28. Behauptung: “Mit der Forderung, Schäden und Beschwerden in der Gemeinde zu dokumentieren, schadet man dem “Zeugnis” der Gemeinde.”
Hätten Jesus oder Paulus tatsächlich so geredet ? Was soll denn ein “Zeugnis” wert sein, wenn es ohne das übliche Vertuschen und Beschönigen kein “Zeugnis” mehr ist ? Man müsste es ehrlicherweise “Propaganda” nennen, einen von oben verordneten Jubel, wie ihn sich Diktatoren bestellen. Jeder weiß, dass es nicht stimmt, aber alle müssen mitmachen.
Wenn “Lügen für Gott” keine schwere Sünde mehr ist, sondern etwas, was man in der Gemeinde für notwendig hält, dann vergiftet der Krebsschaden der Unglaubwürdigkeit am Ende auch all das, was dort noch heilig, gut und richtig ist. Die Grenzen zwischen dem Aufruf zum Glauben und der Aufforderung, sich und anderen etwas vorzuschwindeln, werden immer unklarer.
Wahrhaftigkeit (πιστις) ist eines der drei wichtigsten Qualitätsstandards Jesu. Die ganze Botschaft des Neuen Testamentes beruht darauf, dass es zwölf Männer aus dem Volk gab, die Jesus zu Jüngern erwählte, und die berichteten, was sie mit eigenen Augen gesehen, was sie mit ihren Händen betastet haben (1.Jo 1,1). Diese Männer waren Handwerker, Fischer, Zollbeamter, kurz: einfache Leute, die ehrlich Zeugnis gaben von dem, was jeder gesehen hat, der damals dabei war. Auf diesem schlichten, unverfälschten Zeugnis beruht der ganze christliche Glaube.
Wenn sich die Gemeinde als “Gemeinschaft der Heiligen” bekennt, dann muss sie sich auch von dem distanzieren, was unheilig, falsch und schädlich ist. Wenn sie andere belehren will, darf sie nicht selbst unbelehrbar sein. Wenn sie die Offenbarung des Heils bezeugen will, darf sie selbst nicht blind gegenüber dem Unheil in ihrer Mitte sein.