Der heilige Geist wirkt, wo, wann, wie lange und in wem er will (Jo 3,8). Er beauftragt manchmal Menschen, die außerhalb der religiösen Hierarchie stehen und kein geistliches Amt haben und stattet sie mit geistlicher Autorität aus, um den theologischen “Profis” ins Gewissen zu reden.
Das Buch Amos bringt ein Beispiel für diese Autorität und für die Folgen ihrer Missachtung.
Amazja, der Priester in Bethel, … sprach zu Amos: “Du Seher, hau ab und flieh ins Land Juda. Verdiene dir da dein Brot und prophezeie dort, was du willst. Aber in Bethel darfst du nicht mehr reden, denn es ist des Königs Heiligtum und der Tempel des Königreichs.”
Amos antwortete darauf: “Ich bin kein Prophet noch ein Prophetenjünger, sondern ich bin ein Hirte, der Maulbeeren züchtet. [= ich bin kein theologischer „Fachmann“]. Aber der HERR rief mich fort von der Herde mit dem Auftrag: Geh hin und warne mein Volk Israel! So höre nun des HERRN Wort! Du hast gesagt: Hör auf, gegen Israel zu prophezeien und dich zu ereifern!
Der HERR sagt dir nun folgendes: Deine Frau wird in der Stadt zur Hure werden, und deine Söhne und Töchter sollen mit dem Schwert getötet werden, und dein Acker soll vermessen und verteilt werden. Du aber wirst in einem unreinen Lande sterben und Israel wird aus seinem Lande vertrieben werden.” (Amos 7,10-17)
Jesus erkennt theologische “Professionalität” nicht an. Er verbot seinen Jüngern, sich “Lehrer” oder “Meister” nennen zu lassen. “Ihr sollt euch nicht Meister (Rabbi) nennen lassen; denn einer ist euer Meister; ihr aber seid alle Brüder. Und ihr sollt niemanden unter euch Vater nennen auf Erden; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist. Und ihr sollt euch nicht Lehrer nennen lassen; denn einer ist euer Lehrer: Christus. Der größte unter euch soll euer Diener sein.” (Mt 23,8-11).
In herkömmlich-bibeltreuen Institutionen hat dieses deutliche Gebot sehr oft kaum oder gar keine Bedeutung.
Auch dieser Webseite mag von Theologen der Vorwurf „mangelnder Wissenschaftlichkeit“ gemacht werden. Dem ist entgegenzuhalten, dass Verfasser biblischer Texte wie Johannes, Judas und Petrus allesamt kein Hochschulstudium inklusive Diplom mit Glanz und Gloria absolviert haben. Man kann nicht einmal als sicher annehmen, dass ihre intellektuellen Fähigkeiten für eine Universitätskarriere ausgereicht hätten. Dennoch sind ihre Schriften für die Gemeinde verbindlich. Warum ? Weil etwas richtig sein kann, ohne wissenschaftlichen Ansprüchen genügen zu müssen.
Genau das bitten wir auch, an dieser Webseite zu prüfen, einfach ob es richtig sein könnte, was dort erörtert wird, und nicht, ob wir mit dem üblichen wissenschaftlichen Formenkram aufwarten, wie langen Literaturverzeichnissen, Auflistung aller Meinungen von Hinz und Kunz, von Rabbi X und Prof.Dr. Y sowie uferlosen Details, die niemand braucht, als der Autor selber, um zu beweisen, dass er „wissenschaftlichen Ansprüchen“ genügt.
Zur „Wissenschaftlichkeit“ bibeltreuer Hochschulen ist zu sagen: sofern bestimmte Fakten dort gar nicht bekannt werden dürfen, insbesondere Schadensmeldungen, Warnungen und Widersprüche, sofern auf kritische Anfragen mit den typischen manipulativen Tricks reagiert wird, wie wir sie aus Sekten und indoktrinierenden Kaderschmieden kennen, ist der „wissenschaftliche Baum“ bereits an der Wurzel faul – auch wenn er mit einem reichen Blätterwerk wissenschaftlicher Betätigung auftrumpfen kann.
Es ist sehr problematisch, wenn „schriftgelehrte“ Institutionen sich als maßgebliches Sprachrohr Jesu und der Apostel verstehen, weil allzumenschliche Nebeninteressen – hohes Gehalt, Einfluss, allgemeine Anerkennung – in solchen Institutionen selbstverständlich sind. Diese ungeistlichen Motive kollidieren mit der Einstellung Jesu und verfälschen die Botschaft. Das war damals so und ist heute nicht anders.
Hat Jesus sein Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,1-15 / s.a. Vortrag von S. Zimmer) tatsächlich ernstgemeint? Was würde geschehen, wenn wenigstens die großen Gehaltsunterschiede in der Kirche beseitigt werden würden und jeder, der dort mitarbeitet, denselben Stundenlohn bekommen würde? Die Kirche wäre mit einem Schlag das fromme Bonzentum los – all die Leute, die „Geld“ meinen, wenn sie „Gott“ sagen. Würde eine „christliche Theologie“ nicht dadurch sehr schnell viel barmherziger, freundlicher und ehrlicher werden?
Eben deswegen autorisiert Gott „Laienboten“ – Menschen, die unbezahlt unbequeme Wahrheiten mitteilen und zum Dank dafür gewöhnlich unter der Ablehnung und Aggression der Gutbezahlten leiden müssen. Wer andere über den Glauben belehren will, kann nur gewinnen, wenn er diesen Boten Gehör verschafft.
Durch Zusammenarbeit der lokalen Gemeinden in Aufgaben, die nicht dem Mitgliedererwerb dienen, wird die Bereitschaft gefördert, “Laienboten”, die Gott mit einem Auftrag zur Gemeinde schickt, anzuhören – wodurch die Gefahr des Machtmissbrauchs verringert wird.