14. Behauptung: “Wenn du noch nicht in “Engelssprache” redest oder noch kein wunderbares Erleuchtungserlebnis empfangen hast, steht noch irgendeine Sünde zwischen dir und Gott. Dann hast du evt. den Heiligen Geist noch nicht empfangen und bist noch gar kein Christ und noch nicht gerettet.”
In der Bibel gibt es für diese Behauptung keinen Beleg. Der Behauptung, dass der Gläubige bei einer echten Bekehrung die Fähigkeit erhalten haben muss, in unverständlicher Sprache zu reden (“Zungenrede”) ist die Frage des Paulus entgegenzuhalten: “Reden sie alle in Zungen?” (1.Kor 12,30) Offensichtlich gab es auch Gläubige ohne Zungenrede. In manchen Zeiten – wie zur Zeit Jesu und der Apostel – geschahen Wunder häufig, zu anderen Zeiten eher selten (Lk 4,25-26). Es ist überheblich und unbarmherzig, Gläubige als zweitklassig abzuqualifizieren und zu deprimieren, bloß weil sie kein spektakuläres Wundererlebnis aufzuweisen haben. Jesus betrachtet Wunder jedenfalls nicht als entscheidend für das Heil: “Es werden nicht alle, die zu mir sagen: HERR, HERR! ins Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. “Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: HERR, HERR! haben wir nicht in deinem Namen geweissagt, haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben, und haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie erkannt; weichet alle von mir, ihr Übeltäter!” (Mt 7,21-23) Auch wenn der Gläubige nichts Spektakuläres erlebt, kann er dennoch fest auf die Liebe seines Herrn vertrauen. Das Reich Gottes ist nicht “etwas genießen, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist.” (Rö 14,17). Diese Gelassenheit, dieses Vertrauen sollte der Gläubige sich nicht zerstören lassen, indem er es von spektakulären Ereignissen abhängig macht. In dieser Haltung des Vertrauens wird man auch viel Bewahrung, Hilfe und Güte Gottes im täglichen Leben erkennen, Geschenke, die der Nichtgläubige unter “noch mal Glück gehabt” einsortiert.