(… in Bearbeitung …)
Aus dem Andachtsbuch von Pastor Samuel Keller (1856 – 1924)
1. September.
Luk 8, 5: . . . und indem er säete, fiel etliches an den Weg und ward zertreten und die Vögel unter dem Himmel fraßen es auf.
Damit sie keine Entschuldigung haben, als sei ihnen die Pforte nicht aufgetan, wird auch den hartgetretenen Wegherzen noch ein Mal das Wort an die Seele gebracht, daß sie drüber stutzig werden müssen. Noch ein Mal neigt sich der offene Himmel ihnen zu, — aus alter Zeit weht ein schier vergessener Ton herüber und das Herz spürt das Wehen des werbenden Geistes Gottes. Aber die Füße der Laster und Sündengewohnheiten treten wieder hart und schwer auf die zarten Regungen und der Wille ist nicht stark genug den Kampf aufzunehmen. Dazu kommen dann noch die losen Vögel, die alten Kameraden, die ihr Lebtag unter dem Himmel bleiben und weder selbst hineinkommen, noch andere hineinlassen möchten, und picken mit frechem Spotten und Lachen wieder alles weg, was noch keimkräftig war liegen geblieben. Die Ewigkeit wird es einst offenbar machen, was dieses Weltlachen eine mörderische Waffe in Satans Hand gewesen ist und wieviel Aussichten und Aussaaten des Himmelreichs es zerstört hat. Es muß Ärgernis kommen, hat der Herr gesagt, aber wehe dem, durch den es kommt, der durch sein Höhnen und Spotten den guten Samen des Wortes Gottes verdirbt und zertritt! Was wird sein Los und Lohn sein in der Ewigkeit? Wir aber wollen beten, daß der Herr uns bewahre, damit wir nie und durch nichts einen Keim für`s Himmelreich verderben!
Ja, wir bitten dich, Herr Jesu, nimm uns in solche freundliche, treuliche Leitung und Pflege, daß wir allezeit bereit seien, dein Licht leuchten zu lassen und keiner erwachenden Seele durch unser Wort und Wandel schaden! Herr, erlöse uns von Blutschulden! Amen.
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2. September.
Luk 7,40: Jesus sprach zu ihm: Simon, ich habe dir etwas zu sagen.
Wir sprechen viel, auch ohne daß wir etwas Wirkliches, Wertvolles zu sagen haben; wenn aber Jesus sich so zu einem Menschen naht, dann ist’s Ernst. Achtest du beim Hören des Wortes Gottes, beim Bibellesen oder Beten auf diese geheime Anregung des Geistes: »Ich habe dir etwas zu sagen« — dann wird auch etwas dabei herauskommen, dann wirst du auch etwas erleben. Gewöhnlich wird unser Gewissen darauf achten müssen, ja es wird das Ohr sein, die Stätte, wo der Herr etwas klar macht und wohl dem Menschen, der Zugänge in seinem Herzen hat für des Herrn Winke. Da werden wir gestraft oder getröstet, aufmerksam gemacht auf Fehler und Schwächen, die wir viel gleichgültiger mitschleppten, als den Staub der Straße, oder wir werden auf Wünsche unseres erhöhten Herrn hingewiesen, die nicht länger unbeachtet bleiben dürfen, wenn nicht wir selbst oder seine Sache in Andern Schaden leiden sollen. Wer solches heimliche Sagen überhört oder gering achtet, hat sich manches Mal schon schwere Züchtigungen und harte Schläge zugezogen. Wir hätten’s leichter, unseres Gottes Willen geschähe schneller und besser und sein Wohlgefallen würde wie Sonnenschein auf unserem Leben liegen, wenn wir schärfer drauf achten wollten, wenn Jesus zu uns spricht, es sei durch wen es wolle: Simon, ich habe dir etwas zu sagen!
Rede, Herr, dein Knecht höret! Rede, damit ich weiß, was ich soll reden, damit ich recht beten kann! Rede, damit ich lerne zu reden, was dir gefällt! Herr, sage alles, was du mir zu sagen hast, damit ich hier gezüchtigt und gründlich gereinigt werde!
Amen.
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3. September.
2. Korinther J, 8: Gott kann machen, daß allerlei Gnade unter euch reichlich sei. – wie er es macht, daß allerlei Gnade unter uns reichlich sei -— das ist seine Sache, aber er kann’s machen. Ob ein heimliches treueres Beten der Kinder Gottes einen offenbaren Segen auf eine Gegend herabruft, ob die Verkündigung des Wortes in anderer Form als bisher auch andere Früchte erzielt, -— oder ob er uns durch Trübsal und Demütigung sichtet und såubert, daß wir uns ihm völlizger und williger hingeben: immer ist er der Geber der mancherlei; Gnaden. Darum ist es falsch, wenn die Gläubigen sich an die Person eines Pastors oder sonst geistlichen Führers hängen, als könnten sie nur durch ihn in der Gnade gefördert werden. Dadurch schaden sie sich und ihm. Ebenso falsch ist es zu meinen, dieser oder jener Verkündiger des Wortes sei-zu unbegabt oder unangenehm, als daß Gott durch ihn seine Gnade vermehren könnte. Wenn Gott doch der Gebet ist, dann suchet sein Angesicht mit ganzem Ernst und mit Gehorsam gegen seine Winke; dann wird er euch durch jedes Buch oder Blättlein, durch einen Bibelspruch, den ein Kind aufsagt, oder des Vögleins Lied im Gezweig segnen können; wie viel mehr durch einen Menschen, der selbst auf den Knieen die Gaben des Geistes sucht, damit er euch erbauen möchte! Was für Riegel möchte man noch alle wegschieben, damit die Gnade reichlich unter uns wirken könne!
Von dir, Herr unser Gott, kommt alle gute und vollkommene Gabe; da bitten »wir, dich um die guten Gaben deiner Gnade für uns, unser Haus, unsere Gemeinschaft, ja für dein ganzes Haus auf Erden! Herr, gib uns Leben zum Leben, Gaben zum Geben, Liebe zum Lieben! Amen.
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4. September.
Phil 1,10: Daß ihr prüfen möget, was das Beste sei.
Für den Heiland ist das Beste, was wir wählen, tun und leisten können, gerade gut genug. Es bleibt daran Immer so viel Unvollkommenheit, so viel Erdgeruch und Erdgeschmack, daß er den rechten Duft und den wahren Schimmer unserm wertlosen Getue erst hinzufügen muß, wenn die Sache so viel Wert bekommen soll, dass es im Schaufenster der Ewigkeit als eine Frucht des Christenlebens prangen soll. Wenn wir gleichgültig und nachlässig, bei der Prüfung sind, wenn wir so schnell befriedigt sind von dem geringsten Wert unserer Hingabe und Verleugnung, so wird nur minderwertige Ware auf.den Markt gebracht. Dadurch leidet Jesu Sache hier in der Welt. Dadurch wird Jesus aber auch in der unsichtbaren Welt bloßgestellt, daß seine Leute so jämmerliche Arbeit leisten und Satan kann spotten: Also so sehen die Früchte deiner Geretteten aus! Mehr hat all die Aufwendung deines Blutes und deines Geistes, die Verschwendung deines Segens an diese deine Leute nicht zu Wege bringen können? Aber wir selbst leiden dadurch am meisten. Denn die Zuflüsse des Geistes, die Gaben an himmlischem Betriebskapital, ie Gebetserhörungen und Erlebnisse hören auf und man kann im Himmel nicht mehr mit uns rechnen. Ach, da wolle wir doch anfangen, gIeIch heute damit Ernst zu machen, mit Gebet zu forschen, was in jedem Fall für unseres Königs Sache das Beste, Größte, Schönste sei!
Lieber Heiland, der du dich selbst ohne Fehl als den Besten geopfert hast, reiche auch uns dar die Erkenntnis deines Urteils, daß wir wissen, was du Von Fall zu Fall wählen und tun würdest! Herr, erbarme dich Unser! Amen.
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5. September.
Apostelgesch. 18, 9: . . Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht.
Offenbar hatte Paulus also vor dieser Stärkung seines Glaubens in Korinth sowohl sich gefürchtet, als auch geschwiegen. Mag die Erfahrung kurz vorher in Athen, mag die lange Kette der Kämpfe und Leiden, die sein mutiges Bekenntnis ihm stets gebracht, ihn mürbe und müde gemacht haben, — auf alle Fälle sehen wir hier, daß der größte Christ, den wir kennen, auch mal sich fürchtet und auch mal aus Furcht schweigt. Die Zündschnur, damit er die gewaltigsten Sprengungen in der Geisteswelt zum Ausbruch brachte, glimmt nur noch matt in seiner Hand; soll dieses Rüstzeug schwach und stumpf werden? Wenn schwach werden, wenn eine Zeit tiefen Druckes, starrer Hemmung, echt menschlich ist, dann dürfen wir dergleichen auch an uns nicht beargwöhnen. Aber echt göttlich ist es, gerade nach solchen Zeiten der Dürre, einen neuen gewaltigen Anfang mitten in der menschlichen Ohnmacht zu setzen, wie es hier in Korinth durch dieses Gesicht geschah. Denn kaum gibt Paulus diesem Befehl nach, da bricht in dieser Stadt ein Erntesegen hervor, der kaum seinesgleichen hat. Sollten wir uns nicht an solchem Beispiel aufrichten und trösten lassen, wenn unsere Freudigkeit, den Herrn zu bekennen, noch so arg gelitten hätte! Schweigen können wir auf die Dauer doch nicht von unserem Heiland, — wir können’s nicht lassen! — nun, dann ist genug getrauert! Jetzt nimm dich zusammen und steig’ in Kraft empor!
Jesus, du bist unser neuer Antrieb! Mach einen neuen Anfang in uns allen und führe deine müden Truppen mit neuer Begeisterung in die Schlacht, damit wir doch endlich gewinnen und den Sieg behalten! Amen.
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6. September
Luk 8,6: Und etliches fiel auf den Fels und da es ausging, verdorrte es, darum, daß es nicht Saft hatte.
Oberflächlich! Welch hartes Urteil über eine irdische Arbeit, einen menschlichen Charakter; — wie schwer aber wiegt das Urteil erst, wenn der Herr es über unser Glaubensleben fällen muß! Schnell gerührt, schnell verführt! Schnell entschlossen, schnell verdrossen! Hast du nicht Angst, daß du den Fels noch mit dir herumschleppst und daß all dein inneres Erleben schrecklich äußerlich, an der dünnen Kruste deines weichen Gefühls sitzt, während dein eigentliches Sehnen und Trachten, der Kern noch heute der undurchläßliche Fels der alten ungebrochenen Natur ist? Wer Grund hat, das zu fürchten, sollte sich von seinen augenblicklichen Stimmungen und Gefühlen nicht mehr betrügen lassen; nein, der wende sich von seinem Gefühl mit derselben Scheu ab, wie der Trinker, der gerettet werden will, sich vom gefährlichen Getrånk abkehrt. Nur kein Gefühlsrausch mehr, sondern bei allem in die Tiefe! Die Willensrichtung muss Jesu gehören,die Herzensübergabe muß zur zweiten Natur werden. An keinem Punkt darfst du ausbiegen, wenn das Gericht des Wortes dich unbarmherzig! (und doch voll der größten Barmherzigkeit, — der Barmherzigkeit mit der Seele!) bis in’s Mark treffen will und dir aufdeckt die verborgenen Falten deines ungöttlichen Sinnes. Fertig kann der Herr mit dem alten Felsen in deinem Herzen nur werden, wenn du selbst auch ihn los werden willst und gern Raum schaffst für das Neue, was Jesus in dir zu Stande bringen will.
Darum bitten wir dich, du Herzenskündiger, erforsche unser Herz und verheimliche uns« nicht, was du dabei gesunden! Reinige uns von uns selbst und fülle uns die Seele mit deiner Liebe, deiner Art! Amen.
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7. September.
Phil. 2, 5: Ein jeglicher sei gesinnet, wie Jesus Christus auch war.
Das erste Echo, das diese Forderung in jedem ehrlichen Christenherzen wach ruft, muß wohl sein: Das ist unmöglich! Nie werde ich so demütig, so selbstlos, so gehorsam, so rein werden wie er! Bei Menschen ist es unmöglich, – bei Gott ist kein Ding unmöglich. Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. Mach dir erst klar, worauf diese Mahnung abzielt! Auf die Gesinnung, auf die Herzensrichtung. Wäre die Tat gemeint, die vollendete Handlung; dann wäre jede weitere Erörterung überflüssig; denn so wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst und die Wahrheit ist nicht in uns. Aber es ist die Richtung gemeint, die unsere Gedanken, unser Wille immer wieder einschlagen, jene demütige, selbstlose, sich aufopfernde, der Andern Seelen suchende Retterliebe. Sollte die neue Kreatur, die Art des Geistes Christi aus uns Selbstsüchtigen (,,Sie suchen alle das Ihre!“) nicht solche Herzen machen können, deren brennendster Punkt diese Liebe ist? Ich meine die Geschichte des Christentums zeige uns solche Beispiele: Paulus und Johannes, Bernhard von Clairvaux und Franziskus von Assisi, Franke und Zinzendorf und viele, sehr viele weniger berühmte Namen unter Jesu Dienern. Doch es kommt darauf an, ob dein und mein Name sich auch auf dieser Liste befindet, die man im Himmel führt, und wo drüber steht: ,,Helden der Retterliebel«
O Herr, wir demütigen uns in den Staub über unsere Selbstsucht und Lauheit. Schaffe in uns ein neues Herz, das deinem Heilandsherzen ähnlich werde! Wir sehnen uns in dein Bild verklärt zu werden! Amen.
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8. September.
Phil. 2,21: Denn sie suchen alle das Ihre, nicht das Christi Jesu ist.
Mit diesem harten Urteil hat Paulus zwischen den Wenigen ganz getreuen hingebungsvollen Arbeitern im Reich Gottes und der Mehrzahl der Andern eine tiefe Kluft gerissen. Also damals schon? Daß es heute so ist, daß weitaus die Meisten ihre Ehre, ihr Ansehen, ihren Vorteil oder das Durchdrücken ihrer Persönlichkeit suchen, das wußten wir lange; denn wie oft ertappten wir uns selbst, daß, wir angesteckt waren von der Luft der 5elbstsucht um uns her, und wie schwer war es uns, den untersten Weg zu gehen und auf Anerkennung und Karriere zu verzichten! Sollte das nicht in den meisten Fällen der Hauptgrund unseres Mißerfolges sein, wenn wir klagen: So wenig Frucht! Aber was für ein Interesse könnte der Herr daran haben, uns zur Mästung unserer Eigenliebe Segen und Geist von Oben zu schenken? Das wäre ja gerade Gift für unsere Seelen. Wie neidisch waren wir oft, wenn ein deutlicher Segen von einem Andern ausging, – wie lau war unsere Fiirbitte für den Bruder: Herr, setze ihn zum Segen! Wirke durch ihn! wenn wir sie vergleichen mit der Wärme, damit wir um Segen für unsere Arbeit baten! Jedenfalls bleibt dieser Spruch für jeden gläubigen Christen, der gern an Andern arbeiten will,. ein Buß- und Beichttext erster Ordnung und es wäre gut, wenn wir uns häufig in diesem Spiegel betrachteten. Heiland und Hoherpriester, du bist der Versöhner aller deiner Diener! Entsündige uns! Nimm uns das selbstsüchtige, ehrsüchtige Herz und mach uns liebend los von unserer Eigenliebe! Amen.
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9. September.
Phil. 2,27:. . . auf daß ich nicht eine Traurigkeit über die andre hätte.
Das klingt auf den ersten Blick bei einem Manne .der Arbeit und des Segens, des Gebets und der Kraft, wie Paulus doch einer war, schier verblüffend. Jst das nicht beinahe verzweifelt? Also fast nur ein Wechsel von Traurigkeiten. Ja, aber nur fast! Gerade, weil das so aussieht, hat er Tröstungen. Der Kranz ist aus Stachelzweigen gewunden, die sind immergrün Und dauern aus! Aber hin und her im Kranz folgt doch wieder als Abwechselung und Erfrischung eine Rose von Saron, oder ein Vergißmeinnicht der treuen Gotteshilfe, oder eine Lilie aus dem oberen Heiligtum! Dafür sorgt schon der Herr, daß seine Leute. nicht eine Traurigkeit über die andere haben! Er weiß, wie sehr sie Traurigkeit zu ihrem inneren Wachstum bedürfen und wie sehr sie in Folge der Traurigkeit schmachten nach hellen Lichtpunkten seiner beseligenden Nähe. Wann und wie die Sonne aus Wolken brechend ihr traurig Herz erfreuen soll, das hat er seiner Weisheit vorbehalten; bisweilen sind die dunkelgrünen Zwischenräume länger, bisweilen kürzer, – immer hat er Recht! Als die Traurigen, auf denen aller Welt Weh lastet, und doch allezeit fröhlich, weil der Trost so nahe ist, daß man im Glauben ihn nehmen kann, sobald man ihn wirklich braucht, — so wandeln wir dahin, jetzt mit Tränen säend, um einst mit vollendeter Freude ernten zu können im ewigen Licht!
Preis sei dir, du Vater des Trostes, daß du dich unser annimmst und stets zu rechter Zeit dafür sorgst, daß uns kein wirklicher Trost mangelt, wenn wir es bedürfen! Mach uns stark, Traurigkeit zu tragen um deinetwillen! Amen.
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10. September
Phil. 2, 12–55: Schaffet, daß ihr selig werdet mit Furcht und Zittern, denn Gott ist es, der in euch wirket, beides das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.
Die erste Mahnung wäre ohne die darauffolgende Verheißung ein schweres, hartes Wort; — darum tuts mir auch weh, daß es so oft von dem Nachsatz losgerissen und dann damit um sich geworfen wird. Was würde unsere Anstrengung, wörtlich: unser Bewirken unserer Seligkeit für einen Sinn haben, wenn nicht der Herr mit einer Gnade und Kraft die eigentliche Sache machen würde ? Jetzt ist’s so: in uns muss es ein Anliegen mit Furcht und Zittern sein, daß wir unsern Gott nicht beleidigen, unsere Seligkeit nicht aufs Spiel setzen, unserem Gott nicht weglaufen, ihn nicht hindern in seinem Werke, denn auf dieses sein Werk, das er in Wollen und Vollbringen in uns treibt, kommt alles an. Er tuts, — wir müssen’s nur inbrünstig haben wollen; — er reicht dar, was Not tut, wir müssen’s wichtig nehmen; es so zu brauchen wie er`s ausgibt. Er strömt uns seinen Geist zu, wir müssen uns ihm hingeben, daß nichts in uns mehr ihm. widerstrebe. Das rechte Wollen kam von ihm; — wer es erkannt hat und sich nun betend und treulich darnach streckt, das Gewollte zu tun, der erlebt dann auch die Hilfe Gottes beim Vollbringen. Ohne ihn sind wir nichts und würden trotz aller unserer Furcht und trotz alles unseres Zitterns nur unsere ewige Verdammnis bewirken· Geben wir uns ihm hin ganz und gar! Dann erleben wir sein Tun in uns!
Das wollen wir, lieber Vater im Himmel! Stärke uns den Willen, heilige uns durch und durch, damit deine Art, etwas auch ganz zu vollbringen, an uns offenbar werden könne zu deiner Ehre! Amen.
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11.September.
Joh 3,6: Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch und was vom Geist geboten wird, das ist Geist.
Es ist gar nichts zu machen, alles eigene Zappeln und Großwerden wollen hat gar keinen Erfolg, — man kann sich nicht verstellen! Durch eigene Anstrengung wird kein Fisch zum Vogel und kein Sperling zur Lerche! Was rein natürlich vom Fleisch herstammt, modelt sich nicht durch Bravheit und Biederkeit allmählich zum Geistesmenschen um und wer an , einen solchen Geistessieg glaubt, der im Lauf seines Erdenlebens durch eigene Leistungen und Anstrengungen allmählich die Fleisches-Art überstrahlt, der kann stolz sein auf seinen Glauben; denn solchen Unsinn glauben kann nicht jeder. Nein, es muß ein Erlebnis des heiligen Geistes vom Himmel her kommen, daß das alte Wesen gerichtet wird, der Wille umgewandelt wird und eine neue Art und Lebensrichtung anfängt im Geist und durch den Geist. Wenn das auch eine freie Gottesgabe ist, so kann der Mensch sich dagegen doch hindernd und störend verrhalten; – nur selbst schaffen kann er sich das nicht. Wie unangenehm scheidet das zwischen den Hörern des Wortes Gottes, zwischen Gliedern einer Familie! Die Einen sind nur vom Fleisch geboren, und die Andern vom Geist. Wie werden die zweiten die Ersten zu tragen wissen mit Liebe und Geduld! Wie werden sie ihre himmlisch-hohe Geburt erweisen durch Werk und Wort und Wesen, damit die Andern womöglich auch sehnsüchtig ausschauen Iernen nach dem Geist, der sie erneut in Jesu Bild! Den Aufrichtigen läßt es der Herr gelingen.
Wir danken dir, Herr Gott, himmlisches: Vater, daß du uns versetzt hast in das Reich deines lieben Sohnes und bitten dich, lehre uns im Geiste auch wandel und die Werke des Geistes vollbringen zu deiner Ehre! Amen.
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12. September
1. Mose 22, 7: Abrahatn antwortete: Hier bin ich.
Wenn man aufmerksam die rührende Geschichte durchliest, findet man dreimal Abrahams Antwort: ,,Hier bin ich« — an hervorragender Stelle. Zuerst ruft ihn Gott, um ihm den entsetzlich schweren Auftrag. zu geben und Abraham weiß noch nicht, um was es sich handelt, als er das erste Mal seine Bereitwilligkeit mit diesem Satz andeutet. Sind wir auf alle Fälle für Gott da? — Einerlei,was später kommen mag, willst du doch sagen: Hier bin ich? Dann, als ers mit innerem Jammer wortlos nebeni dem geliebten Sohne hergeht, und der Knabe ahnend, bange fragen will, wer da geopfert werden soll, muß er antworten: Hier bin ich. Ich kann nicht mehr entfliehen, — ich muß in der Pein der Seele aushalten, — das Werk, fortsetzen! Er hätte sich jetzt am liebsten weit weg gewünscht, aber er muß da sein und das Furchtbare weiter sich vollziehen lassen mit vollem Bewußtsein. Wer diese beiden Proben bestanden hat, dem wird das dritte Mal aus dem Himmel noch der Ruf gegönnt: Abraham, Abraham! und er darf jetzt, wo die Hilfe dicht vor der Tür ist, aufatmend sagen: Hier bin ich. Können wir nicht in dieses dreimalige Angerufenwerden und Antworten die Geschichte so mancher schweren geistlichen Anfechtung hineinlegen? Wohl uns wenn der Herr uns stets so bereit findet, zu sprechen: Hier bin ich! Dann wird der Ertrag auch immer Segen sein!
Herr, du versuchst uns nicht über unser Vermögen! Wenn du uns, aber rufst, dann hilf uns, dir ganz zu vertrauen, uns ganz zu übergeben und auf alle Fälle bei dir zu bleiben und auszuhalten, bis du kommst und hilfst! Amen.
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13.September.
Joh. 5, 14: Wie Moses in der Wüste eine Schlange erhöhet hat, also muß des Menschensohn erhöhtet werden.
Der kleine Hügel Golgatha wirft den längsten Schatten! Voraus warf er ihn bis in die Weissagungen auf Christi Leiden und Tod im alten Testament, wie in’s Leben Jesu vor seinem eigentlichen Leiden. Ob nicht der Jüngling in Nazareth diesen Schatten des Kreuzes bei seiner· Arbeit sah, wenn er zwei Hölzer zusammenfügte! Ob er nicht, wenn er die müden Hände ausstreckte, die Schattenform des Gekreuzigten an der Wand sah, wie es ein sinniger Maler darstellt. Jedenfalls wandelte er sein lebenlang im Schatten dieses heiligen und doch so schweren ,,Muß««. Aber der Schatten von Golgatha fällt noch nachher durch die Weltgeschichte! Ist er uns fühlend und erquickend, wenn uns unsere Sünden kränken, — so ist er doch auch niederdrückend, wenn wir an unserem eigenen Leben, wie an dem der Kirche Jesu immer wieder diese Kreuzform sehen und erleben müssen; Die Welt, die verloren geht, lacht und tobt im Sonnenschein augenblicklicher Lust, während dort im Kreuzesschatten die kleine Schar der Gläubigen in Schmach und Spott und Schande dem Meister ihr Kreuz nachträgt. Trotz alles Friedens, aller Freude sollen und wollen wir hienieden nicht aus diesem Kreuzesschatten heraustreten. Das bleibt unser Weg, unser Los, unser Leben, unsre Lust!
Wenn wir darin nur bei dir bleiben, Herr Jesu, wollen wir uns schon so einrichten, daß wir ohne Gunst der Welt, verkannt und verachtet deine Straße ziehen! Tröste uns mit deiner Nähe und deinem Sieg, damit wir willig unser Kreuze tragen als deine Leute!
Amen.
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14.September.
1.Kor. 9, 27: Daß ich nicht anderen predige und selbst verwerflich werde.
Andern als Herold verkündigen, das kann geschehen, ohne daß man innerlich mit seinem eigenen Herzen beteiligt ist, ja ohne daß man
selbst sich unter die verkiindigte Wahrheit beugt. Wie mancher Christ übt darum so geringe Wirkung auf seine Umgebung aus, weil sein Leben und seine Lehre so wenig zusammenstimmt. Bekenntnis Jesu auf den Lippen und Neid oder Klatschsucht, Geiz oder Ehrfucht im Herzen! Schrecklich muß das sein, wenn man sich in. den Traum eingewiegt hat, man habe doch den Herrn vor den Leuten bekannt und dabei ist man doch innerlich verwerflich geworden! Man ging als Herold im glänzenden Waffenkleid stolz und sicher innerhalb der Schranken dahin, wußte Bescheid zu geben über alle Regeln des Wettlaufs, — nur hat man sich selbst nie am Kampf und Lauf um die Krone beteiligt. Man dachte nicht daran, selbst zu laufen, selbst sich zu verleugnen, sich selbst wehe zu tun, — man begnügte sich damit, andern zu verkündigen, worauf es hier ankommt. Da prüfe sich jeder, der Jesum bekennt, ob er ein Recht zu seinen hohen Worten habe, ob er auch nur in Bezug auf sein Leibesleben, wie Paulus im Vorhergehenden andeutet, sich wirklich in Zucht nimmt, wirklich sich selbst zu verleugnen im Stande ist. Keine Täuschung ist verhängnisvoller als Selbsttäuschung im Christentum! Man irrt um den Preis seiner Seele.
Herr, mein Gott, laß mich nicht in die Irre gehen und andre irreleitenl Erforsche mich und erfahre mich, wie ich’s meine! Zerstör’ den Wahn und Heuchelschein und mach mich ehrlich gegen dich und mich selbst! Amen.
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15.September.
2.Kö. 4,6: Er sprach zu ihr: Es ist kein Gefäß mehr hier. Da stand das Öl.
Bei jenem Wunder der Ölvermehrung kam es auf den Glauben der Witwe an, wieviel Gefäße sie zusammenborgen würde. Hätte sie noch viel mehr gehabt, hätte es noch viel, viel weiter gelangt. Weil sie aber wahrscheinlich nicht auf so große Menge gerechnet hatte, hörten erst die Gefäße auf und dann auch das wunderbare Fließen des Öles. Liegt darin nicht ein Wink für uns? Je mehr wir dem Herrn zutrauen, desto mehr gibt er; je mehr wir vorher Raum schaffen für seinen Geist und seinen Segen, desto reichlicher offenbart er seine Hilfe. Immer wieder kommt er unter mancherlei Bildern und Gestalten, in Sprüchen und Gleichnissen uns zu ermuntern, mehr Gefäße fertig zu stellen für ihn, daß, wenn die Flut kommt, er sie alle fülle. Wann werden wir endlich merken auf sein wunderbares Drängen: Glaube mir mehr! Glaube mir ganz! Verlaß dich in allen Stücken auf mich! — Dann würde für manche unter uns die bitterschwere Schulstunde der Demütigung und Trübsal vielleicht mit einem Schlage aufhören und die Stunde jenes Gastmahls hätte geschlagen, da es heißt: Du bereitest vor mir einen Tisch gegen meine Feinde! Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein! Dem Heiland zur Ehre, uns zum großen Segen und Andern zur Glaubensstärkung, — lange mehr Gefäße her, das Öl fließt noch!
Herr, unser Gott, du reicher Vater über alle, die dich im Ernst anrufen! Stärke uns den Glauben und fülle die Hungrigen mit den Gütern deines reichen Hauses! Wir trauen auf dich! Hallelujah! Amen.
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16. September
1. Mose 22, 14: . . . . auf dem Berge, da der Herr siehet.
Fast möchte man fragen, gibts auch einen Berg oder ein Tal, einen Palast oder eine Hütte, da der Herr nicht siehet? Wenn man aber die
wunderschöne Geschichte von Jsaaks Opferung liest, ovon dieser Spruch der Schluß ist, erkennt man, daß es sich um die Erinnerung an das Eintreten des Herrn handelt, als Abraham schon die Hand ausgestreckt hat, um seinen Sohn zu opfern. Gibt es in deinem Leben auch solche Gedächtnisberge? Einerlei, ob’s Orte oder Zeiten, Menschen oder Sachen sind, — es muß sich doch das Gedenken der Erfahrungen seiner Nähe und Treue an etwas ketten. Und ich mag es nicht von dir glauben, daß du noch gar nichts derartiges erlebt hast, wo der Herr es nicht ließ zum Äußersten kommen, sondern griff plötzlich ein, daß du staunend und anbetend über seinem Tun niedersankst aufs Knie! Krankheiten, die uns an den Rand des Grabes brachten, — aber nur bist an den Rand! Anfechtungen, da die Wasse» der Not uns bis an die Seele gingen, — aber nur bis an die Seele! Zeiten der Verlassenheit, da wir bis auf’s Äußerste meinten gekommen zu sein, — aber bei diesem Äußersten war der Herr und ersah die Stunde zur Hilfe. Gott sei Dank, daß er siehet! Dann können wir die Augen schließen und glauben blind! Er sieht für uns, an unserer Stelle und zwar nicht nur die Last des Augenblicks, sondern auch die nahe Hilfe!
Lobe den Herrn meine Seele und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat, der dir alle deine Sünden vergibt und heilet alle deine Gebrechen! Ja, wir loben dich und preisen deine Güte, Herr Jesu! Amen.
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17. September.
Ps. 103,15: Des Menschen Tage sind wie Gras.
Deine auch? Wird dein heutiger Tag wieder so sein? Flüchtig, nichtig, ohne Gewißheit und Gewähr des Gehalts, ohne Hauch aus der Höhe, ohne Erleben der Ewigkeit, — ohne den lebendigen Gott? Gras trägt keine Frucht, wenigstens hat der Grassame für den Menschen nicht die Bedeutung anderer Früchte. Trägt dein Leben Frucht? Was hat dein gestriger Tag für eine Frucht gebracht und was wird dein heutiger Tag bringen? Alle Frucht ist Same. Was streust du für Samen aus durch dein Leben? Ist jeder Tag ein Säemann, was hast du gestern und was wirst du heute, ihn aussäen lassen aus anderer Herz und Leben? Gras wird zuletzt abgehauen, verdorret und man kennet seine Stätte nicht mehr. Wer nicht für die Ewigkeit gelebt, wer seine Tage nicht helle gemacht hat im Blute des Lammes, was wird wohl sein Teil sein, wenn des Todes Sense kommt und mäht ihn ab? Jesus hat andere Tage gelebt als Grastage. Das waren Lichttage, Segenstage, Lebenstage für andere und ihr Segen blieb für immer.Wer etwas von solchen Jesustagen an sich erlebt hat, der soll von dann an seine Zeit Jesu hergeben, damit alle seine Erdentage Jesu Leben wiederstrahlen.
Komm, Herzensheiland und berühre uns mit deinem Lebensodem, daß wir alle Tage wieder in neuem Leben atmen und leben für dich. Segne uns diesen Tag für dich! Amen.
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18. September
Klagelieder 5, 28: Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des Herrn hoffen.
In Ungeduld sein, ist schon traurig; dabei aber noch keine Hoffnung haben, daß sich dieser Zustand je ändere, — das ist schon Hölle auf Erden. Geduldig sein ist schon ein tröstlicher Zustand, — aber er könnte doch schließlich ganz leise sich verändern, wenn man nur Geduld haben müßte und weiter gar nichts vor sich sähe. Denn Geduld kommt doch vom Dulden her und mahnt daran, daß man es eben wenigstens so schwer hat, daß Geduld einem spürbar ward, als die Fähigkeit, zu ertragen, was auf einem lastet. Wenn aber außer der Geduld oder in der Geduld noch der lebendige Nerv der Hoffnung auf die Hilfe des Herrn steckt, dann wird sie ein so großes Gut, eine so deutliche Kraft, daß die heilige Schrift, die sonst so wählerisch in ihren Ausdrücken ist, einem dazu gratulieren kann und es ein köstlich Ding nennt. Die Welt nennt einen Diamanten eine Kostbarkeit, — aber dieses köstliche Ding ist stumm und tot; nur die Augen der Menschen geben ihm Wert. Die Kostbarkeit unseres köstlichen Dinges hier wirkt sich aus, schafft Herzen um, gibt Stille und Kraft, Leben und Frieden. Wer darum solch eine Kostbarkeit hat, der preise den Herrn, der uns so reich macht an himmlischen Gütern und geistlichem Segen. Und wer sie nicht hat, strecke seine Gebetshände darnach aus sie zu empfangen.
Lieber Heiland, schmücke mein armes Leben mit diesen deinen Kronjuwelen! Laß die Geduld, die auf deine Hilfe hofft, in mir stark werden zu meinem und anderer Segen! Amen.
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19. September.
Prediger 1, 18: . . . wer viel lehren muß, der muß viel leiden.
Das erinnert an Paulus Berufung zum Apostelamt:Ich will ihm zeigen, wieviel er leiden muß um meines Namens willenl Das ist die geheime Quelle der Kraft und Weisheit, daß man selbst in eigener Not Erfahrungen von der Hilfe des Herrn machen muß, wenn man Andre lehren will. Wann aber ist die Hilfe des Herrn am nächsten, als wenn die Not am größten? Welche Erfahrung ist einschneidender, als die am eigenen Leib und Leben? Darum muß der Herr die Armenärzte am Geist auf der hohen Schule des Leidens erst läutern und approbieren, damit sie wissen, wie weh Schmerzen tun und wie selig Jesu Hilfe ihnen selbst getan hat! Wollen wir uns da wundern, warum der Weg für uns, die wir Jesu Zeugen an die Welt sein wollen, so schwer und oft im Geheimen so tränenreich ist? Ein Gelehrter und Lehrer dieser Welt muß viel lernen und schwere Examina machen; wer Gottes Kinder zusammenbringen will, der muß zuerst dem Weizenkorn (Jesus) gleich im dunklen Schoß der Erde dem eigenen Selbst absterben: früher kann er nicht viele Früchte bringen. Diese Art des stellvertretenden Leidens Christi lassen wir uns an ihm gern gefallen; warum stutzen wir, wenn er uns sich nachzieht, unsere Hand festhält und spricht: Wo ich bin, soll
mein Diener auch sein? Leide, um lehren zu können!
Nein, wir wollen nicht leidensscheu sein, Herr Jesu, sondern bitten dich, segne du uns alles Leiden zum Lernen deiner Wege, und dann nachher zum Lehren deiner Wege! Amen.
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20.September.
1. Mose 52,26: . . Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.
Das war ein wunderbarer Kampf, da Jakob bis an die Morgenröte mit seinem Gott in Menschengestalt rang und das Beispiel schuf, wie man Gott überwindet. Denn Gott war ihm entgegengetreten, wie um ihm handgreiflich zu zeigen: ,,Ich habe etwas wider dich. Nicht Esau mit seinen 400 Mann ist deine Gefahr, sondern ich, dein Gott, habe mit dir noch abzurechnen. Deine ganze alte Art taugt nichts und mit all deiner Hinterlist kannst du nicht vor mir bestehen. Ähnlich tritt der Herr in besonderer Lebenslage wohl auch noch uns entgegen und deckt alte, unverbundene Geschwüre, unvergebene Sünden auf; er ist rein und duldet auch bei seinen Kindern keinen geheimen Aussatz! Ach, daß wir es davon Jakob lernten, uns ganz anzuklammern an unsern Gott und ihm alles herzugeben, aber dann auch zu sprechen: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn! Die schwere Kampfesstunde soll einen Sieg, einen Segen bringen: Völliges Zerbrochenwerden, wie hier bei Jakob. Da er nicht mehr stehen konnte, hing er sich mit seinen Armen an seinen Gegner. Werfen wir uns so völlig auf ihn! Ich kann allein nicht gehen, nicht einen Schritt, — ich kann nichts als mich an dich anklammern. Ich vertraue aber auf deine Barmherzigkeit, die größer ist als das Gericht, und flüchte mich an dein Herz! — Dann gibt’s Hilfe und Segen.
Ja, Herr unser Gott, wir lassen dich nicht! Was sollte aus uns werden, wenn wir uns nicht mit allem auf dich werfen, an dich hängen könnten! Laß die ernste Erfahrung dieses Ringens den Segen bringen, daß wir dich um so näher haben und genießen! Amen.
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21. September.
1. Mose 41, 52: Gott hat mich lassen wachsen im Lande meines Elends.
Mag Joseph das zunächst ganz äußerlich gemeint haben von dem wachsenden Reichtum seines Hauses oder von seinen Kindern, die ihm in Ägypten geboren wurden, — sicherlich ist er auch selbst durch seine wunderbaren Erfahrungen der Durchhilfe seines Gottes innerlich gewachsen. Und dieses Letztere geht uns hier am meisten an; denn es ist eine bekannte Tatsache bei den Kindern Gottes, daß man im ,,Lande seines Elendes« innerlich ganz anders vorankommt, als wenn uns leichte, linde Zeiten beschert werden. Während ich dieses schreibe, schweift mein Blick bisweilen hinaus in die regennasse Frühlingslandschaft, drüber kalter Wind weht. Und doch wächst eben draußen das Gras und das Laub der frisch entfalteten Blättchen der Bäume mit Macht. Ging’s uns nicht oft so? Das waren die eigentlichen Kräfte des Wachstums, als die Tränen das Land meines Elends betauten, als der kalte Wind wehtee und man in Anfechtung und Not gezwungen war sich mit tausend seiner Hoffnungswurzeln festzuklammern an den Verheißungen seines Gottes! Nachher, wenn die Sonne durch die Wolken bricht, hat sie nur festzustellen in neuer Gnadenbeleuchtung, was in den nassen kalten Tagen sich heimlich entwickelt hatte. Darum wollen wir dankbar sein für das Land und die Tage unseres Elendes, denn sie schafften uns innerlich wahrhaft voran, daß wir vor Angst behütet, nachher, errettet ganz fröhlich rühmen
konnten:
Ja, Herr, du hast alles wohl gemacht! Du gabst das Elend und im Elend Hilfe! Deine Erziehung.schuf die Zeiten der Demütigung um uns in ihnen und durch sie groß zu machen. Dein Name sei gepriesen! Amen.
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22.September
Ephes. 5, 9: wandelt wie die Kinder des Lichts.
Natürlich muß man zuerst ein Kind des Lichtes sein, d. h., es muß das heilige Tun unseres Gottes an uns, daß er uns durch seinen Geist zu seinen Kindern machte, zuerst geschehen sein, damit unser neues Tun, unser Wandel im Licht daraus folge und daraus erwachse. Aber die oft wiederholte Mahnung in den Briefen der Apostel an die Neubekehrten, nun auch ihrer neuen inneren Stellung gemäß nach Außen zu wandeln, muß doch ihre tiefe Berechtigung haben. Und so sehen wir’s auch bis auf den heutigen Tag, daß immer noch nicht mit Ernst genug auf den Wandel geachtet wird. Was aber wiegt vor der argwöhnisch, ungläubig aufpassenden Welt schwerer, als ein wirklich heller Wandel! Das schlägt besser durch als hundert Predigten, wenn sie eine Person kennen lernt, wo es gar keinen Zweifel mehr gibt, daß dieselbe wirklich im Licht lebt, im Licht steht, im Licht wandelt. Solche Mithelfer, — Laien, die mit ihrem Lichtwandel vor uns hergehen und Breschen schlagen, haben wir an allen Orten, wo wir das Wort verkündigen, blutnötig. Wir sind vielleicht zu kurze.Zeit da, uns lernt man nicht so genau kennen, aber die Christen, die an einem Ort, in einem Hause mit der Welt leben, können sicher sein, daß man auf ihren Wandel mit Argusaugen achtet. Darum wandelt wie die Kinder des Lichts! Freilich wird es uns ebenso gelten, daß unser Wandel im Licht sein muß; aber das versteht sich mehr von selbst!
Herr, unser Gott, erleuchte uns ganz und gar daß unser Wandel, unsere Worte und Werke nicht das Licht scheuen müssen, sondern das Licht sind und Licht bringen in die Dunkelheit! Amen.
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23. September.
1. Thess. 4,3: Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung.
Die unvernünftige Kreatur muß den Willen Gottes in den Naturgesetzen erfüllen und weicht nicht aus dem Wege dieses Instinkts. Wir Christen haben den Willen Gottes als unsere Lebensrichtschnur erkannt und gemerkt, daß wir keinen Frieden, keinen Trost, keine Gebetserhörung haben können, ohne dem klar erkannten Willen Gottes auch gehorsam zu sein. Wenn Gott nun will, daß wir unsere Heiligung, — etwas, über dessen Wachstum und Entwicklung wir selbst die seligste Freude haben, wodurch wir selber reicher und froher werden, — mit ihm zusammen wollen, so ist das Gnade! Denn, was er will, dazu reicht er auch die Gaben und Kräfte her, daß es geschehen könne. Und zu unserer Heiligung reicht er uns etwas Fertiges und Ganzes, seinen lieben Sohn Jesum Christum dar, denn der ist uns gemacht zur Heiligung. Das ist der zweite Glaube, den wir haben müssen und dessen selige Frucht wir genießen sollen; ebenso, wie.wir, allein durch Glauben Jesum einst nahmen zu unserer Rechtfertigung, so sollen wir ihn zum zweiten Mal täglich nehmen im Glauben als unsere Heiligung. In ihm sind wir geheiligt, ausgesondert, bestimmt mit Leib und Seele zum Dienste Gottes. Kommt laßt uns glauben! Heute wollen wir’s noch dankend annehmen, daß Jesus unsere Heiligung ist. Wer ihn hat und liebt, mit ihm lebt und in ihm ist, der ist ein Heiliger und Geliebter Gottes!
Nun, dann wollen wir dich, Herr Jesu, nehmen, haben, halten und auf dich blicken ohn’ Unterlaß! Du bist unser Sieg! Es kann nicht sein, daß wir angesichts des Sieges, den Sieger im Auge und Herzen, unterliegen! Siege in uns! Amen.
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24. September.
Luk 5,11: Und sie führten die Schiffe an’s Land, und verließen alles und folgten ihm nach.
Mit den letzten Ruderschlägen sind die Schiffe, die bis zum Sinken mit dem überreichen Fischfang. gefüllt waren, an den Strand gebracht. Soll nun Jesus fortgehen, damit die glücklichen Fischer Zeit haben mit all den beutefrohen Verwandten die Unmenge Fische auszuladen, zu sortieren und zum Versand in die nächsten Städte zu verpacken? Nein, das Wunder, das jetzt an der selbstsüchtigen Menschenschennatur geschieht, ist kaum geringer, als das, was eben mit den scheuen Fischen der Tiefe geschehen war. Jesu Netz ist über sie gekommen und sie können nicht mehr zurück. Sie sind gefangen und lassen alles, Schiffe, Fische, Verwandte und Vorteile, — alles dort am sonnenbeglänzten Ufer des Sees Genezareth zurück und folgen in stummer Ergriffenheit dem Meister, der den steilen Bergpfad ins Gebirge einschlägt. Hast du nichts ähnliches erfahren? Jst Jesu Netz niemals über dich gekommen mit ziehender, zwingender Gewalt, daß es hieß: Wir können nichts anders, wir müssen dir nachfolgen, wo du hingehst? Wer «so etwas erlebt hat, der ist verdorben für die alten Weltwerte, für’s Reichwerdenwollen, für’s Berühmtwerdenwollen, für’s Gunstwerben und Genußleben, — er zieht lieber arm, verkannt und allein diesem Jesus nach den steilen Pfad, als daß er sich hinsetzte an den Strand, um mit Fischverkauf im Großen Geschäfte zu machen!
Dein sind wir, Jesus von Nazareth! An dir hängen wir und von dir können wir ja nicht lassenl Nun laß uns auch bei dir bleiben und mach uns zu Menschenfischern in deinem Auftrag und auf deine Rechnung! Amen.
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25. September
Kolosser 4,5: wandelt weislich gegen die, die draußen sind.
Wer das Leben der Gläubigen heutzutage studiert und dann die mancherlei Mahnungen der Apostel an die Neubekehrten liest, dem wird’s bald klar, daß auch heute noch keine derselben unnütz oder veraltet ist. Dieselben Lebenserscheinungen wie damals und dieselben Kinderkrankheiten und Gefahren wie damals; kein Wunder, daß dann auch die Mahnungen und Medizinen dieselben sind, wie damals! Gegen die, die noch als die Unbekehrten draußen sind; wandelt man nicht weise, wenn man Jeden gleich auf seine Bekehrung anredet, wenn man Jedem gleich die Pistole auf die Brust setzt: Bekehre dich! Aber es ist auch unweise, sofort mit geistlichen Gesprächen und Bekennen des Namens Jesu und Erzählen der erfahrenen Gnade anzufangen. Laß die Andern dich erst als echten Menschen und wahren Christen kennen und — schätzen lernen; dann schlägt das einfachste Bekenntnis nachher am schärfsten ein. Bete erst darü»ber, ob du und wie du mit Fremden reden sollst, aber fall’ nicht sogleich beim Eintreten in’s Eisenbahncoupe die Leute mit Bibelsprüchen und Traktaten an. Gibt der Herr dir Gelegenheit, dann steig’ in Kraft empor; doch schweigt er in der Seele still, dann nimm auch du nichts vor! Wandel und Wesen müssen das Wort vorbereiten! Gib kein Ärgernis, wo du gewinnen willst. Aber fürchte dich ebenso vor der matten Feigheit, die sich aus Menschenfurcht gern hinter -»der Weisheit« verstecken möchte!
Ach Herr, wir sind ungeschickt und untüchtig, dich zu bekennen! Wir machen tausend Fehler nach rechts und links. Segne dein Werk auch trotz der Fehler deiner Kinder! Amen.
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26. September
1. Timoth. 6,8: Wenn wir aber Nahrung und Kleider haben, so lasset uns begnügen.
Wie wenig gehört eigentlich zu den wirklichen Bedürfnissen des Lebens! Wie schrecklich viel Bedürfnisse können sich die Leute anerziehen und angewöhnen! Wenn man Essen und Trinken als den wichtigsten Teil des irdischen Genußlebens ansieht und darin seine Hauptfreuden sucht, dann freilich kann das Herbeischaffen solcher Nahrung viel Aufwand von Geist und Kraft und Zeit beanspruchen. Wer aber höhere Genüsse kennt und dem Leib nur gewähren will, was er braucht, kommt sehr billig und leicht weg. Dabei bleibtdoch noch Raum und Freiheit, den Wohlgeschmack, den Gott der Herr in die natürlichen Gaben gelegt hat, mit Dank zu genießen. Wer sich wirklich mit der Kleidung einfach, meinethalb seinem Stand angemessen, und so natürlich als möglich versehen will, der braucht dafür auch weder viel Geld, noch viel Aufwand, von Zeit und Kraft. Wer aber sich nach der wechselnden Mode richten muß und mit seiner Bekleidung Sport und Luxus treibt, ist Sklave seiner Kleider und kann sich nie genug thun. Glücklich aber ist nur der, der zufrieden ist mit dem, was er hat oder sich so leicht als möglich verschaffen kann; warum stehen denn immer noch auch Christen unter dem Bann der Gastmähler und der Kleidermoden der Welt? Welche der Sohn frei macht, die macht er recht frei und wer Andere führen will, der muß freie Füße haben!
Herr, werde so ganz meines Herzens Lust, daß auch mein Leib und meine Seele sich freuen im lebendigen Gott. Lehre mich zufrieden sein im Äußern und hungern und dürsten nach dir. Amen.
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27. September.
Offenb. 20, 15: Und so jemand nicht ward erfunden geschrieben in dem Buch des Lebens, der ward geworfen in den feurigen Pfuhl.
Kaum ein einziger anderer Gedanke hat solche Wucht und Kraft als der: Wo werde ich meine Ewigkeit zubringen? Ohne ewiges Los nach dem Tode gäb’s kein Christentum und keine Bekehrung mehr. Das weht uns an, wie Luft aus der Ewigkeit, wenn der Gedanke vor uns aufsteigt: werden unsere Namen, alle derer, die hier eben versammelt sind, einst erfunden werden, geschrieben im Buche des Lebens? Wenn nicht, wie.wird das Los sein in der Ewigkeit? Das treibt zum Ernstmachen, zum wirklichen Durchdringen, zum Gewißwerden, ob wir Gottes Kinder sind oder nicht. Der Geist will uns darüber Zeugnis geben, wir sollen und müssen unseres Heils gewiß werden. Es gibt eine feste, frohe, selige Uberzeugung auch ohne viel Gefühl und Andacht, eine auf die Schrift gegründete, Glaubensgewißheit: ich bin sein und er ist mein, niemand kann uns scheiden! Und es ist eines Jeden wichtigste Pflicht, darüber zur Klarheit zu kommen, ehe es zu spät ist. Der Mensch hat so blutwenig zu seiner eigenen Rettung und Seligkeit zu tun: bloß, daß er sich ganz und gar hingibt dem heiligen starken Zuge, damit uns Jesus geliebet hat und noch liebt! Kommt alle und liefert euch willenlos heute schon dieser Strömung der Gottesliebe aus, damit ihr gewiß werdet und euch freuen könnt, daß eure Namen im
Himmel geschrieben stehen!
Ja, Herr unser Gott, wir wollen selig werden. und nehmen darum deine große Gnade in Christo dankbar, gläubig an. Schreib unsere Namen in dein Buch zum ewigen Leben, daß wir dir ewig danken können für Alles, was du an uns getan! Amen.
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Jacobus 5, 9: Seufzet nicht wider einander, liebe Brüder, auf daß ihr nicht verdammet werdet.
Wenn auch im Grundtext steht, »daß ihr nicht gerichtet werdet« —, so ist die Sache doch ernst genug. Zumal da sie so sehr im Schwange geht, daß sich jeder an die Berechtigung dieses Seufzens scheint gewöhnt zu haben. Wer nicht in sehr liebloser ;Weise seine Zunge gegen die Brüder braucht, der behauptet wenigstens schwer an ihnen zu tragen und seufzt oft genug vor Gott und Menschen wider dieselben. Nun für sie beten, vor Gott in den Riß treten für sie, GebetsIasten für sie auf sich nehmen, das ist sicherlich unverboten; im Gegenteil, das würde gerade das Gegenteil verursachen, als das hier gemeinte Seufzen. Das würde einem Kraft geben, sie zu tragen und Vollmacht vom Himmel schaffen, versöhnend und liebevoll mit ihnen umzugehn. Aber das Seufzen, Urteilen, Bekritteln, Nichttragen können der Brüder vor Menschen, das liefert uns, die wir doch so gerne Andern zum Segen werden möchten, in das Gericht des Herrn. Es macht sich dann wehmütig und niederdrückend zugleich, wenn jemand fünf Minuten nach dem lieblosesten Seufzen über den Bruder (also, wo er schon als zu Richtender vor seinem Gott steht!) großartig in feinem lauten Gebet vor Andern für diesen Bruder betet! Räumen wir doch diese Krebsschäden hinweg aus unserer Mitte, damit wir ganz wahr werden in echter Liebe und ganz wahr in echtem Gebet!
Herr Iesu, was mußt du erleben und erdulden von» deinen Jüngern! Vergib uns und ströme deine Liebe, dies nicht das Ihre sucht, aus über die Deinen, damit wir wahrhaft eins seien in der Liebel Amen.
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29. September.
Prediger 9, 8: Laß deine Kleider immer weiß sein.
Mag dieses Wort an der betreffenden Stelle auch nur von den damals üblichen weißen Gewändern gemeint sein und bedeuten, statt Prunk und Pracht sei Reinlichkeit der beste Schmuck, so wird es uns doch niemand verargen, wenn wir es geistlich deuten. Denn in der Offenbarung wird auch von weißen Kleidern geredet und von helle gemachten, im Blute des Lammes gewaschenen Kleidern und dort kann es nur. geistlich gemeint sein. Hast du das neue Kleid der Gerechtigkeit Jesu Christi angezogen, dann hüte dich, daß du es nicht gleich wieder befleckst durch Leichtsinn, Untreue und Sünde. Und ob jemand sündigte, haben wir einen Fürsprecher beim Vater, Jesum Christum, der gerecht ist. Dann soll der Ewig-Gerechte uns, die wir so schnell wieder von einem Fehl übereilet werden in täglicher Sündenvergebung reinigen: Ja, er will es schon, aber wir müssen auch nach 1. Joh.3,3 desselben Willens sein, uns zu reinigen. Mit welcher Aufmerksamkeit achtet man auf die Reinigung und Instandhaltung kostbarer Maschinen und künstlicher Apparate. Was wäre dann wohl für Aufmerksamkeit auf die tägliche Reinigung und Jnstandhaltung des kostbarsten und kunstvollsten Apparates, unserer Seele zu verwenden! Laß keine Flecken auf deiner Seele Kleidern trocken werden; sie fressen sich ein und verderben den Glanz und Schimmer deiner Seele. Nein, schnell und gründlich, sofort und ehrIich, bekenne deine Sünden und mache deine Kleider helle im Blute des Lammes!
.Lieber Heiland, nahe dich mir und neige dich zu mir, daß ich täglich im lebendigen Umgang mit dir Reinigung und Hilfe erlange. Du weißt, daß ich Sehnsucht nach steter, völliger Reinigung verspüre! Hilf du dazu! Amen.
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30. September
Jacobus 5, 16: Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.
Daß uns dergleichen Verheißung über das Gebet immer wieder gesagt werden muß! Oder soll man sich mehr darüber wundern, daß so wenig wirklich erhörlich gebetet wird? Gebetet wird ja von allerlei Christen schrecklich viel; — aber was geschieht dadurch wirklich? Nun, das liegt wohl an den zwei Bedingungen unseres Textes: Wer ist gerecht? und wann ist es ernstlich? . Ein leises Erfahrungsgefühl dafür gibt es schon bei uns, wann das Gebet wirklich ,,ernstlich« wäre. Manche Gebete waren wir nach einigen Tagen in anderer Stimmung bei angestrengter Aufmerksamkeit gar nicht mehr imstande zu wiederholen: Augenblicksbilder ohne den Willen des Herrn. Oder der Herr zeigt uns selbst aus seinem Wort oder- durch seine Führung, wie dieses oder jenes Gebet unmöglich erhört werden durfte. Auch das mit dem ,,Gerechten« ist demütigend für uns. Der innere geheime Lebenszusammenhang mit dem Herrn war gar nicht recht, gar nicht in Ordnung, wie kann da etwas besonderes von Gebetserhörung eintreten. Drum bete du dich erst in Ordnung und zur Klarheit darüber, ob es dem Herrn in deiner Lage» und deiner Stellung zu ihm überhaupt genehm ist, daß du dich jetzt daran machen sollst, Gebetsarbeit anzufangen. Je klarer du über des Herrn Willen und seine noch unausgeführten Absichten wirst, desto gewisser, ernstlicher und durchgreifender wird dein Gebet; Wenn Kinder Berge versetzen wollen, würde der Herr sie erst fragen, warum und wohin?
Herr, läutere unsern Sinn, der auch im Beten nur zu oft zum Prahlen vor der Welt abzielt, als wirklich auf deine Absichten und dein Reich! Zeige uns, wo du uns als Beter hinstellen willst und dann lehre uns beten! Amen.
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1. Oktober.
1. Sam 17,47: Denn der Streit ist des Herrn und wird euch geben in unsre Hände. Das ist die sieghafte Art des wahren Glaubens!
Dort steht das mächtige übermütige» Heer der Philister, an ihrer Spitze der freche Riese Goliath, — hier steht furchtsam Israels Heerlager und der eine Jüngling David hat Glauben Und sagts ihnen voraus: Der Streit ist des Herrn und er wird euch, ihr stolzen Feinde, geben in unsre Hände! Müssen wir’s nicht ähnlich machen, wenn die Feinde unserer Seele den Kampf gegen uns aufnehmen? Einerlei, ob es wirkliche Menschen sind, die uns feindlich sind um Jesu willen und unsre Arbeit aufhalten wollen, oder ob es des Teufels böse Anläufe sind, oder ob es die in uns selbst steckenden Sünden und Versuchungen sind. Wenn wir nicht schon vorher wirklich glauben, daß der Streit des Herrn ist, seine Sache und Ehre auf dem Spiele steht, und daß er unsre Feinde in unsre Hände geben wird, wird das ein mühseliges Kämpfen und» eine aussichtslose Sache sein. Dir geschehe im Kleinen wie im Großen nach deinem Glauben. Also auch in diesen Kämpfen glaube vorher schon an den wirklichen Sieg Jesu und sorge nur für eins, daß der Streit säuberlich des Herrn Sache bleiben könne und nichts von eigener Ehrfucht und Eitelkeit sich einschmuggelt.
Lieber Heiland! Reinige jede solche Angelegenheit von unserem eigenen Wesen! Ists dann aber deine Sache, dann führe sie zum Siege um deines Namens willen! Amen.
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2. Oktober;
Gen 32, 31: Und als er von Pniel überkam, ging ihm die Sonne auf.
Das kennen wir alle, wie sich der Mensch nach langen, kalten Regentagen nach der Sonne sehnt! Und wenn sie dann endlich wieder wärmend und belebend am blauen Himmel erstrahlt, ist’s einem so froh zu Mut, als hätte man ein großes Geschenk erhalten! Geistlich gibt’s ähnliche Erfahrungen. Jakob hatte einen schweren inneren Kampf kämpfen müssen; es waren ihm Abgründe seiner selbstsüchtigen Natur aufgedeckt worden, sein Gott war ihm entgegengetreten als der Wahrhaftige, der an seinen Leuten keine Unlauterkeit dulden kann. Nun ist er hindurch; er hat den Wendepunkt seines Lebens erreicht: von nun an hören wir nichts Nachteiliges mehr über ihn. Ein neuer Name, ·ein neuer Lebensanfang! Mit gebrochener irdischer Kraft geht er aus dem Kampfe hervor und doch gesegnet, daß er, sagen kann: Meine Seele ist genesen! Kein Wunder, daß ihm der Sonnenaufgang nach dieser Nacht unvergeßlich ward! Was ist jetzt Esau mit seinen 400 Mann, seit sein Gott ihm wieder gut ist! Darum kann man hier den Sonnenaufgang leicht geistlich deuten. Wer sich durchgekämpft hat, — den Abend lang währet das Weinen, — und ob es währt bis in die Nacht und wieder bis zum Morgen, — die Sonne siegt doch und die Seele jauchzt dem Lichte entgegen: die den Herrn lieb haben, müssen sein, wie die Sonne aufgehet in ihrer Macht!
Jesu, unsere Sonne! Geh auf in deiner Pracht und verscheuche mit deiner Strahlen Glanz und Wärme auch meine Nacht! Amen.
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3. Oktober.
Joh. 6, 53: Alles, was mir mein Vater gibt, kommt zu mir, und wer zu mir kommt, den werde ich
·nicht hinausstoßen.
Luther sagt: »Ich glaube, daß ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an meinen Herrn Jesum
Christum glauben oder zu ihm, kommen kann« und hat damit die in unserem Spruch liegende scheinbare
Schwierigkeit schon erklärt. Der Vater muß die Leute schon, ehe sie eigentlich im Glauben zu Jesu kommen, seiner Hand haben, sie ziehen kund zubereiten:können, damit sie für den Augenblick reif werden, wo sein Geben und ihr Kommen zu Jesu eine und dieselbe Sache wird. Wer auf der Vorstufe des Heils auf die Stimme seines Gewissens achtet und sich sehnt aus der Sündhaftigkeit seiner alten Natur herauszukommen, den kann der Vater seinem Sohn geben. Und wenn er das tut, spürt. der Mensch den wunderbaren, inneren Zug zu Jesu,. wie Magnet Eisen anzieht, und dann muß er folgen und als ein Bittender, Suchender zu Jesui kommen. Gesegneter Zwang, gesegnete Freiheit, gesegnetes Wollen der Gnade, — mags auch gewirkt sein von Oben! wenn nur das Kommen Wahrheit wird, dann ist alles gewonnen. Denn, wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen!
Nein, Herr Jesu, wir haben’s erfahren! Das war kein Hinausstoßen, sondern ein an’s Herz ziehen,
ein Aufheben aus dem Staub, ein Erfrischen und Erquickenl Das danken wir dir und loben deinen
Namen ins Ewigkeit! Amen.
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4. Oktober.
Jes. 50, 5: Der Herr Herr hat mir das Ohr geöffnet und ich bin nicht ungehorsam und gehe nicht
zurück.
Nach dem Zusammenhang bezieht sich diese Stelle sicherlich in erster Linie auf Jesu willigen Gehorsam nach des Vaters Willen zu leiden und zu sterben. Und wir danken ihm, daß er nicht ungehorsam war und nicht zurück ging; denn was wäre sonst aus uns geworden! Aber er selbst sagt auch: Gleich wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch! Es gibt auch für uns Ohröffnungen durch Wort und Geist, wo es uns plötzlich klar ist, dieser Weg der Verleugnung, diese Demütigung, dieses Leiden ist Jesu Wille und dient nicht nur uns zum Segen, sondern soll auch Andern, ja dem Reiche Christi Nutzen schaffen. Dann dürfen wir nicht ungehorsam zurückgehen! Wir würden, wie Jonas, statt, in unseres Herrn 5chule in den Rachen des Ungeheuers, in die Tiefe des Todes versenkt, wenn wir dem klar erkannten Willen unseres Gottes ausweichen wollten. Selig aber und gesegnet ist, wer es gar nicht versucht ungehorsam zu sein, wer gar nicht zurückwich, bis er mit Peitschen vorwärts getrieben wurde! Wir bringen uns um den Segen und den Wohlgeruch des Gehorsams, wenn man uns erst dazu zwingen muß! Das wären schöne Freiwillige! Und Jesu Gehorsam hat die Bedingungen in der unsichtbaren Welt geschaffen, daß auch wir gehorchen können!
Herr Jesu, ziehe uns in deinen Gehorsam hinein, daß man deine Willigkeit zu gehorchen und zu
leiden an uns wiederfinde! Amen.
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5. Oktober
Joh. 7,57: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!
Gewiß gilt dieses Wortan der Pforte des Himmelreichs und kündet wie ein weithinschallender Heroldsruf, was man hier erleben kann, wenn man aus dem durstigen Lande des Welttreibens, wo nichts die
Seelen stillen kann, die da schreiet nach dem lebendigen Gott, wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, — sich hinwendet zu dem, der unser Friede ist. Aber ebenso gewiß gilt es auch innerhalb des Heiligtums. Jesus will die Seinen, »die bei ihm in heißer Arbeit stehen nicht vergeblich dürsten lassen. Gottes Brünnlein hat Wassers die Fülle und Jesus strömt den frischen Seelentrank alle Tage aus, wie eine starke Quelle im Waldgebirge. Warum sollen wir Durst leiden? Denn so oft ich durstig bin, führt er ich zum Brunnquell hin! Kommt, lasset uns mit Freuden Wasser schöpfen aus dem Heilsbrunnenl Wollen wir uns täglich und treulich zu ihm nahen und nehmen aus seiner Fülle, was uns not ist. Eine kurze Viertelstunde stiller Sammlung im Gebet, suchenden Lesens in seinem Wort und der Durst ist gestillt, das Antlitz wieder heiter, alle Mattigkeit verscheucht und du kannst weiter pilgern, weiter dulden, weiter kämpfen in seiner Kraft!
Wir danken dir, Herr Jesu, daß du so gütig bist! Nimm uns immer wieder in deine Umarmung und laß uns erfahren deine erfrischende Liebesnähe. Wir sind arm, mache uns reich! Amen.
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6. Oktober
Luk 7,19: Bist du, der da kommen soll oder sollen wir eines Andern warten?
Mit dieser Zweifelfrage des Johannis, ob Jesus der rechte Messias sei, stellt er seine eigenen ergreifenden Erlebnisse bei Jesu Taufe in Frage. Gefängnismauern und Anfechtungen können auch das lebendigste Erfahrungschristentum erschüttern. Jst das nicht eine furchtbare Gefahr, irre zu werden an allem, was man in den seligsten Stunden seines inneren Lebens genommen und genossen! Bist du, der da kommen soll? Oder haben wir uns getäuscht und sollen. wir die Tür noch weiter offen halten für einen Andern? Gesetzt den Fall, daß jemand unter uns in ähnliche Seelennot käme, wie müßte man ihn heilen? Als Johannes seine Erfahrungen am Jordan machte, da stimmten diese zusammen mit dem Worte Gottes und bekamen dadurch erst ihre Bestätigung. Wo er jetzt zweifelt, weist ihn Jesu Antwort wieder auf’s Wort Gottes hin, wie das eben in Jesu Tun erfüllt werde. Und sagt das Herz auch tausend Nein, laß mir dein Wort gewisser sein! Wir müssen am Wort hängen, weil das feststeht, ob der Himmel unserer seligsten Erfahrungen oder die Erde unserer schönsten Gefühle vergeht. Glauben an’s Wort, durch’s Wort, wurzelnd im Wort schafft wieder Weg aus dem Wirrsal und Stille im Sturm. Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruhn? Mir ist’s nicht um tausend Welten, aber um dein Wort zu tun!
Herr, gründe uns in dein Wort! Laß den Sturm den Nutzen schaffen, daß die Wurzeln des Glaubens tiefer in dein Wort gehen und fester sich klammern an dein Wort! Amen.
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281
7. Oktober
Jes. 57, 18: Da ich ihre Wege ansah, heilete ich sie und leitete sie und gab ihnen wieder Trost.
Daß er unsere Wege nicht als der Richter, sondern als der Arzt und Retter anschaut, ist ein großer
Trost. Heute wacht sein Auge über unsern Wegen! Selbst, wenn wir selbstgewählte Wege gehen; und uns damit viel Herzeleid machen, verwirft er uns nicht, sondern baut an diese Irrwege seine himmlischen Krankenstationen, um uns zuerst zu heilen! Wohl dem, der das versteht und sich helfen lassen will. Freilich kommt gleich darauf zur rechten Zeit Hilfe und Heilung, daß er uns nach der erfahrenen Erquickung aus einer andern Tür des Krankenhauses auf einen andern Weg führt. Denn
nur, wenn er uns leitet, kann es gut weiter gehen, ohne daß wir sofort wieder auf dem verderblichen Wege unserer Wahl uns die frischgeheilten Füße blutig laufen. Dann aber, wenn wir jetzt auf seinen Wegen gehen, läßt er uns am Rande dieser Wege manch schönes Trostblümlein blühen und seine Fruchtbäume verstreuen Schatten und spenden erquickende Früchte. Also fort aus den eigenen Wegen! Hinein in seine Heilung! Und dann unter seiner Leitung auf seinen Wegen vorwärts, dann soll’s an Trost nicht fehlen!
O, Herr Jesu, was bist du für ein wunderbarer Meister im Helfen! Was für ein Arzt unserer Seelen! Staunend und dankbar erfahren wir deine Hilfe! O zieh uns alle täglich treuer und fester dir nach! Amen.
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282
8. Oktober
Psalm 62, 6: Meine Seele harret auf Gott, denn er ist meine Hoffnung.
Es gab einmal eine geistesschwache Witwe, deren Mann vor vielen Jahren bei einem Schiffbruch um’s Leben gekommen war. Doch sie wollte sich’s nicht ausreden lassen, auf ihn zu warten, bis sie alt und grau wurde und zuletzt über ihrer Hoffnung starb. Von solchem Harren mag der Satz gelten: Hoffen und Harren macht manchen zum Narren. Und doch halten wir Beides hoch in Bezug auf unsern Gott: wir harren und hoffen auf ihn! Es liegt wohl schon in diesen Worten, daß man aufs Warten angewiesen ist; sonst brauchte man Beides nicht. Aber durch dieses Warten will er unsern Glauben stärken und uns innerlich immer mehr von allem Äußeren lösen, damit die ganze Kraft unserer Seele sich sammele auf ihn! Wir lernen unter solchem Harren Manches, was wir sonst nie gelernt hätten, und darum kann er seinen Kindern diese Schulklasse meist nicht ersparen. Was wir aber auf Erden an Erhörungen und Hilfen innerlich und äußerlich schon erlebt haben das stärkt uns den Mut, bis an’s Ende zu beharren. Gott ist getreu; er kann sich selbst nicht leugnen; er wird die Seinen erretten zu seiner Zeit und die mit Tränen gesät haben, werden mit Freuden ernten.
Jesus Christ, du nur bist unsrer Hoffnung Licht! Stell uns vor und laß uns schauen jene immergrünen Auen, die dein Wort verspricht!
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9. Oktober.
1. Joh. 2, 1: Und ob jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher beim Vater, Jesum Christum
der gerecht macht.
Und ob Jemand sündigt, das klingt allerdings nicht nach der Schablone eines gewissen Leichtsinns im Christentum, der da mit großer Schnelligkeit sich über allerlei gewohnheitsmäßiges Sündigen wegtröstet, sondern wie eine Ausnahme. Soll es denn nicht auch wirklich immer seltener und schwächer werden mit dem Sündigen, wenn unser Lebensumgang mit dem Lebensfürsten Wahrheit ist und nicht Einbildung? Für solche Ausnahmen ist eine Troststellung bereit. brauchst nicht zu verzweifeln; wir haben einen Fürsprecher, wie ihn die leichtsinnig weiter sündigende Welt nicht hat, mit dem sie ihr Treiben nicht decken kann: Jesum Christum, der gerecht ist. Der Einzige ganz Gerechte, der immer Gerechte, tritt für den Zerfallenen ein mit der Wucht seiner Fürsprache, die sich wie mächtiger Fittiche Schutz auf ihn legt, und während drunten auf Erden noch die letzten Tränenregen der schmerzlichsten Reue niedergehen, ist oben die Wolke des Gerichts schon weg und gleich wird der Sonnenschein der Gnade hereinbrechen zur Aufrichtung dieses Sünders! Wir werden auf Erden, was man im: Himmel von uns sagt.
Wir danken dir, Herr Jesu, daß du dich für uns hingestellt hast! Einmal, als wir uns dir Zuerst ergaben, mit deinem Sterben, und nachher, wo wir’s wieder nötig hatten mit deiner Fürsprache und deinem Leben! Wir danken’s dir! Amen.
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10. Oktober
Psalm 150,4 Bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte.
Klingt das nicht merkwürdig? Würde man nicht mehr gemahnt, sich zu fürchten, wenn es hieße: Bei dir ist die strengste Strafe? Nun, erinnere dich deiner eigenen Kindheit. Wenn du schwere Strafe verdient hattest, dich vielleicht heimlich in einer Art Trotz darauf rüstetest, die harte, wohlverdiente Strafe jetzt auch auszuhalten, da wurdest du entwaffnet und überwunden, beschämt und weich, als man dir plötzlich mit überströmenden der Liebe deine Sünde vergab und die Strafe erließ! So gehts auch bei unserem Gott! Nichts demütigt, entwaffnet und beschämt dermaßen, als solche Erfahrung. Darum kann es heißen: »Auf daß du daran gedenkest und dich schämst und vor Schande nicht mehr deinen Mund auftun dürfest, wenn ich dir Alles vergeben werde, was du getan hast, spricht der Herr. Kann man nach solcher Erfahrung wieder schnell abfallen und gleichgiiltig, ruchlos sündigen? Nein, das ist die wahre kindliche Furcht, daß
man sich fürchtet, einen solchen liebreichen, barmherzigen Gott zu erzürnen und zu beleidigen. Darum versteht man auch jenes neutestamentliche Wort: Wem viel vergeben ist, der liebt viel! Nach erfahrener Sündenvergebung erwacht die wahre Gottesfurcht und wächst die wahre Liebe zu ihm.
Da bitten wir dich, Herr unser Gott, laß uns die Vergebung unserer Sünden so deutlich und überwaltigend erfahren, daß wir gar nicht mehr anders können, als dir in Liebe nachzufolgen und in der rechten Furcht!
Amen.
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11. Oktober
1.Mose 40,4: und der Hofmeister setzte Joseph über sie, daß er ihnen dienete.
Joseph hat auch im Gefängnis des Herrn Segen erfahren, denn bald bekam er dort solch eine Stellung, daß alles, was da geschah, durch ihn geschehen mußte. Darum setzte man ihn auch über die zwei Hofbeamten Pharao’s, daß er ihnen dienete. So muß es bei uns auch sein: wenn man Andern wirklich an ihren Seelen dienen will, muß der Herr uns dazu einsetzen und bestimmen. Zeit und Gelegenheit muß er dazu schaffen und uns den Schlüssel zu ihrem Gefängnis in die Hände geben. Zweitens müssen wir geistlich und sittlich auch wirklich über denen stehen, denen wir solch einen wichtigen Dienst leisten wollen. Wenn sie offenbare grobe Verstöße gegen Gottes Wort an uns sehen, werden sie sich von einem Zuchtlosen doch nicht ziehen lassen wollen. Die Sünden- der Kinder Gottes sind der stärkste Riegel, der vor die Bekehrung der Andern geschoben wird. Und endlich müssen wir wirklich ihnen dienen wollen, nicht herrschen! Nicht, daß wir unsere Eigenart ihnen aufdrängen, sondern daß wir ihnen dienen, Gehilfen, Mithelfer werden, wie sie zu Jesu kommen können. Darnach könnte jeder von uns seine Beziehungen zu Andern einer scharfen Durchsicht. unterwerfen!
Lieber Herr, habe Geduld. mit uns und verwirf uns nicht um unserer Untreue willenl Reinige uns, daß wir mehr Frucht bringen. Mach uns demütig, damit du uns mehr segnen kannst als bisher. Amen.
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12.Oktober
Hebr. 9, 12: . . . . . Christus hat eine ewige Erlösung erfunden.
Erfunden — das sagt man von Vorgängen und Fertigkeiten, die man fruher nicht kannte und brauchte. So gab’s keine Erlösung, bis Christus seine, eine ewige erfand. Jetzt aber kann auch keine Seele mehr herumsuchen und unklar umhertappen, ob dieses oder jenes Mittel gut sei gegen Sündenelend und des heiligen Gottes gerechtes Gericht. Das eine Hilfsmittel ist zu Stande gekommen! Und wies es mit irdischen Erfindungen geht: vorher zerbrechen sich die gelehrten Leute den Kopf, um etwas ähnliches zu erfinden, und nachher kann das kleinste Kind doch ohne viel nachzugrübeln den Segen der Erfindung genießen. So ist’s auch mit Jesu Erfindung der ewigen Erlösung. Jetzt ist’s dem Kleinsten im Himmelreich so leicht gemacht: wer nur hier die kleine Kurbel dreht, kann das elektrische Licht für den Riesenpalast in tausend Flammen entzünden. Wer nur kindlich an Jesu Hilfe glaubt, der erfährt eine Hülfe sondergleichen, um die uns Jahrtausende vorher und Millionen von ernsten Menschen in ihnen beneiden würden! Ach, daß du dankbarer und hingebender nehmen und genießen wolltest, was Jesus dir erwarb! Zu haben ist’s alle Tage!
Wir danken dir, Herr Jesu Christ, daß du unser Trost geworden bist! Nun segne uns dein Werk an unseren Seelen und ins unserm Leben, damit wir wirklich Erlöste werden! Amen.
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13.Oktober
Phil. 3,7: Was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden geachtet.
Was für dieses Leben Vorteil bringt, verstehen die klugen Leute meistens prachtvoll zu berechnen; und auszunutzen: vorteilhafte Zeitlagen, Gunst der Menschen, Gelegenheit und Anlagen, alles muß ihrem Vorteil dienen. Ein geiziger Bauer pflegte zu sagen: Es fliegt kein Vogel über’s Haus, ich rupfe ihm ein paar Federn aus! Mit dem Augenblick, wo jemand seines Bootes Segel umstellt und den Kurs ändert: statt reich und angesehen werden zu wollen, richtet er sein Gesicht zu wandeln nach Jerusalem, — da haben ie alten Werte ihren Sinn verloren. Jetzt wären sie nur Ballast, Hindernis, Schaden. Darum wendet man sich von ihnen ab und dem neuen Gewinn zu: Christus ist mein Leben, Sterben mein Gewinn! Was weitet sich die Seele, was klärt sich der Blick, wie frei werden Hände und Füße, wenn man vor die Menschen hintreten kann, als einer, der sie sucht und nicht mehr das Ihre! Das Verbrennen der Schiffe hinter sich her macht wohl Rauch, der anfangs schmerzlich in die Augen beißt, — aber danach weiß man auch, was für eine Gewißheit, was für einen Vorteil, was für einen Segen es bringt, allein auf den lebendigen Gott sich zu verlassen.
Herr unser Gott, wir bitten dich, laß uns nie mehr zurückverlangen nach den Fleischtöpfen Ägyptenlands! Zieh unser Herz aufwärts in die Verbindung mit dir, daß wir reich zu werden suchen in dir, du unser einziger Schatz und wahres Glück! Amen.
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14. Oktober
Joh. 6, 68: Du hast Worte des ewigen Lebens.
Und das hat die Welt nicht. Sonst mag sie ja mit vielem Prahlen, was sie ihren Lieblingen und Wortführern alles bieten kann, — aber eins hat sie nicht: Worte des ewigen Lebens! Was die selbstewige Menschenseele als ihr Eigenstes, Innerstes, als ihre Speise und ihren Trost, als ihre Kraft und Seligkeit anerkennt, daraus sie täglich Leben schöpfen kann, das bietet die Welt trotz Kunst und Wissenschaft, die wir an ihrer Stelle gern würdigen wollen, keiner Seele an; denn niemand kann mehr geben als er hat. Jesus aber hats! Er hat Worte des ewigen Lebens und zwar hat er sie nicht nur für sich, sondern es ist sein heißestes Interesse, uns diese lebendigen Worte zugeben. Unsere ganze Erziehung als Gotteskinder läuft darauf hinaus, daß er uns immer mehr von diesen Worten geben könne, daß sich unsere Seele stets williger und völliger in seine Art gewöhne, damit seine ewigen Lebensworte in unser Leben übergehen und in uns den neuen Menschen stärken und fördern, bis er ganz in’s ewige Leben kommen kann.
Wir danken dir für alles, was du an uns getan, Herr Jesu, und bitten dich, vertiefe unsere Erkenntnis deiner Worte und deines Wesens, damit wir selbst Quellorte werden für Andere! Amen.
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15. Oktober
2. Tim. 4, 7: Ich habe seinen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben
gehalten.
Wir brauchen dieses schöne Wort wohl an den Särgen und Gräbern treuer Gotteskinder, deren fertiger Erdenlauf vor uns liegt. Aber es war doch etwas Gewaltigeres, wenn Paulus das in aller Ruhe so von sich aus sagen kann, ehe er mit seinem Blut seine Stellung zu Jesu besiegelt hatte. Macht denn schließlich das Sterben allein die ganze Sache so groß? Oder muß nicht die Hauptsache des guten Kampfes vorher gekämpft sein? Liegt nicht das größte Stück des Laufes auch vor dem Sterben hinter uns? Müssen wir nicht, ehe es in’s Tal der Todesschatten hineingeht, schon in tausendfacher Proben Glauben gehalten haben? Daher ist’s geraten nicht zu meinen, wie wir jetzt eben kämpfen, laufen und Glauben halten, sei nebensächlich; — die Hauptsache sei ein selig Sterben. Das Sterben dürfte an Wichtigkeit verlieren, die Schwierigkeiten der letzten Engpässe würden sich vermindern, wenn wir vorher mit ganzem Ernst und voller Treue uns dem Kampf und Lauf hingeben wollten. Der Herr meint es ernst mit uns; — er kann keine halben oder Dreiviertelchristen brauchen. Wenn wir nicht jetzt schon ganz werden, muß er uns auf dem Amboss schwerer Leiden erst fertig schmieden. Wollen wir jetzt schon sterben lernen, auf daß wir einst leichter sterben können!
Zieh uns, Jesu, in dein Sterben! Laß uns jetzt schon mit dir gekreuzigt sein! Stärke uns und trage uns, damit unser Kampf und Lauf jetzt schon recht und rein werde und wir einst nur lose abgelöst zu werden brauchen! Amen.
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16.Oktober
Jacobus 5, 15: Leidet jemand unter euch, der bete.
Nach dem Zusammenhang möchte man hier am liebsten unter Leiden nicht Krankheit verstehen, sondern anderes Leiden, das vielleicht uns von Andern zugefügt wird. Sticht uns erlittenes Unrecht, dann wäre die Gefahr, daß wir gegen diese Andern unwillig und erregt empfinden. Dadurch würden wir uns selbst um den gottgewollten Segen des Leidens bringen und würden dadurch auch sofort aufhören in der rechten Liebesstellung ihnen ein Segen zu sein. Betet man aber in solcher Tage sein Herz, das schnell gekränkte, zur Ruhe, so kann nicht nur der Trost vom Herrn über uns kommen, sondern wir erhalten von Oben auch eine Art Recht und Vollmacht über die Andern, die uns dieses Leid angetan. Kein schriftliches Erkenntnis eines irdischen Gerichts kann uns so sehr Recht geben und uns geistlich so sehr die höhere, freiere Stellung den Andern gegenüber einräumen, als das Gebet. Der Gang zum himmlischen Rechtsanwalt wird immer mit dem besten Erfolge gekrönt sein. Wir werden dadurch innerlich frei und still und stehen da im Schmuck der Sanftmut und im Vorrecht des duldenden, tragenden Siegers über sich selbst. Dann wird der Erfolg des Leidens an Beiden als Segen offenbar.
Du sollst uns, Herr unser Gott, nicht umsonst an das Beten als an die rechte Hülfe im Leiden erinnert
haben! Zieh unsere Gedanken von allem Gekränktsein und aller Empsindlichkeit ab, hinauf zu dir! Du
sollst unser Trost sein! Du allein! Amen.
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17.Oktober.
Röm 6,11: . . . haltet euch dafür, daß ihr der Sünde gestorben seid und lebet Gott in Christo Jesu, unserm Herrn.
Was ist auch ein Stück Glauben, daß man sich selbst für einen Toten und Begrabenen halten muß, was das Recht der Sünde auf uns anlangt, und daß man auf der andern Seite sich selbst für einen Lebendigen und Auferstandenen in Christo Jesu halten muß was das Recht dieses unseres Herrn auf unsern Leib und Leben anlangt. Der Augenschein spricht gegen beides. Die Sünde zeigt immer wieder, daß ihre Wurzeln in uns Triebkraft genug haben, wieder auszuschlagen; da gilt es glauben, daß das nicht sein darf und daß es Kraft und Sieg Christi dagegen giebt. Nehmen wir ihn wirklich als unsere Heiligung, dann hilft er gegen alle solche Nachzügler des geschlagenen Feindes. Und das Andere, unser neues Leben ist mit Christo verborgen in Gott; da gilt es wieder mehr glauben, als sehen und fühlen, daß das Neue wirklich da ist und« sich leise, allmählich stärker und stärker entfaltet. Je fester wir an das alte Wort und an die stets neue Wirkung unseres erhöhten Herrn glauben, desto mehr kann von ihm in uns geschehen. Zu sehen
brauchen» wir das unfertige Ding unserer Heiligung auf Erden nicht. Daß es da ist, beweisen die Weltmenschen uns durch ihre Feindschaft!
Jesu, du bist wirklich und mächtiglich. Lebe auch in uns! Hilf uns siegen über uns selbst und hilf uns alle Tage zur völligeren Hingabe an dich! Amen.
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18.Oktober
Phil. 4,11: Denn ich habe gelernet, bei welchen ich bin, mir genügen zu lassen.
Von Natur ist es uns gar nicht so gleichgültig, ob wir`s im Irdischen reichlich haben oder kärglich. Jeder ißt lieber besser als schlechter und hat lieber mehr als weniger Bequemlichkeit. Daß man dabei in Gefahr steht, ein Sklave dieser Dinge und Gewohnheiten zu werden, versteht sich von selbst. Paulus nun hat gelernt, sich immer gerade an dem, was er bekommt und um sich hat, genügen zu lassen. Wenn es für ihn nicht andere Gründe der Traurigkeit gegeben, so hätte er durch dieses Sichgenügenlassen ein glückliches Leben führen können. In welcher Schule, bei welchem Lehrer lernt sich diese hohe Kunst? In der Leidensschule Jesul Man hat so anders geartete Leiden und Kämpfe, denen gegenüber diese Erdenfragen nichts bedeuten, — man lernt so ganz anders geartete Freuden und Genüsse kennen, denen gegenüber diese Erdendinge ihren Schein verlieren, daß schließlich eine ganz neue Wertung dieser alten Güter eintritt. Gewiß, noch freut man sich auch der Gabe um des Gebers willen und der Liebe willen, aber man nimmt aus Jesu Hand auch ganz andere Tagen ebenso dankbar und stille an.
Herr, wenn ich nur dich habe, frage ich nichts nach Himmel und Erde! Der Schwerpunkt ist wo anders hingeschoben, der ruht im Herrn! Lehre uns Alle, Herr Jesu, ruhen in dir! Wir möchten in dir frei sein von all’ den Ketten der Bedürfnisse, Leidenschaften und Unruhen, die diese Welt bietet. Dann sei du auch unser starker Trost und unsere geheime Kraft! Amen.
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19. Oktober
2. Kor 4,16: Wir werden nicht müde, sondern ob unser äußerlicher Mensch verweset, so wird doch
der innerliche von Tag zu Tag erneuert.
Der natürliche Lauf ist, daß man ermattet und müde wird. Wenn der Leib seine Krafthöhe überschritten hat, gehts mit den Leistungen und der geistigen Frische abwärts. Paulus aber und mit ihm viele a!te echte Christen haben einen geheimen Jungbrunnen benutzt, dessen Gebrauch die Runzeln im Gesicht nicht wegstreicht, der die gebückte Haltung des Oberkörpers nicht straff macht, der die zitternden. Hände und milden Füße nicht jugendlich stark macht. Der äußerliche Mensch verfällt wirklich. Aber der innerliche hat ewige Jugend getrunken! Er wird von Tag zu Tag erneuert. Ein junger, frischer Gebieter im alten täglich mehr verfallenden Schloß! O welch ein trauriges Bild bieten nicht oft ungläubige Greise! Leib und Seele gleicherweise zerfallen und verbraucht. Dagegen dürfen wir immer wieder hin und her solche Christen mit weißem Haar kennen lernen, deren Geist frisch und hell geblieben ist bei allem äußeren Abbruch des Körpers. Es liegt im Umgang mit Jesu, daß man immer wieder sich erneuern kann; Jesus wird nicht alt, nicht schwächer und stumpfer. Wer in ihm lebt, kann trotz der Gebrechen des Alters jugendlich froh sein und frisch im Leben des Sohnes Gottes!
Lieber Herr Jesus! Fang’ dein Werk der inneren Erneuerung jetzt schon in uns allen an, damit wir uns üben Kraft und Frische zu schöpfen aus dir und deiner Nähe! Wir sind dein, sei du unser! Amen.
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20. Oktober.
Luk 9,13: Gebt ihr ihnen zu essen.
Es ist viel bequemer, fremde Not schnell in seine Fürbitte einzuschließen, als die Verpflichtung anzuerkennen, auch selbst etwas zu ihrer Linderung beizutragen. Wie anders wertvoll und kräftig würde aber solch ein Gebet sein, wenn man zugleich mit seinem Gebet sich selbst unter die fremde Not stellen wollte. Haben wir wirklich getan, was wir konnten, dann bekommt unser Gebet, das sich in derselben Richtung bewegt, einen ganz andern 5inn. Wie man sich das bei jedem Gebet beherzigen sollte: es entbindet uns, nicht von der Arbeit und dem Tun in der gleichen Richtung, nein, das alles macht erst die Unterlage des Gebetes aus, daß wir das Unsere tun, so gilts sicherlich auch im Geistlichen. Wenn ich meine Hausgenossen im Geistlichen nicht versorge, sondern bloß für sie bete, habe ich den Glauben verleugnet und bin schlimmer als ein Heide. Arbeiten, leben, wandeln, bezeugen, so als ob kein Beten etwas hiilse, und beten, als ob kein Arbeiten etwas hülfe, das schafft voran, das, wirkt Speise, die da bleibt in’s ewige Leben. Darum laßt uns darauf achten, wo unsere Verpflichtung zum geistlichen Geben (es kann oft auch auf’s leibliche Geben und Helfen sehr viel ankommenl) auf der Hand liegt, und unser Tun mit Gebet verklären lassen, dann wird der Herr es an keiner Hilfe fehlen lassen.
Herr Jesu, der du damals Rat schafftest und Hilfe, du stehst noch heute mitten in den Verwicklungen und Schwierigkeiten; wo wir helfen sollen und treibst uns an! Lehre uns geben und beten als deine rechten Jünger! Amen.
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21. Oktober
2. Cor. 3,3: Ihr seid ein Brief Christi, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des
lebendigen Gottes.
Ein Brief Christi! Welch merkwürdiger Vergleich! Also nicht mehr verkündigte Worte, sondern ein Niederschlag, der bleibt, auch wenn das Wort verhallt ist. Ein Brief Christi — ein Stück Bibel! Wer
diese Gemeinde kennen lernte, konnte sich davon überzeugen, daß das die Handschrift Christi war: das war Gottes Finger! Was da durch den Geist des. lebendigen Gottes offenbar geworden war, was da durch die Häuser und Familien zog, was da im praktischen Leben der ersten Christen tatsächlich und greifbar zu Tage trat, das war eine Wirkung, die sich nicht wegleugnen ließ! — Auch wir sollten ein Stück Bibel, ein Stück Offenbarung des unsichtbaren Heilands in unserm Leben darstellen: wenn für niemand anders, so für die Welt,, die doch die geschriebene Bibel nicht liest, wohl aber offene Augen für das Leben der Kinder Gottes hat. Mit Tinte oder Druckerschwärze, mit Regeln und Ordnungen, Einrichtungen und Behörden ist da nichts bewiesen; — der Geist muß sich in seinen Wirkungen an Menschenherzen offenbaren. An diesem Brief schreibt der Herr heute auch bei dir: denke daran!
Ach, wir schämen uns oft darüber, wie wenig wir dir, Herr Jesu, zur Ehre leben, und wie dein Name um unseretwillen bei den Ungläubigen geschmäht wird. Herr, bessere den Schaden deiner Gemeinde zu deiner Ehre! Amen.
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22. Oktober
Luk. 9, 24. Denn, wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um
meinetwillen, der wird es erhalten.
Wie setzen die Leute dieser Welt doch so alles daran, um sich ihr Leben zu erhalten! Für das, was der Einzelne sein Leben, sein Glück nennt, — Geld, Ehre, Gesundheit, Genuß, — bringt er alle möglichen Opfer, und doch müssen dieselben Leute die schmerzliche Erfahrung machen,daß ihnen das, was ihres Lebens Glück und Glanz war, meist auf Erden schon schal und wertlos wird. Jedenfalls wird es ihnen im Tode entrissen. Nun kommt Jesus und schlägt den Mensch ein vor: ,,Verzichtet auf alle diese Dinge, verlieret euren Vorteil, eure Erdenhoffnungen, euere Lust der Sinnen um meinetwillen. Hängt euch mit der ganzen Kraft eures Herzens an mich. Erwartet Frieden und Glück und Wohlergehen des inneren Menschen von mir! Es scheint nur ein großes Opfer zu sein, in Wkirklichkeit ist das euer größter Gewinn. Denn dadurch bekommt euer Leben einen Gehalt, einen Reichtum, der nie mehr verblaßt. Selbst im Tode kann euch dieses euer neues Leben nicht entrissen werden. Denn es ist schon das Leben der Ewigkeit, das in euch anfing! Wer sein Leben Jesu hingibt, hat es herausgerettet für Zeit und Ewigkeit. Wollen wir nicht den praktischen Versuch machen, ob’s so ist? Es soll keinen gereuen, denn Jesus hält sein Wort.
O, daß es alle wüßten,
Wie süß der Tausch doch sei!
Sie würden auch sich rüsten,
Und eilten schnell herbei!
Nah keinen hats gereuet,
Der durch des Lammes Blut
Entsündigt und emeuet,
In Jesu Armen ruht.
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23. Oktober
1.Timoth 4, 8: Die Gottseligkeit ist zu allen Dingen nütze und hat die Verheißung dieses und des
zukünftigen Lebens.
In Gott seine Seligkeit, seinen wahren Lebensgenuß und seine Lust haben, das macht die Menschen erst
zu allem irdischen Beruf geschickt. Denn dadurch werden sie selbstlos, demütig, aufrichtig und innerlich von den Menschen und Sachen frei. Darum ist es ganz selbstverständlich, wenn ein selbst ungläubiger Gutsbesitzer nur einen bibelgläubigen Kutscher anstellen wollte; wie er sagte, seien nur- diese Leute ehrlich mit dem Hafer und gut gegen die Pferde. Es müßte überall noch viel mehr an den Tag kommen, daß die echten Christen auch im bürgerlichen Leben die brauchbarsten und zuverlässigsten Angestellten seien. Denn, wer nicht im Geringsten treu ist, wie kann dem Größeres anvertraut werden? Ists aber
in Ordnung, dann hat solche Gottselig»keit nicht nur die Verheißung des zukünftigen Lebens, sondern sie wird hier auf Erden schon Herzen und Verhältnisse, Schwierigkeiten und Schmerzen ändern und lindern. Denn, wo Jesus Christus ist der Herr, wirds alle Tage herrlicher. Laßt uns alle an unserm Teil unsere Pflicht im Ausblick zu Jesu thun, damit sein Segen unserm Tun nicht fehle und unser Wandel lauter und klarer als unser Wort bekenne, wessen Eigentum wir geworden sind.
Herr unser Gott, gieb uns Treue im Kleinen! Wir möchten gern in allen Stücken als dein Eigentum erfunden werden. Erinnere uns alle Tage in dir zu bleiben und vor dir zu wandeln! Amen.
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24. Oktober
Psalm 119, 57: Wende meine Augen ab, daß sie nicht sehen nach unnützer Lehre, sondern erquicke
mich auf deinem Wege.
Wieviel unnütze Lehre, die für das Wachstum des Inneren Menschen gar nichts wert ist, die den
Frieden der Seele weder bringt noch fördert, die vom Himmel her angesehen, ganz ohne Sinn und
Segen ist und bleibt, mag es nicht noch unter uns geben! Die Einen haben politische, die Andern hochkirchliche, die Dritten sektiererische Nebenabsichten bei der einen guten Lehre und schädigen sie dadurch und wieviel andere unnütze Lehren gibt es nicht heutzutage noch: Spiritismus, Vegetarier und wer weiß was für Ersatzmittel für das wirkliche Christentum. Wollen wir uns mit Gebet immer wieder zum Herrn kehren, daß er uns vor all den kräftigen Irrtümern der Endzeit bewahre und unsere Seele wahrhaft
erquicke an seinem Wort und auf seinen Wegen. Er hat auchsei»ne Wege, die er mit seinem Wort gegangen haben wie auch seine Worte über seine Wege, die er uns führen will und je gehorsamer wir darauf achten, was er will, desto lebendiger wird diese Erquickung niedertauen auf unsere Herzen! Ja, desto mehr werden wir ihm selbst begegnen auf diesen Wegen!
Herr, gib uns blöde Augen
für Sachen, die nichts taugen,
und Augen voller Klarheit
in alle deine
Wahrheit. Amen.
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25.Oktober
Luk. 9, 33: Da sprach Petrus: Meister, hier ist
gut sein; laßt uns drei Hütten machen.
Naturlich, das gefällt dem Petrus,wenn sein Meister in Herrlichkeit verklärt und der Himmel offen ist! Wo so etwas passiert, da will er bleiben und gleich solche Stunden für immer festhalten; denn er will ja drei Hütten machen: dem Herrn eine, da fände er wohl noch mit Platz! und für Moses eine und für Elias eine, da könnten die andern beidenJünger mit hinein! Wie töricht Petrus denkt! Was soll aus der Erlösung der Welt, was aus dem Reich Gottes werden, wenn Jesus diese selige Verklärungsstunde hätte festhalten wollen. Ähnlich geht es bis auf den heutigen Tag. Wenn wir unsere seligen Andachtsstunden festhalten wollen, — Hütten bauen! — statt daß wir wieder von der Höhe der Verklärung hinab in’s Tal steigen, um dort im Alltagsleben des Herrn Werk zu treiben, dann denken wir ähnlich falsch. Seligkeit und ungestörten Genuß der vollendeten Gemeinschaft mit dem Herrn, können wir erst in der Ewigkeit haben; jetzt! — gilts arbeiten und sich anstrengen, daß des Herrn Werk nicht lässig getrieben werde. Hier die Arbeit, dort der Lohn. Hier nur ab und zu ein wenig Vorgeschmack der Seligkeit, gerade genug, um die Sehnsucht und das Heimweh nach der oberen Heimat wach zu erhalten, — dort die Ruhe des Volkes Gottes im seligen Licht.
Jesu, lieber Meister, öffne uns die Augen, daß wir sehen wie es überall da für uns gut ist, wo du uns hinstellst, wo du dabei bist, wo du uns hinhaben willst. Hilf uns aushalten und überwinden, bis wir
die Krone des Lebens erlangen bei dir! Amen.
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26. Oktober.
Gen 28, 15: Ich will dich nicht lassen, bis daß ich alles tue was ich dir geredet habe.
So hatte der Herr mit Verheißungen seiner Treue und Hilfe den Bund mit Jakob angefangen
und trotz aller menschlicher Verirrungen im Lande seines hat er festgehalten an diesem hellen Schein.
Kein Wunder, dass es schließlich aus Jakobs Seele in jener Nacht des Kampfes mit wunderbarer Macht hervorquoll: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn. Gott hat den Grund zu solchem Vertrauen gelegt; kann er sich wundern, wenn die Herzen, die ihm sich wirklich ergeben, ihn nun ähnlich festhalten an seinem Wort. Er verspricht: Ich will dich nicht lassen, — und wir antworten in derselben Tonart: Ich lasse dich nicht, — nun, dann muß ja seines und unseres Herzens tiefstes Verlangen befriedigt werden,
nämlich, daß ich sein eigen sei! Die volle Gemeinschaft des seligen Gottes mit dem rmen Menschenkinde ist das Ziel, zu dem er hinstrebt und für das wir geschaffen worden sind. Wollen wir uns durch nichts und niemand darin irre machen lassen, demselben Ziele zuzustreben, damit die zwei Linien, Gottes Tun an uns und unser Tun seines Wortes, zusammentreffen im seligen Licht.
Lieber himmlischer Vater, wir danken dir dass du uns nicht lassen willst! Wir können und wollen dich auch nicht lassen, bis du uns gethan hast, was du versprachst: daß wir selig werden! Und dann lassen wir dich erst recht nie mehr! Amen.
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27. Oktober.
Eph 5,20 Saget Dank allezeit für alles Golt und
dem Vater in dem Namen unseres Herrn Jesu Christ
Allezeit und für alles! Das klingt dem Menschenherzen das alle Künste und Schliiche leichter lernt als das Danken, wie eine starke Ubertreibung. Auch für Krankheit und Schmerz, erlittenes Unrecht und öffentliche Demiitigung? Ja für alles, weil mir, sowahr ich ein Kind Gottes bin, alles zum Besten dient. Damit seine Leser nun sich nicht an dem ,,Allezeit und für alles« · stoßen sollten, hat Paulus gleich noch etwas angehängt, wofür man nicht nur immer danken kann, sondern wodurch einem auch das Dankfensterchen
leichter aufgeht. Dem Vater, daß wir Gott als unsern Vater ansehen dürfen in Jesu Christo, -— daß wir diesen Herrn Jesum Christum haben und lieben dürfen, das freilich ist allezeit des Dankes wert. Wenn also jemand sich für den Unglücklichsten unter allen Menschen erklärt, – … dann wollen wir mit
solchem Menschen niederknieen und mal von Herzensgrund danken für alles, was der Heiland an diesem Herzen schon getan hat, – was gilt’s, wenn wir ausstehen, wird die Seele sagen: Sie haben recht, ich war viel undankbarer als unglücklich! Jetzt ist mir schon viel leichter!
Lieber himmlischer Vater, vergib daß wir so oft auf der Seite des Flehens herumstreichen, daß sie glänzt und lassen die Seite des Dankens verrostenl Wende unsere Blicke auf das, wofür wir dir immer Dank sagen müssen! Lob sei deinem Namen allezeit und für alles. Amen.
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28. Oktober.
Gen 45,4: Ich bin Joseph, euer Bruder.
Was für eine Erziehung bis zu diesem Höhepunkt seines Lebens hatte Joseph durchmachen müssen!
Wie tief hinunter vorher! Aber auch seine Brüder mußten erst zu dem rechten Schuldgefühl erzogen
werden, damit dieser Tag ihnen heilsam und groß werden konnte. Je höher die Stelle ist, für die man erzogen wird, je grösser das Erbe ist, das man antreten soll, desto ernster die Erziehung. Ähnlich geht es -auch im Geistlichen. Was fürs schwere Wege ist Jesus gegangen, .— was mußten wir erleben, bis endlich die Stunde schlug, wo er uns begegnen konnte, wie hier Joseph seinen Brüdern und in überströmender Liebe in die Worte ausbrach: Ich bin Joseph, euer Bruder! Erlebt man’s aber, dann bleibts nicht nur bei der jauchzenden Freude, daß man ihn fand, dann folgt noch zweierlei: die Vergebung der alten Schuld, wie einst bei Josephs Brüdern und das andere, daß man bei ihm im Lande Gosen wohnen soll. Die Gemeinschaft mit ihm, daß er uns auch vor Gott als seine Brüder ausgiebt, daß wir auch vor der Welt als Jesu Bruder dastehen, die muß schon hier auf Erden reiche Früchte bringen: Friede und Freude im heiligen Geist! Dannbmüssen aber auch wir uns zu den Andern kehren lernen in der neuen Liebe, die da sprechen kann. Ich bin Joseph, euer Bruder!
O Herr Jesu, du Ehrenkönig! Du sendest von des Himmels Thron einen Strahl deiner Herrlichkeit, um unser betrübtes Herz zu laben. Laß uns wandeln im Licht vor deinem Angesicht! Amen.
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29. Oktober
Gen 40,14 Aber gedenke meiner, wenn dir’s wohlgehet.
Der liebe Joseph! Wie jung war er wohl damals, als er so bat, daß er noch nicht die Art dieser Welt kennt. Wenn’s dem Menschen wohl geht, gedenkt er am wenigsten derer, denen er Dank schuldig ist. Sonst würde es nicht soviel Undankbarkeit in der Welt geben; denn Danken und Denken hängt inniger als nur
dem Wortlaut nach zusammen. Später, wie eine Verlegenheit, eine Art Not am Hofe Pharaos ausbrach, als
alle diese sklavischen Bedientenseelen vor der Verstimmung des Tyrannen zitterten, da bricht die Kruste Undankbaren Vergessens und der Mundschenk erinnert sich der Liebe und Tröstung, die er in den Tagen seines dunkelsten Leides von dem gefangenen Jüngling genossen. Daß er aber zwei Jahre hatte drüber vergehen lassen, kam ihm erst wie ein ungeheures Unrecht vor, als dieser Joseph, über ihn erhöht, der Mächtigste Mann nächst dem König wurde. Wie werden wir wohl einst unsern Undank gegen unsern
Jesus empfinden, wenn die Weltdinge ihren Glanz verloren haben und die Sonne der Ewigkeit aufgegangen sein wird! Ach, wollen wir lieber heute noch gedenken an das was wir alles zu danken haben! Das ist oft das beste Mittel, um sofort zum Jauchzen zu kommen, wenn’s uns eben auch nicht glänzend geht!
Wir sind deine Leute, Herr Jesus! Mache uns dankbar für alles, was du an uns getan! Lehre uns deiner gedenken, einerlei, wie es uns gehen mag und lege uns alle Tage ein neues Loblied auf die Lippen! Amen.
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30.Oktober
Jes. 52, 6: Mein Volk soll meinen Namen kennen zu derselbigen Zeit. Denn siehe, ich will selbst
reden.
Unter Kennen seines Namens versteht der Herr mehr, als das bloße Wissen von ihm. Das sieht man aus andern Stellen, wie Ps. 91,134. Er kennet meinen Namen, darum will ich ihn schützen. Nicht nur Erkenntnis und Wissen, sondern herzliches Vertrauen und Verständnis, damit man den Namen so braucht,
wie er gebraucht werden soll, zum Danken, Beten und Anrufen wird damit gemeint. Ist der Name die Offenbarung des Wesens, dann ist Jesus der Name Gottes, und Jesum kennen, Jesum lieb haben und durch ihn Zugang zum Vater haben, wäre die neutestamentliche Erftillung unseres Textes. Soweit kann es aber nirgends kommen, wenn nicht die Verkündigung des Evangeliums geschieht in solcher Art und mit solcher Beweisung des Geistes und der Kraft, daß sich der zweite Teil des Textes auch erfüllt: denn siehe, ich will selbst reden. Wir haben wohl schon alle Gelegenheiten gehabt, da ein Wort Gottes plötzlich. mit solcher Wucht an uns herankam, daß wir uns sagen mußten, das kam vom Herrn selbst. Ach, daß wir alle besser aufmerkten, wir würden mehr aus seinen Worten heraushörenl
Herr unser Gott! Wir wollen schweigen, rede du zu uns! Wir wollen uns richten nach deinem Wort, rede du zu uns! Wir kennen deinen Namen, nimm du dich unser an und rede du zu uns! Amen.
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31. Oktober.
Kol 1,25 Bleibet im Glauben gegründet und fest und unbeweglich von der Hoffnung des Evangeliums,
von der ihr gehört habt.
Wie würde die Zahl der Festbesucher noch zusammenschrumpfen, wenn nur diejenigen wirklich etwas damit zu tun hätten, die die Reformation am eigenen Herzen erlebt haben. Luther ward erst Reformator, als er in wirklichem Glauben Gewißheit seiner Sündenvergebung erlangt hatte.Früher bist du gar nicht eigentlich evangelisch, als bis du solchen Glauben gewonnen Dann erst kann es heißen: bleibet in solchem Glauben gegründet! Lasset euch nicht locker und lose machen durch allerlei Wind der Lehre.
Wachsende Bäume, deren Wurzeln wirklich Nahrung aus dem Boden suchen, pflegen durch den Wind nur immer fester sich anzuklammern; dürre Bäume werden leicht entwurzelt. Wer aber wächst und fest zu seinem Heiland steht, der wird sich auch nicht von der Hoffnung aus die ewige Herrlichkeit, die das Evangelium bringt, wegtreiben und ablösen lassen durch alle Weltköder augenblicklicher Lust. Mit einem Wort: die rechte innere Erfahrung macht euch stark und treu im Leben und der Gerechte wird wachsen, wie die Zeder auf Libanon.
Ach, Herr unser Gott, sieh du darein und laß dich des erbarmenl Wir haben viel Verkündigung der reinen Lehre und sehen wenig Leben und Segen daraus entstehen ringsum. Sende deinen Geist, wie vor Alters, daß Leben wehe, Segen triefe und viele arme Sünder gläubige, selige Gotteskinder werden. Amen.
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(… weitere Tage in Bearbeitung ..)