Befiel du deine Wege…. (Paul Gerhardt)

Paul Gerhardt – Befiehl du deine Wege

  1. Befiehl du deine Wege
    und was dein Herze kränkt
    der allertreusten Pflege
    des, der den Himmel lenkt.
    Der Wolken, Luft und Winden
    gibt Wege, Lauf und Bahn
    der wird auch Wege finden,
    da dein Fuß gehen kann.
  2. Dem Herren musst du trauen,
    wenn dir’s soll wohlergehn;
    auf sein Werk musst du schauen,
    wenn dein Werk soll bestehn.
    Mit Sorgen und mit Grämen
    und mit selbsteigner Pein
    lässt Gott sich gar nichts nehmen:
    es muss erbeten sein.
  3. Dein ewge Treu und Gnade,
    o Vater, weiß und sieht,
    was gut sei oder schade
    dem sterblichen Geblüt;
    und was du dann erlesen,
    das treibst du, starker Held,
    und bringst zum Stand und Wesen,
    was deinem Rat gefällt.
  4. Weg hast du allerwegen,
    an Mitteln fehlt dir’s nicht;
    dein Tun ist lauter Segen,
    dein Gang ist lauter Licht.
    Dein Werk kann niemand hindern,
    dein Arbeit darf nicht ruhn,
    wenn du, was deinen Kindern
    ersprießlich ist, willst tun.
  5. Und ob gleich alle Teufel
    hier wollten widerstehn,
    so wird doch ohne Zweifel
    Gott nicht zurücke gehen;
    was er sich vorgenommen
    und was er haben will,
    das muss doch endlich kommen
    zu seinem Zweck und Ziel.
  6. Hoff, o du arme Seele,
    hoff und sei unverzagt!
    Gott wird dich aus der Höhle,
    da dich der Kummer plagt,
    mit großen Gnaden rücken;
    erwarte nur die Zeit,
    so wirst du schon erblicken
    die Sonn der schönsten Freud.
  7. Auf, auf, gib deinem Schmerze
    und Sorgen Gute Nacht!
    Lass fahren, was das Herze
    betrübt und traurig macht;
    bist du doch nicht Regente,
    der alles führen soll:
    Gott sitzt im Regimente
    und führet alles wohl.
  8. Ihn, ihn lass tun und walten!
    Er ist ein weiser Fürst
    und wird sich so verhalten,
    dass du dich wundern wirst,
    wenn er, wie ihm gebühret,
    mit wunderbarem Rat
    das Werk hinausgeführet,
    das dich bekümmert hat.
  9. Er wird zwar eine Weile
    mit seinem Trost verziehn
    und tun an seinem Teile,
    als hätt in seinem Sinn
    er deiner sich begeben
    und solltst du für und für
    in Angst und Nöten schweben,
    als frag er nicht nach dir.
  10. Wirds aber sich befinden,
    dass du ihm treu verbleibst,
    so wird er dich entbinden,
    da du’s am mindsten gläubst;
    er wird dein Herze lösen
    von der so schweren Last,
    die du zu keinem Bösen
    bisher getragen hast.
  11. Wohl dir, du Kind der Treue!
    Du hast und trägst davon
    mit Ruhm und Dankgeschreie
    den Sieg und Ehrenkron;
    Gott gibt dir selbst die Palmen
    in deine rechte Hand,
    und du singst Freudenpsalmen dem,
    der dein Leid gewandt.
  12. Mach end, o Herr, mach Ende mit aller unsrer Not;
    stärk unsre Füß und Hände
    und lass bis in den Tod
    und allzeit deiner Pflege
    und Treu empfohlen sein,
    so gehen unsre Wege gewiss zum Himmel ein.