Die Zwangsbrille des „Chicago-Wahns“:

(Glaubensgewissheit trotz "Chicago-Wahn")

 

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Die Zwangsbrille-des-Chicago-Wahns-27-01-2025

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Menschen, die Christen sein wollen, halten sich an die „Heilstatsachen“ des sühnenden Todes Jesu, der Auferstehung und der Hoffnung auf eine Heimat im Himmel. Wenn der Gläubige darüber hinaus unsicher ist, inwieweit er der Bibel vertrauen kann, so gibt es auf diese Frage eine überzeugende Antwort, die an eine einfache Gesetzmäßigkeit anknüpft: je intensiver sich der Gläubige um Liebe und Wahrhaftigkeit in deinem Denken und Tun bemüht, um so deutlicher wird er unterscheiden können, was in der Bibel durch göttliche Liebe und Kraft beglaubigt ist, und was nicht. Die Bibelworte, die ihn dann angehen, leuchten unübersehbar auf („Spirituelle Resonanz“). “Wer mich von ganzem Herzen sucht, wird mich finden.” (2Chr 15,2) “Wer sich Gott naht, dem naht sich auch Gott.” (Jak 4,4) Das ist die Wirklichkeit!

Bereits Kinder können sich an dieser Gesetzmäßigkeit orientieren. So entsteht eine Gewissheit, die keine Theologie, kein Seelsorger und kein Schriftgelehrter vermitteln kann. Sie braucht keinen Mittler und ist nicht auf die Meinung anderer angewiesen. Sie kann nicht durch Beobachtung, Fragen und Nachdenken in Frage gestellt werden.

Echte Glaubensgewissheit ist ein Wissen um die ewige Gültigkeit und Unzerstörbarkeit von Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Wahrheit.

Nur ein Teil der Gläubigen, die die Bibel als Gottes unfehlbares Wort anerkennen, hat sich mit den vielen Artikeln der dreiteiligen Chicago-Erklärung befasst. Die Chicago-Erklärung wurde von führenden evangelikalen Schriftgelehrten ausgearbeitet, um ihre theologische Ideologie gegen Korrektur  zu immunisieren und auf diese Weise ihren Einfluss zu sichern. Sie soll festlegen, wie der Gläubige die Bibel betrachten und anwenden soll („geistige Brille“). Man betrachtet diese Festlegung als absolut verbindlich für jeden Gläubigen, der eine Lehrfunktion in einer christlichen Glaubensgemeinschaft ausübt. Christen, die diese Erklärung ablehnen, wird unterstellt, dass sie sich damit von Gott entfernt haben, dass sie Verführer sind, die den Glauben anderer unterwandern und zerstören wollen.

Bei der Basis ist diese Sichtweise in Form einer abgespeckten Version verbreitet, die sich in wenigen Sätzen skizzieren lässt (ich habe diese typischen Behauptungen aus einem Youtube-Vortrag von Siegfried Zimmer übernommen). Wir werden dabei sehen, dass die Vertreter der „Irrtumslosigkeit“ ihr Versprechen nicht haben einlösen können, dass ihr Bibelverständnis am besten vor der Preisgabe biblischer Autorität schützt. Das Gegenteil ist der Fall. Sowohl die Glaubwürdigkeit als auch die Glaubensgewissheit nehmen Schaden. Dasselbe Ergebnis hat die sorgfältige Prüfung der einzelnen Artikel der Chicago-Erklärung. Sodass man schon ins Fragen kommt, welche anderen Interessen hier im Hintergrund stehen, als künstlich eine Marktlücke zu schaffen, die für gutbezahlte Pöstchen, Einkommen und Einfluss sorgt.

Jetzt aber die sechs Lehrsätze…

‚1. „bibeltreuer“ LEHRSATZ: Die Bibel ist verbalinspiriert. Damit ist gemeint: Gott hat die Schreiber der Bibel bis in die Wahl ihrer Worte hinein geleitet. Er hat die Worte ausgewählt und festgelegt. Der eigentliche Autor der Bibel ist Gott.

Der Wunsch gläubiger Menschen nach einer fehlerlosen Glaubensurkunde ist sehr stark. Wie gerne hätten sie, da Gott ja nicht sichtbar ist, wenigstens etwas Handfestes, Sichtbares von Gott, sein vollkommenes Buch „Made in God“, in den Händen. Wie beflügelt es doch das Selbstbewusstsein, Gottes mächtige Worte zu lesen und dann selbst zu gebrauchen, um ähnlich mächtige Wirkungen zu erzeugen. Denn die Bibel enthält nicht nur Information. Sie enthält und weckt riesige Kräfte und Wirkungen, die der Mensch sehr häufig unterschätzt.  Winzig klein ist das Senfkorn. Doch wenn man es einsät, wird unversehens ein großer Baum daraus. Dieses Gleichnis hat Jesus für die Wirkungskraft seiner Worte gebraucht. (Luk 13,18-19)  Die Bibel enthält superstarken Brennstoff, vergleichbar dem Plutonium. Diese Kraft hat viel Gutes bewirkt. Sie hat Millionen von Menschen die Motivation und Kraft gegeben, sich für notleidende Menschen einzusetzen. Sie hat ihre Botschaft noch in die entferntesten Volksstämme und Ethnien getragen. Und doch ist es möglich die Bibel so zu verwenden, dass die Seele durch ihre Kraft verstrahlt, vergiftet, ja getötet wird. (2.Kor 3,6b) Deshalb ist Sorgfalt und ggf. vorsichtige Distanzierung im Umgang mit der Bibel angebracht. Instinktiv weiß jeder, welche biblischen Texte man Kindern keinesfalls nahebringen darf. Bei erwachsenen Menschen weiß man es nicht so genau und es passieren fatale Fehleinschätzungen. Doch auf die Bibel verzichten? Anders als bei  Plutonium braucht der Mensch diese Kraftquelle. Sie ist lebenswichtig. Mit ihrer Hilfe kann er in schweren Lebenskrisen bestehen, ja sogar noch Nutzen daraus ziehen.

Im Missbrauch mächtiger Wirkungen liegt das Problem. Die Kriminalgeschichte des Christentums (Karlheinz Deschner) aber auch die aktuellen Notfallmeldungen und Aussteigerberichte legen davon ein warnendes Zeugnis ab. Macht scheint dem Charakter nicht gut zu bekommen – was dem Ziel der Bibel eigentlich diametral entgegengesetzt ist. Deshalb ist der Gedanke naheliegend, dass in Gottes Buch auch eine paar angemessen wirkmächtige Instrumente der Distanzierung mitgeliefert werden. Instrumente, die das Prüfen erlauben, am besten gleich anhand mitgelieferter Texte. Es dürfte nicht im Sinne der Liebe sein, wenn gläubige Menschen, kaum dass sie die Worte Gottes in die Hände bekommen, diese  für eigene Interessen missbrauchen.  Das Bedürfnis nach göttlichen Instrumenten der Distanzierung steht zumindest gleichberechtigt neben dem „Made in God“ –  Konzept. Und in der Tat – wir finden sie in der Bibel! Achten wir zB darauf, wie der Satz „der Buchstabe tötet“ (2Kor 3,6b) fortgesetzt wird: „… denn der Geist macht lebendig

Kann man aber dem tötenden Buchstaben wirksam Information entgegensetzen, wenn alles – auch das Destruktive –  „Made in God“ ist? Das dürfte schwierig, in vielen Fällen sogar unmöglich sein. Das ist das Dilemma! Die Theologen, die die Chicago-Erklärung vertreten, helfen hier dem Gläubigen nicht weiter. Im Gegenteil: sie schüren die blinde Furcht, dass das Gottvertrauen in Nichts zusammen sinkt, sobald sich herausstellt, dass sich in einem Bericht der Bibel ein Fehler eingeschlichen hat. Alle Aussagen der Bibel wären dadurch entwertet und ungültig, wenn eine einzige Aussage in ihr als Irrtum angesehen werden würde. Eine allergische Reaktion ist erwünscht. Effizienter  und gründlicher kann man nicht verhindern, dass Gläubige über Instrumente notwendiger Distanzierung nachdenken.

Die panische Angst indes ist unbegründet, so sehr sie auch theologischen Einfluss sichern hilft. Was immer Gott gesprochen hat, was liebevoll, wahrhaftig und gerecht ist, bleibt in Ewigkeit und ist prinzipiell unzerstörbar. Eher „werden Himmel und Erde vergehen„. (Mt 24,35) Und Gottes Worte sollten nun angeblich ungültig werden, bloß weil Menschen seine Worte, so gut sie konnten, aufgeschrieben und gesammelt haben und sich ab und zu einmal ein Fehler eingeschlichen hat? Sie sollen dadurch ihre heilsame Kraft verlieren? Das soll wahr sein??? Ist es nicht vielmehr so: die untadeligen Aussagen der Bibel werden doch nur dann entwertet oder ungültig, wenn man den Chicago-Theologien glaubt, dass sie durch einen einzigen gefundenen Fehler entwertet werden. Aber muss man das glauben?  Kinder, die von frühester Jugend an lernen können, dass Gott seine unfehlbare Wahrheit in die Hände unvollkommener Menschen gegeben hat und diese Wahrheit durch mitgelieferte Reparaturinstrumente vor Verfälschung schützt, haben diese Angst nicht, obwohl Liebe zur Heiligen Schrift und Glaubensfreude vorhanden ist.

Jeder, der Jesus vertraut, erlebte doch die verändernde Kraft des Heiligen Geistes, das Wunder der innerlichen Erneuerung. Wer den Eindruck hatte, sich von Gott entfernt zu haben, brauchte sich bloß wieder neu Gott anzuvertrauen. „Nahet euch zu Gott. Dann naht er sich zu euch.“ (Jak 4,4)

In der Urchristenheit waren die Erfahrungen mit der Kraft des Auferstandenen und der Vollmacht der Apostel sehr lebendig. Man rechnete fest damit, dass Jesus Christus in der Gemeinde unsichtbar gegenwärtig und mächtig war. Die Angst, dass der Glaube mit der Unfehlbarkeit jedes Bibelworts steht und fällt, und dass man sich hierdurch durch eine Inspirationslehre absichern müsste, lag den Gläubigen damals fern. (Behauptung oder Beweis? Der Prophet Maleachi warnte die Gläubigen, dass jeder, der die Erlaubnis des mosaischen Gesetzes zur Ehescheidung (5Mo 21,14) nutzte, sich damit unter einen Fluch begab (Mal 2,13 ff), obwohl das mosaische Gesetz zugesichert hatte, dass jeder der Gläubige, der alles so machte, wie es das Gesetz sagte, Segen erwarten durfte (5Mo 28,1-2). Somit gibt es das Erkennen von punktuellen Mängeln im Bibeltext schon im alten Bund – ja von Anfang an.)

Es ist leicht zu erkennen, dass der Lehrsatz einer irrtumslosen Bibel nicht stimmen kann. Man kann es sogar an der üblichen Begründung erkennen. Diese ist ein grandioses „Eigentor“. Denn man argumentiert: „Alle Schrift ist von Gott inspiriert“ (2.Tim 3,16) und folgert daraus, dass „alle“ Worte in der Bibel ausnahmslos inspiriert und fehlerfrei sind. Dabei hat man nur vergessen, weiterzulesen: „Alle Schrift, die von Gott inspiriert ist, ist nützlich zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt.“  Was „Inspiration“ genau ist, weiß niemand. Es ist ein Geheimnis.

Wissen können wir etwas anderes, nämlich, ob sich Aussagen in der Bibel finden lassen, die diesem hohen Niveau ganz und gar nicht entsprechen. Einzelne Aussagen, die keineswegs nützlich sind, sondern die  – im Gegenteil – durch die ganze Theologiegeschichte hindurch eine sehr schädliche Wirkung gehabt haben. In der Tat: es gibt sie. Und „zur Besserung“ können sie sowenig dienen wie „zur Erziehung in der Gerechtigkeit„,. Die Wirkung ist eindeutig und unbezweifelbar destruktiv. Das ist völlig unstrittig! Und weil das völlig unstrittig ist, hat unser Arbeitskreis eine Belohnung von 1000 Euro ausgesetzt für die Widerlegung der überwiegend schädlichen Wirkung dieser Texte. Bisher hat sich niemand diese 1000 Euro verdient! Wieso eigentlich nicht, wenn man sich seiner Sache so sicher ist und angibt, genau Bescheid zu wissen?  Und was soll der Nutzen der abstoßenden „no-comment“ – Texte sein? So wie Gott dort dargestellt wird, schurkische oder destruktive Machenschaften unterstützend, bleibt ein düsteres, deprimierendes Gottesbild  zurück.

Sinn machen solche Geschichten nur, wenn wir sie als mangelhafte Übungstexte einstufen, die uns gegeben sind, damit wir sie mit dem „Sinn Jesu“ (1.Kor 2,26) für Barmherzigkeit beurteilen lernen sollen.

 

 

2. „bibeltreuer“ LEHRSATZ: Die Bibel ist Gottes Wort. Das heißt: die Bibel und Gottes Wort bedeuten das Gleiche. Sie sind austauschbar. 

Gottes Wort ist mehr als die Bibel. Siegfried Zimmer weist zu Recht darauf hin, dass es verschiedene Erscheinungsformen des göttlichen Wortes gibt: das schöpferische Wort, das sich an das Sein richtet und aus dem Nichts erschafft oder das repariert oder neugestaltet. Auch Jesus verfügt über das schaffende Wort, das Tote zum Leben erweckt (Joh 11, 43-44), das den Sturm stillt (Luk 8,24), das Brot und Fische aus dem Nichts erschafft.(Mt 14,17-21) Zweitens nennt die Bibel Jesus das menschgewordene Wort Gottes. (Joh 1,1 / Offb 19,13), da er durch das schaffende Wort Gottes in Maria entstand. Drittens ist das Wort Gottes das mündliche Wort. Jesus gebraucht nur das mündliche Wort und nicht das schriftliche Wort. Jesus hat nie etwas aufgeschrieben oder seine Jüngern einen Auftrag erteilt, seine Worte zu verschriftlichen, obwohl zu seiner Zeit die Mehrzahl der Menschen schreiben konnte. Deswegen entstanden die Evangelien so spät. Alle urchristlichen Gemeinden sind durch das mündliche Wort entstanden. Warum wohl?

Das schriftliche Wort ist nicht mehr direkte Anrede, sondern kann an Dritte weitergegeben werden. Der Weitergebende gibt aber nicht nur das mündliche Wort weiter, sondern zugleich auch seine eigene Interpretation und seine  Wahrnehmung, die von unbewussten Interessen, Befürchtungen, eben durch den eigenen Horizont begrenzt sein kann. Dadurch erhält das geschriebene Wort eine ganz andere Qualität. Von seinem mündlichen Wort sagt Jesus: „Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben.“ Vom schriftlichen Wort heißt es dagegen: „der Buchstabe tötet.“ (2.Kor 3,16) Wie kann man da sagen, dass das geschriebene Wort Gottes genau dieselbe Qualität habe wie das mündliche, ja wie Gott selbst? Die ehrliche Beobachtung bestätigt diesen Unterschied. Wie wäre sonst die Tatsache zu erklären, dass die Bibel bei Unkenntnis dieses gravierenden Unterschiedes nur ein zweideutiges unglaubwürdiges Gottesbild vermittelt. Wir können nur dann die Bibel als „Gottes Wort“ betrachten, wenn wir akzeptieren, dass auch die gelegentlichen mangelhaften Texte dort eine sinnvolle Funktion haben und zu Lernzwecken geduldet sind.

Die Bibel ist nicht vom Himmel gefallen. Sie ist – anders als Gott – allmählich entstanden. Die Christenheit ist in der Frage, welche Bücher der Bibel dazugehören, nie zu einer völlig einheitlichen Auffassung gekommen. (Siehe dazu auch den Kommentar von Martin Luther)  Das früheste Verzeichnis der neutestamentlichen Bücher, der Kanon Muratori (145 nach Chr.) zählt zudem die sadistische Horror-„Offenbarung des Petrus“ dazu, die damals trotz offensichtlicher Mängel von der Mehrheit der Gläubigen allen Ernstes als inspiriert betrachtet und erst im 4.Jahrhundert – gottlob! – aus der Bibel entfernt wurde.

 

3. „bibeltreuer“ LEHRSATZ: Die Bibel ist Gottes entscheidende Offenbarung und damit die entscheidende Grundlage des christlichen Glaubens. 

Gottes entscheidende Offenbarung ist ganz allein Jesus Christus. Gott kann sich in einem Menschen ganz anders offenbaren als in einem Buch. Zur Zeit Jesu gab es noch kein Neues Testament. Die Bibel ist auch eine wichtige, die zweitwichtigste Offenbarung Gottes. Beide bilden eine Einheit. Es ist die Einheit von Herr und Diener…. Man darf nie die Bibel vor Jesus stellen. … Das Neue Testament dreht sich um Jesus Christus. Aber Jesus dreht sich nicht um das Neue Testament“ (S. Zimmer) Als die Pharisäer sich auf die Autorität des Sabbatgebotes beriefen, zeigt ihnen Jesus ganz klar die Rangfolge. „Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen“ (Mk 2,27) und Jesus unterstellt das strenge Gebot seiner Autorität und erklärte es dann für ungültig, wenn seine Anwendung gegen den Grundsatz der Barmherzigkeit verstieß: „Denn der Menschensohn ist Herr über den Sabbat.“ (Mt 12,8) Deswegen sind alle Aussagen der Heiligen Schrift am Maßstab Jesu zu prüfen und dieser heißt „Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Verlässlichkeit“ (Mt 23,23)

Die Pharisäer wollten diese Freiheit Jesus nicht zugestehen. Buchstabenhörige Theologen heute sind ebenso entrüstet, wenn Gläubige, die von Jesus den heiligen Geist empfangen haben, und dank ihm im „Sinn Christi“ urteilen können (1.Kor 2,16), gegen den Buchstaben barmherzige Entscheidungen treffen wollen.

 

4. „bibeltreuer“ LEHRSATZ: Wie Gott hat auch die Bibel absolute Autorität. Ihre Autorität ist Gottes Autorität. Was die Bibel sagt, das sagt Gott. Deshalb ist jede Relativierung der Bibel abzulehnen. 

An diesen Satz halten sich die Vertreter der Irrtumslosigkeitsdoktrin selber nicht. Sie relativieren das Titelverbot Jesu (s.o.), scheitern am Gebot der Schiedsgerichtsbarkeit. Schlimmer noch: sie machen sich schuldig an vielen Gläubigen. Mit ihrer Weigerung, die ethisch mangelhafte Texte in der Bibelderen „Buchstabe tötet“ (2.Kor 3,16) im Licht der Barmherzigkeit zu prüfen, stellen sie den „tötenden Buchstaben“ (2.Kor 3,6) über Jesus, den Herrn der heiligen Schrift, überfordern sie die Gewissen (Mt 23,4) und zwingen angefochtenen Gläubigen ein vertrauensstörendes Gottesbild auf, das ihre Glaubensfreude verkümmern lässt. Diese Rücksichtslosigkeit ist ein schwerer, reueloser Verstoß gegen das Gebot der brüderlichen Liebe und Barmherzigkeit. „Wenn jemand seinen Bruder leiden sieht, und verschließt sein Herz vor ihm, kann dann die Liebe Gottes in ihm bleiben?“ (1.Joh 3,17) 

 

5. „bibeltreuer“ LEHRSATZ: In der Bibel gibt es keine Fehler und keine Widersprüche. Das gilt auch für ihre geschichtlichen, geographischen, biologischen, medizinischen und astronomischen Aussagen. In der Bibel kann es keine Fehler geben, weil Gott keine Fehler macht. Gott ist vollkommen. Also ist es sein Wort auch.

Dieser Satz steht bereits vor der Untersuchung fest. Ehrlicherweise müsste man sagen: „ich habe schon vor der Untersuchung bei mir selbst beschlossen: selbst wenn ich auf Aussagen stoßen sollte, die sich nach bestem Wissen und Gewissen eines unvoreingenommen, redlichen Menschen überhaupt nicht miteinander vertragen, Aussagen, die sich deutlich widersprechen und gegenseitig relativieren, so werde ich dennoch an meiner Behauptung festhalten, dass es keine Fehler in der Bibel gibt, weil ich davon überzeugt bin, dass Gott dieses Reden wider besseres Wissen von mir erwartet und belohnt.“

Wozu soll das gut sein? Das soll nun angeblich Gott gefallen, dass sich der Gläubige ist taub und blind gegen beobachtbare Tatsachen stellt? Tatsächlich? Mit dieser bornierten Einstellung öffnen Gläubige dem Selbstbetrug Tür und Tor. Schon in dem Glaubenssatz selbst ist die Lüge zu erkennen. Denn in der Aufzählung fehlen die ethischen Widersprüche. Genau die Widersprüche, die dem Gläubigen am meisten Not machen, da sie zu einem vertrauensstörenden zweideutigen Gottesbild führen.

Warum wohl? Im Gegensatz zu „geschichtlichen, geographischen, biologischen, medizinischen und astronomischen Aussagen“ kann jeder Gläubige sie recht gut ohne Spezialkenntnisse beurteilen. Denn sie führen sofort zur Störung des Vertrauens. Es geht einfach nicht, dass zwei sich widersprechende ethische Aussagen gleichzeitig im Kopf gelten. „Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten.“ (Mt 6,24) Das Gewissen kommt mit widersprüchlicher Ethik nur sehr schlecht klar.

Gott hat sein unfehlbares Gotteswort sündigen und begrenzt denkenden Menschen anvertraut. Das ist nicht immer gut gegangen, wie wir aus der Bibel selbst erfahren. Wie können wir dann sicher sein, dass das Wort dadurch unbeeinträchtigt und absolut sauber geblieben ist? Gott hat es genügt. die Reparaturinstrumente mitzuliefern, indem er allen Gläubigen seinen Geist und „seinen Sinn“ (1.Kor 2,16) gegeben hat. Das ist der zuverlässige Weg Gottes, die Wahrheit zu bewahren. Ist es der einzige Weg, der nicht zu fragwürdigen Ergebnissen führt) Ob es einen besseren Weg gibt? Wir können es nur anhand der Ergebnisse beurteilen. Aus unserer Vorstellung von „Gottes Vollkommenheit“ können wir gar nichts schließen. Woher wollen wir denn gewiss sein, dass wir als unvollkommene Menschen genug von Gottes Vollkommenheit verstanden haben?

Was Lüge und was unseriös ist, das verstehen wir andererseits recht gut. Deswegen sollte es nicht schwer sein, zu begreifen, dass der fünfte naive Lehrsatz  ein schwerwiegender Verstoß gegen das Gebot der Wahrhaftigkeit (Eph 4,25) ist, indem er Gläubige dazu verführt, allgemein beobachtbare Tatsachen zu leugnen oder zu ignorieren. Ein dressierter Papagei plappert es dem anderen nach. (Fromme Gruppendynamik) Dadurch wird die Glaubwürdigkeit des christlichen Zeugnisses stark untergraben. Hätten die Zeugen der Auferstehung auf diesem Niveau „bezeugt“, dann wüssten wir heute über die Auferstehung nichts. Gottlob haben sie etwas berichtet, was sie „mit eigenen Augen gesehen“ hatten. (1.Joh 1,1) Und genau das dürfen Gläubige auch tun, wenn sie ihre Bibel lesen. Wer von vornherein taub und blind für alles ist, was nicht zu seiner Ideologie passt,  trägt mit seiner Verbohrtheit unablässig Spaltung, Rechthaberei und den sinnlose Wortgefechte in die Christenheit hinein. Da das Niveau der Argumente erbärmlich ist, ist es kaum möglich, jemanden wirklich zu überzeugen. Folglich versucht man den Andersdenkenden mit Unfreundlichkeit oder Ausgrenzung zur Anpassung an die eigene Sicht zu erpressen. Es kommt zu endlosen Grabenkämpfen.

 

6. „bibeltreuer“ LEHRSATZ: In der biblischen Urgeschichte 1-11 geht es um den geschichtlichen Anfang der Menschheit. Adam und Eva waren die ersten zwei Menschen. Alle anderen Menschen stammen von ihnen ab. Die Evolutionstheorie steht im Widerspruch zur biblischen Urgeschichte. Darum kann sie von Christen nicht akzeptiert werden.

Der sechste Lehrsatz gilt ebenfalls als typisch für ein fundamentalistisches Bibelverständnis. Ich betrachte diesen Lehrsatz jedoch als irrelevant für das Ziel dieser Webseite, nämlich Glaubensfreude und Gottvertrauen vor destruktivem theologischen Einfluss zu  schützen. Wer sich hier ein (vorläufiges?) Urteil bilden will, braucht erhebliches Spezialwissen und müsste sich gründlich in Archäologie, in Altertums- und in  Naturwissenschaften einarbeiten. Mir persönlich erscheint der Gedanke eines Schöpfungsaktes plausibler als der Gedanke, die ganze Natur hätte sich aus bescheidensten molekularen Anfängen zufällig emporentwickelt. Auch Physiker weisen darauf hin, wie unwahrscheinlich es war, dass sich beim Urknall ein Universum bilden konnte. (Bill Bryson hat dieses erstaunliche Faktum allgemeinverständlich und spannend in seinem Bestseller „Eine kurze Geschichte von fast allem“ beschrieben) Damit ist aber noch nicht bewiesen, dass es sich so zugetragen hat, wie die ersten Kapitel der Bibel berichten. Ich denke, dass durch den Wettstreit von Wissenschaftlern, die nun pro oder contra Evolution forschen, beide Seiten interessante und wertvolle neue Entdeckungen gemacht haben. Diese Forschung kann eine Ahnung davon entwickeln, dass tatsächlich ein Schöpfer am Anfang aller Dinge steht. Falls sie aber zum Nachweis  dienen soll, dass die Bibel keine Fehler enthält, so ist der Kampf bereits verloren, denn es bereitet keine Mühe, ethisch mangelhafte Bibelstellen, ja sogar destruktive Aussagen zu finden. Wir sollten diese wenigen Stellen weder ignorieren noch leugnen, sondern sie so einordnen und in Sinne Jesu korrigieren, dass auch sie der Stärkung des Glaubens dienen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Artikel aktualisiert am 27.01.2025

11 thoughts on “ Die Zwangsbrille des „Chicago-Wahns“:

(Glaubensgewissheit trotz "Chicago-Wahn")

  1. Lieber Christian,

    ich bin z.B. nicht so intellektuell wie du, daher komme ich gegen die Argumente nicht an. Du hast gute und viele Argumente die einleuchten. Dennoch bleibt für mich auch bestehen, nicht jeder kann und oder will eigenmächtig beurteilen was jetzt Gottes und was Menschenwort ist und dann gibt es ja noch die „Impfstoffe“ wie du sie nennst. Außerdem wie gesagt wo hört man auf etwas aus der Bibel zu streichen? Kann es wirklich sein das so viele und grobe Fehler die Bibel durchziehen AT wie NT? Das möchte natürlich ein Christ auch gar nicht glauben und du solltest es ihnen nicht verübeln, wenn sie sich dagegen wehren. Denn das würde auch viele erschüttern und das letztendlich auch nicht immer nur zum Guten (wie z.B. Glaubensabfall).

    Die Gefahr sehe ich auch bei Themen der Moral. Für manche ist dann Sex vor der Ehe, ausgelebte Homosexualität und Wiederheirat für jeden, kein Problem mehr. Denn das wäre ja ein unmenschlicher Gott, wenn ich dann von nun an immer alleine bleiben muss oder warten muss mit dem Sex bis ich geheiratet habe. Und Jesus verschärft z.B. in der Bergpredigt noch einiges auch das Thema begehren. Die Gefahr ist groß das man Bibelstellen einfach auch wegerklärt, wenn man schon dabei ist, die einem einfach auch nicht passen/zu unmöglich erscheinen usw. einfach aus anderen Gründen als aus Grausamkeit. Wie gesagt ich glaube auch mit 1.Kor 2,15 werden nie alle Christen auch nur annähernd die die Bibel so auseinandernehmen wie du (das meine ich im Guten wie im Schlechten), sie verstehen wie du. Und wenn es „nur“ das eine Thema Unzucht/Hurerei wäre, was man unterschiedlich sieht. Dieses Thema ist aber nach 1.Kor 6 und Eph. 5 usw. ein Hinderungsgrund für das Reich Gottes. Also heilsentscheidend.

    1. Lieber Fabio,
      „Kann es wirklich sein, dass so viele und grobe Fehler die Bibel durchziehen AT wie NT?“ lese ich. Wie kann man diese Frage stellen, nachdem man ein so umfangreiches und gründlich recherchiertes Beweismaterial vor sich liegen hat?

      Dir müsste es doch inzwischen aufgefallen sein, wie vergleichsweise unseriös die Vertreter der biblischen Fehlerlosigkeit argumentieren. Lies doch noch einmal die Beiträge unter der Menügruppe: „Vorsicht unseriös“. Diese Leute reden wider besseres Wissen und es ist ihnen egal.

      Wieso soll der Glaubensabfall drohen, wenn man feststellt, dass etliche Texte der Bibel moralische oder sachliche Mängel enthalten?

      Es gib genug fehlerlose Texte in der Bibel, deren Inspiration Hoffnung, Liebe und Glauben erweckt oder fördert und die auf diese Weise ihre göttliche Autorität erkennen lassen. (Siehe u.a. die Menugruppe: Inspirierte Impulse.)

      Natürlich kann ein Christ beschließen, die Fehler in der Bibel zum Vorwand zu nehmen, auch die inspirierten Texte darin über Bord zu werfen. Das ist aber eine unehrliche Entscheidung, die wider besseres Wissen getroffen wird. Denn er weiß sehr gut, dass es wahrhaft inspirierte Texte in der Bibel gibt, die unumstößlich wahr sind.

      Ich habe erkannt, dass das Prüfungsrecht des Gläubigen von wesentlicher Bedeutung für die Qualität des Glaubens ist, dass es meine Glaubensfreude schützt, dass es mich vor religiöser Erpressung und Bedrohung bewahrt und deshalb nicht leichtfertig aufgegeben werden darf.

      Religiöse Bedrohung erzeugt Angst und Angst macht blind, sodass man nicht mehr klar denken kann. Das Thema der Sexualität eignet sich in besonderem Maß zur Einschüchterung und Kleriker aller Couleur haben von dieser Möglichkeit immer ausgiebig Gebrauch gemacht.

      Zum Thema Sexualität gibt es einen ausführlichen Beitrag:
      matth2323.de/gift-nr-01

      Wie man sieht, sind die Drohungen der Bibel schon durch traditionell bibeltreue Auslegung in unangemessener, destruktiver Weise verschärft worden. Sie eigenen sich bestens zu ständiger seelischer Erpressung. Wenn jede Menge irrationaler Ängste im Hintergrund stehen, ist eine sachliche Diskussion schwierig.

      Der Sexualtrieb verführt in besonderer Weise zu Aktionen, die auf Kosten anderer Menschen gehen. Das wird im 9 Abschnitt des Beitrags erläutert. Wer den Sinn des Lebens in der Liebe sieht, wird sich vor den dort beschriebenen Verhaltensweisen hüten. Er wird sich auch um Selbstdisziplin bemühen, wie der 9.Abschnitt beschreibt.

      Da diese Grundsätze m.E. kaum widerlegt werden können, ist damit Inhalt und Zweck des zugehörigen mündlichen Jesuswortes schon sehr gut erfüllt.

      Nur das mündliche Jesuswort ist garantiert unfehlbar und heilsam. Bei schriftlichen Jesusworten hat die persönliche Einschätzung, die Erinnerung, die Wahrnehmung fehlerbehafteter Menschen eine Rolle gespielt. Es ist der Kardinalfehler der bibeltreuen Ideologie, die schriftlichen Jesusworte 1 zu 1 mit den mündlichen Jesusworten gleichzusetzen. Da es überhaupt keine Mühe macht, diesen Denkfehler mit zahlreichen Beispielen zu widerlegen, ist er für niemanden verbindlich.

      Man darf und muss prüfen, in wieweit die Interpretationen des schriftlichen Textes konstruktiv oder eher destruktiv wirken. Und der Gläubige muss die Freiheit haben, sich nach bestem Wissen und Gewissen zu entscheiden.

      Eine strenge Formulierung ändert daran nichts. Ist nicht das Sabbatgebot einst ein äußerst strenges Gebot gewesen, dessen Missachtung mit der Todesstrafe gesühnt werden musste (4Mo 15,32)? Jesus hat dieses Gebot um der Liebe willen gelegentlich missachtet (Mk 2,27). Das Apostelkonzil hat es in Apg 15 gar nicht mehr beachtet. Und die frühen Christen haben später gar den Sonntag als heiligen Tag der Woche festgelegt.

      Die strenge Formulierung eines Gebotes macht seine spätere Überprüfung nicht entbehrlich.
      Diese Überprüfung muss der Liebe dienen, auch dem Respekt vor dem Partner. Sie ist kein Freibrief für Egoismus auf Kosten eines Mitmenschen.

  2. Hallo Christian,

    so ich habe mit heute deine PDF komplett angehört. Zum einen bestreite ich nicht das es in der Bibel Fehler gibt, zumindest in der Abschrift und Übersetzung. Und zum anderen das sich manche Bibelstellen destruktiv auf Menschen auswirken können. Auch kann ich menschlich deine Argumente verstehen und auch das es eine geistliche Not werden kann. Dieses Themenspektrum ist sehr brisant und man sollte behutsam mit solchen Menschen umgehen. Ich möchte niemanden verurteilen der mit solchen Bibelstellen kämpft und den Glauben verliert.

    Doch sehe ich auch die andere Seite. Selbst wenn andere Menschen solche Bibelstellen verdrängen, (weil sie sie auch nicht einordnen können) um damit fertig zu werden, kann das ja immer noch genauso ein Schutzmechanismus sein. Diese Menschen sollten wir zunächst auch nicht dazu nötigen sich nun gefälligst mit solchen Versen zu beschäftigen und sich dazu zu positionieren.

    Wer sagt uns denn, das selbst wenn wir die Bibel auf Fehler prüfen, wir alle dann auf das gleiche Ergebnis kommen? Ich meine das wir alle Verse und Kapitel, vielleicht sogar ganze Briefe/Bücher bewerten wie die anderen die das tun. Was davon wurde ganz dazugetan, was wurde trotz Eingabe Gottes falsch aufgeschrieben und was wurde falsch übersetzt? Und welche Worte auch innerhalb eines Verses sind nun inspiriert und welche nicht? Wenn in dem Zusammenhang/Abschnitt etwas steht was da nicht hereingehört , beachte ich dann noch den Kontext und wenn ja wie?

    Wie ist es z.B. mit dem Buch Hiob, gehört das als Ganzes nicht in die Bibel oder zumindest ein großer Teil? Man könnte Gott vorwerfen das er grausam mit Hiob handelt und z.B. seine (unschuldige) Kinder usw. musste bei diesem Deal mit dem Satan sterben. Womit hatte das Hiob verdient, war das gerecht? Wie konnte Gott Hiob so mundtot/fertig machen, hat Hiob unangemessen reagiert, dass es das rechtfertigen würde? Wie können so viele Verse und Kapitel innerhalb eines Buches „aus Versehen“ in die Bibel gelangen?

    Und außerdem wo hört das Zerpflücken der Bibel auf? Welche Bibelstellen sind sicher destruktiv und komplett falsch wiedergegeben oder hineingeraten? Bei welchen Bibelstellen bist du dir unsicher und in wie fern unsicher? Gehören sie da gar nicht rein oder sind sie falsch aufgeschrieben? Um ehrlich zu sein reicht mir bei diesem schwierigen und gefährlichen Verfangen 1.Kor.2,15 nicht aus. Außerdem heißt die Stelle nicht das andere Gläubigen sich nicht gegenseitig beurteilen dürfen/sollten (siehe 1.Kor 5). Was ist wenn ich Angst oder was auch immer habe selbst zu beurteilen was jetzt Gottes Wort ist und was Menschenwort? Ob etwas ganz gestrichen werden muss oder nur zum Teil oder umgeschrieben?

    Siehst du nicht selbst darin auch viel Potenzial daran zu verzweifeln und das es dazu führen könnte dann gar nicht mehr die Bibel lesen zu wollen? Und auch trotzdem an der Liebe Gottes zu zweifeln? Gott ist souverän, wenn er uns Gebote gibt heißt das doch nicht automatisch das er sich selbst daran halten muss. Wenn Gott für die Todesstrafe ist dann ist das für dich auch in den meisten Fällen unverhältnismäßig? Nach dem Noahbund hat Gott bis heute nichts gegen die Todesstrafe in bestimmten Fällen.

    Wenn Menschen in armen Gegenden voller Gewalt groß werden, gibst du dann auch Gott die Schuld, weil er könnte es ja verhindern? Menschen die nie etwas vom Evangelium hören, ist Gott dann auch Schuld? Wenn Gott sagt wir sollen dieses oder jenes tun oder nicht tun ohne Erklärung oder wir verstehen zumindest nicht den Sinn, dann braucht man sich nicht daran halten oder dieses Gebot ist dann nicht von ihm? Wenn das Ausleben von Homosexualität auch in der Ehe oder sogar in Gedanken Sünde sind, dann stellen wir uns einfach darüber und sagen, nein das hat er nicht so gemeint oder diese Stelle ist da hineingeraten. Bei einer Scheidung muss man immer alleine bleiben außer der Ehepartner stirbt, das ist doch alles unmenschlich, wirklich?

    Das was du anderen vorwirfst mit Wellness und Wohlfühlgott, was ist Gott für dich denn, dein toleranter verständnisvoller Kumpel der ein Auge zudrückt? Wie gesagt ich sehe bei deiner Bibelkritik mindestens genauso Gefahren, eigentlich sogar viel mehr. Wie möchte man den Menschen denn auch tröstend und aufbauend beistehen, wenn man ständig beim gemeinsamen Bibellesen stellen überlesen oder abändern muss? Was für Weisheiten und Wahrheiten willst du ihn mit auf den Weg geben? Woran soll man alles messen, wenn das Messgerät selbst defekt ist? Nicht jeder hört die Stimme Gottes in dem Maßen außerhalb der Bibel wie man es dann benötigen würde. Und selbst wenn, stellt sich noch die Frage weshalb Gott dem einen dieses und einem anderen jenes zeigt in Visionen, Träumen usw. Also schon wieder falsch wiedergegeben oder verstanden was gesagt wurde?

    Ich bin unbedingt für Liebe und das man dem anderen zuhört und auf seine Bedürfnisse und Fragen eingeht. Mein Typ ist nicht das ich ausweiche. Am Ende ist es wichtig das wir Gott und die Bibel nicht zu sehr voneinander trennen und vertrauen in Gott und sein Wort und Wesen haben. Das darf uns nicht verloren gehen, denn das ist die eigentliche Gefahr. Das Theologen viel verdrängen, Menschen nicht seelsorgerlich beistehen das stimmt wahrscheinlich alles und ist natürlich ein Drama. Wir müssen aber halt auch andererseits zusehen das wir uns nicht den Gott zusammenschustern den es gar nicht gibt, auch wenn seine Gerechtigkeit nicht immer unserem Gerechtigkeitsempfinden entspricht.

    Dein Fabio

    1. Lieber Fabio,
      du stellst hier immer wieder Fragen, die eigentlich längst beantwortet sind. Vor allem traust du dem Heiligen Geist nicht zu, dass er Gläubige, denen Wahrhaftigkeit und Liebe wichtig ist, auch heute noch in alle Wahrheit leitet. Das einzige Vertrauen, dass wir nach deiner Meinung haben sollen, ist das Vertrauen „in Gott, sein Wort und sein Wesen“. Wieder setzt du alles gleich: Gott = Bibelwort = sein Wesen. Dabei war doch das gerade die Frage, ob auch das Bösartige Gottes Wesen widerspiegelt.

      Ich habe dir im letzten Mail geschrieben, dass niemand einem Menschen vertrauen kann, der unversehens bösartig und hinterhältig handelt. Wenn wir dieses Verhalten von Gott berichtet bekommen (wie in 4Mo 31,14-18), dann soll Vertrauen möglich sein? Natürlich gibt es vereinzelt immer wieder manipulierbare Menschen wie dich, die Leichtgläubigkeit mit Vertrauen verwechseln. Aber richte doch einmal den Blick auf die vielen Menschen, die gerade wegen dieser bösen Texte um den christlichen Glauben von vornherein einen großen Bogen machen. Wenn sie deshalb nie zum Glauben kommen, sollen sie zur Strafe dafür ewig in der Hölle gefoltert werden? Alles im Namen der Liebe?

      Auf dich aber macht dieses Argument offenbar keinen Eindruck! Hast du so wenig Lebenserfahrung?

      Du schlägst als Ausweg vor, dass wir das Bösartige verdrängen sollten, um uns selbst zu „schützen“. Damit sind wir auf dem Niveau einer Mafiafamilie angelangt. Der Hausherr verdient das Geld mit Verbrechen, die Familie profitiert davon, aber bei Tisch und insbesondere vor den Kindern wird nie über die dunklen Geschäfte gesprochen, damit sie „gesund und in Frieden“ aufwachsen können.

      Je älter Mafiakinder werden, desto mehr Gewicht bekommen Zukunftsängste (die behütete Kinder nicht haben). Tröpfchenweise wird das Bösartige in ihre Wahrnehmung hineindringen, bis sie eines Tages die Augen nicht mehr verschließen, nicht mehr verdrängen können. Da sie nun wissen, wie brutal ihr Vater werden kann, haben sie verständlicherweise Angst sich gegen ihn zu stellen und sie wollen auch nicht auf den Reichtum, den sie bei ihm genießen, verzichten. Beides – Zuckerbrot und Peitsche – korrumpiert sehr schnell die Seele, zumal in der Erziehung ja auch keinerlei Wert auf die Bildung von Gewissen und Charakter gelegt wurde.

      Was Wunder, wenn sich die Kinder dann in ihren Anschauungen und Meinungen ganz an den Vater anpassen bzw. sich sogar um seine Wertschätzung bemühen, indem sie sich an Verbrechen beteiligen. (Was Christen in allen Jahrhunderten getan haben. Hätte es nicht die Aufklärung gegeben, würde man wahrscheinlich heute noch Homosexuelle, Verehrer anderer Götter und Ehebrecher auf die Scheiterhaufen zerren. Wer wissen will, wie trostlos das aussieht, wenn Aufklärung fehlt, der braucht nur in die islamischen Staaten zu schauen, die ja viele Elemente des mosaischen Gesetzes übernommen haben.) Hinter der Brutalität gegenüber Andersdenkenden steckt eine ganz tiefe Gottesangst.

      Stelle dir einen Vater vor, der seinem Sohn sagt: „wenn du vorsätzlich gegen meine Regeln verstoßen solltest, „mutwillig sündigst“, dann kann es sein, dass ich dich dafür eines Tages bis zum Tode foltern werde, und auch die größte Reue wird dich dann nicht mehr retten.“ Das entspricht in etwa dem Inhalt etlicher Kapitel des Hebräerbriefes.

      Den Vater möchte ich wirklich kennenlernen, der dann noch von seinem Sohn „geliebt“ werden kann. (Oder stelle dir vor, dass das ein Bräutigam zu seiner Braut vor der Hochzeit sagt… Die Bibel vergleicht ja die Gottesbeziehung mit der Liebe zwischen Mann und Frau. Die Frau ist doch gut beraten, wenn sie sich hütet, ihr Jawort zu geben und lieber Single bleibt.)

      Wenn hier ein Kind die Notwendigkeit sieht, auszusteigen, dann braucht es zunächst sehr viel Mitgefühl mit den Opfern. Und darüber hinaus ungemein viel Mut und Charakter, sich ganz allein gegen das Böse zu stellen und auch Mut, die Angst vor einer zunächst ungewissen Zukunft auszuhalten. Der Ausstieg ist deshalb eine Ausnahme.

      Ich jedenfalls will diesen ganzen gedanklichen Schmutz frommer Tradition, diese ewige Zweideutigkeit, dieses scheinheilige Einerseits und Andererseits, das jahrelang meine Seele zerfressen und destabilisiert hat, nicht mehr in meinem Denken haben. Ich will an der Hoffnung festhalten, dass Gott kompromisslos die Liebe ist, und dass der Mensch nicht sündigt, wenn er Eindeutigkeit der Liebe erwartet, weil er als Ebenbild Gottes so geschaffen worden ist. Und wenn ich auf Bibelworte stoße, die das Gegenteil zu sagen scheinen, dann will ich darauf bauen, dass hier vollkommenes mündliches Gotteswort durch Menschen missverstanden wurde.

      Ich bedaure, dass dir dieser Mut fehlt, erwachsen zu denken und dich selbständig auf die Wahrheitssuche zu begeben – ohne Gängelung von Theologen, die um der Karriere willen wider besseres Wissen reden. Nicht das geringste Vertrauen ist bei dir da, dass Gott sich über einen ehrlichen Wahrheitssucher freut. Was ein liebender Vater zweifellos tun würde.

      Deine „Botschaft“ ist: einerseits … andererseits … man könnte dies… man könnte das… Fazit: am besten bleibt alles so wie es ist. Hätten die Menschen früher alle so gedacht wie du, dann hätte es nie eine Erklärung der Menschenrechte gegeben.

      Je besser ein Bibeltext dem Anspruch der Wahrheit und Barmherzigkeit genügt, je besser er zu den unumstößlichen Heilstatsachen passt, desto übereinstimmender werden die Urteile aller ehrlich denkenden Christen sein. Warum genügt dir das nicht?

      Warum ist das schlimm, wenn Einschätzungen von zweitrangigen Texten unterschiedlich ausfallen?
      Was ist denn nun Gott wichtiger, dass wir eingeschüchtert nachplappern, was der Mainstream vorgibt, dass wir alle wie programmierte Roboter dasselbe denken oder dass wir gut argumentieren lernen und – was ebenso wichtig ist – bessere Argumente anerkennen können?

      Die Diskussionskultur in bibeltreuen Kreisen ist doch schlimmer als erbärmlich. Ignoranz – Arroganz – Penetranz. Eine Unzahl von Minipäpsten ist unterwegs, die ständig andere belehren wollen, aber auf gute Argumente mit Schweigen und Verdrängung reagieren. Fällt dir das denn gar nicht auf?

      Dein Schlusswort zeigt, wie wenig dein Verständnis gewachsen ist. Du schreibst, dass es „am Ende wichtig ist, das wir Vertrauen in Gott und sein Wesen haben“. Da ist wieder die Gleichung = Gott= Bibel = Wesen.

      Es gibt kein Vertrauen in ein Wesen, das unvorhersehbar bösartig handelt. Auf der ganzen Welt nicht. Begreife das doch mal! Man kann allenfalls die Hoffnung bilden, dass man selber ungeschoren bleibt, solange man an sklavischer Unterwürfigkeit festhält und auch noch die größte Gemeinheit dieses Wesens verteidigt.

      Was die Bibel dann über Freude sagt, über das Recht, sich ein Urteil über alles nach bestem Wissen und Gewissen zu bilden (1Kor 2,15 / 1Thess 5,21), oder gar über die „herrliche Freiheit der Kinder Gottes“ (Röm 8,21), das wird dann bedeutungslos. Es sind dann nur Propagandaphrasen, wohlklingend, aber ohne Inhalt, Phrasen eben, die Illusionen erzeugen sollen, wie sie für Diktaturen typisch sind.

      Wie soll sich auf diese Weise Charakter bilden? So entsteht Mitläufertum, feige Anpassung und Unfähigkeit zur Selbsterkenntnis. Und daran hat ein Gott, dessen höchsten Anliegen die Liebe ist, Interesse? Wer das „glauben“ will, muss lügen, taktieren und verdrängen. Wenn du glauben willst, dass diese Untugenden das Etikett „Vertrauen“ verdienen, dann glaube den Unsinn. Ich kann dich nicht hindern.

      Warum unterstellst du mir, dass ich einen Kumpel-Gott, einen Wohlfühl-Gott vertrete, der nicht streng sein kann? Als wäre das die Alternative zur angeblichen „Bibeltreue“. Auch das ist wieder ganz oberflächlich gedacht.

      Ich nenne dir zwei Artikel die zeigen, dass das nicht stimmt.

      matth2323.de/eine-nachricht/
      matth2323.de/hoelle/

      Es gibt keinen Grund an der Realität der Hölle zu zweifeln. Es muss eine Hölle geben, da es immer wieder Menschen gab und gibt, die vorsätzlich jeden Ansatz zum Guten in sich zerstört haben. In der jenseitigen Welt werden solche monströsen Charaktere in einem abgesonderten Bereich („Hölle“) unter sich bleiben müssen. (Das steht übrigens auch im vorletzten Kapitel des Essays „Bibelwahrheit-Bibelwahn, den du doch angehört hast. Aber mit halbem Ohr hinhören, nützt eben auch wenig.)

      Wenn du nicht immer wieder denselben Fehler machen willst, eine Bibel, die durch fehlerbehaftete Menschen aufgeschrieben und zusammengestellt worden ist, mit dem vollkommenen Gott zu verwechseln, kann ich dir auch empfehlen:

      matth2323.de/wie-zuverlaessig-war-die-ueberlieferung-der-bibel/

      In bibeltreuen Gemeinschaften ist das nicht bekannt. Unablässig belehrt man über die Bibel. Aber niemand will wissen, wie der biblische Kanon entstanden ist. Die Gläubigen sollen lernen, dass Ignoranz und Dummheit gefühlsschonender ist.

      Lieben Gruß Christian

  3. Das sind über 50 Seiten zu lesen. Ich werde zumindest mal reinlesen. Auf deiner Seite hier habe ich schon sehr viel zu diesem und anderen Themen gelesen. Ich möchte nicht verdrängen und abstreiten, dass es Menschen gibt, auf die sich solche Bibelstellen als glaubenszerstörend auswirken können. Wir müssen dringend diesen Menschen seelsorgerlich und freundschaftlich beistehen. Das Problem, was ich aber auf der Seite der Bibelkritik sehe, ist ähnlich. Menschen ,die am Leben oder auch an gewissen Bibelworten verzweifeln, brauchen einen Gott, den sie beim Wort nehmen und vertrauen können. Dies wird aber erschwert, wenn wir Anfangen selbst bei Gottes und Jesu Worten und Befehlen Fehler zu sehen. Damit sage ich nicht, dass es keine Fehler in der Übersetzung gibt, diese sind aber nicht entscheidend. Es mag natürlich sein, dass im Urtext einiges etwas anders stand und oder gemeint war. Aber bei so krassen Stellen, denkst du nicht einmal dort wacht Gott über sein Wort? Wenn das so wäre, frage ich mich, weshalb wir nichts davon erfahren, dass sie für einen komplett falsch verstandenen Befehl und ihre Ausführung bestraft wurden oder Gott sie eben daran gehindert hat?

    Außerdem wo fangen wir dann an und wo hören wir auf die Bibelworte zu verbessern? Selbst wenn wir mit Matth. 23,23 und großer Liebe ans Bibellesen gehen. Also mir würden ständig Verbesserungen einfallen, selbst bei Jesu und den Apostelworten. Irgendwann kommen wir dahin, dass wir die (Kern)botschaft selbst, die in den Versen steckt anzweifeln, sie nicht mehr auf uns beziehen und Gott einfach nicht mehr so durch sein schriftliches Wort zu uns sprechen kann, wie er es sich wünscht. Was wäre denn, wenn Gott wirklich so grausam ist, wie man es in solchen Stellen empfinden kann? Würdest du dann mit so einem Gott nichts zu tun haben wollen? Auch wenn wir Gott nicht auf die Anklagebank setzen, so glaubt man dann doch wahrscheinlich: er greift nicht (mehr) in die Geschichte und das Leben ein. Er ist ein passiver Gott, der nicht über seine Worte wachen kann/will. Wir können nun mal alle nicht beweisen, ob solche Bibelstellen so im Urtext standen bzw. so von Gott aufgeschrieben werden wollten. Allerdings sehe ich es als sicherer an Gottes Willen, seine Gerechtigkeit, Heiligkeit usw. nicht derart zu kritisieren, da ich mich nicht mit ihm anlegen möchte. Wer bin ich auch schon? Ich kann ja noch nicht mal die Gedanken von einer Person wissen, geschweige denn was sie in Zukunft tun würde und wie sich der Lauf der Geschichte entwickelt hätte, wenn alle Kinder, Frauen und am Besten auch Männer am Leben gelassen worden wären. Vielleicht muss Gott einfach auch manchmal das „kleinere Übel“ wählen, weil ihm, dadurch das er dem Menschen einen freien Willen gegeben hat, die Hände gebunden sind. Das heißt, wenn er sieht das es in Zukunft noch schlimmer wird, wenn er gewisse Menschen/Völker am Leben lässt. In Römer 11 steht geschrieben: 33 O welche Tiefe des Reichtums sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind seine Gerichte, und wie unausforschlich seine Wege!
    34 Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen?
    35 Oder wer hat ihm etwas zuvor gegeben, dass es ihm wieder vergolten werde?
    36 Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die Ehre in Ewigkeit! Amen.

    1. Lieber Fabio,
      Es ist mir schon bewusst, dass die Smartphone Generation sehr dazu neigt, sich gerne mit einem Info-Häppchen hier und einen Häppchen da zufrieden zu geben. Doch es wird schwierig mit uns, wenn du Fragen stellst, die an tiefe Probleme rühren, aber den Aufwand scheust, dich mit Fleiß einzuarbeiten. Zumindest mal reinlesen und noch weniger drüber nachdenken – was soll das nützen?

      Dabei ist doch auch der Essay „Bibelwahrheit – Bibelwahn. Eine kurze Geschichte der Angstmacherei“ in leicht verständlicher Alltagssprache anschaulich und ganz untheologisch geschrieben, damit wirklich jeder Leser, der ein bisschen nachdenkt, die ausweglose Situation der Gläubigen erkennen kann, die aus ihrer Angst vor einem grenzenlos brutalen Gott nicht mehr herausfinden. Der Essay erläutert nachvollziehbar, warum jede Seelsorge hier scheitern muss, die keine Distanzierung von destruktiven Bibelstellen erlaubt.

      Unter diesen Bedingungen ist eine Seelsorge sinnlos. Sie hat nur die Funktion, dass die Schuld für die seelische Not an die Betroffenen zurückgegeben wird. Die Seelsorger haben schließlich „ihr Bestes gegeben“, auch wenn inhaltlich alles substanzlos war.

      Du fragst nach Gewissheit. Und du hast auch das erlernte Gottesbild im Kopf, dass Gott jemand ist, der von seinen Gläubigen hirnlose Zustimmung und Nachplappern erwartet, insbesondere Zustimmung zu den größten Scheußlichkeiten als Bedingung für Glaubenstreue ansieht. Das ist die Gottesvorstellung, die die Lehre einer fehlerlosen Bibel zwangsläufig vermittelt: die Vorstellung von Gott als einem Diktator, und der Vorstellung vom Gläubigen als einem armen Sklaven, dem jederzeit die Vernichtung droht, sollte er hinter den Ansprüchen Gottes zurückbleiben. Gott hat alle Macht, also stellt er angeblich auch den Anspruch, sie auszuüben.

      Prediger haben dieses Gottesbild immer sorgfältig gepflegt, denn eingeschüchterte Leute kann man sehr gut beherrschen.

      Auch du bist dadurch geprägt, was in deiner Aussage deutlich wird, du „möchtest dich nicht mit Gott anlegen“. Immer wieder kommt es zum Zirkelschluss: wer die Bibel kritisiert, kritisiert Gott und setzt ihn auf die Anklagebank. Ein typischer Nonsense-Satz der evangelikalen Theologie.

      Wenn die grausamen Texte nicht von Gott stammen, dann muss (!) man sie kritisieren und kann es auch, ohne Gott zu beleidigen. Und man kritisiert ja nicht eigenmächtig, sondern mit der Autorität der Maßstäbe Jesu in Matth 23,23. Warum haben bei dir diese Maßstäbe keine Autorität? Warum hat bei dir das Recht des Gläubigen, alles zu beurteilen (1Kor 2,15) keine Bedeutung? Das sind beides ganz hochrangige Bibelworte. Warum respektierst du sie nicht sondern stellst ihnen die Massenmord-Befehle gleichwertig an die Seite?

      Weil es das korrupte bibeltreue Establishment von dir erwartet? Weil man dir eingetrichtert hat, dass Gott dieses widersprüchliche Verhalten von dir erwartet?

      Ist dir das noch nicht aufgefallen: wenn man anfängt so zu denken, dann muss man fortwährend lügen. Man muss Dinge verteidigen, die man aus tiefster Seele verabscheut, die so grässlich sind, dass man lieber nicht dran denkt. Zugleich missbraucht man den Begriff der Liebe und der Gerechtigkeit. Ich habe viele Beispiele für diese permanente Verlogenheit der evangelikale Theologie zusammengetragen: matth2323.de/kurzsichtiger-selbstbetrug

      Und diese Verlogenheit soll jetzt die Grundlage dafür sein, dass wir über die Bibel und Gott „Gewissheit“ bilden? Wenn soviel gelogen werden muss, woher kannst du dann sicher sein, dass Gott nicht selbst sein übles Spiel mit uns allen treibt, das er uns gebraucht wie Schachfiguren zur eigenen Belustigung, und sich ergötzt, wenn wir uns eine fromme Illusion nach der anderen machen? Wieso kannst du dann sicher sein, dass nicht Gott und Satan ein und dieselbe Person sind?

      Es gibt in meinem Leben Menschen, denen ich voll und ganz vertrauen konnte, aber das waren immer Menschen, für die Wahrhaftigkeit und Liebe ein hoher Wert war und von denen man zuverlässig wusste, dass sie niemals plötzlich brutal und hinterhältig handelten. Wäre es anders, würden sie unversehens brutal und hinterhältig handeln, wäre das Vertrauen schlagartig weg! Solche Menschen können wenigstens im kleinen persönlichen Rahmen Gewissheit, d.h. Vorbild und Orientierung geben.

      Kann ein Gott, wie ihn die Bibel mit gutem und unversehens bösartigem Handeln charakterisiert, Orientierung geben? Mit Personen, die Massenmord -Befehle geben, haben wir keine praktischen Erfahrungen. Ihre Handlungsweise bleibt für uns unvorhersehbar und unberechenbar. Ist das nun wirklich „Vertrauen“, was bei bibeltreuen Gläubigen entsteht oder nicht vielmehr Aberglaube, Indoktrinierung, brutale Einschüchterung?

      Wie soll da „Gewissheit“ entstehen? Es bleibt unserer willkürlichen Spekulation und unseren Wunschvorstellungen überlassen, welche Bibelworte wir als wichtig betrachten und welche wir verdrängen, und was wir von Gott meinen erwarten zu können. Gläubige mit ermutigender Vergangenheit sind optimistisch und erwarten eher Gutes. Gläubigen mit dauerhaft schlimmen Erfahrungen werden ihre Befürchtungen nicht los, dass sie auch in der Zukunft Böses zu erwarten haben. Was immer du da „Gewissheit“ nennst, es sind nur deine Wunschvorstellungen, die die oberflächlichen Beteuerungen von Bibellehrern noch überzeugender machen sollen.

      Gott sei dank stimmt das alles vorn und hinten nicht. Wenn Gott so wäre, warum ist er dann ein hilfloses Kind in Bethlehem geworden? Warum hat er dann als armer Mensch unter armen Menschen gelebt, um ihr Herz zu gewinnen? Gott ist nicht so. Und der Weg zur Gewissheit ist nicht so, wie das fromme korrupte Establishment uns glauben machen will.

      Schon bevor biblische Texte überhaupt entstanden, hat Gott den Menschen äußerst zuverlässige Gewissheiten geschenkt. Jeder Mensch hat diese leise Stimme einmal in seiner Seele sprechen hören, die ihn verstehen lässt, was wahre Liebe und wahre Glaubwürdigkeit ist. Wenn einem Menschen der heilige Geist geschenkt wird, dann wird diese Stimme sehr laut und verständlich, sodass er den Sinn Christi geschenkt bekommt und unbegrenzte Prüfungsbefugnis (1Kor 2,15) ausüben kann.

      „Bibeltreue“ Theologen haben diese Stimme zum Schweigen gebracht, indem sie den Gläubigen weiß machten, dass Widersprüchlichkeit, Verdrängung und Lüge im Kampf für die Wahrheit notwendig sei, und dass Gerechtigkeit auf Kosten von Liebe und Barmherzigkeit der Ehre Gottes dienen würde.

      Deswegen auch mein Essay: bibelwahrheit-bibelwahn.de Er würde dir helfen, die gefährliche Verdrehung der Heilsbotschaft durch evangelikale Bibellehrer zu erkennen. Wenn du da nur „kurz reinschauen“ willst, dann macht ein Austausch mit dir wirklich keinen Sinn mehr.

      Welchen Sinn soll es machen, wenn du in jedem Mail wie eine Schallplatte evangelikale Propaganda abspielst und dabei glaubst, dass du damit großes Wohlgefallen bei deinem Diktator-Gott erworben hast? Muss ich das wirklich aushalten? Es gibt viele, die das glauben. Bei Diktatoren in der Welt ist es jedenfalls so: Plappere nach, marschiere mit, dann kann dir am wenigsten passieren.

      Wenn du Gewissheiten in der Bibel suchst, die über jeder Kritik stehen, dann befasse dich mit den Heilstatsachen: matth2323.de/heilstatsachen/ Alle Aussagen die Bibel, die unumstößliche zuverlässige Wahrheit sind, sind mit diesen Heilstatsachen kompatibel.

  4. Ich habe halt die Sorge, dass wir am Ende Gott selbst auf die Anklagebank setzen und uns damit schwer versündigen. Zum einen glaube ich dass allem voran die Tora nicht dermaßen falsch auf bzw. abgeschrieben wurde, also auch nicht 4.Mose 31. Bei allem würde ich gerne festhalten, Gott ist gerecht, hat schon immer gerecht gerichtet, richtet heute gerecht und wird es auf ferner tun. Die großen Fragen sind: „Darf Gott selbst töten oder es beauftragen?“ „Darf Gott auch Menschen töten (lassen) die (selbst) nichts todeswürdiges getan haben oder (noch) nicht rechenschaftspflichtig sind?“ “ Wäre es irgendwie besser/gerechter wenn Gott die Jungfrauen auch töten lassen hätte und oder die Kinder dafür nicht“?

    Was genau die Hintergründe sind weswegen selbst Kinder hingerichtet wurden, wird uns nicht geschildert, aber selbst wenn es richtig überliefert ist, und es Gott genauso befohlen hat, wird Gott sich dabei etwas gedacht haben. Nur weil es uns nicht mitgeteilt ist darf oder sollte es uns zumindest nicht zweifeln lassen, ob Gott doch nicht nur gut ist. Auch sollten wir nicht meinen, dass solch große Fehler in der Bibel vorhanden sind. Auch hätte Gott sie an diesem Massenmord gehindert oder sie dafür bestraft, wenn es nicht sein Befehl gewesen ist.

    Fest steht für mich, Gott muss sich nicht erklären und wir haben trotzdem zu gehorchen. Und außerdem heißt es noch lange nicht das die Kinder für ewig verloren sind, nur weil sie aus diesem Leben genommen wurden. Und auch bei den Erwachsenen denke ich, dass sie Zeit hatten Buße über ihren Götzendienst zu tun, spätestens als die Israeliten anmarschiert kamen. Dieses hat aber scheinbar niemand getan. Bei einer Todesstrafe kann man auch nur vor der Vollstreckung Buße tun und das entscheiden anderen wann diese ist. Es gibt nun mal ein zu spät.

    Nur weil zu Salomo keine direkte Strafandrohung wegen seinen vielen Frauen bzw. dem Götzendienst erwähnt ist, wissen wir ganz klar, dass Gott ihn und allgemein vorher vor Götzendienst gewarnt hat und dass das seine Konsequenzen für ihn, seine Frauen und alle die das taten gehabt haben wird. Das gilt natürlich bis heute. Darauf können wir vertrauen. Gott können wir vertrauen das wie unangemessen uns Ausrottungsbefehle oder was auch immer scheinen mögen, da keine Leichtfertigkeit o.ä. hintersteckt.

    1. Lieber Fabio,
      Jeder Gläubige, der sich vom heiligen Geist inspirieren und zu tätigen Liebe motivieren lässt hat ein unbeschränktes Prüfungsrecht. (1.Kor 2,15) Wenn die Liebe in ihm stark genug ist, erkennt er diese Liebe auch in allen inspirierten Textteilen in der Bibel. Diese Erfahrung hast du offensichtlich nicht machen können.

      Hast du einen Blick für die Not der Menschen neben dir? Mich wundert, dass du die Tatsache, dass manche destruktiven Texte in der Bibel, die in der Geschichte immer wieder schwerste Schäden an Leib und Seele angerichtet haben, so gleichgültig zur Kenntnis nimmst. Ob es daran liegt, dass du zu wenig oder nur halbherzig in tätige Liebe investierst? Stehst du tatkräftig Menschen zur Seite, die sich durchs Leben quälen, damit sie nicht verzweifeln? Wenn du das tust, dann sollte dir das eigentlich diese Perspektive erleichtern.
      Befasse dich doch einmal ernsthaft mit den Folgeschäden deiner Bibelinterpretation in der Geschichte. Darüber informiert dich mein Essay unter bibelwahrheit-bibelwahn.de

      Ich bitte dich ihn durchzulesen ( nicht nur oberflächlich durchzublättern), und ernsthaft über das Gefährdungspotential der betreffenden Bibeltexte nachzudenken. Auf dieser Basis können wir uns dann gerne weiter unterhalten.

      P.S. dein anfängliches Lob im ersten Mail kann ich nur schwer einordnen. Ich hoffe, du meinst es ehrlich mit deinem Schreiben. Wenn du wirklich so denkst wie du hier schreibst, was gibt es da bei mir zu loben? Warum diskutierst du mit mir, wenn es sowieso für dich klar ist, dass du keine Argumente gelten lässt, sondern nur deine bisherige Sichtweise bestätigt haben willst?

    1. Lieber Fabio,

      ich habe den den Artikel von „evangelium 21“ zum biblischen Massenmord gelesen. Ich frage mich, wieso er deine Bedenken hat mildern können. Das sind die gängigen Ausreden der bibeltreuen Szene (mehr nicht), mit denen man versucht, geistlich verantwortbares Denken einzuschläfern.

      Hauptanliegen des Autors ist, darzulegen, dass die Bibel keine Fehler enthalten darf, sonst wäre angeblich nichts mehr darin vertrauenswürdig. Deswegen müsse der Gläubige blind auf die Tradition vertrauen, die angeblich eine unfehlbare Bibel hat entstehen lassen. Deswegen müssen auch die Massenmordberichte als inspiriert und unfehlbar gelten. Müssen sie?

      Bevor du dich mit dieser abstrusen Massenmord-Argumentation befasst, solltest du dir andere und überzeugendere Bibelverständnisse ansehen, die nicht auf Angst basieren, sondern auf dem Vertrauen, dass der heilige Geist auch heute noch den Gläubigen in alle Wahrheit leiten kann und will:

      matth2323.de/bibelverstaendnisse/

      Nur mit Hilfe der Angst, dass beim genauen Hinschauen der Glaube weg wäre, können auch mangelhafte Argumente den Hörern schmackhaft gemacht werden.

      Echter Glaube kann nicht von außen zerstört werden, genauso wenig wie der Geist Gottes zerstört werden kann.

      Der Autor hat viele Worte gemacht – ich werde mich kurz fassen. Es genügen wenige Hinweise.

      Der schlimmste Text, in 4Mo 31,14-18, wird vorsichtshalber von Paul Coulter erst gar nicht zitiert. Bereits das ist unehrlich, denn eine überzeugende Argumentation muss ja auch dem worst case standhalten.

      Eine präzise Untersuchung ist verfügbar unter matth2323.de/frommer-massenmord

      In 4Mo 31,14-18 heißt es, dass Frauen allein deshalb getötet werden sollen, „weil sie schon einen Mann gehabt haben“. Jungfrauen dürften dagegen am Leben bleiben. Die Kategorie der Sündhaftigkeit spielte also gar keine Rolle bei der Selektion.

      Und die Kinder? Paul Coulter tröstet sich damit, dass nur 3,5% der Kanaaniterkinder getötet wurden. Wie soll man denn das bewerten?

      Gegen Kriegsende haben Nazis 20 Kinder in einer Hamburger Schule aufgehängt. Andere Nazis waren verantwortlich für die Tötung hunderttausender Kinder in Auschwitz. Ist das Verbrechen an den 20 Kindern in Hamburg in milderem Licht zu sehen, weil es nur wenige waren -„peanuts“ sozusagen?

      Ist diese Tat in milderem Licht zu sehen, wenn man bedenkt, dass allen diesen Kindern unmittelbar darauf sämtliche Freuden des Himmels offenstanden?

      Paul Coulters ist der Ansicht, dass die Massenmordbefehle notwendig seien, „damit wir verstehen, dass Gott die Sünde richten muss.“

      Wenn die Kanaaniter wegen Verführung zum Götzendienst vorsorglich vernichtet werden mussten, wieso konnte König Salomo dann völlig unbehelligt seinen vielen Frauen Götzentempel bauen? Ihm selbst wurde keine Strafe angekündigt. Seine Frauen auch nicht. Es wurde ihm nicht einmal eine Strafe für den Fall angedroht, dass er mit dem Götzendienst weitermachte wie bisher. All das steht doch auch in der Bibel: 1Kö 11.

      Was sollen wir denn daraus über „Gottes Gerechtigkeit“ lernen?

      Am besten lernen wir doch durch Selbsterkenntnis. Wer den Segen der Liebe erkennt und Liebe geben möchte, so wie sie Jesus gab, der erkennt doch am tiefsten die eigene Sündhaftigkeit, die „Hölle in uns“, die Selbstbezogenheit, den übersteuerten Selbsterhaltungstrieb, der tagtäglich den Auftrag der Liebe so schwer macht. Für den Menschen, der Mut hat, das eigene Versagen anzuschauen, gibt es genug Anlass, das Wunder von Gottes Vergebung zu bestaunen.

      Und wer in dieser Weise liebt, der erkennt auch, welche Texte in der Bibel dem Wachstum der Liebe dienen können und inspiriert sind und welche Texte nicht (spirituelle Resonanz).

      Dass der Gläubige für diese Erkenntnis Massenschlächtereien braucht, das ist nur die Wahnvorstellung einer verblödenden Theologie, die von evangelikalen Schriftgelehrten verteidigt wird.

      Wenn man eine Kaffeemaschine missbraucht, um damit Steine zu mahlen, muss man dann überrascht sein wenn sie zu guter Letzt nicht einmal dazu zu gebrauchen ist, damit Kaffee zu mahlen?

      Die Christenheit täte sich selbst einen guten Dienst, wenn sie fortan auf theologische Ausbildung ganz verzichten würde. Mit der Position eines Theologen sind heute zu viele materielle Vorteile verbunden. Niemand wagt, diese Vorteile aufs Spiel zu setzen, indem er das ausspricht, was eigentlich gesagt werden müsste.

      Bis heute bestreiten diese Theologen, dass ihre Argumentationsgrundlage zentralen Anliegen der Bibel widerspricht:

      matth2323.de/sollte-gott-gesagt-haben/

      In Verfolgungszeiten – wie zu Zeiten der frühen Christenheit – ist es anders. Da wird es vielen Gläubigen Ermutigung und Ansporn sein, wenn sie zu tapferen Hirten aufschauen können, die sich auch durch Verluste und Nachteile in ihrem Glauben nicht erschüttern lassen.

      In Zeiten, wo man mit Theologie Geld verdienen kann, ist die Theologie ständig von Eigennutz korrumpiert und entsprechend wenig lernfähig. Wovor auch schon Jesus warnte (Mt 23). Was belehrst du andere und belehrst dich selber nicht? (Rö 2,21) Sollten Christen, die Gott ehren wollen, so handeln?

      Siehe den Beitrag matth2323.de/hierarchie-und-inspiration/

  5. Hallo Christian,

    du schreibst so wahre und gute Dinge, die einem wirklich die Augen öffnen. Besonders was geistlichen Missbrauch angeht und destruktive Bibelstellen. Ich würde dich und oder ähnliche Christen sehr gerne mal persönlich kennen lernen und gemeinsam schwierige Bibelstellen erörtern. Vielleicht kannst du ja Gemeinden oder Hauskreise empfehlen?

    Alles Liebe dir und eine gesegnete Weihnachtszeit

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