Folgen der Gleichgültigkeit gegenüber dem Recht

Nicht selten erwartet die Gemeinde vom Täter nicht mehr, als dass er eine “Entschuldigung” für sein Verhalten ausspricht. Das Opfer ist verpflichtet, diese Entschuldigung anzunehmen, auch wenn der Täter nichts zur Schadensminderung beiträgt. Dieser Missbrauch von Entschuldigungsfloskeln, mit denen man sich der tätigen Reue entzieht, hat sich wie eine Seuche weit verbreitet.

Dabei geht es gar nicht um “Schuld vor Gott”. Schuld vor Gott ist in dem Augenblick vergeben und nicht mehr existent, in dem sie vor Gott bekannt und eingestanden wird. „Wenn wir aber unsere Sünden bereuen und sie bekennen, dann dürfen wir darauf vertrauen, daß Gott seine Zusage treu und gerecht erfüllt: Er wird unsere Sünden vergeben und uns von allem Bösen reinigen.“ (1.Jo 1,9).

Es geht hier um Verantwortlichkeit. Wer ein Kind zeugt, ist für dieses Kind verantwortlich. Wer Leute wirbt, in sein Geschäft zu investieren, ist für seriöse Geschäftsführung verantwortlich. Wer ein Haustier hat, ist verantwortlich für den Schaden, den es anrichtet. Wer Leid fahrlässig oder mutwillig verursacht, soll sich dafür verantwortlich sehen und zur Linderung dieses Leids nach Kräften beitragen.

Die Gemeinde wacht darüber, dass die Notwendigkeit der tätigen Reue gesehen und nicht vernachlässigt wird. Das ist gemeint mit „Weinet mit den Weinenden“ (Rö 12,14) und „mitleiden“ (1.Kor 12,26). Sentimentale Floskeln des Bedauerns und eine schauspielerisch gelungene Trauermiene werden weder erwartet noch genügen sie.

Wenn der Geschädigte jetzt keine Ruhe gibt, dann wird vom ihm erwartet, dass er in eine andere Gemeinde ausweicht, wo er dem Täter nicht immer wieder begegnen muss. Damit hält man allen Ernstes das Problem für gelöst! Ob der erlittene Schaden wiedergutgemacht wird, interessiert kaum jemanden. Dass nun ein unheilbarer, ständig schmerzender Riss zwischen den Gliedern des Leibes Christi bestehen blebt, stört auch nicht.

Wieviel hat man dann wohl von der Einheit des Leibes Christi verstanden: “Wenn ein Teil des Leibes leidet, dann leiden alle anderen Körperteile mit” (1.Kor 12,26) ?

Artikel aktualisiert am 25.04.2018

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