Es muss einmal gesagt werden: Eine ehrliche und aufgeschlossene Gesprächskultur ist unter bibeltreuen Christen praktisch nicht vorhanden. Wie schön wäre es, wenn es so wäre! Was für ein wunderbares Glaubenszeugnis wäre das! Doch wen stört diese Not?
Wie oft, ja eigentlich fast immer, wird auf ehrliche und berechtigte Fragen und auf den Wunsch nach Überprüfung des erlernten Schriftverständnisses mit andressierter Panik, Empörung und sofortigem Abbruch des Kontaktes reagiert („Einüben der Verlustangst„). Denn man ist ja wieder und wieder belehrt worden, dass man mit dieser gedankenlosen Abstoßungsreaktion ein Verdienst vor Gott erwerben würde, dass man sich mit der billigen Zustimmung zu „allem, was die Glaubensgemeinschaft vorgegeben hat“, als besonders „glaubenstreu“ bewähren würde – ohne zu bemerken, dass dieselbe allergische Reaktion fernab jeglicher Selbstprüfung das Typische aller nach Macht und Einfluss strebenden Glaubensgemeinschaften ist.
Bis heute weiß die fromme Klientel über tragfähige Alternativen zur Chicago-Erklärung („Erklärung zur Irrtumslosigkeit der Bibel“) so gut wie nichts, nichts oder kaum etwas über bessere Alternativen, die für spirituelles Wachstum und für die Persönlichkeitsentwicklung wesentlich fruchtbarer und hilfreicher sind. Was ist eigentlich dagegen zu sagen, dass jeder Gläubige das Recht hat, sich über Stärken und Schwächen unterschiedlicher Bibelverständnisse zu informieren (matth2323.de/bibelbrillen)? Zumal die Chicago-Erklärung den Gläubigen nachweislich immer wieder zur Verdrängung, ja viele sogar zur Lüge verleitet, und dennoch denselben Unfehlbarkeitsrang beansprucht wie das heilige mündliche Gotteswort.
Hat Jesus auch die Lüge und die Verdrängung gebraucht? Gehört nicht auch die Chicago-Erklärung wie jedes von Menschen gemachte Produkt auf den Prüfstand? Warum eigentlich nicht? „Prüfet alles“ (1Thess 5,21 / ältester Brief des NT!) (Beitrag: Sollte Gott gesagt haben?)
Wie viele bibeltreue Websites erlauben von vornherein keinen ehrlichen Austausch und schon gar nicht erlauben sie Gläubigen, Artikel auf der eigenen Plattform zu verfassen, die auf gravierende Fehler hinweisen. Warum? Warum nur will man allgemein als Lichtgestalt gelten, deren Führungsanspruch nicht in Frage gestellt werden soll? Warum eigentlich nicht? Es mag Ausnahmen zu dieser Einstellung geben, aber diese sind doch sehr, sehr selten!
(Ganz anders unsere Webseite „matth2323.de„: ALLE Kommentare werden veröffentlicht, beantwortet sowie zur weiteren Kommentierung bereitgestellt. Jeder, der anderer Meinung ist, darf hier veröffentlichen. Denn wir wollen einen überzeugenden Beitrag dazu leisten, dass sich gläubige Christen das nötige Niveau einer ehrlichen Gesprächskultur aneignen können, dass sie lernen andere Ansichten mit Geduld und Aufmerksamkeit anzuhören und diese zu prüfen, insbesondere wahrzunehmen welche Gedanken des Gesprächspartners nachvollziehbar, gut begründet und hilfreich sind, um sich schlussendlich als mündige und gut informierte Menschen zu entscheiden.)
Allzu viele bibeltreue Youtube-Videos erlauben von vornherein überhaupt keine Kommentare. Konkurrenz, die besser argumentiert, ist nicht erwünscht. Selbst wenn Kommentare erlaubt sind, bleibt ein Hinweis auf offensichtliche Fehler schwierig, da ein Heer von Followern sofort dutzendweise den eigenen Beitrag mit dümmlichen „Amen, Halleluja“ Kommentaren ganz schnell nach ganz hinten verschiebt. Im Interesse eines seriösen Dialoges wäre es wünschenswert, dass solche gedankenlosen Nachplapper-Kommentare automatisch gelöscht werden.
Von den üblen manipulativen Tricks, die bei vielen bibeltreuen Christen leider völlig normal, aber mit dem Gebot der Wertschätzung anders geprägter Mitmenschen unvereinbar sind, sollte man sich inzwischen eigentlich distanziert haben. Doch weit entfernt. Man bedient sich ihrer ungeniert weiter und es interessiert niemanden, wie übel der Eindruck auf Außenstehende wirkt.
(Dazu bieten die Kommentare auf unserer Webseite ein reichhaltiges Anschauungsmaterial. Wie oft flüchtet man sich, sobald das Fragen zu ehrlich wird, ins Phrasenhafte und der Kontakt wird für immer abgebrochen. Was ist bei dieser Einstellung wohl der Andersdenkende und sein Schicksal wert? Hat er wirklich keine triftigen Gründe für seine abweichende Einstellung? Wen interessiert es? Nur sich nicht verunsichern lassen! Besser der Gesprächspartner wird zur Unperson, zur Null und interessiert nicht mehr. Doch es bleibt die Frage: War Jesus auch so? Ganz bestimmt nicht!)
So ist die bibeltreue Fraktion eigentlich immer auf der Suche nach schlecht informierten Mitmenschen, die sich auf das von der Tradition vorgegebene Chicago-Bibelverständnis einschließlich der gedankenlosen Angst vor Informationen dressieren und sich in der Denkweise problemlos klonen lassen.
Man ist wirklich erstaunt, in welchem tiefen Wahn die bibeltreue Fraktion immer wieder neu befangen ist, dass sie allen Ernstes meint, mit dieser Haltung der Unfähigkeit zur Selbstüberprüfung und mit dem unverbesserlichen Drang nach narzisstischer Bevormundung anderer Menschen trotz deutlich mangelhafter Argumente, einen „göttlichen Auftrag“ als moralischer Wegweiser für Menschen in unser Gesellschaft zu haben.
