Unwesen treibt und viele geistliche Würdenträger vergiftet hat, ist mir bewusst. Ich halte auch vom jetzigen Papst nichts, weil er bei dem LBGTQ-usw.- Schwachsinn mitmacht. Finde ich ganz verkehrt. Ich hoffe, Du bist mir nicht böse, solltest Du anderer Meinung sein. Ich habe nix gegen Homos, war selbst halb-lesbisch, habe es aber nie ausgelebt und auch nicht ausleben wollen. Zuletzt habe ich nur gut gefunden, dass der Papst die Menschen zum Frieden aufgerufen hat. Die Menschen scheren sich leider nicht darum.

    Ich lese oft in Deiner Bibel-Seite, es ist eben sehr viel – alle Achtung, wie viel Arbeit dahinter steckt – zwischendurch muss ich woanders hinsehen wegen der Augen – aber es ist alles hochinteressant und manches kopiere ich in mein privates Wordpad. Um Dir wieder einmal unbequeme Fragen zu stellen und es dann doch zu lassen.

    Jetzt verschone ich Dich eine Weile aus purer Nächstenliebe von den Fragen … ich habe mich mit einer Dame von ERF Mensch Gott unterhalten, weil mir diese Seite als sehr aufgeschlossen erschien … Es war ein Riesenfehler … die Dame hat mir so grausige Sachen gesagt, dass ich nachher die Telefonseelsorge anrufen musste. Bin zufällig an eine Katholikin geraten, die mich
    vor einem Herzanfall bewahrt hat. Aber wer weiß, womöglich hat die Frau von ERF M./Gott Recht. In meinen Augen ist sie nicht ganz frisch in der Birne. Wie gesagt, ich kann mich sehr irren.

    Ich habe ein grässliches Laster, besonders jetzt, wo ich so einsam bin. (Nicht Selbstbefriedigung oder sowas – das denken die meisten.)

    Vorläufig kriegst Du Schonzeit … herzlichen Dank noch einmal und liebe Grüße von Frau M.

  3. Liebe Schwester M.,
    ich habe mich gefreut, von dir wieder einen Brief zu bekommen. Du bist so erfrischend ehrlich. Ja wenn du schreibst, du „gehörst zu den 100% Schlechten“, so kann ich von mir auch nicht Besseres sagen. Wer kann auf den tiefsten Grund seiner Seele schauen, wer ist völlig selbstlos und schleppt nicht den Klotz der Verlustangst und Selbstbezogenheit mit sich herum? Und doch ist da eine tiefe Sehnsucht, dass doch die Liebe immer mehr Raum in unserem Leben bekommen und über alles Selbstbezogene triumphieren möge. Darum wird jeder Christ den Vater im Himmel ständig bitten. Wo immer es uns geschenkt wird, ist es reine unverdiente Gnade. Auch ich treffe auf Menschen, oder lese etwas über sie, die sich viel vorbildlicher im Glauben bewährt haben als ich. Doch auch für sie wird das gelten, was Paul Gerhard so treffend in einem Lied formuliert hat: „An mir und meinem Leben ist nichts auf dieser Erd. Was Christus mir gegeben, das ist der Liebe wert.“

    Du hast mir geschrieben, dass du in der katholischen Kirche verwurzelt bist und ich habe mich deshalb mit Kritik an deinem geistigen Zuhause zurückgehalten. Zumal es in der evangelischen Kirche und in evangelikalen Freikirchen auch sehr schlimme Fehlentwicklungen gibt.

    Aber was du mir nun schreibst, dass du fürchtest, ohne die heilige Kommunion und die Absolution vielleicht in die Hölle zu kommen, das hat mich doch sehr erschüttert. Was für ein fürchterliche Gottesvorstellung, was für ein Bild hast du von Gott, der doch ein Vater sein soll, der seine Kinder lieb hat. Gott bringt viel mehr Liebe für seine Menschen auf als der beste Vater und die beste Mutter. Jesus sagte: „Wenn ihr, die doch böse sein, dennoch euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!“ (Mt 7,11) Wieviel mehr!

    Wie kannst du da denken, dass dich dieser gute Vater im Himmel in der Hölle ewig foltern wird, weil irgendein Ritual nicht vollzogen wurde? Tust du ihm mit diesem Wahn nicht bitter weh! Wenn meine Kinder Ähnliches von mir denken würden, dann müsste ich mir sagen: ich verdiene nicht, mich Vater zu nennen. Der Titel Sadist, Teufel oder Monster wäre passender.

    Ich erkenne an deinen Befürchtungen, dass du doch im Laufe der Jahre sehr viel von einer Theologie konsumiert hast, die man nur giftig nennen kann. Die Kirche hat solche Ängste auf vielerlei Weise ständig geschürt, um die Gläubigen von sich und ihrem Beichtbetrieb seelisch abhängig zu machen. Ja sie hat das Sterbesakrament und die letzte Ölung erfunden (von beidem steht in der Bibel nichts!) , damit der Priester bei seinen Besuchen in der letzten Lebensphase noch Gelegenheit hat, Menschen dazu zu bewegen, ihr Eigentum der Kirche zu vermachen, um die Chance auf den Himmel zu verbessern. Die Kirche hat auf diese Weise im Laufe der Jahrhunderte riesige Reichtümer, Abermilliarden an Grundbesitz zusammengerafft, von denen sie nur einen mikroskopisch kleinen Teil für Arme und Elende abgibt. Gäbe sie 99%, müsste wohl kaum noch ein Mensch hungern. Aber sie behält fast Alles für sich. Vielleicht erinnerst du dich noch an den Bischof von Limburg Tebartz-Van-Elst, der für seine Residenz 6 Millionen Euro verschwendete und erster Klasse nach Indien flog, um sich über die dortigen Slums zu informieren. Bis heute wird die Hauptlast aller karitativen Aktionen immer noch durch neue Spenden der Laien getragen.

    Die Kirche – ob nun katholisch oder evangelisch – ist ein Machtapparat, der vorrangig den Ansprüchen der dort Angestellten dient. Das Kirchenvolk wird so belehrt, dass es leicht beeinflussbar und unkritisch bleibt. Urteilsvermögen kann man dort nicht erwerben. Vieleicht solltest du einmal meinen Artikel über die fromme Hierarchie lesen:

    matth2323.de/hierarchie-und-inspiration

    Über die höchst habgierigen Motive hinter der katholischen Erfindung de Sterbesakraments (von dem kein Wörtchen in der Bibel steht), informiert dich der katholische Theologieprofessor Hubertus Mynarek, den ich sehr schätze und den man wegen seiner Ehrlichkeit aus dem Amt entlassen hat – und zwar unter der Adresse:

    https://www.youtube.com/watch?v=BxCOQPyn5LU&list=PLl9X3OvZ47zP3qen6A2LkG9Nhgd69M1QI

    Zum Sakrament der Beichte äußert er sich ab Position 17:22
    Zum Thema Sterbesakramente äußert er sich ab Position 21:35.

    Dann wirst du dir ein klareres Bild davon machen können, inwieweit Priester, Pastoren und Bibellehrer Autorität haben oder nicht.

    Also keine Angst. Insoweit hatte dein Beichtvater diesmal recht. Auch ohne Sterbesakramente bleibt der Himmel deine ewige Heimat. Darauf darfst du dich verlassen.

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